3.2 Even if, you wouldn't understand

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Zum Abendessen kehrte ich zu Hause ein.
Den Rest des Tages hatte ich mit Monty und Leighton in der Stadt verbracht, um die Geschehnisse des ersten Schultages unseres Senior Jahres auszuwerten.
Widerwillig standen da natürlich Arthur und Caleb im Mittelpunkt.
Leighton konnte sich mit den beiden immer noch nicht anfreunden und verfluchte Monty mit seiner Freundlichkeit dafür, die beiden an unseren Tisch geschleppt zu haben.
Monty hatte weder gegen Arthur noch gegen Caleb etwas auszusetzen und fand beide mit ihrem ersten Eindruck des heutigen Tages komplett okay, wenn auch gegensätzlich.
Ich schloss mich ihm an und unterstrich in Gedanken, dass es keine schlechte Idee war sich auf Arthurs Anfrage und mit Monty zusammen in einer Ecke im Französischraum zu setzen
Ich saß neben Monty und, Arthur, der fließend Französisch konnte, vor uns.
Nebenbei diskutierten die Jungs auch noch darüber, wann sie das Casting für die Lückenfüller der Schulband veranstalten sollten.
Monty und Leighton waren die letzten Überbleibsel unserer Schülerband Sunrise. Die anderen beiden Mitglieder hatten letztes Schuljahr ihren Abschluss gemacht und sich zum studieren abgeseilt.
Mich erfüllte es mit erstaunen, dass Leighton sich so leicht darauf einließ nicht mit Monty als Duo weiter zu machen, sondern nach neuen Talenten zu suchen.
Generell überraschte es mich, dass er, wenn es um seine Gitarre und Musik ging seine Schüchternheit vergessen konnte. Sobald er an einem Mikrofon stand und dazu seine Gitarre in der Hand hielt, war er ein komplett anderer Mensch.
Leighton und Monty  einigten sich auf den Freitag in zwei Wochen. In dieser Zeit hätten sich alle wieder in den Unterricht eingefunden und die beiden den Schlüssel für den Probenaum erhalten.
Bevor wir uns aus dem Cafe in der kleinen Geschäftsstraße lösten, versuchten wir eine Lösung dafür zu finden, dass Celine nicht mehr von der einen Beziehung in die nächste rannte und irgendwann einen Status zugeschrieben bekommen würde, den sie nicht haben wollte.
Dafür jedoch einen Ausweg zu finden war schwer, wenn man bedachte, dass sie in diesem Moment mit Caleb herum hing in den sie sich auf Anhieb verguckt hatte.
Die zwei hatten heute in der Pause zwischen den letzte Stunden in Tür und Angel ein Date ausgemacht, welches Arthur und ich mit vielsagenden Blicken stumm kommentiert hatten.
In Französisch verriet er mir, dass Calebs Interesse an einer Frau nie lange andauerte und sich die Aufregung der beiden schnell wieder legte.
Celine schob mir noch in Biologie einen Zettel zu, dass sie gleich, wenn sie am Abend wieder zu Hause wäre, mit Ross Schluss machen würde.
Der Arme tat mir wirklich herzlich Leid.

Meine Eltern saßen bereits am gedeckten Abendbrottisch, als ich mich in der Haustür von Leighton verabschiedete. Der schlurfte mit einer gequälten Haltung zu seinem Elternhaus meinem gegenüber. Zwischendurch drehte er sich unsicher um und winkte mir mit gestelltem Lächeln zu.
"Willst du mit bei uns essen?" plärrte ich ihm zu.
Er schüttelte den Kopf und entgegnete, dass es hinter den Wänden noch ruhig war und sein Vater Spätschicht hatte.
Besorgt wartete ich, bis er in seinem Haus verschwand, eh ich der Straße den Rücken zukehrte und durch den Flur strich.
Hunger hatte ich nicht.
Vor keiner Stunde hatte ich das letzte Stück Kuchen und einen Donut im Cafe gegessen und nach Kartoffel- und Brokkoliauflauf stand mir der Sinn nicht.
Um dennoch nicht mit leerem Magen in meinem Zimmer zu verschwinden, kramte ich mir einen Joghurt aus dem Kühlschrank, pickte mir einen Löffel aus und setzte mich zu meinen Eltern an den Tisch.
Wie üblich fragten sie mich nach meinem heutigen Tag aus. Ich erzählte ihnen, was ich nur konnte und was ich noch wusste.
Als Highlight ließ ich jedoch den wirklich außergewöhnlichen Morgen mit Arthur und Caleb aus.
Ich hatte noch nicht herausbekommen, in was für einer Sprache Arthur Caleb am Morgen zusammengeschissen hatte, aber es klang auf jeden Fall europäisch, Französisch schloss ich jedoch mit Gewissheit aus.
"Wie hat Leighton den ersten Schultag überstanden?" wollte Mom mit einem breiten aufforderndem Lächeln wissen.
Das hatte sie immer auf ihren Lippen, wenn es um meinen besten Freund ging. Als ich vierzehn wurde hatte sie angefangen nur so zu lächeln, sobald sich Leighton in meiner Nähe aufhielt.
Sie bildete sich mit gesunder mütterlicher Fantasie ein, dass wir beide irgendwann als Paar über die Türschwelle kamen.
Für mich war das nicht voraus zu sehen. Leighton ist wie mein ruhiger und gleichaltriger Bruder mit dem ich über alles reden konnte und der der beste Zuhörer in diesem Universum verkörperte.
Unsere Freundschaft existierte bereits von früher Kindheit an und gestritten hatten wir uns seit dem nicht ein einziges mal.
"Gut, denke ich. Aber er sah wieder sehr Müde aus und hatte Augenringe." und hat sich heute vor den Neuen von seiner besten Seite gezeigt, fügte ich im stummen an und seufzte.
"Hat er etwas verlauten lassen, dass es bei ihm wieder Knatsch gab?" Dad sah mich prüfend an.
"Kein Wort. Aber die Frage ist, wann sich Lory und Charlie nicht streiten." bekümmert sah ich zwischen meinen Eltern hin und her.
Die antworteten mir im selben Atemzug mit einem synchronen Seufzer.
"Der Junge muss da raus!" beschloss Mom und schnitt an ihrem Brokkoliauflauf herum. „Definitiv, das ganze Gezeter seiner Eltern wirkt sich nicht gut auf ihn aus. Der arme wird Angst haben feste Bindungen einzugehen, wenn er noch länger dabei zu sieht und hört, wie seine Eltern sich gegenseitig die Köpfe abreißen." Dad runzelte die Stirn und warf einen Blick aus dem Fenster im Esszimmer, welches das Haus der Griffith' s uns gegenüber offenbarte.
"Das ist er schon, Dad. Seit Charlie damals Mist gebaut hat." brachte ich ihn aufs laufende. „Dass Lory das nicht ernst nimmt." wetterte Mom über ihre beste Freundin und stützte ihren Kopf auf den Händen ab.
"Sie hackt noch auf ihn herum, dass er etwas mehr aus sich herauskommen soll und er  nie ein tolles Mädchen finden wird.
Dass ihm die halbe Mädchenschaft der Schhule zu Füßen lag, weil er aussah wie ein Rockstar und verdammig gut singen und Gitarre spielen konnte, interessiert sie nicht. Genauso wenig waren seine Eltern auch bei einem seiner Konzerte mit Sunrise!" ließ ich mich über die Familie aus, mit der wir vor wenigen Jahren sogar gemeinsam in den Urlaub gefahren sind.
Doch nachdem Mr. Griffith seiner Frau fremdgegangen war hing diese Freundschaft und der Haussegen bei ihnen schief.
Mein Verhältnis zu Leighton dagegen wurde nur noch stärker.
"Der Junge ist Bombe und seine Schüchternheit hat sie ihm zu verdanken und dass sie diese ganzen Streitereien immer provoziert.
Charlie hat mehrfach geschworen, dass seine Tat falsch war. Er musste in den letzten Jahren sieben mal seine Nummer wechseln, weil Lory es so wollte. Ich erkenne sie nicht mehr wieder.
Sie hat gelernt besser zu spionieren als das FBI und die NSA gemeinsam." Mom zog ihre Mundwinkel nach unten und die gute Stimmung am Tisch kippte.
Für uns drei war es schwer Leightons Eltern zu verstehen und uns dreien tat er leid.
So übel wie es auch klingen mochte, wir hofften sogar, dass Leighton eines Tages Nachts an meiner Fenstertür stand und mir sagte, dass seine Eltern sich trennen werden.
Leighton war schon immer ein ruhiger Mensch, bis auf seine Konzerte mit Sunrise, mied er große Menschenansammlungen, hasste lautes Gerede und am allermeisten verabscheute er Streitereien.
"Charlie ist ein ganzes Bündel angespannter Nerven, was jeden Moment hochgehen kann.
Für Leighton muss das die Qual sein." Dad ließ seine Züge ebenfalls hängen und schob seinen leeren Teller vor sich hin.
Mom zwängte sich ein Lächeln ins Gesicht, hob den Kopf und klatschte in die Hände.
"Das einzige was du für ihn machen kannst, Kaileigh, und was du sehr gut tust, ist uneingeschränkt für Leighton da zu sein und ihn so oft von seiner Familie abzubringen, wie du nur kannst. Du darfst damit nicht aufhören und, wenn ihr fertig mit der Schule seid, schleifst du ihn mit dir aus Salisbury und sorgst dafür, dass er seinen Traum vom Rockstar lebt." redete sie die Laune wieder gut und strahlte mich aus Augen an, die meinen ähnlich waren.
Groß, rund und bernsteinbraun.
"Ich hatte nicht vor ihn irgendwann für einen anderen neuen besten Freund sitzen zu lassen."
Beiläufig stellte ich meinen Löffel in den leeren Joghurt und rollte mit dem Blick zu meiner Mutter mit den Augen.
"Das wissen wir doch, Kai. Leighton könnte keine bessere beste Freundin haben." säuselte Dad und streckte den Arm aus, um meine Schulter zu tätscheln.

DeadendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt