37.2 As It Changes

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"Selbstverständlich freue ich mich auf den Film." mit einem breiten Grinsen und einer Hand am Ohr durchforstete ich meinen Kleiderschrank nach etwas brauchbarem für mein Geburtstagsdate am Abend.
"Ich meine es ist Alice im Wunderland und er stammt aus Tim Burtons Hand einen besseren Film kann es nicht geben."
Arthur lachte erleichtert am anderen Ende der Leitung.
Was hatte er von mir gedacht? Dass ich im Dreizack sprang?
Er wusste genau, dass ich Disneyfilme liebte und Filme von Tim Burton.
"Den Tisch habe ich vor einer Woche schon reserviert, also kann heute Abend fast alles gut gehen."
Die Begeisterung auf unseren gemeinsamen Abend schien in seiner Stimme ein wenig getrübt.
Ich zog ein Oberteil aus meinem Schrank und ließ es aus meiner Hand auf den Boden fallen.
Es passte doch nicht so, wie ich es auf den ersten Blick gedacht hatte.
"Was meinst du mit fast? Hat Celine doch ihre Party geplant und nach dem Kino erwarten mich alle im Foyer mit Partyhütchen und Tröten?"
Arthur gab ein Amüsiertes schnauben von sich und etwas bei ihm raschelte, als würde er sich auf sein Bett setzen oder sich in die Kissen lehnen.
"Ich konnte sie zum Glück davon abhalten. Dass du deinen Geburtstag in ruhigem Kreis feiern willst, passt ihr gar nicht."
Ich rollte mit den Augen und beschloss mein Outfit für den Abend später zu planen, wenn ich Arthur nicht mehr am Ohr hatte.
"Ich weiß, aber damit muss sie sich abfinden. Ich habe ihr klar gesagt, in den Prüfungen geht für mich die Schule vor, selbst wenn ich ein Jahr älter werde."
Begeistert war sie nicht, als sie überraschend zum Frühstück eintrudelte, mir überschwänglich mein Paket vorbeibrachte und dann wenig begeistert mitteilte, dass sie über das Wochenende mit Caleb in irgendein seltsames Museum fahren würde, weil ich meinen Geburtstag nicht richtig feiern wollte.
Ich ließ mich nicht von meinem Standpunkt abbringen und hatte ihr klar gemacht, dass wir alles nachholen könnten, sobald die Prüfungen überstanden wären.
"Sie wird drüber hinweg kommen. Das ist sie auch nach der Sache mit dem Disney World." erinnerte Arthur sich an die alte Geschichte, von der er erfahren hatte.
"Und apropos Disney, wusstest du dass die Grinsekatze auf der britisch Kurzhaar Katzenrasse basiert?" glänzte er mit dem nächstbesten Thema um mich abzulenken.
"Das hat mir Caleb heute Morgen gesteckt als..."
Ich seufzte. Arthurs Stimme verlor ihren munteren und aufgeregten Klang und wurde eisig kalt.
"Als du ihn geflissentlich ignoriert hast." vervollständigte ich für meinen Freund.
Arthur stieß die Luft aus.
"Du sollst nicht sauer auf ihn sein. Caleb hat es nur gut gemeint. Und ich habe es ihm aus dem Mund gekitzelt. Du solltest auf mich wütend sein, nicht auf ihn." machte ich ihm klar.
Ich freute mich auf den Abend mit ihm, aber auf der anderen seite lag immer noch diese unausgesprochene Wahrheit um Arthur von der ich so tun müsste, als wüsste ich sie nur zur Hälfte.
Immerhin konnte er sich dazu durchringen mir etwas darüber zu verraten.
"Es... Kai... ich bin nicht sauer. Ich bin enttäuscht und außerdem geht es neben Los Angles noch um einiges mehr, dass er dir hätte erzählen können und dass ich dir selber erzählen wollte."
Arthur schnaubte und lachte dann.
"Aber weißt du was? Das kümmert uns heute nicht." schob er galant zur Seite.
"Du hast heute Geburtstag, du stehst im Mittelpunkt und nicht meine Zankereien und Probleme mit Caleb. Um die kann ich mich später kümmern."
Erleichtert fuhr ich mir durch die Haare und schmunzelte.
"Mein Geburtstagskerzenwunsch war es, dass du dich wieder mit deinem besten Freund versöhnst, vielleicht kannst du ihn mir in den nächsten Tagen erfüllen."
Säuselte ich Hoffnungsvoll.
Arthur gab einen spöttisches Schnauben von sich.
"Oh Kailegh, ich könnte dir ganz andere Wünsche heute erfüllen und du denkst an sowas?"
Der Unterton in seiner Stimme ließ mich tiefrot anlaufen.
"Ich meine du weißt, Caleb und Celine sind weg, wir haben die ganze Etage mit meinem Zimmer für uns."
Ich versuchte mir sein schelmisches und teuflisches Grinsen vorzustellen und musste breit grinsen.
Vielleicht wäre es für mich heute soweit, vielleicht auch nicht.
Trotz diesen andauernden Anspielungen in den letzten Tagen, die von mir und ihm kamen, war es noch immer kein direkt ausgesprochenes und amtliches Thema.
Es wäre ja nicht so, dass es mich nicht reizen würde mit ihm mein erstes Mal zu haben.
Aber auf der anderen Seite hatte ich Angst.
Da waren Paare die warteten Jahre bevor sie das erste mal miteinander schliefen. Dann gab es Celine und Caleb und dann Arthur und mich.
Die Zeit noch Jahre zu warten hatten wir nicht wirklich, wenn ich bedachte dass Arthur entweder nach Los Angles oder nach Italien gehen würde. Doch ich wollte weder ihn noch mich unter Druck setzen.
So etwas sollte natürlich und nicht gezwungen von Statten gehen.
"Lass uns darüber reden, wenn es so weit sein sollte."
Ich biss mir auf die Wange.
"Ich wette dein Gesicht ist grade knallrot." erriet Arthur richtig.
"Dein teuflisches Lächeln muss grade dem der Grinsekatze gleichten." brummte ich und hielt mir den Kopf.
"Ich sehe wir kennen uns sehr gut, Kaileigh." summte Arthur selbstzufrieden.
"Weißt du was? Ich lass dich den Nachmittag mit deiner Familie genießen und wir feiern dann ausgiebig am Abend. Ich hab noch was mit meiner Familie zu regeln. Kim macht mal wieder Stress." seufzte Arthur mäßig davon begeistert unser Telefonat jetzt wohl beenden zu müssen.
In den letzten Wochen beschwerte er sich auch immer wieder, dass seine Schwester immer mehr Terror machte.
Angeblich schien die Sache mit der Polizei sich langsam zu häufen. Aber Arthur hatte irgendeinen Weg gefunden, dass ihm kein Polizist dieser Welt etwas anhängen konnte. Caleb hatte mir genervt verraten, dass seine Tante Unmengen an Geld für einen Guten Anwalt ausgab und sie Kimberly Eiskalt ins Messer laufen lies.
Ihren eigenen Anwalt hatte sie wohl in die Wüste geschickt mit der Meinung ihre Kriese selber lösen zu können.
Neben der Zickerei mit Caleb herrschte auch eine ziemlich dicke Luft zwischen Arthur und seiner älteren Schwester.
"Meine Eltern haben mir diese schreckliche Benjamin Blümchen Torte gekauft. Sie können es kaum erwarten, bis ich die Figur in der Mitte auspacke."
Arthur druckste. "Ich liebe diese Torten, aber mein Vater hat sie nicht mehr zugelassen, seid Caleb sich den Scherz erlaubt hat die Figur im Kuchen zu verstecken. Kimberly hat das Stück bekommen und sich fast n Zahn ausgebissen."
Ich lachte schallend los.
"Ich hätte es ihr gegönnt."
"Ich nicht. Zu der Zeit war sie noch wie eine Schwester für mich. Manchmal in dem vergangenen Jahr habe ich vergessen, dass wir verwandt sind, so fremd ist sie mir geworden. Ich hoffe sie fängt sich wieder." Arthurs Laune kippte wieder und ich wollte nicht, dass er so zu meinem Geburtstag klang.
"Du regelst jetzt alles mit ihr. Und wer weiß, vielleicht verbirgt sich unter meinem Outfit heute passende verführerische Unterwäsche und vielleicht habe ich dafür gesorgt, dass Caleb und Celine sich verkrümeln."
Das hatte ich natürlich nicht.
Arthur sollte nur an etwas anderes denken als sein schwesterliches Biest.
"Du bist so mies. Jetzt kann ich den ganzen Tag an nicht anderes mehr denken."
Ich warf ihm durch das Telefon ein küsschen zu.
"Das hab ich gern getan, Arthur. Wir sehen uns heute Abend."
Er brummte, erwiderte meine Worte mit einem schlechten Witz, wie er hätte von Caleb sein können und legte dann auf.
Kopfschüttelnd steckte ich das Telefon in die Ladestation zurück und widmete mich meinem Schrank.
Zweifelnd verzog ich den Mund.
Vielleicht sollte ich den Gedanken mit der Unterwäsche doch in Betracht ziehen.
Bis zum Abend wäre noch Zeit. Wichtig war für mich erstmal ein Outfit zu finden.
Meinen Geburtstag feierte ich nicht groß mit meiner Familie.
Ihr Geschenk am Morgen für mich war etwas Geld, ein neues Buch und ein Armband, dass ich bereits um mein Handgelenk trug und am Ende perfekt zu dem hellblauen Sommerkleid passte, auf das meine Wahl fiel.
Meine Haare würde ich zu einem hohen Zopf binden und vielleicht noch etwas Make-up auftragen, wenn es meine Laune zuließ.
Den Vormittag verbrachte ich damit, das Buch anzufangen, dass ich heute morgen ausgepackt hatte.
Überraschenderweise haben meine Eltern meinen Büchergeschmack getroffen und das ohne mich vorher zu fragen was ich aktuell überhaupt gern las.
Gegen Nachmittag ließ ich die kindische und für mich ungenießbare Kindertorte über mich ergehen, fand sie aber fast schon zum ersten mal genießbar in Gedanken daran, dass Arthur dieses privileg verboten wurde.
Nach dem Nachmittag mit meinen Eltern bekam ich nach und nach die Anrufe von Freunden und Familie, die mir allesamt gratulieren wollten.
Der erste war Monty, Caleb reihte sich ein und dann folgten Großeltern, Tanten und Cousinen und Freunde von meinen Eltern, von denen ich keine Ahnung hatten, dass sie mich kannten.
Anscheinend mussten sie sich aber fieberhaft daran erinnert haben, dass die kleine Kaileigh heute große und starke 18 wurde und das war wohl seit Jahren mal wieder einen Anruf wert.
Nachdem ich das abgearbeitet hatte wandte ich mich meinem Outfit für den Abend zu.
Ich hing mein Kleid ordentlich über meinen Stuhl und verschwand dann im Bad um meine Haare zu machen.
Die gewählte Frisur löste ich auf.
Der Zopf würde nicht so passen, wie ich es mir gedacht hatte, deshalb sprang ich darauf um mir meine Haare mit einer großen schwarzen Klemme hoch zu stecken.
Halbwegs locker und halbwegs elegant fielen meine Haare nach unten und entsprachen so schon eher meinem Bild.
Für mein Make-up brauchte ich am Ende wesentlich länger, als ich eingeplant hatte.
Ich befürchtete schon Arthur würde jeden moment vor der Tür stehen und klingeln, als ich das Bad verließ und davor noch einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel warf.
Doch ich hörte nur das Telefon meiner Eltern klingeln und wie Mom den Anruf eilig annahm.
Erleichtert mich noch nicht in aller Eile in mein Kleid zu schmeißen und mir unter Druck Schuhe herauszusuchen, schlich ich zurück in meine vier Wände und zog mich um.
Bewundernd betrachtete ich mich erneut im Spiegel.
Es passte alles zusammen, so wie ich es mir vorgestellt hatte.
Mein hellblaues Kleid passte zu meinem leichten und unauffälligem Lidschatten.
Der etwas dunklere Lippenstifft wirkte als knapper Kontrast zu meinem ungewohnt hellerem Outfit.
Gemeinsam mit meinen hochgesteckten Haaren wirkte er elegant und ergänzend zu dem sommerlich lockeren.
"Kaileigh-Liebling." Mom klopfte an der Tür an und steckte vorsichtig den Kopf in mein Zimmer.
Sie lächelte mich bezaubernd an und begutachtete meine Auswahl an Kleidung.
In einem Schwung hatte Mom meine Zimmertür aufgeschoben und stand vor mir.
Ihre Lippen lächelten, doch in ihren Augen zierte eine gewisse ernthaftigkeit durch das braun, dass meinem ähnelte.
"Du siehst wirklich bezaubernd aus." machte sie mir ein Kompliment und strich mir mütterlich über die Schultern.
Ich grinste nur frech und legte den Kopf schief.
"Was willst du wieder?" Ich zog eine Augenbraue hoch.
"Du sagst nur Liebling zu Dad oder mir, wenn du etwas von uns brauchst oder wir dir helfen sollen."
Meine Mutter lächelte, diesmal nicht mehr so verzückt sondern ganz vorsichtig, als müsste sie mir etwas schlimmes beichten.
"Ich... ich möchte nichts. Nur wurde ich grade angerufen."
Sie verzog den Mund und löste das Lächeln so auf.
"Liegt meine Cousine wieder mit irgendeinem Bruch im Krankenhaus? Wenn nicht, dann sollte alles ernste bis morgen warten, heute ist mein Tag." machte ich ihr klar und verschränkte die Arme vor der Brust.
Mom schmunzelte mit einem verständnisvollem Glitzern in ihren Augen.
"Es geht um deinen Tag, Maus." schnitt sie vorsichtig an.
"Arthur hat grade angerufen."
Ich blinzelte verwundert. Das muss wohl das Telefonklingeln von vorhin gewesen sein.
"Warum hat er sich nicht bei mir gemeldet? Was ist passiert?" besorgt legte ich meine Stirn in falten und sah meine Mutter fragend an.
"Er war der Meinung, dass du weniger sauer auf ihn sein würdest, wenn du es von mir erfährst."
Ich bekam es mit der Angst zu tun.
Würde er von heute auf Morgen wieder zu einem seiner Elternteile müssen und das am besten auch noch vor unserem Date an meinem geburtstag?
Das konnte mir das Schicksal nicht antun, es konnte mir diesen Tag nicht rauben!
"Geht er wieder? Muss er zu seiner Mutter oder seinem Vater? Ist denen etwas passiert?"
Meine Mutter tätschelte mir die Schultern und schüttelte in aller ruhe mit dem Kopf.
"Er geht nicht. Aber er schafft es nicht dich abzuholen. Er hat ziemlich viel Lärm und Steiterei Zuhause."
Anscheinend hatte Kimberly mal wieder gehörig mist gebaut. Caleb stand außerhalb der Schusslinie, er ist weder im Haus noch in Salisbury.
"Arthur hat mich gebeten dich schon mal zum Kino zu fahren, damit ihr trotzdem noch pünktlich in Film sitzt. Denn würde er den Umweg bis zu uns fahren, könnte es knapp werden. Er meinte du freust dich wirklich auf den Film und du sollst keine Sekunde verpassen." erklärte Mom mir in ruhiger und einfühlsamer Stimmlage.
Ich biss mir auf die Wange, aber nickte.
Mir brachte es nichts Arthurs Schwester zu verteufeln. Sie würde irgendwann ihre Strafe bekommen, selbst wenn sie nach seinen Worten einmal ganz anders gewesen sein soll.
Mom entschuldigte sich in Arthurs Namen dafür, dass der Abend nicht so anfing, wie wir ihn uns gedacht hatten, aber ich machte keine Anstalten mir eine Jacke überzuziehen, meine Tasche mit meinem Handy und etwas Geld zu schnappen und nach dem Schuheanziehen mit meiner Mutter in den Wagen zu steigen.
Die Fahrt verlief schweigend. Mom versuchte mich ab und an vorsichtig auszufragen, was für Steit bei Arthur sorgen könnte. Ich zuckte mit den Schultern und lehnte ihre Antworten ab, hoffte nur das Arthur schon vor dem Kino stand um mich zu Empfangen oder vielleicht sogar auf dem Parkplatz wartete und dem Auto hinterherlief, bis ich stand.
Doch draußen war er nicht zu sehen, als meine Mutter mich direkt vor dem Eingang raus ließ.
Ich verabschiedte mich von ihr und sie wünschte mir trotz der kleinen Planänderung einen tollen Abend.
Sie hoffte für mich, dass Arthur drinen wartete.
Aber da war er auch noch nicht und wenn er da wäre, dann würde er vor der Tür auf mich waren.
Arthur entließ sich keine Situation um vor aller Welt zu zeigen, wie gut er erzogen war, was für wundervolle Manieren er hatte.
Wäre alles nach Plan verlaufen dann hätte er zehn Minuten eher an meiner Haustür geklingelt.
Ich schlang die Arme um mich und beschloss noch ein wenig vor dem Kino zu warten.
Den Streit als Grund zu sehen sauer auf seine Verspätung zu sein, das war nicht mein Recht. Das hatte ich schon bei Leighton nie angerechnet und bei Arthur erst gar nicht.
Zu mal es sich bei ihm in solchen Fällen wirklich um ausnahmen handelte.
Ziellos spazierte ich vor dem Kino entlang und wagte es ab und an in das Gebäude zu schauen.
Vielleicht war er auch nur auf Toilette und würde mich jeden Moment begrüßen, doch nach weiteren fünf Minuten gab ich diesen Gedanken auf.
Nervös suchte ich mein Handy aus der Tasche und unterdrückte ein sehnsüchtiges Seufzen.
Arthur wollte, dass ich jede Minute von Alice im Wunderland mitbekam, aber jetzt fehlten mir bereits die Werbung und im besten Fall die ersten fünf Minuten.
Meine Laune sank mit jeder vorrübergehenden Minute, die Arthur nicht auf mich zu lief und mich mit einem sanften, lieblichen Kuss empfang.
Ich redete mir ein, dass Kimberly diesmal besonders großen Mist angestellt hatte und Arthur hinein gezogen wurde, unfreiwillig. Doch es kamen auch sorgen auf. Was wäre wenn er wieder bei der Polizei saß, wegen ihr. Wenn er deshalb nicht hier sein konnte, wenn man ihn weg sperren würde weil er die Schuld seiner Schwester auf sich nahm, nur um sie zu schützen.
Dabei sollte sie ihn als die Ältere der beiden beschützen und aus Schwierigkeiten raus halten. Aber anscheinend hatten die beiden vertauschte Rollen.
Fieberhaft versuchte ich meine Hoffnung auf ein gelungenes Geburtstagsdate nicht zu verlieren.
Wer weiß ob wir nächstes Jahr in der Lage wären uns an diesem Tag zu sehen?
Das Essen beim Italiener musste mindestens ausgleichen, was uns jetzt an Zeit entging.
Ich blinzelte und schreckte von der Bordsteinkante zurück, als ein großer Transporter über den Parkplatz kratzte, ungeschickt wendete und genau vor meinen Füßen hielt.
Er hatte ähnlichkeit mit dem von Monty und genau der ließ auch die Scheibe herunter und blickte mich an, als hätte er Bigfoot in Person getroffen.
Leighton saß auf dem Beifahrersitz. Zumindest deutete das ungewohn zusammengekauerte und die verwüsteten Haare darauf hin.
"Kaileigh, du musst mitkommen, sofort!" wies Monty mir an und öffnete mit einem Knopfdruck die hintere Schiebetür.
"Ähm nein? Sag Celine sie kann ihre Party vergessen. Ich habe etwas mit..."
"Arthur geplant? Genau um den gehts! Beweg dich. Wir müssen los!"
Mir wich jegliche Farbe aus dem Gesicht, als Montys Gesicht sich keinen Zentimeter aus seiner Ernsthaftigkeit rührte.
"Monty, Leight, was ist passiert?" harkte ich nach und sah mich ein letztes mal um.
Monty und Leighton verfolgten mich mit ihren blicken, als ich mich entschloss einzusteigen.
Mit zitternder Hand zog ich die Tür zu und sah die beiden auf dem Vordersitz auffordernd an.
"Das wirst du uns erst glauben, wenn du es selber gehört hast." murmelte Leighton und sah mich aus glasigen, unheimlichen blauen Augen aus.
Mein Herz legte an Tempo zu.
"Geht es Arthur gut? Was ist passiert?" meine Stimme war nicht mehr als ein Hauchen, während Monty im Eiltempo vom Parkplatz raste und durch Salisbury düste, als würde er ein Straßenrennen fahren.
"Naja ich würde sagen den Umständen entsprechend ja." beantwortete Monty mir mit einem Schulterzucken, in seinem Blick durch den Rückspiegel huschte ein Lächeln, aber keins das die eigene Sorge aus seinem Gesicht bannte.
"Den Umständen entsprechend?" plärte ich nach. "Was bitte soll das heißen?"
Hilfesuchend blickte ich zu meinem besten Freund.
Leightons Unterkiefer zitterte, bevor er in aller ruhe durchatmete und das Wort ergriff.
"Caleb hat uns angerufen. Er meint Arthur liegt im Krankenhaus und es geht im gut und wir sollen dir Bescheid sagen."
Ich hielt mich an der Rücklehne vor mir fest und schüttelte den Kopf.
"Das kann nicht sein. Er hat vorhin noch mit meiner Mutter telefoniert, das war vor..."
Ich warf einen Blick auf die Uhr im Amaturenbrett des Transporters.
"...vor fast anderthalb Stunden." beendete ich erschrocken meinen Satz.
Wie lange hatte ich vor dem Kino gewartet? Das ging doch gar nicht. Arthur konnte nicht einfach so an meinem Geburtstag im Krankenhaus landen! Es ging ihm doch vorhin noch gut, oder zumindest hatte Mom nicht erwähnt dass er krank klang oder verletzt oder was auch immer mit ihm passiert ist.
"Irgendetwas muss aber passiert sein und jetzt ist er im Krankenhaus. Caleb meinte, dass Arthur dich an seiner Seite brauchen wird, dann hat er aufgelegt weil er am Steuer saß und grade mit Celine den Weg hier hin zurück anschlägt."
spezifizierte Monty und fuhr trotz roter Ampel über die Kreuzung.
Ich fasste mir an den Kopf.
So hatte ich mir meinen Geburtstag gar nicht vorgestellt, überhaupt nicht.
Arthur und ich sollten jetzt mit einer großen Ladung Popcorn im Kino sitzen und Alice im Wunderland sehen. Auf dem Weg zu ihm ins Krankenhaus zu sein erschien mir wie ein Alptraum.
"Kai, es wird ihm schon gut gehen. Arthurs Schwester wird einmal zu heftig ausgeholt haben." versuchte Leighton schön zu reden.
Aber die tatsache, dass Kimberly gegenüber ihrem Bruder schnell Handgreiflich wurde und das dann im Krankenhaus endete, das beruhigte mich gar nicht.
Ich presste mir ein Lächeln ins Gesicht. "Es würde zu ihr passen." murmelte ich abwesend und starrte aus dem Fenster.
Monty preschte einige Stundenkilometer zu schnell auf den Parkplatz vor dem Krankenhaus und hätte dabei fast einen Rollstuhlfahrer mit seiner Begleitung auf dem Gewissen gehabt.
Fluchend schimpfte er und hupte, als er mit der Faus aufs Lenkrad einhämmerte.
"Ich geh mit Kaileigh schon mal rein. Du suchst nen Parkplatz und kommst nach." teilte Leighton und sprang aus dem Wagen.
Ich schnallte mich ab und eilte dann mit Leighton zur großen Drehtür, die ins Krankenhaus führte.
Davor hasteten uns Celine und Caleb entgegen und sahen so panisch und aufgelöst aus, dass sie definitiv mehr wussten, als Caleb an Monty und Leighton weitergegeben hatte.
"Ich glaube ich habe Blitzerschulden von einigen Tausend Dollarn." kam Caleb dennoch nicht daran vorbei einen kleinen Scherz in die Angespannte Situation zu werfen.
"Das kann im Moment deine kleinste sorge sein, Caleb." fauchte Celine und trat ihm auf den Fuß.
Caleb sog die Luft ein und sah mich einen ungeheueren Moment todernst an, als würde er mir verkünden wollen, dass Arthur nicht mehr unter den Lebenden weilte.
"Was ist passiert?" fragte ich, meine Stimme gewann ein wenig an festigkeit.
Äußerlich erschien ich gefasster als ich es innerlich war.
Für mich war es nie einfach auf schwierige Situationen äußerlich so zu reagieren, wie man es immer andachte oder verlangte.
"Das... das sagen wir dir später." stammelte Caleb, neben dem Ernst schwang noch etwas anderes in seinen dunklen braunen Augen. Es sah aus wie Panik oder Angst, etwas was ihm erst wieder so richtig bewusst wurde, als er den Rücken straffte und es mit dem nächsten Zwinkern aus seinen Augen verbannte.
"Geht ihr mit ihr rein und schreibt mir dann, wo ihr seit? Ich warte noch auf Monty."
Leighton deutete auf den Parkplatz über den Monty noch immer suchend fuhr und andauernd ein Hupen in den dunklen Abend schickte.
Celine und Caleb nickten und wiesen mir ihnen ins Gebäude zu folgen.
"Es geht ihm gut." versicherte Celine mir mit einem schwachen Lächeln als Caleb am Empfang versuchte etwas über Arthurs Aufenthalt heraus zu bekommen.
Er fuchtelte wild mit den Armen umher und sah hilfesuchend in unsere Richtung, als wären ihm die Worte ausgegangen.
Celine sprang an seine Seite.
Ich schlich hinter her.
"Arthur Thompsen. Die Station hat meinen Freund Caleb angerufen, die erste Person in der Kontaktliste, der Kontakt der als Bruder eingespeichert ist. Wir drei gehören zu ihm." erklärte sie der genervten Dame hinter dem Empfangstresen.
Die rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf.
"Zu mir ist noch kein Patient mit dem Namen durchgedrungen, es tut mir leid." behauptete sie Schulterzuckend.
Caleb lachte bitter auf und ballte seine Hände zu Fäusten.
Eine von ihnen landete auf dem Tresen.
Unbeeindruckt zog die Empfangsangestellte die Augenbrauen hoch.
"Sie wollen mich doch verarschen. Vor nicht mal einer Stunde ist hier ein Patient eingeliefert worden.
Er ist nicht älter als wir und muss doch ziemlichen Wirbel im Krankenhaus mit sich gebracht haben, wenn er blutüberströmt und mit blauen Flecken und ner Schusswunde an der Schulter am Stadtrand entlang gehumpelt ist!"
Meine lebensnotwenigsten Funktionen vergaßen wie sie zu arbeiten hatten und Celine und Caleb bemerkten, dass ich direkt hinter ihnen stand.
Blaue Flecken, Blut, Schusswunde, gehumpelt. Die Worte drehten sich durch meine Gedanken und wollten kein Ende nehmen.
Was hatte Kimberly ihm angetan? Was um Gottes Willen ist passiert, das sie ihn so zugerichtet hatte.
Die beide waren Geschwister, das war doch unmenschlich, unmoralisch, mönströs!
"Hätten Sie das nicht gleich sagen können? Der liegt im OP und dann wohl auf der Intensiv."
Regungslos starrte ich meine beste Freundin und Caleb an und fühlte wie mein Leben drohte zu zerbrechen.
OP, Intensiv, tot. Diese drei Worte ersetzten die davor.
"Ob Sie es da hin schaffen weiß ich nicht, sonst sind nur angehörige erlaubt." gab die Frau mit auf den Weg, als Celine sich bei mir unterharkte und ich mich widerstandslos und geschockt mitschleifen ließ.
"Du verdammter trottel." murmelte sie Caleb im Aufzug zu.
"Wieso habt ihr nichts gesagt?" flüsterte ich und schaffte es mich aus meiner Starre zu lösen.
"Arthur wird von seiner Schwester fast zu Tode geschlagen, angeschossen und ihr sagt zu Monty und Leighton es ist nichts großes und es geht ihm gut?!"
Meine Stimme raste vor verzweiflung und Angst.
Schweige hüllte den Aufzug ein.
"Es... es war nich Kimberly. Sie hätte sich das nie getraut. Klar die ein oder andere Schelle kriegt er mal von ihr, aber das ist um himmelswillen nicht der Grund, dass sie so ausrastet." erklärte Caleb mir hektisch.
"Was ist dann passiert?" Tränen brachen aus mir hervor und eilig wischte ich sie mir weg.
"Wieso ruft er meine Mutter an, sagt ihr dass er sich verspätet und klingt dabei anscheinend als wäre noch nichts passiert?" schluchzte ich.
Caleb runzelte die Stirn. "Er hat deine Mutter angerufen? Wann genau?" harkte er nach und sah sich um, als sah uns jemand beim reden zu.
"Ich weiß es nicht, kurz vor acht oder auch eher." schätzte ich und versuchte mir nicht vorzustellen, wie Arthurs Vitalwerte plötzlich alle null anzeigten und die Ärzte es nicht mehr schaffen würden ihn hinzubekommen.
"Das kann nicht sein. Ich hab ihn gegen sechs angerufen und sein Handy war tot. Dann sind Celine und ich sofort los, weil Arth sein Handy nie ausschaltet. Kurz vor Salisbury kam dann der Anruf vom Krankenhaus."
Celine runzelte die Stirn. "Er kann sein Handy aufgeladen haben. Es kann lehr gewesen sein." vermutete sie.
Caleb schüttelte sofort den Kopf und ließ uns an sich vorbei aus dem Fahrstuhl eilen.
"Arthur lässt seinen Akku nie unter 20 Prozent laufen. Sein Handy hat er nie aus, schon weil er nicht will, dass er eine Nachricht von Kaileigh zu spät zu lesen bekommt."
Ich versuchte meine Nerven beisammen zu behalten und meinen Atem ruhig laufen zu lassen.
"Er... wir haben telefoniert am Vormittag. Arthur meinte es sei wieder was mit seiner Schwester. Dann haben wir aufgelegt." erinnerte ich mich zurück, wie ich versuchten wollte ihn abzulenken.
"Ich dachte eigentlich er würde zurück rufen, sobald er die Sache geklärt hatte, aber dann kam nichts mehr von ihm und weil ich nicht nerven wollte, habe ich nichts mehr geschrieben."
Caleb fluchte auf italienisch und hielt Celine und mir die Tür zum anschließenden Gang auf.
"Vielleicht ist er in eine Gangschießerei geraten?" warf Celine ziemlich unüberlegt in den Raum.
"In Salisbury?" hinterfragte ich wenig mitgerissen von ihrer Theorie.
Caleb versteifte sich und lief weiter, als hätte Celine mit ihren Worten einen Nerv getroffen.
"Naja..." lachte er zögernt. "Wir sind in den Staaten. Hier ist alles möglich."
"Das heißt du willst das nicht ausschließen?" Das war doch lächerlich. Arthur war clean, ein Gentleman, wie er im Buche stand, vielleicht sogar mehr Gentleman als James Bond.
"Und ihr drei seit?"
Eine Ärtzin mittleren Alters baute sich vor uns auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Die Besuchszeiten sind schon lange vorbei."
Anscheinend hatte heute keiner die Freundlichkeit oder Empathie mit Löffeln gefressen.
"Mein name ist Caleb, sie müssen wohl laut der Stimme Dr. Weaver sein. Wir haben telefoniert, Sie haben mir von Arthur berichtet."
Caleb machte einen Schritt nach vorn und trat Dr. Weaver entgegen.
Sie nickte und besah Celine und mich nacheinander.
"Wie geht es Arthur." fragte ich mit kratziger Stimme und bemühte mich nicht weinerlich zu klingen.
Dr. Weaver seufzte.
"Es tut mir Leid. Ich darf ihnen aus rechtlichen Gründen leider noch nichts zu seinem Zustand sagen, erst wenn einer seiner Nächsten hier ist und den Bescheid gegeben hat." musste sie uns vertrösten.
Caleb lachte auf.
"Ich bin sein Bruder und somit sein nächster Verwandter und ich gebe Ihnen das okay über Arthurs Zustand zu reden."
Dr. Weaver löste ihre Verschränkten Arme und stemmte sie in de Hüfte.
Währenddessen versuchte ich mich nicht von dem Desinfizionsmittelgeruch und der abartigen drückenden Ruhe einnehmen zu lassen und meinen guten Glauben zu behalten, dass Arthur überleben würde.
"Da muss ich Sie enttäuschen. Sie sind nicht sein Bruder."
Das war nicht leicht zu erkennen.
Caleb hatte zwar einen südländischen Touch, aber seine Augen deuteten eher auf einen Hauch asiatisch hin, als auf Europäischer Abstammung.
"Wir sind Adoptivbrüder." berichtigte er sich.
Dr. Weaver schüttelte strikt den Kopf.
"Auch da muss ich Sie enttäuschen."
Der eben noch nüchterne Ausdruck der Frau wurde ernster, bedrohlicher, warnend.
Caleb schluckte.
"Gut okay, Sie haben mich, wir sind Stiefbrüder, aber fast wie Blutsverwandte." beharrte Caleb, aber durchbracht mit seinem Charme nicht die eisige Wand der Ärztin.
"Gehen Sie jemand anderen verarschen, aber nicht mich.
Ihr Kumpane ist irgendjemand, aber nicht Arthur Thompsen und demzufolge konnten wir auch keinen Caleb finden."
"Sind die Mediziner auf einmal zu Polizisten geworden? Das ist doch nicht rechtens!" meckerte Caleb und wurde einen Ton zu laut.
Dr. Weaver machte einen Schritt nach hinten.
"Im Falle einer geklauten Ausweis-ID und Sozialversicherungsnummer haben wir Mediziner durchaus die Berechtigung weiter zu graben."
Ich riss die Augen auf.
"Das... das muss ein Missverständnis sein." mischte ich mich ein.
"Arthur hat eine doppelte Staatsbürgerschaft. Er ist Italiener. Vielleicht ist da etwas durcheinander gekommen."
Ich hoffte die Ärztin würde ihre Kälte verlieren, meinen, dass sie doch nochmal schauen würde ob ihr ein Fehler unterlaufen ist, doch sie rührte sich nicht.
"Ich habe dafür gesorgt, dass wir sämtliche Unterlagen sofort heranbekommen, immerhin handelt es sich um ein junges Menschenleben, aber der einzige Arthur Thompsen der jemals existert hat ist 1940 gestroben, also hören Sie drei auf mich Lächerlich zu machen."
Caleb sackte in sich zusammen und gab sich geschlagen, verteidigte die Anschuldigung nicht mal, hatte nicht mal einen gekonnten Spruch auf Lager um zu kontern.
An dem was Dr. Weaver gesagt hatte konnte doch nichts wahr sein? Woher sollte Arthur eine Sozialversicherungsnummer klauen und wieso?
"Solange ich nicht weiß, wer da auf meinem Tisch liegt, muss ich niemandem sagen, wie es um den unbekannten in meinem OP steht.
Ich weiß nur, dass die Polizei bald hier eintreffen wird und eure Aussagen dafür sicherlich hilfreich sein könnten, da man ganz in der Nähe von eurem Kumpel noch eine Leiche gefunden hat."
Mir wurde übel, speiübel, so übel wie mir das letzte mal wurde, als ich mit Leighton zu seinem zehnten Geburtstag zu viele Gummibärchen und Chips an einem Abend gefuttert hatte.
Leighton geriet in Vergessenheit und damit verbunden auch, dass jemand von uns sich bei ihm melden sollte.
"Was zum Teufel spielst du für ein Spiel mit uns Caleb." hauchte Celine, als sich die Ärtzin kalt und distanziert wieder ihrer Arbeit verschrieb und sich von uns abwandte.
Wir würden noch genug Probleme an diesem Abend bekommen, waren ihre letzten Worte.
"Wie kommt Arthur an eine geklaute Ausweiß- und Sozialversicherungsnummer?" Celine blieb gefasst, ich versuchte nicht meine letzten Nerven zu verlieren und steuerte eine der kahlen Stühle auf dem Gang an.
Irgendwann würden sie Arthur in ein Zimmer bringen, ich würde mir merken welches und dann zu ihm gehen, auch wenn ich mich die ganze Nacht hier rum schlagen müsste.
Ich wollte wenigstens sehen, dass er lebte, dass er stabil war, selbst wenn man mir rechtlich nach dem Ding keine Aussage geben wollte.
"Celine, ich... ich bin mir sicher dass das ein großes Missverständnis ist."
Er legte ihre Hände auf seine Schultern und versuchte sie zu beruhigen.
"Wie Kaileigh gesagt hat, wir haben eine doppelte Staatsbürgerschaft. Das Versicherungs- und Ausweißwesen ist da ganz anders." redete er auf sie ein.
"Wie die Ärtzin gesagt hat, ist Arthur Thompsen schon lange Tod." konterte Celine.
Ich befand mich nicht in der Lage zu diskutieren, zu hinterfragen. Meine Reizgrenze war voll und sie würde erst abebben und mich aufnahmefähig machen, wenn ich Arthur gesehen hatte, wenn ich sah und von ihm erfuhr was passiert wäre.
"Den Namen gibt es wie Sand am Meer, was denkst du denn bitte?"
Celine griff sich in die Haare und sah kurz zu mir, um zu überprüfen, ob ich noch am Leben war.
Eine Leiche, man hatte eine Leiche in der Nähe von Arthur gefunden. Jemand totes.
Immer mehr Fragen reihten sich in meine Gedanken ein, aber mein Hirn war nicht in der Lage rational zu denken und malte sich die größten Horrorgeschichten aus.
"Was ich denke? Ich denke ich stelle mir die Frage was wohl herauskommen würde, wenn ich nach deinen Sicherheitsdaten suchen würde. Vielleicht stellt sich ja heraus, dass du seit weit aus längerer Zeit tot bist, als Arthur da drin." Celine deutete wirr in den Gang der Intensivstation.
Ich zog die Knie an und legte meinen Kopf auf ihnen ab.
In Tränen kniff ich meine Augen zusammen und wünschte mich zum Anfang dieses Tages zurück.
"Ihr köntet ja auch irgendwelche kriminellen sein, die uns ausrauben wollen oder die in irgendeiner Gang stecken, die hier ihr Drogengeschäft ausbauen wollen. Vielleicht seit ihr gesuchte Jugendverbrecher, würde auch erklären, wieso du kaum ein Wort über deine Familie verlierst." konfrontierte Celine ihren Freund schnippisch und stemmte die Hände in die Hüfte.
Calebs Schultern klappten zusammen, verzweifelt ging er sich durch die Haare und schlich auf und ab über den Gang.
"Ich sollte mich bei Leighton melden." teilte er mit und zückte sein Handy, um eilig eine Nachricht zu tippen.
Celine presste die Lippen zusammen und ließ sich auf dem Stuhl neben mir fallen.
"Es wird sich ganz bestimmt nur um ein Missverständnis handeln und die Leiche wird nichts mit Arthur zu tun haben." sicherte sie mir aufbauend zu, doch der Funken Mut erreichte ihre Stimme nicht in hülle und Fülle und auch ihre Augen schienen den Glauben an alles gute verloren zu haben.
Caleb sah zu seiner Freundin und mir und nagte auf seiner Unterlippe, bevor er an uns vorbei zog und ins Treppenhaus verschwand.
Celine schlich ihm nicht hinter her, sie blieb neben mir sitzen.
Wie ich wusste sie, dass hier nichts mehr mit richtigen Mitteln lief.
Dr. Weaver machte mit ihrer strengen und disziplinierten, sicheren Art nicht den Eindruck als würde sie Fehler in ihrer Arbeit geschehen lassen, sei es ihre oder die die für sie gemacht wird.
Das hier war die Intensivstation, die Identifizierung um die Gesundheitsversicherung und mögliche Vorerkrankungen mussten hier schnell und gründlich über die Bühne laufen, so wie das erreichen von Bezugspersonen der Patienten.
"Was ist, wenn er stirbt?" malte ich mir den unbeschreiblichsten und schlimmsten aller Gedanken auf.
"Wenn er Probleme mit der Polizei hatte und nicht Kimberly, wenn..."
Celine hielt mir den Mund zu.
"Arthur wird nicht sterben, er ist eine Kämpfernatur und Probleme hat er auch keine. Er ist ein Märchenprinz und das habe ich dir seit dem ersten Tag gesagt." redete sie mir ein, lächelte ganz vor sichtig und zog die Hand wieder weg.
"Kimberly ist die dumme Hexe, sie hatte die Probleme und hat ihn reingezogen. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen."
Ich zuckte mit den Schultern.
Im Moment konnte ich mir alles vorstellen außer meinen Geburtstag noch genießen zu können.
"Was auch immer Caleb uns verheimlicht, es wird alles gar nicht so schlimm sein. Diese Leiche war schon weit vorher tod, vielleicht n alter Sack der nen Herzinfarkt hatte." redete Celine betont gelassen weg und sah Caleb ins Treppenhaus hinterher.
"Er wird jetzt Kimberly zusammenscheißen und dann wird sie dafür sorgen, dass wir etwas über Arthur erfahren." sprach sie mir gut zu und zuckte mit den Mundwinkeln, die ein Lächeln formen sollten, aber es nicht auf ihren Lippen behielten.
"Dann werde ich sie eigenhändig umbringen, dafür dass sie ihn so zurichten lassen hat." presste ich hervor und verengte die Augen.
Caleb drückte die Tür zur Station auf und besah Celine und mich besorgt, er setzte an etwas zu sagen, aber blieb leise.
Selbst wenn, er wäre nicht dazu gekommen, da Leighton und Monty mit geisterhaft blassen Gesichtern die Station erreichten.
"Wie Schusswunde und blaue Flecken?" Leighton stürtzte zu dem Stuhl auf meiner anderen Seite und nahm mich ungefragt in die Arme.
"Er wird wieder." flüsterte er mir immer und immer zu, während Monty wie Celine zuvor versuchte mehr aus Caleb zu quetschen.
Sein Gesicht fiel aus allen Wolken, als sie dann die gestohlenen Nummern erwähnte.
Leighton verhielt sich ähnlich wie ich.
Ich vermutete, dass er sich diese Worte wie ein Mantra sich selbst zusprach oder uns beiden.
Er und Arthur sind in den letzten Monaten zusammengewachsen und wurden unzertrennlich.
Unendliche Minuten vergangen, doch die Polizei meldete sich nicht an, stürmte auch nicht die Station.
Die wenigen Ärzte, die Dienst hatten besahen uns eigenartig, aber sagten nichts, hatten die Ansprache von Dr. Weaver zuvor mitgehört.
Aus den Minuten wurde eine zähe halbe Stunde.
Leighton hielt mich immer noch in seinen Armen und von den Tränen, die unaufhaltsam aus meinen Augen liefen, döste ich im Halbschlaf vor mich hin.
Monty tat sein bestes um mit Celine die Nerven zu behalten. Unaufhaltsam redeten sie auf Caleb ein, der gegen die Wand gesunken ist und hoffnungslos und auf stumm gestellt mit dem Kopf schüttelte.
Die Schwere dieser Lage wirkte sich auf uns alle in komplett verschiedene Richtungen aus und schien weniger zu werden, als die Tür zur Station abermals aufging.
Ich blinzelte und erkannte Arthurs Tante, Luciana, an ihrer Seite je die versprochenen Polizisten.
Caleb sprang in einem Ruck auf die Beine und fiel ihr in die Arme.
Sie verzog keine Falte ihrer erstarrten und anmutigen Fassade und erwiderte die Umarmung.
Die beiden Polizisten sahen ohne Worte und streng auf unseren kümmerlichen und verzweifelten Anblick.
"Kaileigh."
Luciana kniete sich vor mich und nahm meine Hände in ihre.
"Ich werde für dich und deine Freunde herausfinden, wie es meinem Neffen geht." versicherte sie mir mit einem traurigen lächeln und ihrem starken spanischen Akzent.
"Aber danach werden wir alle miteinander reden müssen." Das Lächeln erstarb und vorsichtig wischte sie mir eine Träne aus dem Gesicht.
Sie erhob sich wieder und drehte sich zu den Polizisten um.
"Befragen Sie eines dieser Kinder, dann verklage ich sie bis auf die letzte Socke. Ich kenne meine und ihre Rechte, habe mich damit die letzten Monate bestens befasst. Es reicht, dass sie das hier miterleben mussten." wies sie die beiden Männer an, denen die Bemerkung nicht gefiel.
Sie besahen uns, rollten die Augen und nickten dann.
Luciana straffte die Schultern, bevor sie eine der Krankenschwestern auf dem Gang ansprach.
"Ich möchte umgehend mit Doktor Weaver sprechen. Sagen Sie ihr..."
Unsicher warf sie einen Blick auf den verzweifelten Haufen hinter sich, auf uns fünf.
Ihr blick haftete auf Caleb, der knapp und entschlossen nickte.
"Sagen Sie Doktor Weavers, dass der junge im OP Adriano Giulani ist. Ich habe alle seine wichtigen Dokumente bei mir, wenn sie mir nicht glauben möchte."
"Giulani?" hauchte ich und sah zwischen Caleb und Luciana hin und her.
Sie stand mit dem Rücken zu uns, Caleb presste die Lippen aufeinander.
Monty und Celine sahen sich aus großen Augen an.
Leighton sprach genau das aus, was wir vier uns denken mussten.
"Wie dieser Mafiaboss?"
Anscheinend hatte er mir doch mal zugehört, wenn ich ihn über dieses Thema vollgetextet hatte.
Die Krankenschwester nickte eilig und sprintete über den Gang zu einer weiteren schweren Tür, hinter die sich die Operationssäle verbargen.
Luciana drehte sich zu uns um uns sah direkt zu Leighton.
"Genau wie dieser Mafiaboss." bestätigte sie.
Jedes einzelne meiner Härchen stellte sich auf.
Das musste ein schlechter Witz sein.
Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit.
Nicht damit, dass Arthur anscheinend gar nicht Arthur sein soll, sondern der Sohn von einem der erfolgreichsten Mafiosos dieser Zeit.
"Das... das ist in Zufall oder? Bitte lass das einfach nur ein Zufall sein Caleb." Celine schlang die Arme um sich und klammerte mit ihrem Blick an Caleb.
"Es tut mir Leid, Celine. Das ist kein Zufall." beantwortete Luciana toternst.
"Nein..." verdattert schüttelte ich den Kopf und richtete mich neben Leighton auf.
Lucianas Züge wurden weicher.
"Doch Kaileigh."
Sie log nicht. Nichts an ihr zuckte, sie sah nicht an mir vorbei. Ihr Blick traf genau meine Augen, versuchte nicht mir auszuweichen.
"Caleb, sag dass das nicht wahr ist, Arthurs Tante lügt doch!" prustete Celine und warf die Hände in die Luft.
Er schüttelte den Kopf und blickte entschuldigend zwischen seiner Freundin und mir her.
Leighton neben mir rührte sich keinen Milimeter, er war zu Eis neben mir geworden.
"Lu...Luciana hat recht. A...Adriano und ich wir... er ist mit seiner Schwester hier untergetaucht, nachdem... nach..."
Celine wich die Farbe aus dem Gesicht, mir ging es nicht anders.
Ganz banal aber auf einen Schlag erinnerte ich mich an die Gruppenarbeit zu Der Pate, die wir in Englisch machen mussten. Arthur, Adriano, wie auch immer, er wusste Details und genauigkeiten, die weder in dem Buch noch im Internet gestanden hatten.
"Nachdem seine Mutter getötet wurde." beendete Luciana den Satz und holte tief Luft.
"Den Rest kann ich euch gerne später erzählen.
Unten auf dem Parkplatz steht ein großer Wagen, wenn ich weiß wie es meinem Neffen geht fahr ich euch zu mir und ich erzähle euch alles." versprach sie uns und zog einen Stapel Papiere aus ihrer Handtasche, die sie zurecht sotierte.
"Hast du auch ne Identität von der ich nichts weiß?" Celine sah aus verengten Augen zu Caleb, der den Kopf versteckte und nickte.
"Mein richtiger Name war nie Caleb." enthüllte er und ließ die Schultern hängen.
Celine lachte fürchterlich auf. "Mein Freund ist n Mafioso und sein bester Freund der nächste Mafiaboss." prustete sie verächtlich.
Leighton und ich brauchten noch eine Sekunde um den Moment zu verarbeiten, doch richtig realisieren konnte ich die Situation, als Luciana mir den Ausweis von Arthur, Adriano aushändigte, den richtigen Ausweis.
Ich studierte die Aufschrift, las seinen richtigen Namen.
Adriano Giulani.
Der Sohn von Jacopo Giulani hatte in meinen Reihen gelebt, ich hatte mich in ihn verliebt.
"Es ist fürchterlich und unentschuldbar, dass ihr alles so herausfinden musstet." beteuerte Luciana und presste die Lippen aufeinander.
Die Polizisten huschten nervös von einen Fuß auf den anderen.
"Sie zwei können gehen. Wie gesagt, reden sie mit einem der Kids hier, werde ich sichergehen, dass Sie in diesem Leben keinen Job mehr bekommen." drote die Tante des Sohnes einer der größten Mafiabosse dieser Zeit.
Die Polizisten warteten keine Sekunde und machten sich auf den Weg von der Station.
"Ich denke ich spreche für euch vier, wenn ich sage, dass es besser ist diesen Abend nicht in euren Akten verzeichnet zu haben." müde und fürsorglich lächelte sie Celine, Monty, Leighton und mich nacheinander an.
"Was...was ist dein richtiger Name?" Celine sank neben Caleb auf den Boden und sah ihn an wie einen fremden.
Meine Hand zitterte, als ich Luciana den Ausweis zurück gab und die letzten Monate wie im Flug vor meinem Inneren Auge abliefen.
Sobald es um seine Familie ging, um mehr als die Lehren seiner Eltern, da blockte Adriano, wollte mir nicht mehr erzählen. Ich hatte oft versucht ihm zum Reden zu bewegen, aber der Schmerz in seinen Augen hatte mich davon abgehalten zu tief zu graben, jetzt wusste ich wieso er mich so angeschaut hatte.
"Cole. Cole Maroccioni." stellte Celines Freund richtig, wagte es nicht ihr in die Augen zu schauen und kauerte sich noch mehr zusammen.
Die Krankenschwester, die losgezogen war, um nach Dr. Weavers zu schauen, tauchte mit dieser auf dem Gang auf.
Kälte und distanziertheit blieb auf ihrem Gesicht.
"Ist denn die Polizei immer noch nicht da?" schimpfte sie die Krankenschwester an und besah dann Luciana kritisch.
"Ich habe sie weggeschickt und jetzt will ich wissen, wie es meinem Neffen geht." forderte sie streng ein und baute sich vor der Ärztin auf.
"Komisch, dass alles an das ich jetzt denken muss ist, dass du dir deinen eigenen Mafiosi geangelt hast und das eigentlich dein Lebenshighlight sein sollte." murmelte Leighton mir mit einem unterdrückten Lachen zu.
"Ich find das ganz und gar nicht komisch." gestand ich ehrlich und richtete mich auf meinem Stuhl auf.
Ein Highlight war es garantiert auch nicht gesagt zu bekommen, dass die erste große Liebe auf einem falschen Namen basierte und er der Mafia angehörte, genauer der Cosa Nostra.
Die Giulanis waren seit ihrem erfolgreichen und legalen Familienunternehmen an der Börse berühmtberüchtigt dafür sich wohl nie etwas negatives geleistet zu haben und wenn, dann wurde es von guten Anwälten unter den Tisch gekehrt. Genau deshalb ging der Mord von Courazon Giulani letztes Jahr mit Staunen um die ganze Welt.
Wenige Wochen danach tauchten Adriano und Cole in meinem Leben auf. Verdächtig konnte es nicht wirken.
Niemand kannte die Gesichter der Giulani-Kinder. Nicht mal die Namen waren in Umlauf gegangen.
"Ihr seit Mafiosis?" Monty deutete auf Cole, als sei er der erste Mensch der Welt.
Luciana unterhielt sich gedämpft mit der Doktorin wobei beide achteten, dass kein Wort zu laut an uns fünf geriet.
"Ja. Aber keine kriminellen." beantwortete Cole und hob den Kopf von den Knien.
"Was bedeutet nicht kriminell? Du tötest Menschen nur halb? Lässt sie töten?" ruderte Celine drauf herum, ganz und gar nicht begeistert davon dass ihr Traumprinz kein reines Lebensbild besaß.
"Ich habe noch nie jemanden umgebracht und werde es auch nie. Hör bitte auf mich so anzusehen." verlangte Cole von Celine.
Celine zog die Augenbrauen hoch.
"Wie?"
"Als ob ich ein fremder hundevergewaltigender Krimineller wäre." demonstierte Cole Maroccioni und ließ Reue in seinen braunen Augen schwimmen.
"Celine, die Giulanis töten nicht." kramte ich mein Wissen hervor.
Sie warf die Arme in die Luft.
Monty kämpfte immer noch mit der Wahrheit. Er und Leighton sahen sich an, als wären sie in einem Film gefangen.
"Wie kann es sein, dass ich die einzige hier bin, die das nicht bis in die Knochen verstört!" warf Celine in den Raum.
"Dein Freund ist der nächste große Mafiarenner, Kaileigh, und du sitzt da, als wäre das nichts? Willst du mich verarschen?" tobte sie außer sich und stampfte. "Die haben uns belogen Kaileigh, wer weiß wie viele Schlampen die in ihrem milionenschweren Luxusdampfer vor uns verstecken!"
Cole wollte am liebsten im Boden versinken und nie wieder auftauchen, doch er fasste den Mut und stand auf, ging auf Celine zu und versuchte ihre Hände zu greifen.
Genauso wie Celine war ich verstört über diese Wendung des Abends, aber ich brauchte meine Zeit um alles wirklich fest verarbeiten zu können. Ich versuchte mich ruhig zu halten, weil es mir nichts brachte auf Adriano Giulani sauer zu sein, wenn ich parallel um sein Leben hoffte. Danach, wenn es ihm besser ging, würde ich vielleicht nicht anders reagierten. Doch es musste einen Grund haben, wieso sie hier waren, sich hier versteckten. Luciana würde uns aufklären, das lockerte die Situation nicht zwingend auf, aber erklärte sie zumindest.
Wichtig war es für mich nicht den Verstand zu verlieren, sondern rational zu bleiben.
"Das ist deine größte Sorge? Ich könnte andere haben? Celine, dein Leben könnte in gefahr sein, Kaileighs, Montys, Leightons und das ist dein Problem? Wenn es so ist, kann ich dir versichern, dass du die einzige bist mit der ich es jemals länger als eine Woche ausgehalten habe, verdammt ich liebe dich auch wenn es jetzt nicht einfach für uns ist." machte Cole Celine klar.
Die ging auf Abstand und wurde vor Wut ganz rot im Gesicht.
"Und dir fällt nicht ein, uns mal aufzuklären? Oder deinem Vorgesetzten-Besten Freund? Ihr hattet Monate Zeit uns das hier zu ersparen und wir müssen so von eurer kleinen Scharade erfahren?" Celine wollte sich nicht beruhigen.
Besorgt warf Luciana meiner besten Freundin über die Schulter einen Blick zu.
Kurz danach entfernte sich Dr. Weaver wieder.
"Wie geht es ihm?" wollte Leighton sofort wissen und blinzelte aufgeregt und besorgt.
Cole und Celine verstummten in ihrer Disskussion.
"Adriano hat es geschafft. Er liegt im Aufwachraum. Morgen früh sollte er ansprechbar sein, dann kann immer einer von euch ihn besuchen gehen. Ihr habt alle die Berechtigung mit der Bedingung nicht für zu viel aufsehen zu sorgen." teilte Luciana uns mit.
Wir alle, bis auf Celine atemten erleichtert aus.
"Dr. Weaver meint jedoch, dass wir alle für heute gehen sollten. Die Polizei werde ich euch fernhalten und alles weitere würde ich euch gerne im Vertrauten erklären."
"Ganz bestimmt nicht." prustete Celine.
"Ich will die Wahrheit aus erster Hand hören. Cole oder Caleb oder Cosmo, du bist mir ne gewaltige Erklärung schuldig."
Cole nickte.
"Komm. Ich fahr dich nach Hause, dann erzähl ich dir alles." lenkte er ein, wollte nach Celines Hand greifen, doch sie zog sie weg und lief in schnellen Schritten von ihm weg.
"Kaileigh? Wollt ihr drei mich begleiten?"
Ich überlegte.
Celine hatte recht. Die ganze Geschichte aus erster Hand zu hören wäre vielleicht besser, als von Luciana erzählt zu bekommen. Ich müsste noch etwas warten, länger versuchen bei Sinnen zu bleiben.
"Leight, Monty? Fahrt ihr mich nach Hause?"
Entschuldigend blickte ich zu Luciana.
"Nimm es bitte nicht persönlich, ich verstehe, dass du uns alles sagen möchtest, Luciana. Aber ich würde alles lieber von... von Adriano hören."
Diesen Namen auszusprechen hörte sich so fatal verkehrt an, als würde ich über einen Star reden und nicht über den Jungen, den ich liebte.
Ich wollte es nicht, aber augenblicklich änderte sich mein ganzes Bild von Adriano.
Die letzten Monate erschienen mir nicht mehr real, die Zeit die wir miteinander verbracht hatten, ich sah nicht mehr Arthur den aufgeschlossenen, freundlichen Kerl. Ich sah, wie Celine, das Bild eines klischeehaften machotypischen Mafiosos, der ohne zu Zögern schießen würde.
"Das tu ich nicht, meine Liebe. Ich habe es nur gut gemeint. Ich kann verstehen, wenn du alles von meinem Neffen hören willst.
Er hatte vor die die Wahrheit so bald wie möglich anzuvertrauen. Ich glaube Adriano würde es nicht sonderlich gutheißen, wenn ich ihm die Show stehle."
verständnisvoll nickte Luciana.
Ich nickte ihr zum Abschied zu, harkte mich bei Leighton unter und verließ mit ihm und Monty und einem angebrochenem Herzen die Intensivstation.
Mom und Dad waren verwundert darüber mich überhaupt begrüßen zu dürfen. Anscheinend hatten sie damit gerechnet, dass ich die Nacht bei meinem Freund verbrachte.
Das hatte sich erledigt. Mein ganzer Geburtstag hatte sich erledigt, in einen Alptraum verwandelt.
Mit aller Beherrschung schummelte ich mich an meinen Eltern vorbei in mein Zimmer, sank an der Tür nieder und brach in Tränen aus, brach in die Tränen aus, die ich die letzten Stunden aus Angst und verzweiflung und nun um planlosigkeit verkniffen und verdrängt hatte.
Adriano Giulani.
Der Name hallte in meinem Kopf wieder wie ein Fluch, den ich nicht mehr loswerden würde.
Er klang so unpassend für den Jungen, den ich die letzten Monate, das letzte Jahr kennengelernt hatte.
Arthur passte so viel mehr zu ihm, seinem wesen, seinem Aussehen, diesem heroischem, selbstsicheren Grinsen, dieser aufopferungsvollen Liebe zu seiner merkwürdigen Schwester und seinen Eltern.
Ich war von Grundauf verwirrt. Ich liebte einen Namen, den es nie gegeben hatte, eine Person die mir nur den Bruchteil ihrer Persönlichkeit gezeigt hatte, die mich von Grundauf um seine Familie, seine Zukunft, unsere Zukunft belogen hatte.
Ich konnte nicht beschreiben was in mir vorging. Da brach ein Teil meines Herzens, dass für ihn schlug, dieser Teil war so wütend, wie Celine es wurde. Dieser Teil konnte und wollte nicht verstehen was sich heute abgespielt hatte, dass ich die letzten Monate neben Familienmitglieder eines Namenhaften Clans her lebte und nichts ahnen konnte, von der Gefahr die mich umgab.
Schemenhaft konnte ich mir denken, dass diese Gefahr mit diesem Abend zusammenhing, mit der Ermordung von Adrianos Mutter, seinem Exil hier.
Aber ich verdrängte diese Erkenntnis, spürte im abfallendem, brechenden Teil meines Herzens nichts als Ratlosigkeit, Verzweiflung und die damit verbundene Wut ob ich überhaupt die Person liebte, der er zeigte oder er mir nur eine Illusion seiner Selbst vorgeigte.
Der zweite Teil meines Herzens glaubte gut und lieb daran, dass ich mich in den richtigen Adriano verliebt hatte, dass ich ihn ehrlich liebte und ich gnade haben sollte, nicht gleich verzeihen, aber verstehen sollte, was sich ereignet hatte, dass er gelogen hatte um eigentlich alles.
Dieser zweite Teil versuchte meine Tränen zu versiegen, die mich die ganze Nacht wach hielten, die mich nicht schlafen ließen.
Aber für gewöhnlich überwogen negative Gedanken und Zweifel und der anbauende Frust über Hoffnungen und unzählige Wenns und Abers.

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