4.2 In Montys Ass

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Am Tag des geplanten Sunrise-Castings saßen wir vier versammelt nach Unterrichtsschluss im Probenraum der High School und warteten auf das Eintreffen der erwarteten Kandidaten.
Monty ließ sich unsicher schnaufend und mit einer Energydose in der Hand auf dem Sofa fallen.
"Ich habe bei dieser Aktion heute ein ganz dumpfes Gefühl." verlautete er und öffnete die Dose in seiner Hand mit einem kurzen Zischen, welches den Probenraum der Schule für wenige Sekunden erfüllte.
Celine holte aus und verpasste ihrem besten Freund einen Klaps auf den Hinterkopf. „In Gesellschaftskunde meintest du noch, dass das Casting heute die beste Sache seit Beginn des Schuljahres werden wird." erinnerte sie ihn schroff.
Monty riss seine braunen Hundeaugen auf und hatte Mühe sein Getränk in den Händen zu halten. „Jetzt bekomme ich aber Muffensausen, dass wir niemanden mehr finden, die so gut waren, wie Kyle und Brandon." entgegnete er und zog den Kopf ein, um vor einer weiteren Attacke von Celine in Deckung zu gehen.
"Niemand wird jemals das Drum-kit so rocken wie Brandon, das ist unmöglich." klinkte sich Leighton neben mir auf der Armlehne des zerfallenen Ledersessels ein und betrachtete besagtes Objekt sehnsüchtig vor sich auf der provisorischen Bühne des Probenraumes.
"Kyle konnte den Bass zu Another One Bites The Dust besser kontrollieren als Queen selber." schwärmte Monty in Vergangenheit hängend.
Jetzt lag es an mir Monty wieder auf den Pfad zu bringen.
Ich zog einen meiner weißen Ballerinas aus und warf den Schuh nach Monty.
Erschrocken und wie vom Pferd und nicht vom Schuh getroffen zuckte er zusammen und glubschte mich unschuldig an.
"Was hab ich jetzt schon wieder falsch gemacht?" wollte er mit einer Hand seine roten Haare raufend vom lieben Gott wissen.
"Also erstens:" Leighton übernahm strikt für mich und hob mahnend und zu Monty gewandt den rechten Zeigefinger. „Queen ist eine Band." berichtigte er und gab mir ein stummes und unausgeführtes Zeichen, dass ich übernehmen durfte. „Zweitens: niemand kann den Bass zu Another One Bites The Dust besser zupfen, als John Deacon selber." erinnerte ich Monty klugscheißend und reckte meine Nase nach oben.
Celine und Monty sahen sich in einem fragenden Blick an und schossen mich dann mit diesem ab.
"Woher weißt du wie der Bassist von Queen heißt?" im selben ungläubigen Ton bewegten sich die Münder von den beiden auf dem kleinen Sofa.
"Fotografisches Gedächtnis." erinnerte Leighton die beiden trocken und summte Another One Bites The Dust vor sich hin.
"Eigentlich nicht." stellte ich klar und zuckte mit den Schultern. „Meine Eltern sind Queen-Fans. Der Name ist schon oft gefallen. Das sollte außerdem Allgemeinwissen sein." rechtfertigte ich mich, wusste aber, dass wieder eine Diskussion darüber ausbrechen würde, was meine Freunde und ich unter Allgemeinwissen und fotografischem Gedächtnis verstanden.
Monty und Celine diskutierten.
Leighton zog an seinem Piercing und sah verträumt vor sich hin.
Ich ignorierte die anderen beiden und schielte meinen besten Freund von der Seite suchend an.
Mit allen Mitteln versuchte Leighton zu vertuschen und zu kaschieren, dass sein Kinn dabei war an Haarbefall zu leiden, doch es half leider nicht. Hin und wieder mogelte sich doch das eine oder andere blonde Härchen durch.
Seine blauen Augen waren halb geschlossen und in ihrer anderen Welt versunken.
In seinem Gesicht gab es keine Anzeichen darauf, dass er schlecht geschlafen hatte und auf der Terrasse stand er letzte Nacht auch nicht.
Er scheint vor seinem großen Tag als Juror ordentlichen Schlaf genossen zu haben, was ich heute Morgen deutlich spürte, als er vor der Haustür auf mich gewartet hatte.
Ich dagegen hatte ein paar Minuten verschlafen, dennoch kam ich pünktlich aus der Haustür, um mit Leighton zur Schule zu laufen.
Ihn heute unnötig zu verunsichern, im Falle eines Verschlafen wäre für mich überhaupt nicht in die Tüte gekommen.
Das Casting für Sunrise würde ihm heute ein großes Maß an Nerven abverlangen, das wusste ich und ich war stolz darauf, dass er noch keine nervösen Kreise in den Boden lief, sondern ruhig und träumend neben mir saß.
So sehr er sich mit Herz und Leidenschaft hinter die Schulband kniete und so leicht wie er dem Casting vor zwei Wochen zugestimmt hatte, so sehr scheute er sich davor sich heute auf neues einzulassen und klinkte sich, nachdem Monty und Celine fertig waren über mein Gehirn zu diskutieren, mit ihm in eine schwarzmalerische Unterhaltung darüber, dass die beiden heute keinen finden würden und wenn, dann würden sich nur die Freaks und Verrückten in diesen Raum wagen, oder irgendwelche Diven die die nächste Christina Aguilera werden wollten.
"Also ich finde, wir sollten uns mit offenen Ohren auf alles einlassen. Ein neuer Wind würde Sunrise bestimmt gut tun.Freaks oder Diven wären etwas innovatives." mit einer ausladenden Geste unterstrich ich meine aufmunternde und aufgeschlossene Aussage und bekam mäßig begeisterte Blicke von Leighton und Monty, die jetzt beide ihren guten Glauben aufgegeben hatten. Sie sahen mich an, als würde ich es gut finden, wenn Donald Trump auf einmal mit der Idee kommen würde als Präsident zu kandieren.
"Also offen für neues würde ich nicht grade sagen." plapperte Celine munter gelaunt los und zuckte mit den Schultern. „Ich meine eigentlich covern die Jungs nur gute und schon existierende Songs und machen sie noch besser."
Jetzt zog sie alle tödlichen Blicke auf sich und ich war fein aus dem Schneider.
"Ich werde auf keinen Fall Blas- und Streichinstrumente oder Akordeons aufnehmen oder schiefsingende Prinzessinnen. Wie sehen wir den aus? Wie das schweizer Volksorchester? Wie die Wohlfahrt?" Monty zog sich empört und amüsiert an meinen Worten hoch.
"Und die Songs die wir covern kommen immer und überall gut an. Ich sehe keinen Grund das zu ändern. Selber Songs zu schreiben ist schwer und dafür fehlen uns die Mittel und die Zeit." Leighton setzte sich an Celines Kommentar und verzog vorwerfend das Gesicht.
"Monty hat ein verdammtes Aufnahmestudio in seinem Keller und die letzten beiden Wochen hat uns noch keine Klausur im Nacken gesessen." setzte Celine mahnend nach.
Monty stellte seine Getränkedose auf dem Couchtisch vor sich ab ab. „Das ist kein Aufnahmestudio, sondern ein Mischpult. Damit kann ich zwar Songs zusammensetzen und Sounds selber erstellen, aber keine Stimmen aufnehmen oder bearbeiten. Dafür müsste ich noch mehr Geld aus dem Fenster schmeißen." erklärte er Celine, als wäre sie ein kleines Kind.
Sie rollte mit ihren Augen und verschränkte die Arme vor der Brust, wie ein eingeschnapptes kleines Mädchen.
"Rede nicht so mit mir. Das kann ich doch nicht wissen." schmollte sie und gähnte ausgiebig und übertrieben.
"Lange Nacht gehabt?" harkte ich neckisch nach und zog meine linke Augenbraue hoch. Celine gähnte sonst nie! Selbst wenn sie bei einem ihrer Liebhaber übernachtete. Aber ihr derzeitiger schaffte es offensichtlich diese Schranke zu knacken.
Celine schielte an Monty und Leighton vorbei zu mir und grinste verschwörerisch und ich bereute meine Frage jetzt schon.
"Oh wenn du wüsstest, was Cal und ich letzte Nacht alles ausprobiert haben." schwärmte sie genießerisch und legte den Kopf in den Nacken. „Mir tut immer noch alles weh." demonstrierend knackte sie mit ihren Fußgelenken.
"Erspar uns die Details!" schoss es voreilig wie aus der Pistole und aus einem Mund von Monty, Leighton und mir.
"Ihr seid ja nur neidisch, dass sich euer Sexleben mit einem Wort beschreiben lässt, und zwar: nicht vorhanden. Caleb und ich probieren uns aus und das ist auch gut so in unserem Alter. Solltet ihr vielleicht auch mal in Erwähnung ziehen."
Leighton und ich sahen uns vielsagend an, Monty sprach das aus, was uns beiden im Kopf herumschwirren musste.
"Caleb muss dir das Hirn aus dem Kopf gevögelt haben. Nicht vorhanden sind zwei Wörter." berichtigte Monty sie beiläufig und griff wieder nach seinem Energydrink um sich einen großen und ausführlichen Schluck zu gönnen.
"Ich kann absolut nicht verstehen, wie du dich diesmal auf so einen Idioten niederlassen konntest und das wortwörtlich!" pries Monty an. „Er hat nicht mal guten Humor." unterstrich Leighton mit blanker Miene.
Begeistert von Caleb und Arthur war er noch immer nicht. Die beiden sind jedoch in den letzten Wochen auf Tuchfühlung mit den anderen Schülern gegangen. Sie trieben sich an dem und an dem Tisch herum und suchten nach den richtigen Leuten für sich.
Celine ist von uns die einzige, die einen wirklichen Draht zu den Neuen aufgebaut hatte. Vor zwei Wochen ist sie Hals über Kopf mit Caleb zusammen gekommen und so wie sie mir von ihm erzählte, glichen die beiden sich wie ein Ei dem anderen.
"Cal ist mein Seelenverwandter. Ich meine er hat mir den schlechtesten Anmachspruch der Geschichte entgegen geschleudert!"
Gerne, viel zu gerne hätte Celine sicherlich weiter über ihren neuen Schatz erzählt und in höchsten Tönen geschwärmt, aber pünktlich auf die Sekunde schwärmten, auf Montys plötzliches und perfekt gesetztes hereinrufen, unsere ersten Castingkandidaten ein und Celine und Leighton wechselten die Plätze, damit Monty und Leighton sich besser beraten konnten.
Celine neben mir auf der Armlehne textete mich im Flüsterton darüber zu, dass sie dachte, dass es mit Caleb etwas ernstes werden würde und sich die beiden auf zu vielen Ebenen glichen.
Ihr Sinn für schlechter Humor und der Geschmack für miserable Anmachsprüche, war da noch der große Anfang.
Mit einem halben Ohr hörte ich Celine zu und nickte ab und an auf ihr Geschnatter.
Meine Konzentration lag, wie die von Leight und Monty auf den Kandidaten.
Der erste Versuch einer musikalischen Darbietung von Memories aus Cats begleitet mit dem Cello endete in einem Haufen verzerrter Gesichter und heftigem Kopfschütteln.
Die beiden Mädchen, aus der untersten Klasse, die beide einen offensichtlichen Crush auf Leighton hatten, konnten leider weder singen noch Cello spielen.
Leighton bemerkte dies nicht und bewertete blind und Mauer einreißend die schiefen und quälenden Töne aus Mund und Cello der beiden.
Mit traurigen und am Boden zerstörten Blicken packten die beiden ihre sieben Sachen und fegten mit Tränen in den Augen aus dem Probenraum.
Die würden vermutlich nie wieder ein Cello in die Hand nehmen oder es wagen einen Ton zu singen.
Als ich Leighton mit einem mahnenden Blick besah, machte er mir nur erneut klar dass er die aufgeregten Blicke der beiden keineswegs verstanden hatte.
Folgend versuchte sich ein nerdiger Typ, der ein Jahr unter uns war, mit einem Cover von dem The Big Bang Therory Song auf elbisch.
Zu überschwänglich betitelte Monty ihn in der engeren Auswahl, während Leighton schonungslos ehrlich und mit wenigen Worten seine negative Meinung klar zeigte und keine falschen Hoffnungen machte.
Leighton hatte Mühe nach dem zweiten Kandidaten nicht alles zu schmeißen und Sunrise als Duo fortzusetzen. Seine Reserven an Nerven hatte er bereits aufgebraucht.
Monty blieb bei seinem aufgesetzten Optimismus und schmiss seine leer getrunkene Dose mit einem perfekten Wurf in den Mülleimer. Mit einem Laut aus hochmuntermotiviert und tiefdrunterverzweifelt machte er sich an seine zweite mitgebrachte Energydose und gab laut das Zeichen, dass der nächste Anwärter einreiten durfte.
"Der sollte in seiner Gruft bleiben. Das ist nichts für uns, auch wenn Rammstein echt nice ist." flüsterte Celine mir spottend zu, als der Dritte versuchte in bester Metalmaniert Engel zu gröllen und schmerzlich an den Screamos und dem typisch kantigem Deutsch scheiterte.
"Sorry, aber das war eine Beleidigung für Till Lindemanns Wunderwerk. Du kannst weder Metal noch Deutsch" ließ Monty endlich seine Masken fallen. Er vertrug viel, sehr viel, aber wenn es um schlechte Covers von sagenhaften Bands ging, dann war es bei ihm vorbei.
Leightons Urteil bestand aus einem kopfschüttelnden Schnauben und einem etwas netterem aber dezenten: „Nicht das was wir brauchen." bevor die beiden den Sophormore Grufti aus dem Raum schickten und den nächsten rein baten.
Genau so ging das geschlagene zwei Stunden.
Schlechte bis nicht ertragbare unmusikalische Darbietungen, die uns alle mit gespannten Trommelfellen drohten, die jeden Moment platzen konnten.
Monty hatte aus Verzweiflung schon die Kapuze seines Metallica Hoddies zugezogen und hoffte sich vor den grausigen Talenten zu verstecken.
Keiner der Kandidaten, bis auf die beiden Mädchen vom Anfang, hatten sich um ein Instrument bemüht und ließen ihre Begleitung aus der Konserve dudeln.
Zu den zurechtgelegten Bewerbungsfragen brachten es Monty und Leighton nicht einmal. Ich glaubte sogar, dass sie bei vielen Angst vor den Antworten hatten.
"Wir haben nach möglichen Drummern und Bassisten gesucht und haben was bekommen?" Monty sprang vom Sofa und lief großräumige und gestampfte Kreise durch den Probenraum. „Eine Justin Bieber strippende Irre, ein Rammsteingröllender Grufti und einen Jodler! Keiner von denen scheint das Wort Instrument zu verstehen!" Monty zog sich wie wild an seinen roten Haaren, Celine brachte zu gute, dass wenigstens die beiden Mädchen vom Anfang an ihre Cellos gedacht hatten.
"Wir sind eine Rockband und kein verdammtes Orchester." fluchte Leighton und hing im Sofa, als würde es ihn jeden Moment verschlingen und nie wieder ausspucken. In seinem übergroßen schwarzen T-Shirt wirkte er verloren und fehl am Platz.
"Aber das kann doch noch nicht alles gewesen sein!" brachte ich aufbauend ein und sah Leighton und Monty nacheinander gequält positiv gestimmt an. Auch mein Optimismus vom Anfang hatte sich bereits verabschiedet und angestrengt hing ich im Sessel.
Sollte ich noch ein weiteres großes Debakel an Kandidat erleben, würde ich wohl genau so wie Leighton vor Psychosen im Sofa versinken.
"Herein!" plärte Monty, keiner kam. „Das war alles und nichts war gut." Leightons Stimme hatte ihre sanfte Farbe verloren. Celine neben mir wackelte auf der Armlehne herum." Das war noch nicht alles." säuselte sie mehr wissend als wir und starrte mit fokussierten Augen zur Tür.
"Das beste kommt zum Schluss, glaubt mir." beharrte Celine gut gelaunt und trommelte mit der Hand auf der Rückenlehne des Sessels herum. Leighton verengte die Augen und blickte Celine an, wie ein Adler seine Beute, bevor er sie sich griff um sie zu verschlingen.
"Celine ich bitte dich! Wir sitzen hier seit zwei Stunden haben uns die zwanzig größten Idioten dieser Schule gegeben und haben auf dem Silbertablett serviert bekommen, dass es an dieser Schule nichts gutes mehr gibt, seit Kyle und Brandon ihren Abschluss gemacht haben." Leighton fasste sich genervt von allem an den Kopf und nagte an dem letzten Rest seines musikalischen Glaubens, der aus seinem Lippenpiercing bestand.
"Leighton. Ich bitte dich! Einige AGs laufen noch und enden erst in einer Viertelstunde. Von den Schülern dort wird sicherlich auch noch jemand Interesse haben und Traurig sein, wenn sie hier ihre große Chance nicht bekommen." schlug sie rechthaberisch entgegen und verschränkte die Arme vor der Brust.
Monty beruhigte sich nach den Worten seiner besten Freundin merklich und pflichtete ihr bei. „Celine hat recht. Es läuft für einige noch der Unterricht. Nicht jeder hat das Glück an einem Freitag nur sechs Stunden zu haben."
"Und was ist, wenn sich von denen auch keiner als geeignet herausstellt? Dann sind wir wieder bei null" zog Leighton die neu gewonnene Hoffnung wieder ins Tief und betrachtete uns nacheinander kein bisschen mitgerissen und motiviert.
"Dann nimmt ihr Kaileigh und mich auf." Celine legte einen Arm um meine Schultern und drückte mich an sich.
"Keine gute Idee, Celine." zertrümmerte ich ihren Traum und machte mich von ihrem Arm los.
Ich bin so musikalisch wie ein Kachelofen und hatte die Stimme einer schiefen Stimmgabel.
"Das stimmt. Celine, Kaileigh. Ich liebe euch abgöttisch, aber musikalisch würde ich sogar eher einen Esel bezeichnen, als eine von euch beiden." raspelte Monty und strackste wieder zum Sofa, sammelte nebenbei aber noch meinen Ballerina ein.
"Dein Schuh Kaileigh." teilte er mir mit, bevor er ihn mir herüber warf und Celine ihn fing.
"Den bekommst du für deinen miesen Vergleich gleich in den Arsch geschoben!" wetterte sie und sprang von der Lehne auf um Monty wieder hoch zu jagen.
"Weißt du überhaupt wo der ist? Vorhin konntest du nicht bis zwei zählen." zog Leighton sie provozierend auf und grinste fies.
"Oh Leighton glaub mir, ich weiß wo Montgomerys Arsch ist und was da neben Kaileighs Schuh so alles reinpassen kann, wenn ich mit ihm fertig bin!" schlug sie auf Leighton an und trieb ihren besten Freund mit meinem Schuh durch den Raum.
"Erspare mir diesen Anblick, Celine bitte!" lachte ich angwidert los und hielt mir die Hände vor die Augen.
"Gib Kaileigh ihren Schuh wieder, Celine. Sonst muss ich zu anderen Mitteln greifen" verlangte Monty in einem flehenden Ton.
Ich nahm meine Hände wieder weg und sah, das Monty gerade dabei war die billige Schulgitarre aus ihrer Halterung zu befreien.
"Das wird für deinen Arsch kein gutes Ende nehmen!" drohte er und legte sich das Instrument über die Schultern.
"Ich ergebe mich."
Celine hob die Arme und schwenkte mit meinem Schuh, als wäre er eine Fahne.
"Eine Gitarre im Arsch brauche ich wirklich nicht, auch wenn da schon andere Sachen drin waren."
Leighton verzog das Gesicht, ich konnte nur schmunzelnd mit dem Kopf schütteln.
"Das wundert mich tatsächlich nicht, das ausgerechnet von dir zu hören." Leighton behielt seinen trockenen Ton bei und bekam einen entgleisten Blick von Celine.
Mit ihrer Geste drohte sie Leighton mit meinem Schuh abzuschießen.
"Bevor das ganze noch ausartet und wir dem Notarzt erklären müssen, wie man jemanden den Kopf mit einem leichten Ballerina zerschlagen kann, werde ich meinen Schuh wieder an mich nehmen und dahin setzten wo er hin gehört, nähmlich..." Celine unterbrach mich für ihren geistreichen Beitrag: „in Montys Arsch."
Monty und Leighton brachen mit Celine in Lachen aus. Ich erhob mich drucksend aus dem Sessel und zog meiner besten Freunden meinen Schuh mit Leichtigkeit aus der Hand, um ihn wieder an meinen Fuß zu bringen.
"Ich meinte an meinen Fuß Celine. Nicht in Montys Arsch." lachte ich munter mit und flog gekonnt neben Leighton aufs Sofa.
Ich lehnte mich an seiner Schulter an, er legte einen Arm und mich und setzten uns somit einem typischen Celine-Blick aus.
Er war ähnlich dem, den meine Mutter aufbrachte, wenn ich über Leighton redete oder er bei mir war und sie uns beobachtete.
In den blauen Augen von Celine waren wir bereits das perfekte Paar, dem keiner etwas anhaben konnte, aber sollte sie es jetzt aussprechen, dann landetete mein Schuh in ihrem Hintern.
Leighton ich ich würden nie mehr sein und das wusste sie.
Monty verstaute die alte Akustikgitarre und packte seine neumodische E-Gitarre aus, die er über die letzten beiden Wochen in der Schule verstaut hatte, da er zu Hause nicht an seinem Instrument werkeln durfte und wenn dann nur mit Kopfhörern und das war mehr als langweilig.
Mit Leightons hoher Technik konnte Monty im Thema Gitarre nicht mithalten.
Seine Fender Meteora übertraf alle Gitarren an dieser Schule und hatte dafür auch ihren stattlichen preis gehabt.
"Was machen wir noch mit dem angebrochenen Casting?" fragte Celine in die Runde hinein und machte sich in meinem Sessel breit.
Leight und ich zuckten synchron mit den Schultern, Monty baute seine E-Gitarre zusammen, setzte sich zu Celine auf die Armlehne und begann auf der Gitarre herumzuklimpern.
"Ich würde sagen, dass wir erstmal warten, bis die letzten fertig mit dem Unterricht sind und hoffen dass einige von ihnen unsere potentiellen Kollegen werden." hatte Monty seinen Glauben wieder gefunden und ließ seine Finger über die Saiten springen.
"Der Verstärker fehlt." brummte er, drückte Celine, die eben an ihrer roten Haarsträhne gezogen hatte, die Gitarre in die Hand und zog sich den Verstärker heran.
Gekonnt steckte er die Gitarre an und spielte die Riffs von Thunderstruck.
Celine starrte Monty, wie immer wenn er irgendetwas von ACDC spielte genau auf die Finger und versuchte daraus schlau zu werden.
Leighton summte wieder Another One Bites The Dust und ich erinnerte mich daran, dass in dem Französisch Buch der neunten Klasse ein Rechtschreibfehler auf Seite 26 bei Nummer 3 im achten Word war.
Wie und was falsch war wusste ich nicht, aber ich wusste das an dieser Stelle ein Fehler war, der wohl so bedeutend gewesen sein musste, dass ich ihn mir gemerkt hatte.
Wir alle hingen in unserer Pause unseren eigenen Tätigkeiten nach.
Leighton summte Queen-Songs vor sich hin, ich grübelte über den erwähnten Fehler und Celine starrte Monty verdutzt auf die Finger, der einen Song nach dem anderen auf seinem Instrument anklimperte.
"Den Song kenn ich!" rief ich aus meinem Grübeln aus, als Monty seine Riffs zu einem neuen Song veränderte.
"Verdammt ich auch, aber mir fällt nicht ein wie er heißt!" Celine summte die Melodie mit und wir beide zerbrüteten uns den Kopf.
Die Töne kannte ich, den Song kannte ich und ich wusste, dass ich ihn nach seinem erscheinen mit Celine nur gehört hatte und er Leighton und Monty zum Hals heraus gehangen hatte.
Ich wusste dass er genau drei Minuten und sechsunddreißig Sekunden ging, aber konnte mich nicht an den verdammten Interpreten oder Titel erinnern! Außerdem erinnerte ich mich daran, dass er an der dritten Stelle in meiner Good Mood Playlist auf meinem iPod stand.
Der erste Song war Bad Behaviour von P!nk, der zweite The Show von Lenka und der dritte Girlfriend von Avril Lavigne.
Girlfriend!
Ich spang neben Leighton von der Couch auf und erschrack ihn zu Tode, als ich Montys Riffs endlich erkannte und ich lauthals und außer mir vor Erleichterung und Freude den Text losplärrte.
"Scheiße stimmt Avril Lavigne!" erkannte Celine und stimmte mit ein.
Wie auf Crack sprangen und kreischten wir den Song mit und freuten uns mehr darüber ihn erkannt zu haben, als das Monty ihn noch einmal von vorn anstimmte und feixte, mit dem wissen, dass Leighton ihn dafür den Kopf abreißen wollte.
Denn das fiese an Girlfriend war, dass der rockig-freche Avril-Beat sofort im Kopf stecken blieb und zum lästigen Ohrwurm wurde.
Celine und ich hatten verzweifelt versucht die alte Sunrisebesetzung dazu zu bringen ihn auf einem Gig zu spielen, da er genau in das Beuteschema der Covers passte, aber nichts da.
"She's like so, whatever You could do so much better I think we should get together now!" kreischten Celine und ich krumm und schief und total neben allen Tönen der Tonleiter, aber voller Spaß, mit einem rockenden Monty und einem fremdschämenden Leighton, der sich wieder im Sofa verzog und in seinem Oberteil zu verschwinden versuchte.
"Hey, hey! You, you! I don't like your girlfriend! No way, no way! I think you need a new one!" tanzte Monty schamlos und springend wie ein Rockstar mit uns mit und geriet dabei erstaunlicher Weise nicht aus dem Takt, während er in einer besser trainierten und harmonischeren Stimme Avril Lavigne mit uns zum besten gab.
Leighton sah weg und hielt sich die Ohren zu, aber er hatte bereits genug gehört um den Song für die nächsten drei Wochen im Ohr zu behalten und nicht mehr los zu werden.
Verzweifelt wartete ich auf den Moment, in dem Leight über seinen inneren Schweinehund sprang und sich mit uns dreien und ganz unter uns zum Affen machte, aber er blieb sein ruhiges und zurückgezogenes selbst und verweilte auf dem Sofa.
Wären er und ich unter uns gewesen, dann hätte Leighton nicht einen Moment gezögert und hätte mit getänzelt und gesungen.
In bester Laune hüpfte ich zu ihm und griff nach seiner Hand, um ihn auf die Beine zu ziehen, denn Monty klimperte gerade die letzten Töne und der Song in seiner rockigeren Variante hatte somit fast sein Ende erreicht.
Leighton stahl sich ein verschlagenes und jungenhaftes Halblächeln hervor und wich meinem auffordernem Blick niederschauend und blauäugig aus.
"Komm schon!" bat ich ihn und zerrte weiter an seinen Händen herum. „Nein." wimmelte er ab und wollte sich nicht auf unsere gute Stimmung hochbringen lassen.
"Leighton schwing deinen Hintern hoch und hab Spaß mit uns!" forderte Celine ihn auf, während Monty von Avril Lavigne zu My Chemical Romance's Helena wechselte und leicht und unbeschwert über die Saiten flog und Rockstar spielte.
"Ich habe auch Spaß, beim zuschauen!" behauptete mein bester Freund und schaffte es sich aus meinem Griff zu befreien, um noch mehr auf das Sofa zu kriechen.
"Alter Leight, schnapp dir ne Gitarre und spiel mit, Punkpinguinbruder. Das ist unser Song!" herrschte Monty ihn an und deutete auf die schlechte Schul-E-Gitarre neben der Akustikgitarre und dem Bass.
Untermalend riss ich meine Augen auf, wie eine Mutter die wollte, dass ihr Kind sich endlich von seiner Playstation loslöste, um mit seinen Freunden im freien zu spielen.
Leighton fluchte, grinste breit und strahlend und zuppelte sich sein schwarzes übergroßes T-Shirt zurecht. Schließlich sprang er von der Couch auf, um mit gestolperten Schritten zur E-Gitarre zu eilen, sie eilig anzuschließen und Helena erneut mit Monty anzustimmen.
Um noch einen drauf zusetzen stellte Leighton eines der Mikrofone an und unterbrach das Spielen erneut.
Monty tat es seinem Punkpinguinbruder nach und steckte das nächste Mikrofon an, bevor sie ihr kleines Privatkonzert, eigens für Celine und mich starteten und wir vier den Spaß unseres Lebens hatten.
Leightons Stimme klang dabei, anders als die rauere und tiefere von Monty, viel zu Artig für Gerard Ways komplett eigene Tonlage, dennoch harmonierten die beiden und glichen ihre schiefen Töne gegenseitig aus, denn auf Stimmenbeherrschung achteten sie nicht.
Außer uns hüpften Celine und ich mit und gröllten noch schiefer als Leight und Monty, Helena mit.
Leighton hatte alle Scharm abgelegt und stand völlig in seiner Welt aus Gitarren und Singen.
Federleicht schwang er die Gitarre und bahnte sich durch die ausgeflippten Tonlagen und ergänzte Monty in beidem perfekt.
Ich hielt in meinem verrückten herumhüpfen inne und sah Leighton dabei zu, wie er an den Saiten der Gitarre zog, mit abrockte und nebenbei noch, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen, mitsang.
Er wirkte ungemein befreit, wenn er mit Monty gemeinsam Songs spielte.
Keine Sorgen um dumme Kommentare seiner Mutter oder andere Dinge die ihn plagten, schossen ihm durch den Kopf. Da war für ihn einfach nur die Musik und wie sie seinen Kopf für wenige Minuten betäubte, wie die Droge bei einem Junkie.
Doch Leighton kehrte in seinen viel zu kleinen und unbequemen Käfig der Distanz und der Schüchternheit zurück, als die Tür zum Probenraum ohne Warnung aufsprang und Caleb und Arthur verwundert dreinblickend hereingepoltert kamen.
Das ausgelassene und unbeschwerte strahlende E-Gitarren-mit-Monty-rocken-Lächeln verschwand abrupt und bannte sich mit ihm wieder in sein geschaffenes Verließ zurück.
Monty stoppte ebenfalls mit dem klimpern und peinlich geschockt sahen wir zu den beiden Neuankömmlingen.
Ruhe übernahm den Raum und spannte sich über alle anwesenden, bis Celine sich mit einem aufgeregten Quiecken aus der peinlich berührten Starre löste und sie zu Caleb fegte, um ihn in die Arme zu springen und ihn überschwänglich zu küssen.
Ich, die nach kurzer Beschattung von Leighton und kurz bevor die Tür aufgeflogen war, wieder angefangen hatte abzudrehen hing noch in halber Rockstarpose versteinert und befand mich genau in dem uneingeschränkten Blickfeld eines überrascht schauenden Arthurs.
Den hatte ich in den letzten Wochen nur in den Fächern zu sehen bekommen, in denen wir gemeinsam Unterricht hatten und in unmittelbarer Nähe saßen. Geredet hatten wir verhältnismäßig viel. Vor allem über unsere streitbare Lektüre in Englisch und die eher fragwürdige Beziehung von Celine und Caleb.
"Wir hatten eigentlich ein Casting erwartet."
Unschlüssig blickte Arthur sich um und lachte überrascht auf, während Celine und Caleb dabei waren ohne Hemmungen herumzuknutschen.
"Aber das war auch nicht schlecht. Zumindest das was wir im Gang gehört haben. Ihr zwei seid wirklich gut." Arthur sah bewundernd nacheinander zu Leighton und Monty und klatschte anerkennend in die Hände. „Ihr habt wirklich was..."
Als Celine und Caleb anfingen merkwürdige Laute von sich zu geben, reichte es Arthur.
"Verdammt könnt ihr euch nicht einmal wie normale Menschen benehmen?!" fuhr er das herumknutschende Pärchen an und zog Caleb auf Sicherheitsabstand von Celine, die unschuldig und keiner Schuld bewusst scheinheilig blinzelte und sich ihr Hello Kitty Top richtete.
Leighton schnaubte verachtend und packte die Schulgitarre wieder zusammen.
"Was sucht ihr hier?" Monty stand noch immer am Mikrofon und seine Stimme hallte viel zu laut durch den Raum und in den Gang hinaus.
Wir sechs hielten uns die Ohren zu und alle bis auf Leighton konnten über Montys Patzer lachen.
"Celine hat Caleb erzählt, dass ihr noch nach ein paar Leuten für die Schulband sucht und wir dachten, wir versuchen es mal.
Aber anscheinend sind wir zu zeitig. Es war kein anderer mehr auf den Gängen zu sehen." erklärte Arthur und sah sich noch einmal vor der offenen Tür um.
"Ihr seid zu spät." kam es kalt und resigniert von Leighton, der zur Tür marschierte und mit einem Handzeichen auf den Gang klar machte, dass er die beiden Jungs nicht hier haben wollte.
"Celine meinte, dass es okay ist, wenn wir später vorbei kommen. Wir konnten nicht früher."
Caleb zog Celine locker mit sich mit und ließ sich mit ihr auf das Sofa fallen, als würde ihm der Raum gehören.
"Ich hab euch gesagt, dass noch welche nach den letzten AGs kommen." erinnerte sie uns und zeigte mit wackelnden Händen auf ihr geplantes Ass im Ärmel.
Die Überraschung gelang ihr jedoch nur zur zwei dritteln.
Leighton knallte die Tür scheppernd zu und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen sie.
Sein Gesicht zeigte die Emotionale Bandbreite eines Steines.
Seine resegnierte Haltung gegenüber Caleb und Arthur hatte sich in den letzten beiden Wochen keinen Schritt verändert und wollte auch nicht besser werden, selbst wenn wir nur in wenigen Fächern gemeinsam mit ihnen zu tun hatten.
"Trotzdem sind die beiden zu spät. Das Casting ist seit einer Viertelstunde vorbei. Wir wollten gerade einpacken und gehen." moserte Leighton herum und betrachtete die beiden Neuankömmlinge mit mörderischen Blicken.
"Wollten wir nicht." rückte ich die Situation ins richtige Licht. „So saht ihr auch nicht aus. Eher so als würdet ihr jeden Moment anfangen Welcome To The Black Parade zu kreischen." Arthur sah mich anprangernd an und mir war es extrem peinlich, dass er uns in einem wirklich sehr unpassenden Moment erwischt hatte, obwohl ich mich sonst für nichts schämte.
Monty klatschte begeistert in die Hände und zeigte auf Arthur, als hätte er den Jackpot gewonnen. „Ich sehe da hat jemand Ahnung von sehr guter Musik!" kommentierte er munter gestimmt und hatte es in der Zwischenzeit fertig gebracht das Mikro auszuschalten.
Arthur schmunzelte und richtete sich das schwarze Bandana, welches seine hellbraunen Locken in Schacht hielt.
"My Chemical Romance sind Legenden!" warf Caleb ein und setzte sich gerade auf.
„Celine, wenigstens hast du dir diesmal einen Kerl geangelt, der was von Musik versteht." lobte Monty seine beste Freundin mit einem stolzen Blick.
Vor einer Viertelstunde hatte er noch ganz anders über Caleb geredet.
Arthur mogelte sich unauffällig mehr in den Raum, während Leighton weiter schmollend die Tür hütete und Monty mit Caleb in eine Diskussion geriet in welches Genre man My Chemical Romance nun genau stecken sollte.
"Ich wusste gar nicht, das du so was hörst, Kaileigh. Du wirkt immer so unscheinbar auf mich."
Erschrocken zuckte ich zusammen, als Arthur wie aus dem nichts neben mir auftauchte und mich von der Seite freundlich anlächelte.
Ich verschränkte die Arme und zuckte mit den Schultern."Eigentlich höre My Chemical Romance nur durch Leighton und Monty. Also werde ich zu dem kennen dieses Geschreis gezwungen." witzelte ich und warf meinem bitter dreinschauenden besten Freund ein breites Lächeln zu.
Leighton erwiderte es nicht und rümpfte nur kritisch über meinen Kommentar die Nase.
"Und was hörst du dann so, wenn du nicht dazu gezwungen wirst My Chemical Romance zu hören?" harkte Arthur interessiert nach.
"Zur Zeit Adam Lambert und Panic! At The Disco." beantwortete ich nach kurzem überlegen.
"Stimmt. Daran kann ich mich erinnern, du hast mit Monty darüber gestritten, über Panic!, an Calebs und meinem ersten Schultag." zog er sich ins Gedächtnis. „Und du hast Streitschlichter gespielt." erinnerte ich ihn schmunzelnd.
Er nickte, so dass seine Locken sich mit bewegten. „Panic! Zählt zu meinen Favouriten, aber bei mir geht nichts über Fall out Boy." gab Arthur preis. „Die sind auch gut und mit Panic! Befreundet!" fiel es mir sofort positiv ins Gedächtnis.
Leighton schaffte es die Tür hinter sich zu lassen und fiel schwermütig und schlecht gelaunt in den Sessel.
"Ich dachte ihr seid hier, um uns etwas von eurem angeblichen Talent mit was auch immer zu demonstrieren und nicht um unnötigen Small Talk zu führen und unsere Zeit totzuschlagen." brubbelte er und kreuzte die Beine genervt.
"Unser angebliches Talent?" Caleb sprang auf und fühlte sich sofort von Leightons Bemerkung angegriffen. „Leighton ich bitte dich, wir sind mehr als nur angebliche Talente!" türmte er sich auf und stemmte die Hände in die Hüften.
"Dann hört auf unsere Zeit zu verschwenden und macht was!" rief Leighton gereizt aus und deutete auf die Ansammlung an Instrumenten vor uns.
Monty bließ die Wangen auf und seufzte angestengt, bevor er das Wort ergriff und versuchte Leightons schlechte Laune verlaufen zu lassen.
"Was Leighton eigentlich damit sagen wollte ist: Zeigt uns was ihr drauf habt. Schlechter als eure Vorgänger kann es eh nicht mehr werden." säuselte er und bedachte Leighton mit einem giftigen Blick.
"Was haben wir ihm eigentlich getan? Also Leighton?" raunte Arthur mir verdutzt und völlig von der Rolle zu. „Leighton ist zu jedem, den er nicht gut kennt so, nimm es nicht persönlich."
Arthur richtete sich sein Stirnband und stieß die Luft aus. „Langsam fang ich damit tatsächlich an." murmelte er und sah Leighton mit einem bemitleidenswerten und dennoch verständvollem Blick an.
"Schlechter als eure Vorgänger? Wir werden euch atemlos zurücklassen, glaubt uns! Komm Arthur! Flirten kannst du später noch!" forderte Caleb seinen besten Freund auf und schob sich zwischen uns, um den Lockenkopf durch den Raum und zu dem Schlagzeug zu schieben.
Lachend verfolgte ich die Szene und blickte in Arthurs hilfloses und von seinem besten Freund überfordertes Gesicht.
Caleb selber watschelte wieder zurück, verpasste Celine einen viel zu ausgiebigen Kuss und baute sich dann die Bassgitarre zurecht.
Arthur bließ seine Pfannkuchenwangen auf und und schüttelte mit einem verschmitzten Lächeln den Kopf.
Leighton zog an seinem Piercing und ich durchschritt den Raum, um mich zu ihm auf die Armlehne zu setzen.
"Ich kann nicht glauben, dass ich meine Zeit für sowas verschwendet habe!" gurgelte er so leise, dass nur ich ihn hören konnte.
Beim besten Willen konnte ich ihn immer noch nicht verstehen und sagte nichts zu seiner Anmerkung.
Caleb und Arthur hatten ihm nie etwas getan, sie versuchten sogar mit seiner abwertenden Laune umzugehen, wenn wir in Englisch dazu verdonnert wurden miteinander zu reden.
Leighton blockte ab, während ich mich mit Caleb und Arthur über die gegebene Aufgabe austauschte und mich einbrachte.
"Vielleicht haben sie wirklich was auf dem Kasten. Leighton gib ihnen eine Chance. Sie haben dir nichts getan." erinnerte ich ihn mit etwas Nachdruck.
Sein Kopf schoss in meine Richtung.
Er setzte an um etwas zu sagen, blickte mich jedoch aus kleinlaut gewordenen blauen Augen an und knabberte wieder an dem schwarzen Ring an seiner Unterlippe.
"Ach vergiss es." blubberte er und drehte den Kopf hastig von mir weg.
"Also wir würden unsere Nummern nacheinander abziehen." Arthur suchte nach den Drumsticks und fans sie nach kurzem umschauen an seinem Platz.
"Macht sich blöd wenn wir unsere Songs gleichzeitig spielen und bringt uns keine Pluspunkte." teilte er lässig mit und schwenkte die Drumsticks in seinen Händen, als würde er wiegen ob sie sich zum spielen eignen.
"Ich fange an!" plärrte Caleb munter und hing sich den Bass um.
Celine hatte mal erwähnt, dass er Bass spielt, aber das musste in meinem Unterbewusstsein zu den anderen Fakten über ihn eingedrungen sein, die mir wahllos irgendwann mal in den Kopf kommen würden.
Caleb stellte sich zu dem Bass auch noch ein Mikrofon ein, atmete kurz durch, zwinkerte Celine schmalzig zu, knackte mit seinem Nacken und fing unter einem Seufzer mit drohendem Nachdruck von Leighton an am Bass zu zupfen, als wäre es eine stinknormale Gitarre.
Ohne dass es einen Unterschied machen würde ob er Bass oder eine normale Melodie spielen würde stieg er in den Songtext von Hey There Delilah ein und das so federleicht und mit Gefühl wie im Original.
Celine lächelte sofort und wippte verträumt und mit glitzernden Augen, gerichtet auf ihre neue große Liebe, mit.
Monty ließ Calebs Hände nicht aus den Augen und schüttelte aller zwei Sekunden mit einem breiten, fassungslosen Grinsen auf den Lippen den Kopf.
Leighton neben mir zeigte nicht die kleinste Form einer erstaunten Reaktion und sah einfach nur stur gegen die Wand.
Arthur, hinter Caleb am Schlagzeug sang tonlos und wippte mit dem Kopf mit.
Positiv, sehr positiv überrascht lächelte ich.
Caleb konnte singen. Seidenweich und flüssig. Er konnte den Bass spielen als wäre es eine Gitarre und würde nicht nur tiefe Basstöne ausspucken, sondern die Melodien des tragischen Liebesliedes.
Sich das zuzutrauen brauchte einiges an Selbstbewusstsein und Talent und beides hatte Caleb in vollen Zügen aufgesogen.
Leighton war der einzige, der nicht applaudierte, als Caleb mit seiner Darbietung endete und Ton und Wort an Arthur übergab, der sich erneut am Bandana zuppelte und stumm und tonlos mit geschlossenen Augen etwas vor sich sprach, als würde er beten.
Langsam und entspannt öffnete Arthur die Augen blickte mit einem traurigen Lächeln gen Decke, lockerte seine Schultern und drummte ohne weitere mentale Vorbereitung von null auf hundert perfekt und kraftvoll zu Dance Dance von Fall Out Boy.
Wissend, dass er mir vor wenigen Minuten noch offenbart hatte, dass er die Band mochte, verzogen sich meine Lippen zu einem Lächeln in seine Richtung.
Monty sang leise vor sich mit und Celine tänzelte sitzend.
Leighton verhielt sich immer noch resigniert, wagte es jedoch wenigstens mit seinem Fuß mit zu tippen, was für ihn bereits einen großen Fortschritt bedeutete.
Ich nickte im Takt mit und summte leise den Song vor mich hin.
Arthur hatte erwähnt, dass er gut Schlagzeug spielen konnte, aber seine eigene Einschätzung untertrieb.
Er hatte die Ausstrahlung, als würde er dafür geboren sein genau dies zu tun.
Seine Hände flogen von Trommel zu Trommel und wie nichts jonglierte er in kleinen Pausen mit den Drumsticks und drummte weiter, als wäre es das einfachste der Welt.
Mit seinem bizarren Rocky Horror Picture Show Shirt und dem schwarzen Bandana in den Haaren wirkte er wie der coole Drummer einer großen Rockband, der so schnell nichts an sich herankommen ließ.
Begeistert über die Leichtigkeit, mit der Arthur durch den Song trommelte schüttelte ich nun den Kopf und schmunzelte über seine angestrengten Grimassen, die er zog und die sich von Sekunde zu Sekunde veränderten, sein Blick jedoch blieb immer konzentriert und angespannt, als würde er bei dem ersten kleinen Fehler im Dreieck springen und durchdrehen.
Durchgeschwitzt und außer Atem warf Arthur nach den letzten Schlägen die Drumsticks gekonnt in die höhe, ließ sie im Wurf ein paar mal drehen und fing sie mit der linken Hand.
Begeistert sprangen Monty, Celine und ich auf und jubelten und applaudierten.
Leighton verhielt sich wie ein Stein und Caleb betrachtete seinen besten Freund aus stolzen braunen und asiatisch angehauchten Augen.
"Ihr habt die Posten!" legte Monty sofort fest, als Arthur nach Atem rang und Celine aufgeregt und vor freude Kreischend zu Caleb hüpfte.
"Habt ihr nicht." grummelte Leighton. Er presste seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, verschränkte die Hände vor der Brust und verengte seine Augen.
"Wir haben darüber noch nicht geredet, Monty."
"Was gibt es da noch groß zu reden Leight?"
Monty verstand die Welt nicht und starrte Leighton neben mir an, als hätte er den Sinn des Lebens nicht verstanden.
"Die beiden waren großartig. Besser als die Celloquietscher vom Anfang und der Rammsteinschänder." entsinnte er Leighton mit verständnislosen Blicken.
"Alter, die können Bass und Schlagzeug spielen und das bei weitem besser als ihre Vorgänger!" machte Monty Leighton mit ausladenden Handgesten deutlich klar und würde Leighton für seine Zustimmung umbringen.
"Leighton, die beiden haben das Talent, was ihr braucht."
Ich legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter und suchte in seinem Blick nach etwas, dass das Talent der beiden wirklich erkannt hatte. Gesehen hatte er es, nur wollte er die Personen die es besaßen nicht in seine Reichweite lassen.
Arthur warf mir einen gezielten Blick zu, der verlauten ließ, dass er Leightons Verhalten nun persönlich nahm.
"Du wärst strohdoof, wenn du einen der anderen Kandidaten nimmst, zumal die ihre Instrumente beherrschen." führte ich ihm im sanften Ton vor Augen und hoffte, dass er wenigsten ein mal, wenn es um die beiden neuen Schüler ging, Erbarmen hatte.
"Das wärst du wirklich. Der Rammsteintyp war abartig." mischte sich Celine ein, verlor das Interesse an ihrem Freund und schoss vor Leighton, um sich vor ihn auf die Knie fallen zu lassen.
"Ich bitte dich, nimm die beiden an, Leighton. Du würdest Sunrise in einen Abgrund jagen, wenn du Arthur und Caleb über den Haufen schmeißen würdest, oder Monty?"
Zog sie ihn noch mit in meine angestimmte Überzeugungsrede.
"Korrekt. Leight, was auch immer du gegen die beiden hast vergiss es! Die haben verdammtes Talent und Kai hat recht, genau das brauchen wir!"
Wir drei waren nicht mehr weit davon entfernt Leighton die Füße zu küssen, damit er über seinen dämlichen Schatten sprang und einmal etwas gutes an Arthur und Caleb sah.
"Wegen mir." motzte Leighton und rollte genervt von Gott und der Welt mit den Augen.
Celine quietschte auf und fiel meinem besten Freund um den Hals, was er kochend hinnahm und meiner besten Freundin nicht den Kopf dafür abriss.
Leighton war alles andere als Begeistert von seinem gefallenem Entschluss und das machte er klar und deutlich, aber er und Monty brauchten die Begabung der beiden Jungs mehr als alles andere, wenn sie Sunrise zu altem Glanz verhelfen wollten.
"Sollte sich einer von euch den kleinsten Fehltritt erlauben, fliegt ihr.
Wenn ihr nicht pünktlich bei den Proben auftaucht fliegt ihr und das gleiche zählt für Auftritte." setzte er seine Richtlinien.
Arthur entlockte sich ein schmunzeln und kletterte hinter dem Drum-Kit hervor.
"Wenn das deine einzigen Sorgen sein sollten, Leighton, kann ich dich beruhigen. Wir werden deinen Anforderungen nachkommen." Er blieb offenherzig und geduldig mit Leighton, wie kein anderer und wies unglaubliche Toleranz gegenüber seiner Launen auf.
"Ich werde Caleb schon dazu bringen, dass er gelernt bekommt, was Pünktlichkeit bedeutet." säuselte Celine, ließ von Leighton locker und tippselte zu Caleb, um ihn aus nächster Nähe anmaßend anzustarren und ihm klar machte, dass er sich jetzt am Riemen zu reißen hatte.
Monty klatschte in die Hände und war hellauf erleichtert, dass wir keine drastischen Maßnahmen ergreifen mussten um Leighton dazu zu bekommen Arthur und Caleb in seine und Montys Band aufzunehmen.
"Dann heißen wir euch jetzt offiziell bei Sunrise willkommen und hoffen, dass wir gut miteinander auskommen werden." absichtlich sah er dabei provozierend und dennoch mahnend zu Leighton, der den Blick auf seine schwarzen Adidas Sneakers gerichtet hatte und so tat, als hätte er nichts gehört.

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