22.2 Light me up put me on top

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Mein Sonntag sah nahezu perfekt aus.
Ich schlief gelassen aus, stand um zehn auf und frühstückte entspannt mit meinen Eltern.
Bis zum Mittagessen verschanzte ich mich in meinem Zimmer und stöberte akribisch das Internet nach kreativen Geschenkideen durch.
Mit Ach und Krach fand ich die perfekten kleinen und ziemlich teuren Präsente für meine Freunde und bestellte sie.
Ab um zwei hoffte ich, dass ich keinen Anruf von Arthur oder Leighton bekam, falls einer den anderen bei ihrer Zusammenarbeit umgebracht hatte und meine Hilfe zum Leichen verschaben brauchte.
Als Arthur mir gestern erzählt hat, dass er und Leighton sich bei ihm trafen, um ihr Musikprojekt vorwärts zu bekommen, dachte ich, dass ich taub wurde.
Auf der anderen Seite machte ich mir sorgen. Anscheinend beschrieb ich das Thema für den Song der beiden. Ob sie es voneinander wussten oder nicht, ich war mir beinahe sicher, dass sie sich mindestens einmal heftig die Köpfe einschlugen.
Ganz spontan und perfekt um mich von meinem inneren Sorgenanfall zu bewahren schneite Celine an meiner Wohnungstür vorbei und entführte mich gemeinsam mit Caleb auf unseren kleinen Örtlichen Weihnachtsmarkt.
Hätte ich das vorrausahnen können, hätte ich mir meinen Aufwand im Internet erspart und allen etwas kleines von dort gesucht. Auf der anderen Seite wären dies die üblichen kleinen Präsente, wie ein peinlicher Rehntierweihnachtspullover oder Ohrringe mit kleinen Schneemännern.
Da ich nicht wollte, dass meine Geschenke nur weihnachtstauglich waren, konnte ich froh sein mich eher entschieden zu haben.
So war das einzige für das ich Geld lies ein Kakao und ein Los für die Tombola der Vorschule. Mein Gewinn bestand aus einem ganz besonderen Plätzchenpaket mit Handgemachten Brownies und Cookies.
Caleb kaufte Celine, vermutlich aus Mitleid, dass er keine Geschenkidee für sie hatte, allen Kleinkram, den sie keine zwei Sekunden angeschaut hatte.
Heraus kam dabei unter anderem eine viel zu teure türkiese Kristallkette und eine Schneekugel, in der ein kleiner Stitch mit Weihnachtsmütze saß und den betrachter frech anstrahlte.
Am frühen Abend setzten mich die beiden ab und fuhren zu irgendeiner prämierten Sondervorstellung im nächsten größeren Ort, in dem man Nightmare Before Christmas mit Orchesterbegleitung zeigte.
Ich aß mit meinen Eltern entspannt Abendbrot, knobelte ein wenig an meinen Hausaufgaben und nahm mir dann ein Buch in die Hände, um in der angenehmen Weihnachtsbeleuchtung meines Zimmers etwas zu lesen.
Von den ganzen Büchern in meinem Regal hatte ich nicht einmal einen Bruchteil gelesen.
Der Großteil bestand aus Büchern, die mir meine Großmutter schenkte und die ich ab und an aus schlechtem Gewissen las. Meistens stellten sie sich jedoch als äußerst gut heraus und somit las ich dann mit vergnügen und weniger schlechtem Gewissen.
Als mir mein aktuelles Buch jedoch zu uninteressant wurde, packte ich es auf meinen Schreibtisch und schlich durch das Haus, um mir eine alte Akte von meinem Vater einzuheimsen.
Mom und Dad hatten es sich, wie eh und je in der Stube bequem gemacht und schauten irgendeinen alten Weihnachtsfilm im Fernseher, währen die Stube von Kerzen erleuchtet wurde.
Im Pyjama huschte ich zurück durch den Flur und wieder in mein Zimmer zurück.
Die Akte, die ich erwischt hatte war keine der interessanten.
Ein eher einfacher Fall, von einem Jungen in meinem alter, der im Suff einen Gartenzwerg und einen Zaun angefahren hatte und dem Polizeibeamten ohne zu warnen auf die Uniform kotzte.
Die alte Dame, der das Grundstück gehörte, war nicht vor Ort sondern im Urlaub.
Das Urteil fiel eher milde und gewöhnlich aus, für solche Fälle. Der Junge bekam ein paar Sozialstunden aufgehalst, die in möglicher Kurzzeithaft endete, sollte er sich an seine Vorgaben nicht halten.
Die durchgewältzte Akte legte ich gegen zehn Uhr aus der Hand.
Ich wollte schlafen gehen, doch etwas im Hinterkopf brachte mich nicht zu Ruhe.
Den ganzen Tag hatte ich nicht mehr daran gedacht, aber jetzt, kurz bevor meine Augen zufielen sah ich Arthur und Leighton, wie sie mit Messern in den Händen gegenseitig auf sich einstachen und das Blut nur so auf ihre Song-Ideen spritzte, bis sie beide verblutend umfielen.
Ich riss die Augen wieder auf und schreckte hoch.
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich doch eingeschlafen sein musste und mein Hörsinn machte mir klar, dass nicht nur mein bizarrer Traum mich aus dem Schlaf gescheucht hatte.
Mein Telefon klingelte.
Es klingelte! Nachts um eins klingelte es in meinem Zimmer und dann auch noch mit einer unbekannten Nummer.
Ich erstarrte und blickte mein Telefon an, als sei es vom Teufel höchstpersönlich besessen.
Kurz herrschte Ruhe in meinen Wänden, dann schmetterte es erneut los.
Im Halbschlaf und panisch durch mein Zimmer huschend schnappte ich mir mein Telefon und sprintete wieder zurück in mein heimisches Bett, bevor mich die Dämonen mit sich in die Hölle zogen.
”Bitte holen sie mich nicht…” Ich gähnte, doch kam gar nicht dazu weiter zu reden.
”Sind Sie KaiKai?”
Mit einem Schlag war ich hellwach und stand an meinem Bett.
”Wer ist da?” harkte ich bei der fremden Stimme nach, die mich so nannte, wie Arthur mich in seinem Handy eingespeichert hatte.
”Sind Sie das oder nicht?” Der Mann am anderen Ende der Leitung wurde ungeduldiger mit mir.
Im Hintergrund hörte ich zwei muntere Stimmen Frosty The Snowman schief lallen.
”Das bin ich, ja.” bestätigte ich und je mehr ich die grölenden Stimmen im Hintergrund hörte, umso mehr formten sich Töne zusammen, die nur von Leuten stammten, die das Talent zum singen besaßen und die mir zu bekannt waren.
”Dann bewegen Sie Ihren Arsch schleunigst hier her und holen diese versoffenen Kleinkinder ab!”
Der eben höfliche Ton am Telefon wurde schier unfreundlich und beißend.
”Bitte was? Wer sind Sie überhaupt?” verdattert raufte ich mir die Haare.
”Wie kommen sie überhaupt an das Telefon von meinem Freund?” schmiss ich hinterher und sah mich paranoid um.
”Also gehören Sie zu Leighton und Arthur?”
Ich sackte zurück auf mein Bett.
Bitte nicht…
”Ja. Und wer sind Sie?” beharrte ich, während das geleiere im Hintergrund immer peinlicher und lauter wurde.
”Filialleiter des Mc Donalds in Salisbury. Wir hätten seit einer guten halben Stunde geschlossen, wenn ihre Freunde nicht komplett Blau den Spielplatz blockieren und Weihnachtslieder schmettern.”
Neinneinnein…
Das im Hintergrund konnten nicht Arthur und Leighton sein, das ging nicht.
Seit Leighton und ich uns besoffen zu einer Party von Klassenkammeraden bei Wahrheit oder Pflicht küssen mussten, hatte er keinen Prozent Alkohol mehr in den Händen.
Arthur trank nicht viel! Maximal einen Cocktail, das war seine Grenze. So war auf seiner Party die Rede.
”Lassen Sie die beiden bloß nicht aus den Augen, bevor Sie auch noch die Mordkommission holen müssen.” murmelte ich fix und fertig und wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollte.
”Bitte was?” harkte der Mann geschockt nach.
”Nichts, nichts. Ich bin in einer Viertelstunde da.”
Ohne ein weiteres Wort legte ich auf und zog mir im Eiltempo die Sachen über, die ich am Tag getragen hatte.
So leise es ging verließ ich mein Zimmer und tappelte durch den Flur.
Mom hörte mich und erschreckte mich zu Tode, als sie ander Garderobe plötzlich hinter mir stand.
”Junge Dame es ist mitten in der Nacht, wo wollen wir denn hin?” verlangte sie verschlafen von mir zu wissen und rieb sich die Augen.
”Leight, Arthur, Notfall. Muss weg, bevor Blutbad.” stotterte ich zusammen, griff nach den Wagenschlüsseln und küsste Mom eilig zum Abschied, so dass sie nicht den Hauch einer Chance zu Fragen bekam, was ich gefaselt hatte.
Viel zu Vorsichtig trottete ich quer durch die leeren Straßen Salisburys und hoffte, dass sich die beiden nicht Gegenseitig umbringen oder tödlich von der Rutsche schubsten, wenn sie mitbekamen, mit wem sie da besoffen Weihnachtslieder schmetterten.
Auf der hälfte der Strecke begann ich auf jegliche Straßenverkehrsordnung zu pfeifen und raste mit besorgter Miene durch die Stadt.
Ich war so in Rage und voller blanker Fragen, dass ich komplett vergaß wie viel Angst ich beim Autofahen hatte, vorallem wenn ich allein fuhr, in der Nacht, kurz nach dem ich aus dem Schlafgerissen wurde und erfahren hatte, dass mein Freund und mein bester Freund betrunken bei Mc Donalds spielten.
Das hörte sich absurd an und das wurde es umso mehr, als ich vor dem Fast-Food Restaurant parkte und Leight und Arthur auf dem Dach der Spielburg sitzen sah.
Unbeschwert, wie zwei kleine Jungs und nicht besoffen wie sie es waren, schaukelten sie ihre Beine vor und zurück und neigten die Köpfe abwechselnd nach links und nach rechts.
Mit einem mürrischen Blick und zwei Rucksäcken vor sich stand der vermutliche Chef des Ladens und sah in die Richtung meines Wagens.
Das musste ein fürchterlicher Alptraum sein.
Tief durchatmend zog ich den Schlüssel aus der Zündung, schnallte mich ab und stieg aus.
Um mich herum stand nur noch ein weiterer Wagen, der zum Glück nicht der von Arthur war.
Wahnsinniges Unglück und weiteres Kopfschüttelpotential: Ich musste Arthur an seinen strengen Haushunden vorbei nach Hause bringen und erschreckend feststellen, dass die den ganzen Weg gelaufen sein mussten!
Mit einem weiteren lauten Atemzug stellte ich peinlich berührt fest, dass Arthur und Leighton die Weihnachtslieder ausgegangen waren. Aus tiefster Seele und in bester blauer Manier schmetterten die beiden Jungs Christmas Tree von Lady Gaga und grinsten dabei wie zwei kleine Kinder, die eben eine Keks gelaut hatten.
Ich eilte vom Wagen weg auf den streng blickenden Mann, der mich ungeduldig mit seinem Blick in in die Abgründe des Abyss schickte.
”Sind Sie Kaileigh?” fauchte er in seiner schwarzen Mc Donalds Kluft und stemmte die Hände in die Hüften.
Ich nickte. “Ja. Ja die bin ich.”
”Light me up put me on top, let's falalalalalalala” singsangte Arthur munter von oben los. “Light me up put me on top, let's falalalalalalala.” lallte Leighton folgsam wie ein helfender Elf vom Weihnachstmann nach.
”Nehmen Sie die beiden auf der Stelle mit, oder ich bin gezwungen die Polizei zu verständigen.” maßte der Kerl mir an, der sich mit seinen Mitte vierzig fühlte, als wären die beiden Idioten auf dem Firmengelände von Nutella eingebrochen, um dessen Geheimrezeptur zu stehlen.
Leighton und Arthur jedoch fühlten sich auf dem Dach hörbar pudelwohl und nicht so als würden sie mich mitbekommen haben.
”The only place you wanna be Is underneath my Christmas tree.” nahm Arthur wieder Führung in einem der düsteren Misserfolge Lady Gagas.
”The only place you wanna be Is underneath my Christmas tree.” brav trottelte Leighton wieder hinter her.
Bei beiden hörte ich deutlich die Promillezahl in meinen Ohren summen.
”Bitte keine Polizei. Die beiden… die beiden tun keinem was.” flüsterte ich beruhigend und blickte beängstigend zu den beiden Kleinkindern nach oben, die mit dem Rücken zu mir und dem Fialleiter saßen und den Spaß ihres Lebens erfuhren.
”Sie singen doch nur… nur anzügliche Weihnachtslieder.” versuchte ich den Mann unnützlich zu beschwichtigen und fuchtelte unterstreichend mit den Armen hin und her.
Den Nagel auf dem Kopf treffend trällerten Leighton und Arthur geimeinsam munter gestimmt: “You, oh ,oh, a Christmas My Christmas tree is delicious.”
Im Boden versinkend lief ich knallrot an und verdeckte mit den Händen meine Wangen.
”Machen Sie, dass Sie sich vor den beiden bemerkbar machen und sie nach Hause bringen, wo sie um diese Zeit auch hingehören.”
Seufzte der Mann genau so am Ende mit den Nerven wie ich.
Beklemmend unter seinem Blick schritt ich um die hochgebaute Spielburg zu der Seite, auf der mich die beiden sehen mussten.
”Yes, everybody knows We will take off our clothes.” Arthur und Leighton schwankten zu dem Takt ihres gewählten Weihnachtssong schwungvoll von links nach rechts.
Gewollt hielt ich mich noch außerhalb ihrer Sichtweite auf.
Ich wollte die beiden in ihrer plötzlich gefundenen Harmonie miteinander nicht stören. Sie würden sich nach dieser Nacht nie wieder so gut vertragen!
Auf der anderen Seite… Mussten sie unbedingt Lady Gaga singen und sich betrinken um ihre Hemmungen gegenseitig zu verlieren?
”Light you up, put you on…” begann Arthur aus vollem Herzen von vorn. “…Kaileigh?” warf Leighton schrill ein und verpasste dem so schon grenzwertigen Weihnnachtssong eine noch grenzwertigere Bedeutung.
Arthur neben ihm brach in schallendes Lachen aus. “Nopeeee. Kaiiileii siiitzt aaauuuf miiaar!” jammerte Arthur und warf triumphierend die Arme in die Luft.
Ich zog die Augenbrauen hoch und Leighton reagierte genau so, wie ich ihn sogar nüchtern eingeschätzt hätte.
Er rammte Arthur den Ellenbogen in den Arm und deutete herunter auf mich.
”Nee! Da isse wiirklieech!” lallte Leighton und winkte mir mit einem neckischen Lächeln zu.
”KaiKai!” Arthur strahlte über beide wangen und klopfte auf seine Oberschänkel.
”Komm zu miiaar und setz diich auch meeiinen Sch… Schoooß!” lud er mich hicksend ein.
Der Mann, dem das Mc Donalds gehörte, sah mit hochgezogener Augenbraue zu mir.
Ich seufzte und schüttelte den Kopf.
”NEEE!” plärrte Leighton und wütete um sich wie ein kleines Kind mit Tobsuchtanfall.
”Siie sooll auf miiaar siitzeen!” beschwerte er sich und klopfte auf seinen Schoß.
Ich versank im Erdboden und hielt mir beklemmend die Hände vor die Wangen.
”Wohl eher sollt ihr runter zu mir kommen!” rief ich den beiden mit einem gestellten Lächeln zu und legte den Kopf schief.
”Runter auf diiaar.” kicherte Arthur und boxte Leighton kumpelhaft gegen die Schulter.
”Nee auf miiaar!” wankte Leighton und stieß sich ab, um die drei Meter vom Dach herunter zu mir zu springen.
Ich eilte zu ihm und versuchte ihn halbwegs abzufangen, damit kein Notfallarzt sich dieses Schlamassel anschauen musste.
”Hai Kai.”
Leighton versuchte mich cool anzulächeln, scheiterte aber in jeglicher Hinsicht mit seiner Idee.
Er waberte auf seinen Füßen und krallte sich an mir fest, riss mir dabei fast meinen Mantel von den Schultern.
”Nummer eins haben Sie schon mal!” rief mir der Chef zu und nickte zu Leighton.
”KaiKai.” säuselte Leighton und kuschelte sich mit seiner fetten Vodkafahne an mich.
”Hi Leight.” murmelte ich und wuschelte ihm mäßig begeistert davon, dass er seinen Kopf beinahe zwischen meinen Brüsten hatte, durch die Haare.
”Meine KaiKai!” schallte es von Arthur über unseren Köpfen und kaum konnte ich mich von den knuddelnden Leighton losreißen, da stand er schwankend und mit verpeiltem Gesichtsausdruck auf dem Boden.
”Meine…” zischte Arthur wie der Gollum und zog mich grob von meinem besten Freund weg zu sich, um mir einen ziemlich alkoholischen und schlabbrigen Kuss zu geben.
Ich stieß ihn erschrocken von mir und blickte Panisch zu Leighton.
Der sah uns an, als wüsste er nicht was sich eben vor ihm abgespielt hatte.
Arthur nutzte den Moment meines Schocks aus, fasste nach meinem Hintern und zog mich in einen erneuten ziemlich offen mundigen Kuss, den ich nicht erwiderte.
Ich drehte meinen Kopf von ihm weg und riss seine Hände von meinem Hintern weg.
”Reiß dich zusammen!” fauchte ich und drückte seine kalten Hände kräftig.
”Hehe.” Leighton kicherte und setzte sich auf den durch gefrorenen Boden.
”Er hat dich geknuuutscht.” als wäre es die Zeile eines Kinderliedes sang er es rauf und runter.
Arthur versuchte mich bestätigt in einen dritten Kuss zu ziehen, um Leighton zu zeigen, wie gerne er mich knutschte.
”Will dich auch knutschen!” Leighton rollte sich wieder auf die Beine und Arthur schob mich in dem Moment hinter sich, als mein bester Freund mit Kussmund auf mich zu wankte.
Mit seinen Lippen erwischte er jedoch nicht meinen Mund, sondern Arthurs.
Ich hoffte wirklich, dass die beiden so blau waren, dass sie sich daran nicht erinnerten.
Auf der anderen Seite fand ich es schade, dass dies das erste und letzte mal sein wird, dass sie sich so gut verstanden.
”Nur ich knutsche Kaileigh, nicht du und mich knutscht du auch nicht.” quängelte Arthur und verschränkte die Arme vor der Brust.
Leighton verzog angeekelt davon Arthur geküsst zu haben das Gesicht. Ausspuckend taumelte er nach hinten.
Ich eilte auf ihn zu, doch Arthur hielt mich zurück.
”Nur ich darf…”
”Ja das hab ich verstanden!” machte ich ihm klar und wollte Leighton auf die beine Helfen, der eben auf den Knien gelandet war, sich die Hand vor den Bauch hielt und sein inneres laut erbrechend über Arthurs Schuhen ausleerte.
Ich drehte mich weg und hielt mir die Stirn.
Das musste ein mieser Witz sein.
”Wie viel habt ihr…?”
Ich kam gar nicht dazu, da Leighton erneut ansetzte und wieder blickte ich weg.
Wie um alles in der Welt sollte ich ihn in meinem Wagen nach Hause bringen, ohne dass er mir den Rücksitz voll kotzte?
”Nuuuuuur eiiiiiine Fingerspiiiiitze Vodka.” jolte Arthur auf meine angefangene Frage und hatte nicht mitgeschnitten, dass da Leightons Frühstück auf seinen Schuhen auf seine Socken durchsickerte.
”Mir reichts…” brummte ich, schnappte mir Arthur an seinem Ohrläppchen und zog ihn mit mir zum Grundstücksbesitzer.
”Könnten Sie für einen Moment ein Auge auf meinen besten Freund werfen?” bat ich ihn vorsichtig.
Nun hatte er mitleid mit dem kotzenden Leighton.
”Sollte ich nicht lieber einen Krankenwagen…”
Arthur beugte sich vor und kotzte dem Mann in seiner dunklen Arbeitskleidung so über die Schue, wie Leighton ihm vor wenigen Augenblicken.
”Kein Krankenwagen, um Himmelswillen.” bat ich.
Erneut fragte ich, ob er sich um Leighton kümmerte.
Er nickte und griff nach zwei Wischeimer hinter dem Eingang.
Den einen reichte ich Arthur, um ihn dann zu meinem Wagen zu schleppen.
”Wieso bist du hier.”
Ganz nüchtern klang er nicht, jedoch mehr bei Sinnen, als eben noch.
”Weil du mit Leight besoffen das Klettergerüst blockiert hast.” fasste ich kurz und öffnete mit seinem schweren Arm auf meiner Schulter meinen Wagen.
”Hier nimm den.” ich reichte Arthur beim einsteigen den Eimer. “Bloß nichts vollkotzen, sonst machst du das selber wieder sauber.” machte ich ihm klar. “Bäh.” gab Arthur von sich, bevor ich die Kindersicherung auf dem Rücksitz einstellte und zurück eilte um Leighton zu holen, der nun neben dem Mann auf dem Boden kauerte und sich am Eimer festkrallte.
Eine Fingerspitze Vodka hatten die beiden garantiert nicht Intus, das roch und sah ich tragischer weise.
”Können sie mir helfen, ihm zu meinem Auto zu bringen?”
Ich wollte heulen, als ich Leighton so elendig auf dem Boden sah.
Vielleicht wäre ein Krankenwagen wirklich nicht schlecht. Aber seine Eltern würden am Zeiger drehen und das letzte das Leighton brauchte, war dass seine Mutter ihn für seinen Suff rundmachte.
”Bringen Sie ihn zum Arzt?” wurde ich von dem Mann gefragt, der mir half Leighton auf die Beine zu bekommen.
”Ja.” log ich.
”Ich bringe die beiden auf schnellstem Weg ins Krankenhaus.” sprach ich zu seiner plötzlichen Beruhigung aus.
”Ich begleite ihren Freund zum Wagen, holen Sie die Rucksäcke der beiden.” wies er mich an.
Ich folgte seinen Worten und als ich zu dem Ford meiner Eltern zurück hastete, klopften Arthur bereits von innen an die Fensterscheibe, um mir zu zeigen, dass er noch am Leben war.
Müde lächelte ich ihm zu und verstaute die Taschen der beiden im Kofferraum.
”Es tut mir Leid, dass die beiden Trottel Ihren Feierabend so in die Länge gezogen haben.” entschuldigte ich mich für Leighton und Arthur, bevor ich um den Wagen herum lief und auf dem Fahrersitz einstieg.
Ich stellte das Licht im Innenraum an, um einen Blick auf Leighton werfen zu können.
Arthur wirkte in seinen Augen wieder klarer. Leighton dagegen komplett im Delirium und kurz vom Wegtreten.
”Meine Schuhe stinken KaiKai…” brummte er und schmollte mich an.
”Weil Leighton sie dir voll gekotzt hat.” seufzte ich verzweifelt und wies Arthur an sich und Leighton anzuschnallen.
Er kam meinen Worten nach und auch erst dann startete ich den Wagen und fuhr so ordentlich wie möglich vom Parkplatz.
”Wieso wollte Leight dich knutschen?” fragte Arthur in die stille hinein, in der ich Leighton schwer atmen hörte und immer wieder besorgte flüchtige Blicke nach hinten warf.
Was sollte ich Arthur darauf antworten?
Ich wusste die Antwort ja selber nicht. Ich konnte es mir denken, wollte es aber nicht. Viel mehr hoffte ich, dass Leighton sich an nichts mehr von diesem Abend erinnern konnte und so wie er aussah würde er das auch bestimmt nicht.
”Kai! Warum wollte er das?” harkte Arthur ein wenig kindisch nach.
”Ich… ich weiß es nicht, Arthur.” stammelte ich Schultern hängend.
”Aber eigentlich darf nur ich dich küssen oder?” harkte er verunsichert wie ein scheues Reh nach.
Ich nickte. “Ja.” antwortete ich knapp und fuhr aus Salisbury hinaus in die Richtung von Arthur.
”Kannst du Caleb Bescheid geben, dass ich dich vorbei bringe?” erfragte ich von Arthur, der die Fahrt über bei Bewusstsein geblieben ist. Leighton schlief nun, schnarchte aber und murmelte ab und an vor sich hin, was ich als ein gutes Zeichen empfand.
”Aber wieso kann ich nicht bei dir schlafen? Das darf Leighton doch auch immer. Warum ich nicht?”
Durch den Rückspiegel blitzte traurige Eifersucht in seinen grünen Augen auf.
”Das darfst du auch. Nur nicht heute oder morgen oder sofort.” erklärte ich vorsichtig und hielt, als die Baumallee auftauchte.
Arthur zückte sein Handy, dass ich ebenfalls vor dem einsteigen wiederbekommen und ihm gegeben hatte.
”Schlafen wir dann auch miteinander?”
Als würde er mich naiv nach einem Keks fragen und von mir das größte erwarten funkelte er mich an.
”Caleb meint immer, dass sowas total toll ist.” murmelte er. Aus großen grünen Augen sah er mich bettelnd an.
”Noch nicht.”
Meine Wangen wurden Warm.
Ich drehte meinen Kopf hinter zu ihm. “Wieso? Vielleicht bin ich heute oder morgen ganz einfach weg.”
Arthur standen wie aus dem nichts Tränen in den Augen. “Vielleicht sehen wir uns dann nie wieder. Dann will…” er schluchzte aus tiefster Seele.
Gebannt von Mitleid und mit lauter Fragen besah ich ihn.
Konnte es sein, dass Arthur… nein. Wenn er irgendeine tödliche Krankheit hätte, dann hätte er es mich sicherlich wissen lassen.
”Dann will ich dir dann dabei sagen, wie oft ich dich Liebe, bis du es nicht mehr hören kannst und noch viel öfter.”
Glasig fanden seine Augen wieder meine.
”Arthur…” Stammelte ich und mir zerriss es unter seinem Blick mein Herz.
”Wir können es auch gleich hier machen.” jetzt grinste er ein wenig frech. “Leighton pennt, wäre nur etwas eng.” maß er aus.
”Nein.” lachte ich.
”Das werden wir nicht hier machen und ganz sicherlich wirst du mich nicht verlieren. Wir werden uns jeden Tag sehen.” redete ich zuversichtlich auf ihn ein. “Und jetzt rufe Caleb an und sag, dass er auf uns warten soll.”
Arthur zwinkerte, doch folgte meinen Worten.
Besorgt und komplett geschockt einen betrunkenen Arthur am Hörer zu haben, der ihn weckte, wartete Caleb mit zwei Wachen vor dem großen Tor und half seinem besten Freund aus dem Wagen.
Mir lag es auf den Lippen Caleb danach zu fragen, was Arthur mit dem verschwinden und nie wieder sehen meinte. Aber ich hielt mich zurück. Zum einen, da ich Angst vor der Antwort hatte, zum anderen, da das aufstehen Arthurs Magen wieder in Berg und Talfahrt versetzt hatte.
Zurück an meinem Elternhaus, warteten Mom und Dad in der Tür.
Sie meinten, sie haben gesehen, wie ich in die Straße eingebogen bin.
Nicht weniger entsetzt waren sie, als ich den tiefschlafenden Leighton vom Rücksitz hob und ihm in im Gästezimmer ablegte.
Bewaffnet mit Eimer und meinem Telefon, abdrückbereit um den Notruf zu wählen und Tränen in den Augen hockte ich neben dem Gästebett bei Leighton und spielte mit seiner Hand.
Schlaf fand ich nicht.
Viel zu groß war die Angst, dass Leighton einfach aufhörte zu atmen, oder aufschreckte und drohte an seinem eigenen Erbrochenen zu ersticken.
Ab und an regte Leighton sich, oder öffnete die Augen.
Für voll nahm er mich nicht, da es zu dunkel war, doch ich erkannte klar das leuchten seiner blauen Augen, die leer und dennoch tief verletzt an die Decke starrten und kurz danach wieder müde zufielen.
Ich bat im stummen zu allen mir zuhörenden Göttern, dass Leighton am Morgen nichts mehr von diesem schrecklich verdrehten Abend wusste und auch nicht gehört hatte, worüber Arthur und ich uns auf dem Weg unterhalten hatten.

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