1.2 I chime in with a haven't you ever heard of closing a goddamn door?

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Meine Damen und Herren. Ich freue mich sehr Sie zu Ihrem letzten Schuljahr an der James M. Benett High begrüßen zu dürfen." Mrs. Cogant sah stur und streng in den Kurs, und setzte ein feines, faltiges Lächeln auf.
"Für Sie alle wird sich in den nächsten Monaten  einiges entscheiden. Wer von Ihnen wird es auf ein College schaffen? Wer von Ihnen wird vorher schon aufgeben?" dramatisch schwenkte ihre Stimme.
Mrs Cogant versuchte mit ausladenden Gesten die Aufmerksamkeit ihrer Schüler auf sich zu ziehen und nicht auf den neuen Mitschüler neben sich.
Mrs. Cogant liebte die Aufmerksamkeit, wenn sie vor der Tafel im Rampenlicht stand und in den höchsten Tönen von Shakespeare schwärmte.
Wie auch in den Jahren zuvor gab sie uns eine Einweisung über die Spielregeln, die aus der üblichen Belehrung, so wie den Abgabedaten für unsere Prüfungszulassung bestand.
Der lockige hellblonde Junge neben ihr lugte mit einem freundlichen Gesicht durch die Klasse, als wartete er auf seinen großen Einsatz.
"And last but not least muss ich mein Wort an unseren neuen Mitstreiter übergeben.
Mr. Thompsen. Ich bitte Sie, sagen Sie kurz ein paar Sätze über sich und suchen Sie sich dann einen Platz." wies Mrs. Cogant den sonnengebräunten jungen Mann mit einem auffordernden Lächeln an.
Er nickte.
Der Neue stand da, als hätte er sein ganzes Leben auf diesen Moment gewartet, als hätte er seine Vorstellungsworte Wochen vorher vor seinem Spiegel geprobt.
Gewohnt war ich es in einer solchen Situation, dass die Schüler an der Tafel zitterten.
Es musste nicht leicht sein vor einem Haufen fremder Teenager etwas von sich preis zu geben, dass einen nicht als Idiot dastehen ließ.
Wie Löwen fletschten die Schüler ihre Zähne. Die waren bereit ihn für das erste dumme Wort zu zerreißen.
Manchmal dachte ich, dass Lehrer dies genau deshalb machten.
Sie wollten sehen ob die Neulinge es schafften sich von ihrer angreifbarsten Seite zu zeigen, damit wir entschieden ob wir sie idiotisch oder cool finden sollten.
Doch der Lockenkopf in seinen schwarzen Shorts und einem grauen lockerem Oberteil ließ sich auf dieses Spiel nicht ein.
"Guten Morgen. Ich bin Arthur Thompsen. Über die Ferien bin ich mit meiner Familie und meinem besten Freund nach Salisbury gezogen.
Ich spiele leidenschaftlich gerne Schlagzeug. Mehr gibt es über mich nicht zu sagen."
Selbstsicher hielt sich Arthur auf den Beinen
Er visiert im Abgehen den Tisch vor mir und meinem Banknachbar an.
"Vielen Dank.
Eine Frage noch, bevor Sie sich setzen, Mr. Thompson!" Mrs. Cogant hielt Artur im gehen mit ihren schnippischem Ton auf .
Arthur blieb stehen und drehte sich in aller Gelassenheit zu ihr um.
"Mir wurde gesagt, dass Sie mit einer weiteren Person in meinen Kurs kommen, bestimmt Ihr bester Freund. Sie wissen nicht wo er abgeblieben ist oder? Aber vielleicht kennen Sie sie auch nicht und ihr bester Freund ist in einem anderen Kurs zur ersten Stunde." äußerte sich die ältere Dame während sie sich ihren Dutt mit den schwarzen Spamgen richtete, die sich in ihren graumelierten blonden Haaren hervor taten wie diese schwarzen Käfer auf einem gelben Oberteil.
Arthurs Miene verzog sich zu einem angedeuteten Lächeln, die seine Wangen in süße Pausbäckchen verwandelte.
"Es wäre nicht das erste mal, dass Caleb zu spät kommt. Ich bitte darum ihn zu entschuldigen." beantwortete Arthur charmant wie ein Gentleman. Das war eine Antwort, mit der keiner im Kurs gerechnet hatte.
Mrs. Cogant blinzelte verdutzt von dem bewundernswerten und auftrumphenden Selbstbewusstsein Arthurs.
"Gut... dann...ähm... dann können Sie sich jetzt setzen." stammelte die Lehrerin überrascht. Mrs Cogant zwängte sich ein höfliches Lächeln ins Gesicht.
Arthur lief zu seinem Ziel, hielt am Tisch vor uns inne und drehte sich zu Leighton und mir um.
"Ist denn der Tisch vor euch noch frei?"
Richtete er sich gut gelaunt an mich.
Leighton neben mir beäugte Arthur kritisch und bildete sich sein erstes Urteil.
"Klar. Mach dich breit." gab ich Arthur den Tisch frei
Ich hoffte er würde seine streitbare Platzwahl nicht bereuen.
Arthur nahm seinen Rucksack von den Schultern und setzte sich an seinen neuen Platz.
In aller Ruhe packte er aus.
Ich beobachtete ihn dabei.
Kein Hauch der Aufregung durchzog ihn.
Er blieb ruhig, zitterte nicht, sah sich nicht unsicher um.
Arhur hatte sich freiwillig einen der schlimmsten Plätze im Raum gesichert: ganz vorne in der ersten Reihe - in der Wandreihe, dass mag nicht so übel sein wie ein Platz am Lehrertisch, aber nichts worum man sich zu schlagen vermochte. Normalerweise setzten sich die Neuen nicht in den Blickwinkel aller, aber Arthur war anders.
"Ich mag ihn nicht." legte Leighton im trotzigen und gedämpften Flüsterton für sich fest. Entschlossen  runzelte er die Stirn.
"Leight, du magst jeden nicht, der mehr Selbstbewusstsein hat als du." schmunzelte ich und sah ihn von der Seite eindringlich an.
Er rollte mit den Augen u.d zog mit den Zähnen an seinem selbstgestochenem Lippenpiercing.
Das tat er immer, wenn er nicht mehr wusste was er sagen sollte oder wenn er nervös war.
"Gut das wir das auch erledigt hätten. Dann können wir ja nun in den Stoff des kommenden Jahres einsteigen." Mrs. Cogant klatschte motiviert in die Hände.
Ohne Mühe hievte sie von ihrem Stuhl am Lehrertisch einen Haufen Bücher hoch.
So zierlich die alte Frau war, Kraft konnte sie noch aufbringen.
"Wir beginnen wie jedes Jahr mit einem Klassiker..." verkündend straffte Mrs. Cogant den Rücken.
Unruhe brach in allen Ecken des Klassenraumes aus.
Genervt wurde darüber diskutiert oder gewettet welches der unzähligen Shakespeare Werke dieses Jahr den Anfang machte.
"Für Shakespeare ist das zu dick. Ich glaube davor bleiben wir dieses Jahr verschont." vermutete ich, als ich einen genaueren Blick auf den Stapel warf.
Mrs. Cogant hatte die Bücher gewollt so hingedreht, dass wir keinen Buchtitel, so wie Autor sehen konnten, egal auf welcher Bank man saß, keiner konnte es erkennen.
Das Cover war nur zu erahnen.
"Der hat sicherlich auch Romane geschrieben. Das haben alle großen Dichter und Denker." malte Leighton schwarz, verschränkte die Arme und lehnte sich nach vorn um seinen Kopf auf ihnen abzulegen.
"Was bricht denn gleich so eine Unruhe aus? Ich hatte nicht vor euch dieses Jahr zu beginn mit Shakespears Meisterwerk Hamlett zu quälen. Dazu kommen wir im Winter erst.
Den Anfang machen wir mit 'Der Pate' von Mario Puzo."
Ich grinste über beide Wangen, doch äußerlich wirkte ich genau so mäßig begeistert, wie der Rest der Klasse.
Leighton neben mir lachte sich ins Fäustchen. Wissend schielte er mich an.
"Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!" beschwerte sich einer meiner Mitschüler aus den hinteren Reihen.
"Diese Mafiascheiße haben wir in den letzten Wochen genug im Radio gehört!" wetterte eine der Schulzicken.
Arthur, den ich genau in meinem Blickfeld hatte, zuckte, so als würde er sich umdrehen und etwas sagen wollen, aber er blieb stumm.
Seine breiten Schulter spannten sich unter dem grauen Stoff seines ärmellosen Oberteils an.
"Ich verbiete es mir in meinem Unterricht noch immer Schimpfwörter zuzulassen, Milla.
An meiner Entscheidung wird sich nichts ändern. Ich denke wir alle wissen, dass es aktuell passt darüber zu reden."
Gemeint damit war die Ermordung der Frau des Weltbekannten Mafiabosses Jacopo Giulani, über die in den letzten Wochen heiß diskutiert wurde, denn Giulani stand auf freiem Fuß, hat sich nie etwas zu schulden kommen lassen und fand sich somit auch auf keiner Fahndungsliste dieses Planeten wieder.
Zusätzlich hatte er sich ein Standbein auf internationaler Ebene geschaffen. Er ging anders als die meisten Mafiaköpfe offen mit seinem riskanten Posten um.
Arthur hob ohne zu zögern die Hand, seine Spannung löste sich nicht.
"Da scheint jemand genau so aufgeregt zu sein wie du." blubberte Leighton in seine Hände.
Aufgeregt auf 'Der Pate' konnte ich mich nicht bezeichnen. Die Bücher und die Filme hatte ich mir vor einer langen Zeit durchgearbeitet, also würden die nächsten Monate für mich kein Problem werden.
Mit den Themen um die Mafia war ich vertraut.
Wieso wusste ich nicht, aber mitten in meiner Pubertät hatte ich angefangen eine kleine Bessesenheit für Organisationen geplanter Verbrechen zu hegen, ganz oben standen auf meiner Liste standen die Mafia und die Yakuza.
"Ich bin nicht aufgeregt." stritt ich Leightons Worte ab und beobachtete die erstaunte Reaktion Mrs. Cogants zu der Meldung des Neuen.
"Mr Thompsen. Gibt es eine Frage?" nahm sie ihn perplex an die Reihe.
Der genannte senkte seinen Arm und dachte über seine Worte nach.
Arthur begann in einem sicheren Ton zu reden.
"Denken Sie denn nicht, dass es kontraproduktiv ist mit uns ein Buch zu lesen, welches die Mafia verherrlicht, wenn man die derzeitige Lage in Italien betrachtet?" äußerte er sich gegen die Wahl der Literatur.
Mrs. Cogant riss ihre kleinen Augen auf. Erschüttert blinzelte sie, als hätte sie eben ein Einhorn sprechen gehört. Doch zu einer Antwort, die mich tatsächlich sehr interessiert hätte, kam sie nicht mehr.
In dem Moment, als sie nach ihrer Nachdenkpause zum sprechen ansetzten wollte, sprang die Tür á la Brendon Urie in 'I Write Sins Not Tragedies' auf.
Leighton und ich sahen uns an.
Ich wusste, dass wir beide genau das gleiche Bild vor Augen hatten.
Wenn der Unterrichtsstürmer passend zu unseren Gedanken nun auch noch episch mit: „I chime in with a haven't you ever heard of closing a goddamn door?" angefangen hätte, wäre es schwer für mich gewesen den Song nicht weiter zu schmettern, denn Mrs. Cogant hatte den unbeschreiblich geschockten Gesichtsausdruck der Braut im Video eins zu eins ins Gesicht gedruckt.
Singen tat der Neuankömmling nicht, aber dafür gestaltete sich sein erster Auftritt äußerst filmreif.
"Verzeihung, dass ich zu spät bin. Ich hab mich in dieser verdammt verwirrenden Schule beschissen oft verlaufen. Können Sie der verfluchten Schulleitung mal freundlicherweise mitteilen, dass ein paar scheiß Wegweiser und Landkarten in den Gängen nicht verkehrt wären?"
Mrs. Cogant wurde leichenblass. Sie schwill gleichzeitig voller Wut an.
Kichern und Tuscheln brach um Raum aus.
"Ich bin übrigens Caleb. Pardon, dass ich zu spät bin, aber diese mistige Schule ist ein Labyrinth."
Der dunkelhaarige, etwas dunkelhäutigere asiatisch angehauchte Junge setzte noch einen oben drauf. Erhobenen Hauptes stolzierte er in seiner Lederjacke, kombiniert mit einem schlechten Hawaiishirt zur Lehrerin, schüttelte ihr die Hand und wandte sich an die Klasse.
Suchend blickte er sich aus frech dreinblickenden Augen um.
Arthur versteckte sein Gesicht hinter seinen Händen. Die Spannung in seinem Rücken nahm zu.
Anders als zu Beginn der Stunde wirkte er am Boden verzweifelt und fix und fertig mit seinem Leben.
"Alter! Wie hast du es hier hin geschafft, Arth?" plätscherte Caleb ungeachtet. Leichtfüßig  hüpfte er durch die Klasse, um sich an seinem besten Freund vorbei zu schieben und sich den Platz neben ihm zu nehmen.
Aus Mrs. Cogants Schock bahnte sich wieder Beherrschung an.
"Sie sind dann wohl Mr. Cardiff." presste sie hervor und hielt die Augen einen Atemzug lang geschlossen.
"Mr. Cardiff ist mein Vater, Ich bestehe auf Caleb." verlangte der zweite Neuling leichtsinnig mit munterer Stimme.
"Dann Mr. Cardiff:  Zu beginn, damit wir uns beide auch in meinem Unterricht verstehen werden, das Fluchen werden Sie in Zukunft unterlassen. Ich möchte einen ruhigen und gesitteten Unterricht mit einem ordentlichen Umgang."
Mrs. Cogants Stimme zitterte, wie der Boden kurz bevor eine Rakete abhob.
"Nicht vermaledeitnochmal Fluchen. Yep daran müsste ich mich halten können." säuselte Arthurs Banknachbar.
Arthur selber sackte von Sekunde zu Sekunde mehr in sich zusammen. Ich würde meinen Hintern darauf verwetten, dass er genau so kurz vor der Explosion stand wie die Lehrerin an der Tafel.
"Das will ich hoffen, Mr. Cardiff." beendete Mrs. Cogant. Durchatmend sammelte sie sich einen Augenblick und knüpfte dann an ihrem Thema von eben an.
Komplett vergessen dabei: Die Frage die Arthur gestellt hatte und auf die er keine Antwort bekam.
Keine zwei Sekunden später, als Mrs. Cogant sich gesammelt hatte und damit anfangen wollte über unsere neue Lektüre zu diskutieren, da drehte sich Caleb schwungvoll zu uns um.
"Habt ihr bis jetzt irgendetwas wichtiges gemacht? Oder bin ich zurecht später gekommen?"
Seine wachen Augen sprangen zwischen Leighton und mir hin und her.
Abweisend drehte der seinen Kopf zur Wand. In seiner üblichen Art überließ er mir das Antworten.
"Es gab nichts wichtiges, du hast nichts verpasst."
Hielt ich Caleb auf dem laufenden. Dabei konnte ich nicht verhindern, dass mir ein Mundwinkel amüsiert nach oben rutschte.
"Vielen verfickten Dank." bedankte sich Caleb breit feixend.
Arthurs Maß an Geduld platzte.
Flüchtig nahm ich war, wie er mit gesenktem Kopf nach seinem Banknachbarn hackte. Caleb plärrte laut und deutlich einen Fluch durch die Klasse, mit dem er sich keine Freude bei seiner neuen Englischlehrerin machte.
"Das ist die erste und letzte mündliche Verwarnung, die Sie von mir bekommen Mr. Cardiff. Höre ich noch ein Fluchwort, dann können Sie sich beim Direktor melden. Das macht an einem ersten Schultag mit Verspätung keinen guten Eindruck, glauben Sie mir." mahnte Mrs. Cogant indem sie jede Silbe ihrer Wörter scharf betonte und die Augen in Calebs Richtung verengte.
"Haben Sie mich verstanden?" wollte sie die Bestätigung des Unruhestifters.
Arthur erhob sein Haupt und übernahm die Rolle seines Gefährten.
"Er hat Sie verstanden." säuselte er beschwichtigend.
Arthur schmiss Caleb einen Blick zu, bei dem sogar ich Angst bekam, dass er mir den Kopf wegsprengen könnte.
Doch Caleb gab dem keine Beachtung.
Er drehte sich in die Richtung von Leighton um und kommentierte Mrs. Cogants Haltung: „Die Schrulle ist ja mehr als nur sexuell Frustriert."
Mir enkam ein leises lachen, denn genau so konnte man diese Lehrerin beschreiben, die doch prüder erzogen wurde als jede handelsübliche Nonne im Kloster.
Mit einer Reaktion von mir, den beiden am Tisch hinter uns und einem unamüsierten Schnauben von Leighton drehte Caleb sich nach vorne.
Im selben Moment holte Arthur aus und verpasste ihm eine Schelle auf den Hinterkopf.
Was er danach zu Caleb sagte verstand ich nicht, nicht weil er zu leise flüsterte, sondern weil es eine andere Sprache war.
Arthur hatte seine gute Laune vom Stundenbeginn verloren und machte mit seinen fremd klingenden Worten Caleb mächtig zur Schnecke, so wie er überall hinsah, nur nicht zu seinem Nachbar.
"Ich muss mich berichtigen." Leigthton schenkte mir seine Aufmerksamkeit und blickte mich genervt an. Seine hochgegelten Haare hatten ihre Ordnung verloren.
Mir fiel auf, dass sich unter seinen blauen Augen dunkle und tiefe Augenringe abzeichneten, die mir signalisierten, dass er  keine gute Nacht gehabt hatte.
"Ich glaube ich mag den ersten ein bisschen weniger nicht, als den zweiten, der hat nen totalen Knall."

...
Ich präsentiere nun:
Das zweite Kapitel Deadends was hoffentlich für etwas angenehme Verwirrung sorgen wird und für einige Lacher und schmunzler
XD

Wir lesen uns nächsten Samstag wieder
😘😘😘

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