5.2 Why do you trust him but not me?!

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Das letzte gute Sommerwetter und die Abwesenheit von Montys Eltern nutzend fanden wir uns nach dem Freitag des mehr oder weniger gelungenen Castings versammelt bei ihm ein.
Im Radio wurde die Woche immer und immer wieder davon geredet, dass jetzt, gegen Ende September, die Regensaison langsam wieder über den Bundesstaat Maryland ziehen sollte.
Das jetzige Wochenende sollte also das letzte mit warmen und kitzelnden Sonnenstrahlen sein, bevor sich der Sommer für die nächsten neun Monate verabschiedete.
Hinter Montys traditionell amerikanisch gebautem Haus befand sich eine riesige Grünfläche mit einem angrenzenden Wald, die er und seine Familie als ihren Garten bezeichneten, obwohl dieser Abschnitt der Stadt Salisbury gehörte.
In unserem üblichen vierer Gespann hatten wir beschlossen, wie in den Jahren zuvor, den Sommer mit einem gemütlichen Grillabend und einer Übernachtung in Zelten ausklingen zu lassen.
Monty hatte sich über den Tag um alles gekümmert und nun am späten Nachmittag, hatten meine Eltern Leighton und mich bei ihm abgesetzt.
Celine wuselte bereits bei Monty durch den 'Garten' und versuchte mit ihm ein Zelt aufzubauen. Dabei betrachtete sie die Anleitung zu diesem, als hätte man sie in chinesischen Schriftzeichen verfasst.
Monty hantierte mit den Streben und fuchtelte wie ein fechtender Pirat mit ihnen herum.
Kurzum gefasst, die beiden wirkten planlos, aufgeschmissen und überfordert, so als hätten sie noch nie ein Zelt aufgebaut.
"Ihr seht aus, als könntet ihr Hilfe gebrauchen." rief ich mit einem amüsierten Lächeln, als Leighton und ich in guter und spätsommerlicher Stimmung um Montys Haus herum liefen und zu den beiden dazu stießen.
"Die brauchen wir tatsächlich!" ging Monty mit einem erleichterten Ton auf mein Angebot ein. Leighton und ich legten unsere Taschen auf der alten Biertischgarnitur in mitten des Zeltchaos, einem alten Grill und Montys aus dem Keller herauf getragenem Mischpult - auf welchem Musik dudelte - ab.
"Wir brauchen keine Hilfe, Montgomery und ich haben hier alles unter Kontrolle." Celine zottelte an der Anleitung herum und riss eine Seite ein. Ihre Reaktion darauf war ein lautes und entgleistes fluchen.
Leighton hob die Augenbraue und wir beide wussten, dass die beiden gar nichts in ihrem Handeln unter Kontrolle hatten.
"Du nennst Monty nur bei seinem verhassten Vornamen, wenn ihr kurz davor seid euch gegenseitig die Augen auszukratzen." enttarnte Leighton was offensichtlicher nicht sein konnte und joggte über den Rasen, um Monty dabei zu helfen die Streben zusammen zu stecken.
Ich lief einen Bogen um die blaue Plane, die in geraumer Zeit zu einem Zelt werden sollte und inspizierte, nach langer und lauter Diskussion mit Celine, die Aufbauanleitung - sie wollte sie nicht an mich übergeben, gab aber nach als sie die angerissene Seite in der Hand hielt und die Anleitung auf dem Boden landete.
"Verdammt, das Ding hätte fast gestanden und dann hat Monty den Scheiß einfach losgelassen!
Wir hätten das auch ohne euch hinbekommen!" Celine raufte sich ihre braunen Haare, die meliert mit Strähnen in allen erdenklichen Farben im Sonnenlicht leuchteten.
"Ich habe die Stangen nicht losgelassen. Du hast mir die Dinger aus der Hand gerissen, weil du meintest, dass du es besser hinbekommen könntest, als ich." hackte Monty stampfend zurück, während ich Leighton nebenbei strikte Anweisungen gab, wie er was zu stecken und zu stellen hatte, damit aus dem Häufchen Elend am Boden ein Zelt entstand.
"Beim übergeben hast du los gelassen und dann wollte ich nachsehen, bei welchem Schritt wir waren!" hämmerte Celine zurück und verengte die Augen.
"Das musst du jetzt oben zusammen führen." wies ich Leighton an, legte die Anleitung zur Seite und griff ihm unter die Arme, als er nach Hilfe fragte.
"Ich habe dir nichts übergeben! Du meintest, dass du schon tausendmal ein Zelt aufgebaut hast und Ahnung davon hast, wenn ein Zelt nicht nach einem Zelt aussieht!" Monty warf mit donnernder Stimme die Arme in die Luft und lief Kreise in den Boden.
"Leighton, du haust die Heringe in den Boden, ich stecke sie vorher an die notwendigen Stellen." gab ich meinem folgsamen und nicht blockenden besten Freund zum Befehl.
Er nickte, beäugte Celine und Monty mit dem selben altbekannten spöttischem Stirnrunzeln, wie ich und eilte zu der Tüte, aus dem das Zelt von unseren Freunden kam.
"Wir wären schon tausendmal fertig, wenn du mir die Dinger ohne Protest übergeben hättest!" bläkte meine beste Freundin und deutete mit einem frisch lackierten Fingernagel auf das halbfertige Zelt.
Alle beide hielten in ihrer kindischen und unnötigen Streiterei inne und formten ihre Münder zu einem stummen und verdutzten „Oh!" Als sie sahen, wie weit wir bereits in wenigen Minuten gekommen waren.
Lässig warf Leighton mir die Heringe zu, kümmerte sich um einen Hammer, den er in dem offenen Schuppen der Andersons fand und lief wieder in meine Richtung zurück.
In der Zwischenzeit hatte ich alle Heringe in den Boden gepieckst, so dass Leighton sie nur noch rein schlagen musste.
"Wie macht ihr das immer?" Celine riss ihre Augen fassungslos auf und warf ihre Arme in die Luft.
"Was meinst du damit?" wollte ich sie mit einem schmunzeln auf meinen Lippen nicht ganz verstehen und watete über die Wiese zu der Biergarnitur um das Zelt von Leight und mir auszupacken und vorzubereiten.
"Ich meine, wie ihr das immer hin bekommt alles zu meistern, ohne euch gegenseitig den Kopf abzuschlagen." spezifizierte sie sich und stemmte die Hände in die Hüften.
Monty neben ihr seufzte und verzog seine Lippen zu einem offenmundigen und bewundernden Lächeln.
"Vertrauen." erklangen Leighton und ich in der selben Tonlage und zur selben Zeit unabhängig voneinander.
"Eine Menge vertrauen." untermalten wir, sahen uns mit dem identisch neckischen Lächeln an - welches er immer neckischer, frecher und besser zog als ich - und bekamen neidische und anerkennende Blicke von unseren engsten Freunden zugeworfen.
"Ich vertraue Monty auch und er hat es nicht hinbekommen das Zelt aufzuschlagen!" wetterte Celine zickig wie ein kleines Kind und verschränkte die Arme.
"Anscheinend hast du nicht so viel Vertrauen in mich, da du es mir ja aus den Händen reißen musstest!" fingen die beiden wieder mit ihrer Streiterei an.
Leighton rollte mit den Augen und zog mir im nächsten Moment den Kram für unser Zelt aus der Hand.
„Ihr hört jetzt auf mit dem Mist und baut unser Zelt auf." er schob Monty und Celine nacheinander zu uns herüber und drückte Monty die Bauanleitung in die Hand.
"Du machst die Anweisungen." gab er ihm ohne eine Miene zu verziehen die Aufgabe.
Celine setzte zu einem Konter an und ich drückte ihr die Hand auf den Mund. „Du tust gefälligst nichts anderes, als... WAS SUCHT IHR DEN HIER?!"
Aus dem Mischwald, der an der Lichtung hinter Montys Haus angrenzte stolzierten Arthur und Caleb mit gepackten Taschen in unsere Richtung und winkten uns zu, als hätten wir alle mit ihnen gerechnet.
Leightons und mein unabgesprochener Versuch Monty und Celine ihr Vertrauen zu beweisen zerbrach, so wie Leightons eben noch anhaltende gute Laune.
"Caleb!" Celine war nicht mehr zu halten und schoss über die Zeltplane hinweg in die Richtung, aus der ihre bessere Hälfte anspaziert kam.
Arthur machte einen Bogen und ging auf Sicherheitsabstand zu den beiden frisch Verliebten, die sich sofort gegenseitig in den Armen hingen.
"Alter, ihr habt euch aber Zeit gelassen. Ich habe schon gedacht, dass ihr gar nicht mehr kommt!" schimpfte Monty, eilte auf Arthur zu und begrüßte ihn mit einem lockeren Handschlag.
"Du wohnst am Arsch der Welt, Monty! Wir haben einen alten Spielplatz im Wald gefunden, Bunker aus dem zweiten Weltkrieg, den Bigfoot, aber nicht dein verdammtes Haus." zählte der Lockenkopf munter und außer sich auf und fuchtelte ausladend und untermalend mit seinen Armen herum.
Arthur warf mir ein strahlendes und von tiefen Grübchen umgebenes Lächeln zu und schwächlich und dümmlich erwiderte ich es, da es mir peinlich war, die beiden eben so angefahren zu haben.
"Was hab ich den bitte verpasst?" muffelte Leighton neben mir und ließ seine Mundwinkel hängen, als Arthur zu ihm schritt und es ebenfalls mit einem Handschlag versuchen wollte.
Doch Leighton verpasste ihm einen Korb, drehte sich wie beim Basketball spielen an ihm vorbei ging auf seine übliche Distanz zu Arthur.
Celine war mehr damit beschäftigt Caleb abzuschlabbern, als sich wieder auf das Zelt aufbauen mit Monty zu konzentrieren.
Monty schloss zu Leighton auf und versuchte ihn dazu zu bewegen sich nicht abzuschotten.
"Laut deinem und Leightons Gesicht, scheint unsere Überraschung aufgegangen zu sein."
Arthur strahlte noch immer wie die Sonne, und wandte sich mir zur Begrüßung zu.
Eigentlich hatte ich bei jemandem gelassenen, wie bei ihm auch mit einem Handschlag gerechnet, aber er Begrüßte mich vollkommen anders.
Als wären wir seit ewigen Zeiten Freunde, hauchte er mir zu erst einen Kuss auf die rechte und dann auf die linke Wange.
Seine Lippen ließen immer noch nicht von seinem Lächeln los, mich ließ es auch nicht locker, jedoch wurde es etwas unsicher, nach seiner unüblichen Begrüßung.
Er bekam dies mit, sah verlegen zu Boden und kratzte sich am Hinterkopf.
"Alte Gewohnheit aus meiner Heimat." erläuterte er kurz und fasste meinen Blick wieder. „Tut mir leid, Kaileigh." entschuldigte er sich mit einem peinlich Berührten Blick, der seine Wangen zum erröten brachte.
Ich blinzelte heftig und irritiert darüber, dass er eine ganz besondere Erziehung genossen haben musste - wenn er Mädchen die Tür aufhielt, von seiner Schwester geohrfeigt wurde und seine weiblichen Mitmenschen mit Wangenküsschen begrüßte.
Leightons Blicke stachen von der Seite in Arthurs und meine Rippen und anscheinend hatte sich die Überraschung nicht so ausgewirkt, wie Caleb, Arthur und Monty es erwartet hatten, wenn man von Leight ausging.

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