22. Same sad story

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"Monty, du verarscht mich." Ich raufte mir die Haare und blickte aus meinem Zimmer in den prunkvollen Garten. "Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist." bat ich ihn verzweifelt und krallte mich an meinem Handy fest. "Das ist leider wirklich wahr." ließ er sich nicht beirren und pustete am anderen Ende der Leitung seinen Rauch in die Nachtluft.
In Washington war es um Vier. In Italien morgens um Zehn.
"Kannst du nicht versuchen ihm das auszureden? Oder Celine? Leighton wird sicherlich auf dich hören!" mir krampfte sich der Magen zusammen. Das musste ein schlechter Witz sein, den mir Leightons bester Freund eben präsentierte. Leighton konnte das nicht wirklich in Erwähnung ziehen, ohne sich vorher mit mir darüber abgesprochen zu haben. Er wusste dass ich dagegen war die Innenstadt hinter mir zu lassen.
"Celine?" Monty lachte auf. "Ich glaube wohl eher nicht. Sie hat mit dem Mist angefangen und ihn voll mitgezogen. So überzeugend wie sie sein kann, bekomme ich den Faden nicht mehr gezogen."
Mein Hirn pochte laut und schmerzhaft gegen meine Schläfe und verursachte dumpfe Kopfschmerzen.
"Das ist nicht ihr ernst. Sie weiß doch am besten von uns, dass... ach vergiss es." wehrte ich ab und sank auf meinem zimmereigenen Balkon zusammen. Vielleicht war es im Nachhinein wirklich keine gute Idee mit Adriano nach Italien zu fliegen, wenn Celine in der vergangenen Woche Leighton den Freibrief übermittelt hatte für uns nach einer neuen und familienfreundlichen Wohnung und Wohngegend zu schauen.
"Er hat dir davon wirklich nichts mitgeteilt? Von gar nichts?" harkte Monty verdattert nach, als könne er nicht glauben, dass mein Verlobter mir etwas vorenthielt.
Bittere Ironie, wenn ich überlegte, was ich Leighton zu unserem Wohl vorenthalte.
"Kein. Einziges. Wort." schnaufte ich aus und beobachtete den Gärtner dabei, wie er die Hibiskusranken goss. "Celine hält es wohl am besten, wenn er mich damit überrascht und ich mit einem bitteren Lächeln zusagen muss von Wohnung zu Wohnung zu rennen." vermutete ich.
"Da muss sogar ich sagen, dass es mies ist, das hinter deinem Rücken zu regeln." seufzte Monty. "Es ist auch fair wenn man bedenkt, was ich angestellt habe und wo ich bin." murmelte ich betroffen und ließ den Kopf hängen. Eben baute sich der Druck der letzten Wochen wieder in mir auf und mein Streit mit Celine.
Ich wusste, dass sie mich mit ihrem verruchten Plan auf die Probe stellte und mir in meinem Tun nicht traute. Das vielleicht sogar zurecht.
Meine Klamotten hatte ich in der vergangenen Woche nicht vor Adriano fallen gelassen, aber wir waren uns wieder näher gekommen.
"Wie läuft es eigentlich bei euch? Schon irgendetwas herausbekommen, was Adriano entlastet?"
Von Leighton zu Adriano. Der Themenwechsel ging bedrohlich und bedrückend schnell.
"Noch nicht viel. Wir sind ein paar Hinweisen gefolgt, aber die haben sich schnell als Missstände herausgestellt. Vor allem unter den Kollegen von Adrianos Vater." enthüllte ich vor Monty.
"Wie sieht es mit dem Rauchen aus?" ein Lachen hüllte sich in seine ruhige Stimme. War er denn gar nicht Müde? Immerhin war es bei ihm mitten in der Nacht.
"Ich habe seit ich auf europäischem Boden stehe keine Zigarette gesehen oder angefasst." verkündete ich stolz, doch bei den Abwegen meiner aufkommenden Gedanken wünschte ich mir nichts anderes als diese in Rauch zu verwandeln.
Leighton suchte nach einer Wohnung, nach einer Wohung weit außerhalb des Stadtzentrums, in dem wir zur Zeit wohnten. Er schaute nicht nur nach Wohnungen, sondern nach Häusern, neuen Arbeitsstellen für uns, mögliche Schulen und Kindergärten für ein Kind, dem ich wirr zugestimmt hatte, dass ich gar nicht haben wollte.
Sobald ich wieder zu Hause wäre, da müsste ich meine Rolle als Traumfrau und zukünftige Mutter wieder anpacken, ich müsste Leighton in den Kram passen, mich in eine Rolle drücken, die ich nicht haben will. In den USA müsste ich mich dem Gefängnis stellen, das mir hier aufgehoben wurde.
"Wow. Kaileigh, ich bin wirklich stolz auf dich." lobte Monty mich anerkennend. Als bester Freund Leightons, der wusste wo ich war, sollte er ganz sicherlich nicht stolz auf mich sein.
"Bist du denn gar nicht müde?" harkte ich bei ihm nach und ließ meine Augen durch den großen mühevoll gestalteten Garten wandern."Ich kann nicht schlafen. Hab den Kopf voll." verriet er mir ungewohnt ernst und pustete die Luft aus.
"Mit was?" wollte ich von Monty wissen.
"Lange Geschichte, über die ich eigentlich nicht mehr nachdenken sollte."
Ich lachte und erkannte mich in seiner Bemerkung wieder. "Bei mir gibt es auch viele alte Geschichten, über die ich nicht mehr nachdenken sollte. Trotzdem wollen sie mich nicht loslassen, bis heute nicht."
Das ich etwas zu viel plauderte war mir bewusst, aber bei Monty machte ich mir keine Sorgen. Er wusste den Mund zu halten. Manchmal entpuppte er sich als Kindskopf, doch wenn es ernst wurde, dann hielt er sich zurück. Eigentlich konnte man wunderbar mit ihm reden, wenn er in der richtigen Laune war.
"Du meinst Adriano oder?" Kurz herrschte stille und als hätte der Teufel selber mein Telefonat belauscht, schlenderte Adriano in lockeren kurzen Hosen und einem lässigen Oberteil durch den Garten seiner Eltern.
Er sprach mit dem Gärtner und nahm mich keineswegs war.
Ich verzog mich zurück ins Zimmer und zog die Tür zum Balkon hinter mir zu.
"Kaileigh..." Monty erklang mahnend in meinem Ohr, doch auch Verständnis lag in seinem Ton. "Du hast dich wieder in ihn verliebt."
Mir krampfte sich der Magen zusammen, dabei wie Monty es aussprach, wie es jemand aussprach, der nicht hier war und mir wurde bewusst, dass es falsch von mir ist mich wieder auf Adriano eingelassen zu haben, ihn wieder so zu mögen wie damals, mich mit ihm hier aufzuführen als wären wir ein junges und unbeschwertes Paar.
"Ich weiß, dass es falsch ist." murmelte ich getroffen und schlang meinen freien Arm um mich.
Ich begann jeden Kuss der letzten Tage zu bereuen und sie wie Messer in meinem Bauch zu spüren. "Ich weiß, dass ich das nicht darf, ich sollte Leighton lieben. Ich sollte mich davon nicht abbringen lassen. Leight und ich gehören zusammen. Wir sind verlobt!"
Tränen sammelten sich in meinen Augen an. Das Tabuthema Verlobung hatte ich gebrochen, aber immerhin außer Reichweite von Adrianos Ohren.
In der letzten Woche hatte ich nur an Leighton gedacht, wenn ich mit ihm geredet habe, am Telefon.
Sonst war nur Adriano um mich herum und in meinem Kopf und bis eben fühlte es sich richtig an.
Von allen um uns wurden wir belächelt. Von Domenico, von Mirabella, den anderen Hausangestellten, Adrianos alten Bekannten. Sie alle sahen uns an, als wäre es uns schon immer vorbestimmt gewesen zusammen zu sein, während sie die Hintergrundgeschichte gar nicht oder in Fetzen kannten, Leighton aber kein einizigs Mal eine Rolle spielte.
"Manchmal passiert sowas Kai. Das kann man nicht verhindern. Ich bin mir sicher irgendwo gibt es Gründe dafür. Aber ich bin der letzte, der dich dafür verurteilt, glaube mir." pflichtete er mir verständnisvoll bei.
Ich stutzte bei dem schmerzlichen Klang seiner Stimme."Du klingst, als würdest du aus Erfahrung reden."
"Das tu ich tatsächlich, Kaileigh." gestand er mir.
"Als du mich das erste mal nach einer Zigarette gefragt hast, hast du mich auch darauf angesprochen, wieso ich angefangen habe zu rauchen." erinnerte er mich.
"Ja, das stimmt." zog ich mir ins Gedächtnis zurück.
"An Helena kannst du dich doch noch erinnern oder?" fragte er weiter.
Ich gab einen zustimmenden Laut von mir.
"Du hast uns nie verraten, wieso ihr euch getrennt habt. Sie war auf einmal mit Sack und Pack weg." entsann ich mich vage daran, dass sie grade in den letzten Monaten vor Ende der Beziehung schweigsamer geworden ist.
"Sie... sie hatte einen anderen." verriet Monty mir mit einem schnaufenden lachen. "Das bittere war, das wir uns bereits ein ganzes Leben ausgemalt hatten. Wir waren bereit dazu eine Familie zu gründen, sobald sie mit dem College fertig geworden wäre." redete Monty in Erinnerungen weiter.
"Sie hat nie auf mich gewirkt, als würde sie es nicht wollen, sie war überzeugt davon, das habe ich ihr angesehen. Wir haben uns wirklich geliebt."
Daran erinnerte ich mich. Monty und Helena passten zusammen wie Pech und Schwefel. Sie ergänzten sich perfekt.
"Auf einmal kam sie an, dass sie einen anderen habe. Wie aus dem nichts." wendete sich Montys große Liebesgeschichte einem Chaos zu. "Ich dachte bis zu diesem Tag, das alles gut wäre, aber das war es nicht."
Ich hörte wie Monty einen verzweifelten Laut von sich gab. "Sie hat mir klar gemacht, dass es nicht meine Schuld sei, dass ich vollkommen wunderbar bin, so wie ich halt bin, dass sie sich neu verliebt hatte. Ich wäre nicht der Grund gewesen, weshalb sie sich langsam von uns allen abgewandt hat. Es war einfach nur, dass sie mit dem Gedanken nicht leben könnte mich nicht mehr aus den selben Augen zu sehen."
"In wiefern?" löcherte ich vorsichtig und konnte mir Montys verzweifelte Rehaugen genau vorstellen.
Wie er auf seinem Balkon in die Ferne starrte und nicht verstehen konnte, was bei Helena durchgebrannt war.
"Wir konnten über alles reden, wir waren nicht nur ein Paar, sondern auch sowas wie enge Freunde. Manchmal konnten wir denken was der andere sagen wollte, da wusste er es nicht mal." lachte Monty zaghaft.
"Sie wollte nicht das das verschwindet. Dieses Freund sein, dieses vertraute zwischen uns."
Ich verstand immer noch nicht ganz.
"Mich hat es lange gebraucht um zu verstehen, was sie gesagt hat, was sie nicht verlieren wollte, zumal sie zum Zeitpunkt der Trennung schwanger von mir war."
Meine Augen wurden so groß wie der schillernde Rubin an der Verzierung des Spiegels in meinem Zimmer.
"Du bist..." stammelte ich komplett verdattert.
Monty lachte. "Ja. Ja ich bin Vater. Kann man mir gar nicht glauben, oder?"Ich schüttelte den Kopf.
"Du hast nichts davon gesagt, nie! Nie in den letzten sieben Jahren." erklang ich komplett überwältigt.
"Wie wäre das denn gekommen? Hey ich bin Vater, aber mein Kind wird von nem anderen groß gezogen, weil Helena nicht möchte, dass uns dieses Kind kaputt macht." überspitzte Monty gelassen.
"Denn genau das hätte es. Das hab ich aber erst begriffen, als der kleine da war."
Monty ist Vater von einem kleinen Jungen und nie hatte er es auch nur erwähnt. Plötzlich erschien er mir so fremd, wie an dem Tag, als wir das erste mal miteinander geredet hatten.
"Helena und ich hatten tatsächlich keine Probleme uns zu trennen. Es war schmerzhaft, aber danach habe ich sie verstanden, auch wenn es noch so verzerrt klingen mag. Sie... das ist wirklich blöd zu erklären, wenn man nicht selber da drin steckt." schmunzelte Monty und suchte nach Worten.
"Helena wollte nicht in die Rolle passen, die alle in ihr gesehen hätten, wenn ihr als Eltern zusammen geblieben wärt." vermutete ich. "Als Mutter konnten wir sie uns alle nicht vorstellen und sie sich vor anderen an deiner Seite am wenigsten, auch wenn sie dich wirklich geliebt hat. Sie wollte sie selbst bleiben und das ging nur mit einem anderen Mann und Menschen in ihrem Umfeld, die sie neu kennenlernen würde."
"Ganz genau." bestätigte Monty mir und gähnte. "Aber anscheinend war ihr das auch nicht genug Abstand zu dem Ich, was sie an meiner Seite geworden wäre." er wurde wieder ernster.
"Wenige Monate nach Willows Geburt haben sie und ihr neuer Partner festgelegt ans andere Ende der Staaten zu ziehen."
Montys Ton änderte sich rabiat, ich bildete mir sogar ein ihn schluchzen zu hören.
"Ich habe mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, Kaileigh. Ich wollte nicht, dass sie mir meinen Sohn wegnimmt, wenn sie mir davor noch versprochen hat ihn so oft zu sehen, wie ich will." redete er niedergschlagen weiter.
"Aber viel konnte ich nicht machen. Ich bin zwar der eingetragene Vater in der Geburtsurkunde, aber nicht zuständig für sein Sorgerecht. Das hatte ihr Partner, der den sie für den besseren Vater an ihrer Seite gehalten hat, bei dem sie sich als Mutter bestimmt wohler fühlen würde."
"Du musstest sie gehen lassen." murmelte ich. "Du hättest nicht viel machen können. Sobald du zwar als Vater eingetragen bist, aber nicht als Erziehungsberechtigter sind dir alle Rechte untersagt dein Kind zu dir zu holen. Es sei denn es gibt einen Extremfall." erinnerte ich mich an die rechtlichen Grundlagen.
Wie konnte Monty sich das nie anmerken lassen? Wie konnte niemand, nicht mal Leighton davon wissen?
"Ich hab angefangen Helenas neuen auf irgendeinen Mist zu verdächtigen, so dass Willow und sie bleiben müssten, dass ich meinen Sohn in meiner Nähe wissen kann. Aber bis auf seinen und ihren Hass konnte ich nichts zu mir ziehen." redete er traurig weiter.
"Das einzige was ich sieben Jahre später von meinem Sohn hab sind ein paar regelmäßige Bilder, die mir Helena aller paar Monate mal schickt." lachte er ein wenig munterer.
"Ich schicke ihm jedes Jahr etwas kleines zu seinem Geburtstag und zu Weihnachten und schreibe ihm kleine Briefe dazu. Unabhängig davon, ob er von seinem leiblichen Vater weiß oder nicht."
Ich wollte Heulen, dass nicht mal ich das damals mitbekommen hatte.
Monty hatte eine ganze Weile Probleme, saß sogar häufig auf der Polizeiwache, weil er irgendetwas angestellt hatte und ich musste ihn nach langen Diskussionen heraushauen. Aber keinem hat er auch nur einen Ton über sein Problem verraten.
"Ist Helena noch mit diesem Mann zusammen?"
Irgendetwas musste es doch gebracht haben, dass sie so weit wegen ihm weg gezogen ist, wenn sie ihrer ersten großen Liebe so sehr weh getan hatte.
"Nein. Sie haben sich vor drei Jahren getrennt, weil er ein Job Angebot in Australien bekommen hat und sie nicht ans andere Ende der Welt wollte." verriet Monty mir.
"Du hast ihn in diesen Jahren auch nicht gesehen oder? Also Willow."
Wieder verneinte Monty. "Ich habe nicht das Geld dafür mir so einen Flug leisten zu können und sie verdient auch nicht die Welt mit ihrem Job in Los Angels." erklärte Monty mir.
"Deshalb rauchst du. Du vermisst Willow, du willst dass es aufhört weh zu tun, dass er nicht bei dir ist."
"Genau." bestätigte Monty mir und schluchzte jetzt tatsächlich.
"Es geht dabei eigentlich auch ein wenig um seine Mutter. Ich frage mich immer was gewesen wäre, wenn wir heute noch zusammen wären, aber am Ende wären wir vielleicht in einem großen Streit auseinander gegangen und ich würde vielleicht nicht mal wissen wie mein Junge heißt oder wie er aussieht. Insofern war dieser Weg leichter." rundete er niedergeschmettert ab.
Ich setzte mich aufs Bett und schüttelte fassungslos den Kopf.
"Monty?" murmelte ich."Du denkst, dass es bei Leighton und mir ähnlich ist oder?" Ich biss mir auf die Unterlippe. "Deshalb hast du mir das verraten, das mit Helena."
"Kann man so sagen, ja. Bei euch ist es ähnlich, wie bei uns damals. Aber das muss nichts heißen Kaileigh. Vielleicht wird das mit euch wieder und das ist nur eine Phase." Schweigen hüllte das Gespräch um Monty und mich ein, in dem ich mir versuchte einen kleinen rehäugigen mini-Monty vorzustellen, der seinem Dad hinterher rannte und begeistert und kindlich an Montys Seite die Welt erkundete. Was er durch machte, wollte ich mir nicht vorstellen.
"Bitte verrate aber den anderen nichts davon. Ich will nicht... ich möchte einfach, dass das so lange wie möglich unter uns bleibt, Kaileigh." bat er mich.
Ich stimmte zu und hörte, wie es an meiner Tür klopfte.
"Telefonierst du immer noch, oder darf ich rein?" erklang Adriano gut gelaunt. Anscheinend hatte er mich doch auf dem Balkon stehen sehen.
"Einen Moment noch." rief ich ihm zu. "Ich bin gleich fertig."
"Adriano scheint nach dir zu rufen." lachte Monty.
"Er steht vor der Tür, ja." bestätigte ich ihm.
"Er hat mitbekommen das ich telefoniere."
"Dann werde ich jetzt auflegen und schlafen gehen. Hat gut getan darüber mal zu reden. Davor aber noch an dich, Kai: Mach das was du für richtig hältst. Lass dich von Celine oder Leighton nicht zu jemanden machen, der du nicht sein möchtest. Wenn Adriano der ist, bei dem du dich frei und ganz du selbst fühlst, dann ist es so. Dann ist daran kein Leighton Schuld und du auch nicht. So ist das Leben, wir können es nicht allen recht machen." gab er mir mit auf den Weg und nahm mir den Druck auf meiner Brust mich für das geschehene schlecht zu fühlen. Das ich keine Heldin war, Leighton zu hintergehen, das war mir dennoch klar.
"Danke, dass du mir das anvertraut hast und... und das du nicht so schlecht von mir denkst wie ich erwartet hatte, Monty. Schlaf noch gut." verabschiedete ich mich von ihm und legte mit einem schweren und einem leichten Herz auf.
Monty hatte mir keine Erlaubnis erteilt mich an Adriano zu schmeißen und Leighton in den Wind zu schießen, aber er war der erste der im Ansatz verstand was mit mir nicht mehr Stimmte.
"Kann ich?" Adriano wurde ungeduldig.
Ich seufzte und sprang wieder vom Bett auf, um mein Handy auf den kleinen Schreibtisch zu legen, auf dem ich meinen Laptop aufgebaut hatte.
"Ja, komm rein." gab ich Adriano die Freigabe und hörte, wie sich die Tür zum Zimmer öffnete.
Seine Augen legten sich wie eine zweite Haut an mich. Das schlechte Gewissen meinen Verlobten offiziell zu betrügen wich unter Adrianos aufmerksamen und bewachenden Blick.
Ich drehte mich vom Schreibtisch zu ihm und erwiderte das begrüßende Lächeln, dass er mir zuwarf.
Elegant trat er über das dunkle und hochwertige Laminat zu mir und begrüßte mich mit einem an meinen Lippen gehauchtes "Buongiorno Principessa."
"Guten Morgen Adriano." gab ich zurück und fühlte mich unter dem Kuss, den er mir sanft auf die Lippen gab für wenige Augenblicke federleicht.
"Mit wem hast du telefoniert?" fragte Adriano mich beiläufig und schlang seine Arme um meine Taille.
"Nur mit Monty." verriet ich und legte meinen Kopf auf seine Schulter.
Ich schloss die Augen und legte meine Arme um Adriano.
"Mit Monty?" Adriano klang, als hätte er eher erwartet, dass ich mit dem telefonierte, dessen Thema wir in der letzten Woche gekonnt unter den Tisch geschoben hatten.
Er zumindest. Ich musste mich Leighton für wenige Momente am Tag stellen und mein Verbot nicht mit ihm zu reden oder an ihn zu denken brechen.
"Ja mit Monty. Ist das so verwunderlich?"Ich öffnete meine Augen und hob den Kopf.
"Nein... nur... ach egal." murmelte Adriano und lehnte sich zu mir, um sanft meine Stirn zu küssen.
Mir wurde zur Sommerwärme wohlig warm am ganzen Körper.
Im Hinterkopf fühlte ich mich schuldig und hatte das Bild von Leighton vor Augen, wie er traurig rauchend und blauäugig auf dem Balkon stand und ich mit seinem Kind und Adriano hier lebte, weil ich es nicht ertragen könnte ihn nicht mehr als den zu sehen, den ich in ihm sah, als wir zusammengekommen sind.
"Es gibt übrigens gute Nachrichten." säuselte Adriano und fing meinen innerlichen panischen Blick seelenruhig und aufmerksam ein.
Ich riss mich von einem tief verzweifelten Leighton los.
Es wird nur eine Phase sein. Ich stecke in einer Midlifecrisis (mit nicht mal 30), wollte mich nochmal Jung fühlen und was eignete sich dafür besser, als meine erste große Liebe nochmal neu aufleben zu lassen?
Okay... jetzt fühlte ich mich schlecht für Adriano...
"Und die wären...?" Ich legte den Kopf schief und spielte mit einer von Adrianos Locken, die sich bemerkbar machten.
"Domenico hat was aus den E-Mails aus dem Park erfahren können, was uns wirklich weiterbringt. In einer Stunde ist er hier und zeigt uns was her herausgefunden hat." präsentierte Adriano aufgeregt und lächelte mich zuversichtlich und hoffnungsvoll an.
"Wir werden den Mörder meines Vaters noch in Italien stellen können." malte er sich zufriedenstellend mit breiter werdenden Lächeln aus.
Ich spiegelte seinen munteren Gesichtsausdruck wieder.
Bei dem strahlenden Grün in seinen Augen vergaß ich meinen Gewissensbiss und zog Adriano in einen knappen kurzen Kuss, der mit seinem lächeln anhielt.
Die Schmetterlinge in meinem Herzen wurden losgelassen und ich fühlte mich als würde die Welt mir gehören, als könne mir keiner etwas anhaben.
"Wann hast du vor den Kram von deinem Vater durchzusuchen?" fragte ich ihn beiläufig zwischen den kurzen Küsschen, die wir verträumt ausgetauscht hatten und von denen sich nun keiner mehr wie ein Messerstich anfühlte.
Adriano stöhnte genervt und lehnte seine Stirn gegen meine."Das hab ich vergessen. Aber wir haben die Woche und die nächste, das schaffen wir ganz sicherlich noch." plante er.
Ich zog eine Augenbraue hoch. "Adriano, das müssen wir schaffen." redete ich ihm ein und drückte seine Schultern. "Wir müssen wissen mit wem sich dein Vater vor dem Tod ausgetauscht hat und was sich in seinem Büro versteckt."
Adriano nickte und bließ mir schwerfällig seinen Atem ins Gesicht.
"Ich weiß Kai... Für mich ist es..."
"Ich verstehe. Du kannst nicht einfach die Sachen deines verstorbenen Vaters durch kramen. Aber irgendwann in den nächsten vierzehn Tagen müssen wir das in Angriff nehmen." ermutigte ich ihn und neigte meinen Kopf, um seine Wange sanft zu küssen.
Er entspannte sich unter meinen Händen wieder und zog mich in eine vorsichtige Umarmung.
"Können wir denn nicht einfach hier bleiben? Dann hätten wir alle Zeit der Welt." stellte er sich vor und strich mir in seinem Gedanken über den Rücken.
Ich bekam unter seiner zarten Berührung Gänsehaut und lehnte mich an ihn.
Um nichts in der Welt würde ich lieber hier bleiben, als in zwei Wochen wieder nach Hause zu fliegen, zumindest zu meinem Zuhause.
Für Adriano war das hier seine Heimat und an seiner Stelle würde ich auch nicht freiwillig wo anders hin wollen.
"Das geht aber leider nicht. Ich habe meine Freunde in Amerika, meine Familie, meinen..."Ich unterbrach mich und blickte an Adriano vorbei zu der offenen Tür, die in den Gang führte.
"Ich habe meinen Job in den Staaten." kratzte ich die Kurve und sah fest zu Adriano.
Er nickte und schmiegte seine Hände an meine Hüfte.
Außerdem wollte ich nicht das Leighton auch noch anfing zu rauchen...Das wäre ein Desaster. Mit Celine und Monty allein würde er es außerdem nicht lange alleine aushalten...
Was dabei rauskam, wenn ich ihn eine Woche allein ließ, merkte ich.
Nach dieser Woche hatte Celine Leighton am besten überredet eine komplette Kinderzimmerinnenausstattung zu bunkern und zu meiner Rückkehr hatte er sich auf ihr Anraten bereits um einen ersten Ultraschalltermin gekümmert.
"Schon verstanden. Du hättest viel zu verlieren."
Ich sah Adriano an, dass er erkannte, dass es mir nicht wirklich um meinen Job ging. Viel mehr um meinen Verlobten, um Leighton.
Der Phantomring an meinem Finger drückte.
"Genau. Das hätte ich." murmelte ich.
Die angenehme kribbelnde Stimmung zwischen uns rauschte durch die Tür.
Adriano löste die Umarmung auf und verschränkte seine Arme vor der Brust.
Wir mochten uns in der letzten Woche näher gekommen sein, doch sobald indirekt mein Leben in den Staaten fiel, blieb es für kurze Zeit eisig zwischen uns.
Adriano wusste, so wie ich, auf was für einem Eis wir uns bewegten und wie fatal wir darin ertrinken könnten. Doch selbst wenn ich darin mein Ende fand, es fühlte sich richtig an. Jeder Kuss Adrianos und mir, jede kleine Berührung und jedes Kompliment das er mir gab.
"Wir... wir sollten Frühstücken gehen." presste Adriano hervor und schritt von mir weg, um sich in den breiten Türrahmen zu lehnen."Das... das sollten wir. Bevor Domenico da ist und wir davon nicht mehr viel abbekommen." scherzte ich unsicher und fuhr mir wirr in meinen Haaren, als ich an Adriano vorbei auf den Gang trat.
Er schloss die Tür hinter sich und reihte sich im gehen neben mir ein.Die Stimmung zwischen uns war auf einem Tief und keiner wagte es ein Wort ins Schweigen zum Speisesaal zu setzen.
"Kannst du noch Schlagzeug spielen?" fragte ich ins Nichts hinein, als wir durch das Foyer liefen und Mirabella ein lächeln zuwarfen."Wie kommst du denn darauf?" lachte Adriano mit besserer Laune.
Ich zuckte mit den Schultern. "Mir ging eben durch den Kopf, was für Grimassen du dabei damals immer gezogen hast." schmunzelte ich in Erinnerung.
Adriano schaufte. "Das waren keine Grimassen. Das sind Reflexe. Muss ich dich daran erinnern, wie Monty das Gesicht beim Game Cube spielen verzogen hat?" konterte er.
"Das macht er heute immer noch." bestätigte ich. "Aber an deine Grimassen kam nichts."
"Das waren Reflexe. Jeder andere Drummer macht das auch. Die Hände und das Gesicht sind mit ihren Nervenzellen direkt verbunden." wollte Adriano mir einreden.
"Jede Nervenzelle geht vom Hirn aus. Da ist in den Händen nichts mit dem Gesicht verbunden." stellte ich richtig.
Adriano seufzte und hielt mir die Tür zum Speisesaal auf.
"Wieso musst du so schlau sein?" hielt er mir vor und blieb im Weg stehen."Das habe ich früher immer bewundert. Neben deiner bemerkenswerten Freundschaft zu Leighton."
"Ich konnte mir Dinge gut merken. Kann es immer noch." murmelte ich und erinnerte mich an den schüchternen und einnehmenden Leighton zurück.
Damals, als wir noch Freunde waren, erschien mir mit ihm vieles einfacher als heute.
"Du konntest dir alles gut merken, außer die Französischvokabeln." erinnerte Arthur mich und blinzelte frech.
Ich schmunzelte. "Sprachen liegen mir nicht." säuselte ich tapfer.
"Und dennoch hast du mich für meine Sprachkenntnisse beneidet." Adriano sah an mir vorbei in die leere und hatte einen ruhigen und erinnernden Blick aufgesetzt.
"Du hast nie verstanden, wie ich so viele Sprachen reden konnte oder meine Notizen auf Italienisch verfasst habe."
"Du konntest nie verstehen, wieso ich mir jede Kleinigkeit merken konnte, oder andersherum esse." blickte ich zurück.
"Tatsächlich verstehe ich das immer noch nicht. Aber ich weiß, dass es dich ärgert, wenn du dein Besteck vor dem Essen immer umlegen musst, weil deine kleine Anomalie alle vergessen." Adriano machte mir den Weg zum Speisesaal frei und ich trat ein."Du bist der einzige, der das noch weiß und darauf besteht mich nicht zu verärgern, indem er es falsch hinlegt." verriet ich Adriano, der an mir vorbei schnellte, um mir meinen Stuhl vor zu ziehen.
Leighton hatte weder in unserer Freundschaft noch in unserer Beziehung gemerkt, dass ich mit meinem Besteck anders aß.
Wenn ich ihn darauf ansprach, fiel es ihm wieder ein. Einen Tag später achtete er darauf, doch danach nicht mehr.
Adriano legte wert darauf. Sogar als wir uns gegenseitig Sauer waren und in diesem Restaurant aßen, hat er den Kellner darum gebeten mir das Besteck so hinzulegen, wie es mir angenehm war.
"Da achtet wirklich keiner drauf nicht mal dein... Verlobter?"Adriano rasselte das Wort schneller über die Lippen, als es ihm lieb wäre.
"Nicht mal er." murmelte ich getroffen und setzte mich unter seinen schuldigen Blicken.
"Der Idiot soll sich was schämen." eilig zog Adriano um den Tisch und setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber. "Ich weiß, dass wir das nicht ansprechen wollten, aber wie lange seit ihr zusammen?"
"Sechs Jahre." log ich und bemerkte, wie Adriano schluckte, als ich begann zu essen.
Er würde spucken, wenn er die Wahrheit erfuhr.
"Er... er kann sich das nicht merken? Diese eine kleine Sache? Dieses feine Detail, das dich so außergewöhnlich macht?" konnte er es einfach nicht verstehen.
Ich schüttelte den Kopf und schob mir eine Gabel beladen mit Rüherei in den Mund.
"Ist wohl anscheinend doch nicht so außergewöhnlich, wenn man es immer vergisst." flüsterte ich und spürte den Metallbatzen, der sich wieder auf mein Herz legte.
"Wir... wir sollten das Thema wechseln. Tut mir Leid Kaileigh." Entschuldigte Adriano sich hastig und nippte an seinem Kaffee.
"Das sollten wir." bemerkte ich kühl und blickte durch die Fenster nach draußen.
"Übrigens..."
Ich sah zu Adriano, der mich sachte anlächelte. "Ich kann noch Schlagzeug spielen. Wenn auch nicht mehr so gut wie damals für Sunrise." verriet er mir.
"Wenn du willst, kann ich es für dich in den nächsten Tagen nach langer Zeit mal wieder probieren." bat er mir an.Meine Miene hellte sich wieder auf. "Das wäre wirklich großartig." lächelte ich ihn an. Ich würde Adriano wirklich gern in meinem Leben noch einmal Schlagzeug spielen sehen. Es war das lustigste und gleichzeitig faszinierendste was ich gesehen hatte.
"Ist Dance Dance immer noch dein Lieblingslied?" Adriano nickte und biss von seinem belegten Toast ab. "Und Whataya Want From Me deiner?"
Ich grinste und nickte. "Er klingt für mich immer noch so traurig und zuversichtlich wie damals." beschrieb ich.
"Und Dance Dance ist immer noch der erste Song, zu dem ich drummen kann." behielt Adriano seinen Grund bei.
Beim Essen begannen wir uns ein wenig über die Dinge um uns herum zu unterhalten, die sich verändert haben.
Als könnte es Adriano nicht besser abpassen, fragte er auch nach Monty und Helena.
Ich erinnerte mich mit schmerzendem Herzen an das Schicksal der beiden und beichtete Adriano, dass die beiden in frieden auseinander gegangen sind.
Über Montys Sohn Willow und die andere Seite der Geschichte schwieg ich, wie versprochen.
"Wie bist du eigentlich an Domenico gekommen?" konnte ich es mir nun nicht verkneifen, wenn wir schon über große Veränderungen sprachen.
"Er scheint wie ein kleiner Bruder für dich zu sein."
Adriano blickte über sein Toast zu mir und nickte. "Ein wenig ja. Auch wenn er wirklich anstrengend ist. Aber er hat ein gutes Herz und einen verrückten Hintergrund." lachte er und legte seinen Toast wieder zurück.
"Auf den bin ich gespannt." verharrte ich und lehnte mich über meinen leeren Teller zu ihm."Du hast vielleicht gehört, dass er nicht aus Italien kommt." begann Adriano und lehnte sich zu mir.
"Nein, das hab ich nicht." kommentierte ich. "Er hat auf keinen Fall den wohl britischten Akzent, den es gibt."
Adriano druckste. "Ja. Das ist allerdings sehr auffällig und gefährlich für ihn." seufzte er.
"Domenico ist in London in einem guten Kinderheim groß geworden."
Das hatte ich am Montag mitbekommen. "Er hat keine Ahnung wer seine Eltern sind oder woher er eigentlich kommt. Denn obwohl er sich britisch anhört, sieht er keineswegs so aus." beschrieb Adriano.
Ich nickte. "Für einen Briten hat er zu volle Lippen."
"Wie auch immer. Ihm bekam die Erziehung im Heim nicht gut. Anstand und Ordnung schien nicht sein Ding zu sein. Er hat angefangen für Unruhen zu sorgen und Mist anzustellen."
"Wie den Versuch zu wagen den königlichen Juwelier zu berauben?" entsann ich mich."Das hat er geschafft, Kaileigh. Kein Scheiß. Er hat echte Diamanten in seiner Wohnung liegen, die zu der Beschreibung der Gesuchten perfekt passen." lachte Adriano überwältigt davon, dass sein Schützling zu sowas in der Lage war.
"Aber das war ihm nicht genug. Außerdem liebte er es Risikos einzugehen. Durch die Gleichbehandlung im Heim und dass er sich dazu zu kurz gekommen fühlte hat er sowas wie ADHS entwickelt und wollte irgendwas machen, was ihm Anerkennung verschafft. Domenico ist nicht dämlich. Im Gegenteil er ist wirklich intelligent." Adriano strotzte vor Anerkennung für den Jungen.
"Der Juwelier und sich in eine kleine Alarmanlage zu klinken hat ihm nicht gereicht. Er hat es an den Zentralcomputer seiner Schule geschafft und aus jedem einzelnen Drucker des Gebäudes, die technisch unmöglich mit einander zu verbinden waren, die Lösungen für die Prüfungen der Abschlussklassen ausgedruckt."
Ich sah ihn an, als würde er mich verarschen."Das beste kommt noch. Sie waren mehrfach vom Bildungsministerium verschlüsselt worden, mit hunderten Buchstabencodes und Firewalls. Man hätte vor dem vorgesehenen Datum gar nicht daran kommen dürfen."
"Wie alt war er da?" fragte ich verdattert.
"Zwölf. Und zuvor hat er noch nie eine Ahnung vom hacken gehabt. Absolut keine. Er hat mir erzählt, dass da wie eine Stimme in seinem Kopf ist, die im sagt welche Knöpfe er wie zu drücken hat. Er sagt von sich selbst, dass er manchmal Dinge tut, die er selber nicht versteht."
Ich schüttelte mit dem Kopf. Der Junge ist ein Genie. Domenico ist ein verdammtes Genie.
"Von da an hat er sich immer höher gehackt, bis er ein paar falschen Leuten auffällig geworden ist. Da war er auf dem Schirm der Polizei noch ein unwichtiger Kleinkrimineller, der sich halt auf die Leinwand am Picadilly Circus hacken konnte.
Aber die ganz großen Kriminellen, der Englische Standfuß der russischen Mafia haben sein Potential gesehen." Adrianos Stimme schwankte und verkündete bereits das Unheil was sich in Domenicos Vergangenheit aneignete.
"Sie haben den Jungen auf ihre Seite gezogen und ihn dazu gebracht wirklich große Dinge zu reißen, auf die nicht nur die Polizei aufmerksam wurde.
Domenico hat sich gewährt. Ihm war es zu viel, aber die Russen hatten ihre Methoden ihn zum Tun zu bringen."
"Die Narben." erinnerte ich mich schüttelnd daran, wie geschunden Domenicos Oberkörper unter den Tattoos aussahen.
"Allerdings. Er hat mir nie verraten was sie mit ihm gemacht haben. Aber spätestens als es Interpol auf ihn abgesehen hat, ist ihm klar geworden, dass er so nicht weiter machen kann."
Adriano nahm sich einen Schluck Kaffee und gebannt spitzte ich die Ohren auf seine weiteren Worte.
"Er ist Nachts einfach aufgestanden und geflohen. Es war ihm scheißegal was passierte, aber er wollte sein Leben wieder in den Griff kriegen. Was schwer ist, wenn du als hochgefährlicher Cyberkrimineller eingestuft wirst." bemerkte Adriano.
"Domenico meint immer, dass er bis heute keinen Plan hatte, wie er es nach Italien geschafft hat. Er hat auf Autopilot gehandelt, hat er erzählt. Ohne Geld hat er es von London bis nach Catania geschafft. Bis in den Frachtraum in die Yacht meines Vaters und das ungesehen. In diesen Monaten ist er allen entgangen." Adriano wirkte selber Fassungslos.
"Wie hat er es in die Yacht geschafft? Hätte er nicht auffallen müssen?" fragte ich nach und schüttelte perplex den Kopf.
"Domenico ist nicht blöd. Aber mein Vater hat ihn entdeckt, als er wieder an der Insel angekommen ist. Da sein Gesicht bereits unter kriminellen Organisationen die Welt gesehen hat, wusste mein Vater wer sich bei ihm versteckt hat. Pàpa hat sich seine Seite der Geschichte angehört und beschlossen ihm auf die Beine zu helfen, indem er Domenico hier eine völlig neue Identität beschafft hat. Ich hab mein bestes gegeben ihn wieder menschentauglich zu bekommen. Denn so selbstbewusst, war er nicht, als er vor zwei Jahren hier eintraf."
Das glaubte ich gerne, wenn man von der russischen Mafia gefoltert wird, denn auf etwas anderes konnten die heftigen Naben nicht zurück zu führen sein.
"Das heißt..." begann ich mir zu erschließen und hielt mir den Kopf.
"Er wird von der englischen Polizei gesucht, von Interpol und der russischen Mafia?" Das war mir für einen Montagmorgen definitiv viel zu viel Input. Monty und Helena hatten einen Sohn und Domenico ist unfreiwillig zu einem Verbrecher geworden.
Würde Adriano mir noch enthüllen, dass es sein Nebenverdienst war Shadowhunter zu sein?!Mich würde heute nichts mehr verschrecken oder verstören können, soviel stand fest.
"Genau so ist es." Adriano grinste hinter hervor gehaltener Hand.
Ich wusste ich hatte einen Gesichtsausdruck zum Schießen aufgelegt, er besaß jedoch den höflichen Anstand mich nicht im hohen Bogen auszulachen.
"Das... das ist mir für heute ein bisschen zu viel." murmelte ich und schüttelte komplett neben der Spur den Kopf.
"Du wolltest es doch selber wissen, Kai." lachte Adriano und streckte eine Hand aus, um nach einer Strähne zu greifen, die er zwischen Daumen und Zeigefinger drehte.
"Das meine ich nicht, ich meine das meine ich auch, aber nicht nur..." Montys Sohn, Leightons von Celine beigesteuerte Suche nach einem neuen Leben für uns und Domenicos wirklich verrückte Vergangenheit. Auf zwei der drei Sachen hätte ich vielleicht noch ein wenig verzichten können.
"Über was hast du mit Monty geredet?" erkannte Adriano, dass es etwas mit meinem Telefonat zu tun haben musste.
"Als ich durch den Garten gelaufen bin, bist du auf einmal im Haus verschwunden."
Shit. Das hatte er auch mitbekommen?
"Ging es um mich? Um uns? Hast du ihm etwas erzählt?" Meine Strähne wurde uninteressant und vorsichtig griff er nach meinen Händen.
"Nein... nicht direkt." Was nicht mal gelogen war. "Er konnte es sich denken, dass es irgendwann so geendet hätte, dass... dass..." Ich stammelte und wurde rot im Gesicht. "Dass wir uns anscheinend wieder ineinander verlieben." brach es aus mir heraus.
"Aber darum ging es im generellen nicht. Eher um ihn und etwas was er wirklich lange vor allen geheim gehalten hatte." plapperte ich hastig weiter und wollte meine Hände aus Adrianos ziehen, aber er hielt mich sachte fest.
"Komm wieder runter." flüsterte er mir ruhig zu, da sich meine Stimme immer mehr hochschraubte.
"Du kannst mir sagen, falls dir das zu sehr aufs Herz drückt. Das mit uns, das zwischen uns, wir können das stoppen wenn du willst."
Er erkannte meine Unsicherheit und die Sorge die ich hatte, wie es laufen würde, wenn wir nicht mehr ungesehen wären, wenn wir nicht mal schnell einen kleinen Kuss aus Laune austauschen könnten.
"Grade das will ich nicht." murmelte ich und suchte Adrianos grüne Augen. "Ich kann es nicht stoppen. Gefühle aufzuhalten, ist wie wenn man einen Spatzen auf die Gleise stellt mit der Meinung, dass er den Zug aufhalten wird." beschrieb ich mit einem bitteren lachen.
"Das heißt du bereust es, dass..."
"Nein!" warf ich ein. "Überhaupt nicht." ich wurde wieder leiser und sackte in mir zusammen.
Mit Montys Geschichte im Hinterkopf wollte ich Leighton kein ähnliches Schicksal bescheren, ich wollte aber auch Adriano nicht gehen lassen.
"Kaileigh..."
Ich riss meine Hände aus Adrianos und legte sie an sein Gesicht, um es über den Tisch an meines zu ziehen, so dass ich ihm hastig und verzweifelt einen Kuss aufdrücken konnte."Ich hab dir im Wasserpark gesagt, dass wir darüber erst reden werden, wenn wir wieder zurück sind." erinnerte ich ihn eindringlich und küsste ihn ein zweites mal.
Er nickte. "Dann werden wir darüber reden, wenn wir wieder in Amerika sind." versicherte er mir und legte seine Lippen sanft auf meiner Wange ab.
"Ich hätte übrigens nicht einfach aufgegeben, wenn du mich in meinem Zuhause abservierst." scherzte er und berührte meine Lippen mit seinen.
"Ach Gott!"
Die Tür zum Speisesaal flog auf und in ganzer dunkler Montur streunte Domenico herein. "Nimmt euch ein Zimmer. Das ist ja nicht mehr auszuhalten, wie ein Paar in den Flitterwochen!" grölte er herum und sprang munter durch den Saal auf den Platz neben mir zu.
"Hier laufen Kinder durchs Haus. Was sollen die nur denken." wetterte er weiter, schmiss seinen Rucksack scheppernd auf den Tisch und sank neben mir auf den Stuhl.
"Rein rechtlich bist du fast erwachsen Domenico. Außerdem kannst du mir nichts vormachen. Ich habe die Mädchen vor sämtlichen Clubs schon über deine Kunst, morgens immer zu verschwinden, reden gehört." zog Adriano den jüngeren auf.
Domenico neben mir wurde bedrohlich ruhig.
Unter inspizierenden Augen bastelte er seinen Laptop aus dem Rucksack zusammen und gab einen aufgebrachten Laut von sich."Ich weiß einfach nicht, was ich zu denen sagen soll okay?" brach er heraus und blickte verzweifelt zu Adriano.
"Hey du. Geile Nacht, schöne Brüste und tolles Schlafzimmer. Ich mach dir noch Frühstück und danach siehst du mich nie wieder. Sowas in der Art? Ist das cool?"Ich brach neben Domenico in lachen aus, während die beiden Jungs ihren Starrwettkampf fortführten.
"Ich meine ich räume ja immerhin auf bevor ich gehe. Rücke die Möbel zurecht und fege die Scherben auf, wenn etwas kaputt geht." murmelte Domenico auf einmal schüchtern und brach den Blick zu seinem gegenüber.
Adriano schnaubte amüsiert und ich beruhigte mich wieder. "Du weißt, dass sich das nicht gehört."
Domenico nickte. "Aber... aber... ich kann das nicht." haderte er und fuhr seinen Computer hoch.
"Kaileigh, sag mal wie gehts du mit One Night Stands um?" zog er mich mit ins Boot.
Bestürzt zog ich die Augenbrauen hoch.
"Sie hatte noch nie einen." beantwortete Adriano für mich.
"Nie?" Domenico glubschte aus großen grauen Augen zu mir.
"Nie." bestätigte ich.
In meinem ganzen Leben hatte ich mit keinem anderen Mann geschlafen, außer mit Leighton.
"Halt mal..." Domenico stutzte und überlegte.
"So wie ihr aufeinander hockt, habt ihr euch nicht durch einen One Night Stand kennengelernt?" schmetterte er entsetzt.Adriano schüttelte den Kopf.
"Habt ihr überhaupt jemals miteinander...gepimpert?"
"Nein." murmelten Adriano und ich gleichzeitig. Damals, als wir zusammen waren hatte das für uns eigentlich nie ein Thema gespielt. Klar haben wir darüber geredet und es gab es diese Momente in den wir diese Grenze auch überschreiten hätten können, aber wir fühlten uns nicht so weit, wollten nichts falsches machen. Somit kam es auch nie dazu, dass ich mit Adriano geschlafen hatte und er mich in meinem Büro das erste mal fast komplett nackt sah.
Mich schauderte es bei dem Gedanken an diesen verdrehten Tag.
"Wie habt ihr euch...?"
"High School." warfen wir beide unisono ein.
Anscheinend wollte Adriano die alte Geschichte vor seinem Schützling genau so ungern ansprechen, wie ich.
"Du hattest außerdem etwas, das du uns zeigen wolltest. Deine Technik müsste mittlerweile hochgefahren sein." schob Adriano schnell zur Seite und fuhr sich durch die Haare.
"Mit dem Thema sind wir noch nicht fertig Giulani." brummte Domenico und tippte auf seinen Tasten herum, bis sich ein Fenster öffnete.
"Und was genau hast du da eigentlich?" Adriano langte grobmotorisch über den Tisch nach Domenicos Laptop.
Dieser schlug ihm laut fluchend die Hand weg. "Nicht an tatschen, Alter! Du verstellst nur irgendwas. Das ist kein normaler Laptop. Der ist angepasst, okay?" wies Domenico Adriano lautstark zurecht und riss die Augen ganz groß auf.
"Ausdruck." mahnte Adriano trocken und zog seinen Arm wieder zu sich zurück.
"Kann mich mal." murmelte mein neben mir und öffnete irgendein Fenster auf seinem nicht normalen Laptop. Eine simple E-Mail tauchte auf, doch die konnte ich nicht entziffern, da sie auf italienisch geschrieben stand.
"Sagt dir Geron Camillie was?" warf Domenico in den Raum und knackte mit den Fingern.
Ich verzog mein Gesicht und beobachtete Adrianos Reaktion.
Er zuckte und dachte einen Moment nach. "Er war ein Geschäftspartner von Pà." erinnerte er sich.
Domenico nickte und drehte die Mail zu ihm.
"Er hat mit den Telarmos geschrieben. Und so wie das klingt waren sie anscheinend er erpicht darauf deinen Vater an die Wand zu nageln."
Adrianos Hände ballten sich zu Fäusten.
Ich griff über den Tisch und legte meine Hände auf seine. Er entspannte sich ein wenig und begann das hin geschobene zu lesen.
"Anscheinend haben die Telarmos mächtig Druck gemacht. Ich konnte nicht herausbekommen von wem sie abgeschickt wurde. Die Mailadresse war zu gut verschlüsselt. Anscheinend haben sie sich ebenfalls einen Spitzenhacker angeschafft." Domenico klang so nüchtern und rational, wie die Cyberleute bei NAVY CIS LA.
"Camillie scheint sich nicht beirren lassen zu haben zieht es aber tatsächlich in Erwähnung deinen Vater vom Thron zu schieben." brubbelte Domenico weiter.
"Camillie war einer der Vertrauten meines Vaters. Er hätte sich sowas nicht erlaubt. Da muss es eine Verwechslung geben." konnte Adriano nicht glauben und starrte auf den Bildschirm.
"Er stimmt weder zu, noch lehnt er ab. Aber offensichtlich weiß er etwas, das Jacopo belastete und ihm zum Rücktritt gebracht hätte." redete Domenico bestimmt weiter und verzog dabei keine Miene. Sogar seine Beine unter dem Tisch hatten aufgehört zu zappeln.
Wie ein Wachhund behielt er Adriano genau so im Auge, wie ich.
Bereit einzuschreiten, sollte er sich in irgendeinen Gedanken so sehr verharken, dass er nicht mehr klar reden oder denken konnte.
"Ich weiß nicht, was ihn hätte belasten können, Domenico, du weißt, dass es da nichts gab. Pàpa hat Makellos gelebt. Jede Schuld sofort beglichen. Es gibt nichts." Adriano raufte sich hilflos die Haare.
"Vielleicht doch." vermutete Domenico und drehte den Laptop wieder zu sich.
Er tippte auf irgendeine Taste und eine weitere E-Mail öffnete sich.
"In der geht es um dich und um etwas was du deinem alten Herren nie verzeihen könntest, würde es ans Licht kommen."
Adriano griff sich an seinen Haaren fest, als Domenico sein Gerät wieder zu ihm drehte und er weiter las.
Verständnislosigkeit tauchte in seinen sonst so sicheren und gefassten Augen auf.
"Was hat er mir verheimlicht?" murmelte er kopfschüttelnd. "Er war wie immer, bis in den letzten Tagen. Aber diese Phasen hatte er, dass er mehr in seinem Büro arbeitete." Er zwang sich dazu die Puzzle-teile in seinem Kopf zusammen zu setzen, sah aber nichts dass er verbinden konnte.
"Vielleicht hat es genau damit zu tun. Vielleicht konnte er dir wegen dem was passiert ist nicht mehr gegenüber treten. Immerhin hättest du ihm dafür nie verzeihen können."
Adriano lachte auf und haute mit den Händen auf den Tisch.
"Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der es normal war beim Essen über den Prozentsatz verkaufter Rauschmittel zu reden. Ich bin mit einem Vater aufgewachsen, der sich seinen Reichtum mit einer Knarre in der Hand erarbeitet hat, um seine Kinder und seine Frau zu beschützen. Ich wüsste nicht was ich ihm nie verzeihen könnte!" donnerte Adriano durch den hallenden Speisesaal und blickte sich verloren um Hilfe um.
"Was soll es denn sein? Ist Mama noch am Leben? Wandelt Kathalena noch munter durch die Gegend? Hat er mein Erbe irgendjemand anderem vermacht? Jemanden umgebracht?" Fragte er sich wirr in den Raum hinein und sprang schwungvoll vom Stuhl auf.
"Adriano..."
Ich stand vorsichtig auf und schritt langsam um den Tisch herum.
Es tat mir weh ihn so ratlos und verzweifelt zu sehen.
Sanft griff ich nach seinen Händen.
Er wehrte sich nicht und ließ mich machen, als ich unsere Finger miteinander verschränkte und mich auf Zehenspitzen stellte, um beruhigend seine Stirn zu küssen.
"Wir werden herausfinden was es war." Ich baute Blickkontakt zu ihm auf und er ließ langsam die breiten Schultern hängen.
"Wir werden diesem Gerno Camillie einen Besuch abstatten und ihn zur Rede stellen." plapperte Domenico munter dazwischen.
Adriano lachte laut und herzlos auf.
"Na klar! Dann endest du in der selben Hölle, in der mein Vater schmorrt." er riss sich aus meinem Griff los und funkelte Domenico an, als hätte er den Verstand verloren.
"Gerno Camillie ist der Kopf der die Arbeit von meinem Vater zumindest im Ansatz noch zusammen hält! Er steckt genau so im zwielichtigen Geschäft, wie mein Vater es getan hat." Domenico schluckte. "Er... er wird doch sicherlich Verständnis haben..."
Adriano unterbrach mich. "Gerno war der erste, der mir seine Arbeit abgesagt hat, nachdem ich verdächtigt wurde meinen Vater erschossen zu haben. Er war der erste, der mir sein Vertrauen entzogen hat. Colourfull gehört unrechtmäßig ihm und das wird er nicht weggeben. Er wird der letzte sein, der..."
"Wir können es doch versuchen, verdammt. Wenn ihr Mafialeute alle so tickt, wird er mit sicherheit keiner Frau in den Kopf schießen!" unterbrach ich Adriano und warf ihm einen mahnenden Blick zu.
"Du wirst das nicht machen!" fauchte er mich an.
"Doch. Du willst das ich dich entlaste und das ist die Chance mehr über den Tod von deinem Vater herauszufinden." konfrontierte ich Adriano und baute mich vor ihm auf, so wie er vor mir.
Dabei konnte er jedoch wesentlich finsterer drein blicken als ich.
"Kaileigh, dass..."
"Das kommt definitiv in Frage."
Ich wandte mich an Domenico. "Wie lange dauert es, bis du mir einen Interpol-Ausweis fälschen kannst?"
Er grinste und lugte hinter meine Idee. "Zwei Tage, höchstens drei."
Adriano atmete tief ein."Ihr habt den Verstand verloren! Kaileigh, du kannst kein Wort Italienisch! Ich werde dich nicht in..."
Langsam nervte er mich.
Entweder er wollte etwas um die Umstände seines Vaters herausfinden oder nicht.
Entschlossen packte ich ihm am Kragen seines Oberteils, und zog ihn zu mir herunter, um ihm mit einem hastigen und wilden Kuss zum schweigen zu bringen.
Er brummte wenig begeistert schaltete aber mit einem Schlag ab und zog mich an sich, als ich ihm auf die Lippe biss und er wieder zur Besinnung kam.
"Kaileigh, Adriano bitte. Bespringen könnt ihr euch, wenn ich weg bin." Adriano entfernte sich aus dem Kuss, aber nicht ohne mich vorher zu beißen und verschwörerisch anzulächeln.
"Mach aus dem einen Ausweis zwei."
Er nahm die Augen nicht von mir, als er mit Domenico sprach.
"Dir wird er ganz sicherlich nicht glauben, dass..."
"Doch nicht für mich!" legte Adriano ein und sah nun zu dem Jungen am Tisch.
"Du wirst sie begleiten." Domenico riss die Augen auf.
"Ich?"
Er zeigte mit dem Daumen auf sich.
"Dein italienisch ist perfekt. Wenn wir dich richtig aufhübschen, wirst du sicherlich nicht mehr wie ein international gesuchter Cyberverbrecher aussehen." Anscheinend hatte mein Kuss Adriano auf Standartfunktionen zurück gestellt.
"Alles klar. Dann werde ich mich sofort ans Zeug machen. Wird n Aufwand die Dinger echt wirken zu lassen." Domenico lächelte angespannt, aber wirkte erleichtert, dass ich Adriano unter kontrolle hatte.
"Du weißt wo mein Vater den ganzen Mist für Karten aufbewahrt?" Adriano blickte wieder unverheißungsvoll düster zu mir, während Adriano nickte.
"Ich rede mit Mirabella, du wirst die nächsten beiden Nächte, bis du die Pässe hast hier übernachten."
Domenico verzog das Gesicht. "Und euch dabei zuhören, wie ihr das ganze Haus zusammen stöhnt? Vergisst es. Das ist nicht der erste Ausweis den ich fälsche, das kann ich auch bei mir." Er klappte seinen Laptop zu und verpackte ihn wieder im Rucksack.
"Domenico..." gurgelten Adriano und ich und blickten ihn aus verengten Augen an.
"Was? Jeder sieht, wie gern ihr euch die Klamotten vom Leib reißen wollt. Verdammt, ich spüre es sogar in der Luft zwischen euch blitzen." beschrieb er laut und herumfuchtelnd.
"Echt mal, wenn ihr euch so sehr haben wollt, wieso macht ihr es denn nicht einfach wenn ich gleich weg bin hier auf dem Tisch. Für dich sollte es doch wirklich nicht zu schwer sein bei ihm irgendetwas hoch zu bekommen..."
"Domenico es reicht!" Adriano wurde laut und der Teenager zuckte unbehagen zusammen. "Das was zwischen uns ist, hat dich nichts anzugehen!" wies er ihn zurecht. "Du hast nicht das recht so mit ihr oder mit mir zu reden, ist das klar? Kaileigh ist keine deiner Betthäschen, mit der du so lose reden kannst!"
Domenico nickte. "Tut mir leid, A... Adriano..." murmelte er betroffen und zog langsam seinen Rucksack zu. Unsicher sah er sich um, und schulterte sich seinen dunklen Rucksack, bevor er sich leise von uns verabschiedete und durch den Raum eilte.
"Musstest du wirklich laut werden?" flüsterte ich.
Was Domenico gesagt hatte war nicht okay, aber ich hätte es ganz sicherlich nicht zu persönlich genommen. Nach einer Woche, wusste ich dass er geradewegs das um sich posaunte, was er dachte. Oftmals war das auch nicht kinderfreundlich.
"Er... Ich möchte nicht, dass er so über dich redet, als wärst du..."
Schuldig blickte Adriano von mir weg.
"Als wäre ich was?" harkte ich stierend nach."Als wärst du... ach egal."
Adriano schüttelte lachend den Kopf.
"Das ist egal." wiederholte er und lehnte seine Stirn an meine.
Durch die plötzliche Nähe seines Gesichtes an meinem wurde mir wohlig warm.
"Aber vielleicht sollten wir das doch machen, solange wir nicht wieder in Washington sind und uns vor allen verstecken müssen?" lächelte er unheilvoll.
"Was?" fragte ich verdattert und wich seinen Lippen aus, die sich an meine schmiegen wollten.
Tief und sexy lachte Adriano und wanderte mit seinen großen Händen an meinen Hintern.
"Es jetzt und hier auf dem Tisch treiben." raunte er mir zu und biss sich auf die Unterlippe.
Mein Verstand setzte für den Bruchteil einer Sekunde aus, in dieser hätte ich komplett hin und weg von dem Stimmungswechsel Adrianos und seinem Blick eingewilligt.
"Das..." Ich legte meine Hände an Adrianos Wangen. "...wäre keine gute Idee." Ich wollte ihn, ich wollte ihn wirklich. Aber da gab es eine große rote blinkende Schranke in meinem Kopf, die das wilde herumknutschen mit Adriano zu ließ, die es zu ließ dass ich Gefühle für ihn entwickelt hatte, aber die bei mehr einschritt, um zu verhindern, dass ich meinem unwissenden Verlobten nicht komplett den Rücken zukehrte. Man konnte es gut als unsichtbaren Keuschheitsgürtel beschreiben.
"Ich... ich verstehe." Adriano ging langsam auf Abstand zu mir. "Das war auch nur... nur ein dummer Witz." lächelte er weg.
"Ich meine... ich würde liebengerne, ...aber..." Er stutzte und lehnte sich gegen die Tischkante.
"Tische sind unbequem." Als hätte ich diese Situation für uns nicht noch unangenehmer machen können...
Adrianos Wangen wurden rosa und er nickte. "Unbequem... notiert." stammelte er und sah auf den Boden. "Wenn dann also kein Tisch..." er machte es auch nicht besser.
Jetzt lief ich rot an und schlang die Arme um mich."Ich... ich will nur nicht, dass wir... wir irgendetwas überstürzen." sprach ich aus und sah entschuldend zu ihm.Adriano sah auf und fasste mit einem beinahe traurigen Blick meine braunen Augen."Das haben wir damals auch immer gesagt." sprach er leise und seufzte. "Und dann mussten wir uns trennen."

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