30.2 I Hate It

10 1 0
                                    

Ich hasste es mich mit Leighton zu streiten. Erst recht, wenn er keine leichte Zeit durchmachte und ich nur die Absichten hatte das beste für ihn zu wollen.
Klar war ich sauer auf ihn, weil er mich bewusst vor Arthur geküsst hatte, doch das hinderte nichts an der Tatsache, dass er mein bester Freund blieb. Es war einer der Gründe, wieso wir angefangen hatten uns am Samstag so fürcherlich zu streiten.
Leighton fühlte sich überflüssig.
Bevor er irgendetwas unüberlegtes vorhatte, musste ich ihn wieder auf die Beine bringen.
Für diesen Kuss konnte ich Leighton später noch einen Vortrag halten.
Vor dem Frühstück mit meinen Eltern, versuchte ich bei ihm anzurufen, doch nach dem fünften mal, bei dem Lory ranging und mir die Ohren über das gestrige Desaster voll jammerte, gab ich auf.
Mom und Dad hatten mitbekommen, wie ich gestern am Boden zerstört nach Hause bin und haben mich beim Essen vorsichtig danach ausgefragt.
Ich habe ihnen mein Herz ausgeschüttet, ihnen alles von dem Abend mit Leightons leiblichen Vater, seinen Töchtern und dem großen Knatsch erzählt.
Sie sahen sich mit einem stumm kommunizierenden Blick an und seufzten synchron.
Wir nahmen das Thema Leighton kurz auseinander, redeten darüber, wie ich mich am besten Verhalten sollte und dann fiel das Gespräch auf Arthur.
Meinen Eltern fiel es auf, dass wir seit den Ferien kaum noch Zeit miteinander verbracht haben. Sie sprachen mich darauf an, ob denn zwischen uns kalte Luft sei.
Ich wich der waren Antwort aus, meinte dass wir beide viel Zeit mit unserer Familie verbringen wollten über Weihnachten und Neujahr und wir uns deshalb weniger sahen als sonst.
Perfekt auf die Minute hörte ich aus meinem Zimmer mein Telefon klingeln und sprintete los, um den Anruf anzunehmen.
Inständig hoffte ich, dass Leighton sich bei mir meldete. Ich konnte es kein weiteres Mal zulassen, dass wir uns tagelang nicht sahen, wir uns dann vertrugen und kurz danach der nächste Krawall ausbrach.
Ihm tat dies keineswegs gut, und mir genauso wenig.
So wie ich den hörer abgenommen hatte, plauderte Arthur munter los.
"Buongiorno Kaileigh." begrüßte er mich bestens gelaunt
"Dir auch einen guten Morgen, Arthur." schmunzelnd setzte ich mich auf mein Bett.
"Hast du denn für heute irgendetwas bahnbrechendes geplant?" fragte er mich gleich darauf. Das Lächeln auf seinen Lippen konnte ich dabei genau vor mir sehen, so wie die grünen leuchtenden Augen, die mich wach und aufmerksam ansehen würden, stünde er vor mir.
"Nein eigentlich..."
Arthur fiel mir sofort ins Wort.
"Gut dann kommst du zu mir und wir machen uns nen tollen Tag." schlug er ohne Punkt und Komma vor.
Überfordert lachte ich in den Hörer.
"Oder ich komme zu dir. Wie es dir passt. Aber aber ich möchte dich heute auf jeden Fall noch sehen." änderte Arthur hastig um.
"Ich fahre zu dir. Meine Eltern sind da und ich möchte nicht, dass sie auf die Idee kommen irgendwelche dämlichen Bemerkungen zu machen, so lange du bei mir bist." stimmte ich seiner Einladung grinsend zu.
"Mich stört das nicht, ich finde deine Eltern cool." bemerkte Arthur beiläufig.
"Ich finde meine Eltern auch cool, nur wissen sie manchmal nicht wann genug ist und dann werden sie peinlich. Wie bei unserem ersten Date damals." erinnerte ich ihn ungern.
Arthur lachte amüsiert. "Ich muss dich immer noch abfüllen und entjungfern."
Ich lief rot an. "Nein das musst du nicht." brummte ich. Ich hielt mir die Wange und schüttelte den Kopf.
"Und damit sich dieser Spruch ausrottet, werde ich zu dir fahren und du nicht zu mir. Mom und Dad haben nämlich noch schlimmeres drauf." redete ich auf Arthur ein.
"Soll ich dich nicht lieber abholen? Du fährst doch nicht so gern Auto." hatte Arthur sich im Hinterkopf behalten.
"Nein, mach dir die Umstände nicht. Das kurze Stück macht mir keine Probleme. Ich fahre nur nocht gerne über lange Strecken." erklärte ich ihm.
Arthur bestand dennoch darauf mich zu holen, bis ich ihn fest und unzählige male versichert hatte, dass es mir nichts ausmachte alleine bis zu ihm zu fahren und zurück zu mir nach Hause.
Ich fuhr überwiegend an einem Feldweg entlang, mir konnte nichts passieren, es sei denn ein Wolf sprang mir mitten am Tag vor das Auto oder ein Wildschwein, doch das wagte ich zu bezweifeln.
Aufgeregt steckte ich mein Telefon und hüpfte durch mein Zimmer.
Arthur und ich waren wieder zusammen.
Seit dem überraschenden Date am Freitag würden wir uns heute das erste mal wieder sehen, als Pärchen, nicht mehr zerstritten.
Ich freute mich darauf den Tag mit ihm zu verbringen und die Zeit allein unter uns zu genießen ohne miese Spürche oder fiese Kommentare.
Da wo mit Arthur der Streit aufgehört hatte, begann ein neuer mit Leighton.
Sollte das ein neuer Teufelskreis in meinem Leben werden, musste ich schnellstens nach einer Lösung finden, doch nicht mehr heute.
Heute standen nur Arthur und ich auf dem Plan.
Auf Zehenspitzen schlich ich mich in das Arbeitszimmer von meinem Vater und fragte ihn mit dem liebsten Grinsen, dass ich ziehen konnte, ob ich den Wagen für heute in Beschlag nehmen könnte.
Wie es für ihn üblich war, blickte er von seiner aktuellen Fallakte auf, runzelte die Stirn und schickte mich zu Mom.
Meine Mutter gab mir ihr allgemeines okay, meinte dass ich Dad Bescheid geben sollte und legte mir dann die Autoschlüssel zurecht.
Im Eilschritt sauste ich zurück in mein Zimmer. Hastig überprüfte ich meine Frisur und mein Outfit.
Ich legte fest, dass es bequem war und gut an mir aussah, nahm mein Handy und trat in den Flur, um mich anzuziehen.
Meinen Eltern warf ich eine laute Verabschiedung zu.
Mom und Dad steckten beide den Kopf in den Flur. Sie waren verwundert darüber, dass ich so plötzlich aufbrach.
Mit einem breiten Grinsen erzählte ich ihnen von Arthurs Einladung und dass wir uns lange nicht mehr außerhalb der Schule gesehen haben.
Beide nickten meinen Ausflug ohne zu zögern ab und baten mich Arthur schöne Grüße auszurichten.
Ich umarmte meine Eltern zum Abschied, versprach ihnen dass ich ihrer Bitte nachkommen würde und verschwand dann übereilig aus dem Haus.
Gelassen parkte ich aus der Einfahrt aus und düste aus Salisbury an den Feldern entlang bis zu dem unendlich langen Kiesweg, der mich zu dem Anwesen fürhte, in dem Arthur und seine Schwester lebten.
Lächelnd erinnerte ich mich an seine überschwängliche und freundliche Tante, der das Grundstück gehörte und die er mir zu Weihnachten vorgestellt hatte.
Umso trauriger fand ich es, dass er keines seiner Elternteile um sich hatte, seit er in Salisbury lebte. Trotz der laufenden Scheidung und den großen Jobs seiner Eltern, musste es doch möglich sein ihn zu besuchen. Seine Kinder gab man doch nicht einfach mitten in die Pampa und besuchte sie nicht.
Seufzend verschloss ich diesen Gedanken in meinem Kopf.
Familie ist ein Thema über das Arthur noch weniger redete, als Leighton.
Wenn es für ihn so weit ist, wird er mich seinen Eltern schon vorstellen, doch jetzt war es schwer für ihn und das verstand ich. Deshalb mied ich es weitesgehend über seine Eltern zu reden.

DeadendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt