26.2 Wishing Rockets

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"Irgendwann werden wir heiraten. Caleb und ich." träumerisch sah Celine aus meinem Fenster und wog das Oberteil in ihren Händen wie ein Neugeborenes. "Dann fliegen wir in die Flitterwochen und da entstehen ganz viele kleine mini Celines und Calebs." beschrieb sie mir. Bestimmt sah sie sich mit einer Fußballmannschaft an Nachkommen in einem großen Haus und einer guten Ehe. Ich zog die Augenbrauen hoch.
"Die Welt ist mit euch beiden schon genug überfordert." kommentierte ich trocken.
Celine seufzte, hielt das helle T-Shirt aus meinem Schrank vor sich ausgestreckt und schüttelte den Kopf. "Weil sie so ein Traumpaar, wie uns nicht tragen kann."
Ich lachte hinter hervorgehaltener Hand und sah dabei zu, wie sie mein Oberteil auf dem Boden fallen ließ und nach dem nächsten im Schrank griff.
"Jedenfalls werden wir Heiraten und das in einem gigantischen Aufzug. Irgendwo am Strand und ganz romatisch unter der Sonne." schwärmte sie in Gedanken.
Suchend stand sie vor meinem Schrank. Mit ihrer Hand ging sie die Regale ab, die sie auf der Suche nach einem passenden Sylvester Outfit durchkämmt hatte.
"Und dein Hochzeitskleid schlauchst du dann auch aus meinem Schrank?"
Ich kam nicht daran vorbei ihr die perfekte Idylle zu zerstampfen.
Entrüstet drehte sie sich zu mir um mich mit ihrem Blick in die Luft zu jagen. "Bis dahin verdiene ich sicher einen haufen Schotter. Dann kann ich mir mehr leisten als nur ein hochwertiges Homecoming Kleid im Jahr."
"Zwei hochwertige Homecoming Kleider im Jahr?" lachte ich und hatte im nächsten Moment den Pullover im Gesicht, den mir Tante May letztes Jahr zu Weihnachten geschickt hatte.
"Kaileigh, das ist nicht witzig. Ich meine das ernst! Ich werde mir Prinzessin Dianas Hochzeitskleid nachschneidern lassen, so viel Geld werde ich bis dahin haben." behauptete Celine fest von sich überzeugt.
Ich hatte einen weiteren fiesen Spruch auf den Lippen, doch ich hielt ihn zurück.
"Außerdem wird auf meiner Hochzeit Live Musik gespielt, nämlich von Sunrise."
Ich biss die Zähne zusammen und fiel in meine Kissen.
Ich stellte mir Arthur vor, wie er in einem Anzug an seinem Schlagzeug im Sand saß. Wie er drummte und ihm seine locken um den Kopf flogen, wie er mich strahlend anlächelte.
Das Bild in meinem Kopf versetzte meinem Herzen einen schweren Stich und ich strich es.
"Bis dahin wirst du so viel Geld haben, dass du Justin Timberlake organisieren kannst." beratschlagte ich sie zum guten.
Celine zog mein karriertes Kleid aus dem Schrank und betrachtete es zufrieden.
"Übertreib mal nicht Kaileigh, ein bisschen bescheiden muss ich noch bleiben."
Maßgeschneiderte prächtige Hochzeitskleider, eine Traumhochzeit am Strand, viel Geld und bescheiden? Etwas wollte da nicht passen, aber ich redete Celine nicht dazwischen.
"Das Kleid kann übrigens gleich wieder in den Schrank zurück wandern." teilte ich ihr mit und verband mit dem rot-schwarz karrierten Stoff in ihren Händen die Party bei Arthur, auf der er mich zum Homecoming gefragt hatte.
Der Kloß in meinem Hals wuchs, drohte mich zu ersticken.
"Wieso? Ich finde es cool und als ich dein Zimmer vorhin gestürmt habe, meintest du dass ich mir nehmen kann, was ich will." protestierte meine beste Freundin.
Ich ging mir durch die Haare. "Das war, als ich noch im Halbschlaf versunken war und du es nötig hattest wie eine Furie zu klingeln, um mich aus dem Bett zu bekommen." erinnerte ich sie großzügig.
"Kaileigh, es war um zwölf, außerdem ist es ein Nofall, wenn ich nichts passendes zum anziehen finde bei dir einzureiten." erklärte Celine mir ernsthaft, mein Kleid immernoch in ihrer Mangel.
"Du bekommst es trotzdem nicht." beharrte ich. "Es ist von Hot Topic, hast du eine Ahnung wie viel deren eigene Klamottenkollektion kostet?"
"Nicht nur ihre Kollektion, gefühl alles was über einen kleinen Schlüsselanhänger hinaus geht." brummte Celine.
Sie faltete das Kleid zusammen, setzte an es zurück zu legen, aber hielt inne.
Aufmerksam musterte sie es, klappte es auseinander und hing es über meinen Schreibtischstuhl.
"Das ist das Kleid, dass du bei Arthur auf der Party anhattest." erkannte sie mit einem selige lächeln.
Seufzend nickte ich, wünschte mich an diesen Abend zurück und hätte ab diesem jeden Fehler meiner Seits vermieden.
Dazu gehörte, dass ich mit ihm zum Homecoming hätte gehen sollen und vor allem ihn nicht nach Weihnachten stehen gelassen zu haben.
"Leg es bitte einfach wieder ordentlich in den Schrank zurück, am besten ganz weit unten." bat ich Celine und hielt mir die Hände über die Augen, um das Kleid nicht mehr zu sehen.
"Ihr habt kein Wort miteinander gewechselt, seit dem Abend oder?" fragte sie vorsichtig.
Nein ich hatte nicht mehr mit Arthur geredet, seit ich sein Geschenk abgenommen und und mit ihm schluss gemacht hatte.
"Er hat versucht mich anzurufen, aber ich hab mich nicht getraut ran zu gehen." gab ich zu.
Kümmerlich kauerte ich mich auf meinem Bett zusammen.
Ich hatte überreagiert, in dem ich Arthur die Pistole auf die Brust gesetzt hatte und mit Leighton verschwand.
Von Arthur gesagt zu bekommen, dass er mich belauscht hatte, Leighton Manipulation vorwarf und dass er von mir verlangte mich seiner Eifersucht zu beugen, hatte mich rasend werden lassen.
Niemand hat mir vorher Grenzen in meinem Umgang mit Leighton gesetzt und Arthur sollte sich dieses Recht nicht rausnehmen, wenn er wusste dass Leighton ein schwerer Charakter ist.
"Du hättest mit ihm reden sollen.
Was auch immer euch dazu bewirkt hat so auseinander zu gehen, er hat seinen Fehler eingesehen, Kaileigh." bläute Celine mir ein.
Sie nahm das Kleid vom Stuhl, legte es zusammen und bettete es in meinem Schrank ein.
"Er denkt von dir, dass du nichts mehr von ihm willst und außerdem ist es echt mies in der Weihnachtszeit schluss zu machen." führte sie mir vor Augen.
Ich nickte. "Vielen dank, dass du mir zusätzlich ein Schlechtes Gewissen einredest." bemerkte ich und blickte spöttisch zu ihr herüber.
Sie verdrehte die Augen. "Das wird dir jeder sagen." leierte sie.
"Du bist eine wirklich sehr verständnisvolle beste Freundin, habe ich dir das schon mal gesagt?" säuselte ich bittersüß und zog eine Augenbraue hoch.
Celine grinste. "Immer, wenn du mit einem Messer in der Hand vor mir stehst." entgegte sie und schloss meinen Schrank hinter sich.
"Okay spaß bei Seite!" rief sie aus und schmiss sich auf meinen Drehstuhl.
"Willst du mir über deine dramatische Weihnachtsgeschichte erzählen und mir dein Herz ausschütten, wie du es vor sechs Tagen schon machen solltest?" forderte sie mich auf.
Celine rollte an mein Bett und überschlug wie ein Psychologe die Beine übereinander.
"Muss ich?" Ich schlug die Hände über den Kopf zusammen.
Erfolgreich konnte ich mich in den letzten Tagen davor drücken zu viel an das denken zu müssen, dass ich verbockt hatte.
Einen großen Teil meiner Ablenkung hatte ich Leighton zu verdanken, der zur Abwechslung für mich stark blieb und mir jeden abwegigen und verzweifelten Gedanken an Arthur nahm, damit ich zu keinem emotionalen Chaos wurde.
"In anbetracht der Tatsache, dass du nie im leben allein mit deiner ersten Trennung zurecht kommen kannst und dein Empfinden darüber so lange in dich rein frisst, bis es dich qualvoll umbringt und dir deine Gedärme ausweidet, ja." ratterte mit verstörendem Grinsen.
Ich seufzte laut und schmerzvoll.
"Du kannst mich ja auch raten lassen, was Arthur verbrochen hat, dann kann ich mir die Geschichte selber zusammenschreiben, aber ich glaube nicht, dass ich psychologisch dafür qualifiziert bin." wog Celine ab und zuckte mit den Schultern.
"Arthur hat Leighton vorgeworfen, dass er uns manipuliert."rückte ich mit dem Hauptereignis des Abend heraus und zog die Beine an.
"Deshalb hast du ihm die Hölle heiß gemacht, seine Pandorakette abgelegt und bist mit Leight abgedackelt?" ungläubig riss sie die Augen auf.
Ich wusste, dass sie so etwas ähnliches von sich geben wird.
Ich wusste selber, dass mein Beweggrund Arthur zu verletzen keiner war, den man nicht aus dem Weg schaffen konnte.
Hätte ich mich beherrschen können, wäre heute alles gut und wir hätten uns noch bei ihm in der Küche ausgesprochen.
"Es war ja nicht nur das." brach ich herunter.
Ich schielte über meine Knie in den verschneiten Garten und ließ die Schultern hängen.
"Er hat mich belauscht, wie ich mit Leighton telefoniert habe."
Celine zog die Luft ein. "Uh... ganz großes Vergehen für einen Gentleman wie ihn." gestand sie mir den Punkt zu.
"Aber Caleb belauscht mich auch, wenn wir Telefonieren oder Monty und ich." tat sie schulterzuckend ab. "Also kein schmerzhaftes Vergehen."
"Es ging um das Ding mit Leightons Vater, was ich Arthur nicht wissen lassen wollte und sollte und darum, dass wir uns gegenseitig nich zu sehr ins Gehänge kommen wollten." begründete ich.
"Ich meine ich frage belausche ihn und Kimberly auch nicht und selbst wenn, ich würde rein gar nichts verstehen, da sie sich auf Italiensich streiten." spiegelte ich meine Situation auf Arthur ab.
"Das kann doch trotzdem nicht alles gewesen sein. Ich meine ich kann dich verstehen. Du stehst hinter Leighton und so ein Vorwurf sitzt, grade bei Arthur und das Belauschen ist auch keine Glanzleistung, aber ernsthaft?"
Celines Aufgabe bestand eher darin mir die Schultern zu tätscheln und mir zu bestätigen, was für ein Idiot Arthur sei, so etwas zu erheben und zu tun. Stattdessen erklärte sie mich für bescheuert und redete meine Gründe in Grund und Boden.
"Arthur ist krankhaft Eifersüchtig auf Leighton. Er ist der festen Meinung, dass er Hals über Kopf in mich verknallt ist und es sich deshalb zur Aufgabe gemacht hat uns auseinander zu bringen, in dem er unsere Treffen manipuliert und einen Nervenzusammenbruch vortäuscht." packte ich aus.
"Er will, dass ich meine Freundschaft zu Leighton zurück schalte und ich ihn über meinen besten Freund stelle.
Arthurs Worte waren gegensätzlich am Anfang, dass wir uns selber nie über unsere Freunde stellen sollen. Ich kenne Leighton länger als ihn und er Caleb länger als mich. Wir können auf die beiden nicht verzichten und dürfen nicht das Recht hernehmen sie jeweils auszutauschen." erklärte ich ausholend, damit Celine langsam schnallte, was mich dazu gebracht hatte Arthur und mir das Herz zu brechen.
"Genau das hatte Arthur aber vor. Er wollte Leighton mit sich austauschen. Er wollte nicht, dass ich so viel Zeit mit ihm verbringe und deshalb bin ich wütend geworden und habe überreagiert." gestand ich ein.
Ich war mir meiner Schuld bewusst und fühlte mich grässlich für meine Tat jede Nacht weinend in den Schlaf zu fallen.
"Ihr hättet darüber reden können. Ich meine ihr seit grade Frisch zusammen und du trennst dich wegen so etwas?" Celine zuckte unbekümmert mit den Schultern. "Caleb und ich zanken uns auch oft und wir klären das schnell und einfach. Das bekommt nur keiner mit." sprach sie aus ihren Erfahrungen.
"Im Gegensatz zu mir, hast du Übung mit Beziehungen und weshalb man nicht sofort das Wort Schluss erwähnen sollte."
Celine wollte es nicht, das wusste ich, aber ich fühlte mich durch ihre Worte noch schlechter, als ich in den letzten Tagen zu verdrängen versuchte.
Ich spürte die ganze heruntergeschluckte Ratlosigkeit und Verzweiflung in mir aufkommen und fühlte die große Lücke in meinem Herzen, die ich mir zuzuschreien hatte.
"Das Wort Schluss ist in Beziehungen generell streitbar. Ich hätte dir vielleicht vorher einen kleinen Crashkurs zum Thema Partner erteilen sollen." strebte sie humorvoll an.
Mich traf Celine damit auf dem völlig falschen Fuß.
"So bald es doch bei dir zum Wort Schluss kommt, ist auch Schluss. Du hast genau so wenig die Bedienungsanleitung für die große Liebe gefressen, wie ich." blubberte ich und schielte sie über meine Knie hinweg düster an.
Sie lehnte sich auf meinem Stuhl zurück.
"Du weißt, dass ich für meine Bindungsangst nichts kann. Der einzige Grund, wieso Caleb und ich noch nicht voreinander weggerannt sind, ist, dass er das gleiche Laster hat und wir eigentlich gegenseitig darauf warten in den Sand gesetzt zu werden." verriet Celine nachdenklich.
"Aber du hast weder Bindungsängste, noch schnappst du schnell über oder hast eine Mutter mit mangelndem Interesse für dich." reflektierte sie auf mich.
"Bei dir geht es wirklich nur darum, dass Arthur Leighton angegriffen hat und du es nicht hören wolltest."
Celine tippte sich gegen das Kinn und verzog den Mund.
"Das ist genau das, was ich meinte. Leighton sitzt so tief bei dir drin, wie bei einer Mutter der Sohn im Herzen. Nicht, dass ich dir das anrechne Kaileigh, bei einer solchen Freundschaft ist das normal." sie sprach ernst, wie eine wirkliche Psychologin, wie die beste Freundin die ich brauchte, nicht die die mir vor Augen führte, wie schlecht ich gehandelt hatte.
"Arthur mag es auch nicht mal böse gemeint haben, du kennst ihn. Er ist herzensgut und beschützt das, für das er steht, weshalb er auch so Eifersüchtig ist. Mit Caleb ist das nicht anders. Das ist das italienische Temperament."
Sie lächelte mich aufbauend an und stieß gegen meine Schulter.
"Ich kann ihm trotzdem nicht einfach so gegenüber treten und sagen, dass alles wieder okay ist. Du hast nicht gesehen, wie er Leighton und mich angeschaut hat."
Arthurs wütender Blick schlich sich vor mein inneres Auge. Ich schauderte und schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf. "Er hasst mich. Und Leighton nach seinen Anschuldigungen so oder so." jammernd verkroch ich mich in meinem Bett.
"Er hasst weder dich noch Leighton. Arthur hasst die Angst dich zu verlieren. Hass ist ein Sekundäres Gefühl. Es muss dafür immer eine Ursache geben und in dem Fall ist es Angst."
Jetzt klang Celine wie meine Seelenklempnerin. So weit ist es schon mit mir gekommen.
"Und Momentan hat er pure Angst vor seinem Hass und davor dich zu verlieren."
Ich kroch unter der Decke hervor.
"Er hasst mich wirklich nicht?" murmelte ich scheu.
Fest überzeugt von ihren Worten nickte sie.
"Weißt du, was ich die letzten Tage aus seinem Zimmer donnern gehört habe, wenn ich da vorbei gekommen bin?"
Celine hielt eine Kunstpause und straffte ihren Rücken.
"Arthur hat uns alle entweder mit Adam Lambert oder Panic! At The Disco beschallt und ganz laut und schrecklich mit gejammert oder neben dem Beat zu Whataya Want From Me gedrummt." beschrieb sie mir und lockerte die Wolkendecke über meinem Kopf auf.
Von allein schien die Sonne durch, wenn ich daran dachte, dass er sich mit den Drumsticks ausprobierte, die ich ihm zu Weihnachten geschenkt hatte.
Seit Tagen mischte sich das erste herzlich tiefe Lächeln auf meine Lippen.
Ich trat die Decke weg und war bereit am Nachmittag mit Celine zu Arthur zu fahren.
Es war Sylvester und ursprünglich angesetzt, dass wir alle gemeinsam bei ihm und Caleb feierten.
Aber ich hielt inne.
Leighton und ich hatten uns den Abend verplant. Was wir machen wollten stand noch nicht fest, aber Tante May war in der Stadt geblieben und Mom und Dad würden mit ihr und meiner Cousine in der Stadthalle feiern gehen. Leighton und ich wollten das Haus für uns auseinander nehmen und ganz entspannt und ohne Trennungsschmerz das neue Jahr einleiten.
"Du erwartest aber nicht von mir, dass ich gleich heute alles kläre oder?"
Ploppte mir in den Kopf.
Celine schnallzte mit der Zunge. "Als deine persönliche Seelenheilerin ja. Als beste Freundin, die mies und fies sein kann musst du mir erst n gutes Argument bringen, um Arthur bis ins neue Jahr zappeln zu lassen."
Ein leises Lachen kroch aus mir hervor.
"Ich hab den Abend mit Leighton verplant. Er kommt am Nachmittag vorbei."
"Du würdest Arthur indirekt seine eigenen Worte vor Ende des Jahres unter die Nase reiben und ihm zeigen, dass Leighton für dich an erster Stelle steht, als Bester Freund versteht sich." analysierte Celine sofort.
"Meine Psychologin sagt, dass du nen Schaden hast, das so zu machen. Ich rate dir das genau so zu machen, wenn du dich damit besser fühlst Arthur seine Grundsätze unter die Nase zu reiben. Rache tut immer gut, aber nur in kleinen Zügen." bescheiden lächelte sie und fuhr sich durch die kunterbunt gesträhnten Haare.
"Dann werde ich Arthur vorerst noch verschonen, mir gegenüber zu treten." Obwohl ich mich nach dem Gespräch mit meiner besten Freundin um einiges leichter fühlte, sah ich mich nicht so weit Arthur zu sehen, auch wenn ich ihn schrecklich vermisste und das Loch in meinem Herzen wieder stopfen musste. Es tat nicht mehr weh, es hatte ein Pflaster und somit ließ es sich aushalten.
"Und als Bezahlung, dass ich dir zugehört und dein Problem geklärt habe, darf ich dein Hot Topic Kleid für den Abend." setzte Celine an für sich auszuhandeln. "
"Kannst du knicken." wehrte ich ab.
"Meinetwegen das second-hand Sherry Hill, dass mir May in Los Angels ergattern konnte." schlug ich ihr vor und konnte gar nicht gucken, wie schnell Celine hochsprang und in meinem Schrank stand.
"Das rote mit dem offenen Rücken?"
Sie wusste genau welches ich meinte, versicherte sich aber erneut und klang, als würde ich sie nun für bescheuert erklären.
"Hab ich ein anderes?" beantwortete ich mit einer Gegenfrage und sah Celine dabei zu, wie sie mit einem Ruck alle Kleiderbügel auf meinem Fußboden verteilte.
"Ich habs!" den mit dem roten und kurzen Kleid hielt sie stolz grinsend in der Hand und betrachete es.
"Verstehen werde ich dich nie." murmelte sie.
Ich schwang mich auf die Beine und begann im Pyjama die herausgefallenen Bügel samt der daran hängenden Kleidung aufzusammeln und zurück zu hängen.
Celine war hin und weg von dem teuren und gebrauchten Kleid in ihrer Hand.
"Wie kannst du mich zum Teufel jagen, wenn ich dein Kleid von Hot Topic haben möchte, aber mir das dreifach teurere Sherry Hill in die Hand drücken?"
Sie dachte nicht daran mir zu Helfen. Aber so wie ihr Kopf danach grübelte mich zu verstehen, wollte ich sie daran nicht hindern. So sehr dachte Celine in keiner Arbeit nach, nur wenn es um Kleider oder Schuhe ging.
"Ich habe May nie nach dem Kleid gefragt." beantwortete ich Celine, nachdem sie zu keinem Ergebnis kam.
"Sie hat es mir einfach aus ihrem Laden mitgebracht, weil es meine größe hatte. Ich finde es cool, es ist toll, aber ich habe keine Verwendung dafür."
Celine starrte mich an, wie vor den Kopf gestoßen.
Sie versuchte mir mit Händen und Füßen klar zu machen, dass man so etwas über ein Sherry Hill Kleid nie sagen dürfte, da es dann beleidigt wäre und mir Bauchspeck und dicke Oberschenkel herbei fluchen würde.
Dann hatte sie schnell ein anderes Thema gefunden und fragte sich wie Caleb das Kleid an ihr finden würde.
Celine redete sich dabei so in den Wahnsinn, dass sie ganz plötzlich los wollte und as hochwertige Kleid achtlos in ihre Tasche stopfte.
Ich begleitete sie durch das leere Haus zur Tür und verabschiedete mich von ihr.
Davor redete sie mir ins Gewissen.
Sie habe es sich vorher verkniffen, da ich so zerstört wegen Arthur ausgesehen hatte, aber jetzt habe sie deshalb keine Bedenken mehr, begann sie.
Hinter ihrer letzten Anrede versteckte sich mit vielen Celine-typischen Beschreibungen, dass ich vorsichtig mit Leighton sein musste und unserer Freundschaft und dem Zusammensein mit Arthur. Sie sah ungewohnt bekümmert darüber aus, wenn sie darüber sprach dass Leighton mich nicht nur als beste Freundin sah. Ihren Witz, der sonst so beißend in ihren Worten beiwohnte, hatte sie abgelegt.
Jetzt klang sie beinahe so, als würde sie es wirklich ernst meinen.
Sie wünschte mir das beste, zu Arthur zurück zu finden, doch hoffte auch dass ich es wie zuvor bei behalten würde Arthur und Leighton auszubalancieren ohne dass ich einen der beiden verletzen würde, wie es schon passiert ist.
Vielleicht wollte sie mir das nochmal verdeutlichen und ich hörte zu viel in ihren Worten.
Ich hatte meinen Kummer gestillt, ich war anfällig für Gedanken die meine gewonnenen neutralität trübten. Das musste es sein.
Seufzend drückte ich die Tür zu.
Mit Klingelterror von meiner besten Freundin um zehn aus dem Bett gequält zu werden, das hatte mich wach gemacht, meinen Kummer geklärt, mich um eines meiner Kleider erleichtert, aber mich noch nicht munter gemacht.
Das schaffte erst der Cappuccino in der Küche und das Radio im Esszimmer, in dem die Nachrichten dudelten.
Zum bevorstehenden Jahreswechsel hatte man mehr zum Mord an Courazon Giulani herausgefunden.
Laut den neuesten Ermittlungen soll man eine Hand verdächtige gepackt haben unter ihnen der vermutete Täter.
Nachgewiesen wurde noch nichts, aber laut einer Pressekonferenz, auf der Jacopo Giulani ausgefragt wurde, äußerte er deutlich, dass die Verdächtigen die er gesehen hatte, nicht die Eier in der Hose trugen die Frau eines Mafiabosses in aller Öffentlichkeit wehrlos abzknallen.
Sie spielten übersetzte Abschnitte aus der Konferenz ein, von welcher mich einer sehr stark an Arthur erinnerte und wie sein Vater über die Rollen der Geschlechter dachte:
"Männer wurden kräftig und robust erschaffen, um die Frauen und die Kinder zu schützen, nicht um sie zu verletzen oder gar zu töten. Der Mann, wohl eher das Weichei, dass meinen Kindern die Mutter und mir die Frau geraubt hat, ist nicht in der Lage der Zierlichkeit und dem Schutzbedürfnis der Frau und des Lebens in die Augen zu schauen und genau das macht ihm zu einer Gefahr für Jedermann."

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