Hehe 😄
Mein absolutes Lieblingskapitel von den bisher veröffentlichten xDMit zitternden Beinen, stieg ich aus dem Fahrzeug aus, welches Cole charmant als 'Taxi' bezeichnete.
Er hielt mir die Tür auf und verzog seine Lippen zu einem couragierten Lächeln.
Nicht aufgegriffen davon erwiderte ich es trocken und konzentrierte mich nicht aus meinen High Heels zu kippen.
Kotzübel konnte ich als Untertreibung meines Gemütszustandes beschreiben, als ich meinen Blick zu der schwarzen prächtigen Limousine mit Chauffeur hinter mir warf.
Ausschweifend begutachtete ich mit aufgerissenen Augen das Conrad, welches sich in seiner komplexen und glamourösen Gesamtheit vor mir aufbäumte. Überwältigt von dem Anblick des Luxushotels fühlte ich mich ärmer als eine Kirchenmaus.
Cole gab dem Fahrer die Anweisung auf den Hotelparkplatz abzufahren und schlug die Tür der Limousine schwungvoll zu.
"Du siehst blasser aus als Liv Moore aus iZombie." scherzte er mit alter Manier und harkte sich mit einer Selbstverständlichkeit bei mir unter.
Ich wollte mich weigern, aber bei einem Versuch wäre es durchaus möglich gewesen, dass ich zusammenbrach.
Langsam setzte ich mich in Bewegung.
Nicht einen Schritt auf dem Gehweg gegangen, da verzagten mir meine Füße, mir war, als hatten sie meine Gedanken gelesen.
Ich schnappte nach Luft und wollte schreien, als ich spürte, wie das Gleichgewicht aus meinen Sinnen schwand und einer meiner Absätze brach.
Cole fasste mir im richtigen Moment unter die Arme und bewahrte mich vor dem anbahnenden Fall.
"Ich denke, die Schuhe werden wir Adriano in Rechnung stellen." kommentierte Cole, der noch immer in jeder Situation zu Scherzen bereit geblieben ist.
"Zieh sie aus. In dem Hotel haben wir in den letzten Wochen schon eine Horde komischer Gestalten gesehen."
Cole setzte mich wieder auf die Beine und ich stieg aus meinen Schuhen.
"Ich versuche das nicht als Beleidigung aufzufassen." murmelte ich beinahe tonlos und nahm meine kaputten High Heels in die Hand.
"Keineswegs, Kaileigh. Die nehme ich." Sofort riss Cole mir meine Absatzschuhe aus der Hand und harkte sich ein weiteres mal bei mir unter.
"Du hast keinen Grund aufgeregt zu sein. Beruhige dich." redete er mir gut zu, als ich barfuß neben ihm in das goldleuchtende Foyer des Hotels tippste.
Unter den musternden Blicken der Pagen und Empfangsdamen wurde mir noch mulmiger, denn die starrten mich an, als wäre ich ein Alien, dass soeben heiligen Boden betrat.
"Adriano mag sich in den letzten zehn Jahren geändert haben, aber er hat nicht vergessen wie ihr zwei auseinander gegangen seid." erinnerte Cole mich an einen der schmerzhaftesten Tage meines Lebens, verbunden mit Wahrheiten, die ich damals nicht erahnen konnte.
Im Fahrstuhl drückte er einen der oberen Knöpfe.
"Kaileigh, du wirst ihn vielleicht genau so wenig wieder erkennen, wie du mich wiedererkannt hast, aber lass dir gesagt sein, dass er dich wegen damals nicht wie eine Fremde behandeln wird." redete Cole ruhig auf mich ein, versuchte mir meine Nervosität mit wohlwollen zu nehmen und drückte aufbauend meinen Arm.
Im Spiegel des Aufzugs sah ich neben Cole aus wie eine durchgedrehte Irre, während er seinen eleganten Yakuza-Schein nicht abgelegt hatte.
Der mit Gold und Mamor verzierte Fahrstuhl sprang auf.
Vor uns offenbarte sich ein Gang, in dem nicht mit wertvollen und prunkenen Materialien und Möbeln gespart wurde.
"Was du vielleicht wissen solltest, und was für dich zu einem Angriffspunkt werden könnte, ist dass Adriano in die Spuren seiner Schwester gestiegen ist."
Cole brauchte nicht weiter zu reden.
Ich wusste was er meinte.
Adriano kümmerte sich mit seinem Vater um die Angelegenheiten von Colourfull Investments und um das zweite weltbekannte Familienbusiness, um welches sich seine tote ältere Schwester unmöglich kümmern konnte.
Wie Jacopo Giulani befand sich Adriano in einer weltweiten Grauzone der Rechtswelt.
Offiziell hat er sich nie eine illegale Tat zu schulden kommen lassen und würde, laut den Grundsätzen der Cosa Nostra den hohen Posten seines Vaters übernehmen. Inoffiziell geisterten unzählige Gerüchte um den jungen Giulani und seine Geschäfte, da man über ihn nur das dürftigste wusste. Diese Gerüchte hatten nach dem Tod seines Vaters vor zwei Wochen in allen Richtungen zugenommen.
"Aktiendeals, neue Investmentideen und Undergroundangelegenheiten, aber nur die legalen, hat Adriano sich mit angeeignet und führt diese auch von hier aus weiter. Er hat immerhin einen Ruf zu wahren, nachdem man seinen Vater umgebracht hat." listete er auf, was ich bereits wusste.
Cole klang als hätte er seine Worte vor dem Spiegel geprobt, bevor er mich aus meiner Kanzlei abgeholt und mit sich genommen hatte.
Doch in seinen Worten spiegelte sich nichts einstudiertes wieder. Es war Bewunderung, so wie Vertrauen, welches in seinem besten Freund ruhte und sich über die ganzen Jahre nicht aufgelöst hatte.
Bewunderung und Vertrauen lag in der Sicherheit von Coles Worten.
"Was du in den Medien über ihn hörst ist kompletter Blödsinn. Er ist mit sich selbst etwas strenger geworden, aber hat seine guten Manieren und seinen Anstand nie verloren. Adriano folgt dem Bild, dass er detailreich von seinem Vater gemalt bekommen hat."
Coles schmale Lippen hatten sich zu einem Lächeln verzogen, den Rücken hielt er gestrafft und gerade.
Von Adriano redete er wie von einer Gottheit, der er sein Leben verpflichtet hatte und andersherum genau so.
In einem Tempo, welches meine schwankenden Beine als angenehm empfanden, führte Cole mich durch die Gänge und an Türen der exquisitesten Hotelsuiten in Washington vorbei,
Vor einer von ihnen blieben wir stehen.
Merklich sackten alle Organe in mir zusammen, als Cole mir ein strahlendes und gut gelauntes Grinsen zuwarf.
Er hatte sich bemüht mich mit diesem anzustecken um meine Nervosität wegzubekommen, aber leider scheiterte er.
Cole harkte sich bei mir aus und bat leise, dass ich beim Lieben Gott doch stehen blieb, wenn er die Zimmertür öffnete.
Darüber schmunzelte ich unsicher einen Augenblick, bevor er ohne eine Sekunde weiter zu warten, die besagte Tür aufriss und : „Zielobjekt fast unversehrt abgeliefert!" in die Lichtdurchflutete Suite plärrte.
Ich zuckte zusammen, dabei erstarrte mein schmunzeln zu einer starren Linie. Angespannt krallte ich meine Hände in mein Oberteil und trat langsam und auf Feinstrumpfhosen in das luxuriöse Hotelzimmer.
"Adriano?" Cole rauschte tiefer in die vier Wände und graste jede Ecke nach seinem besten Freund ab.
Ich blickte mich um und versteckte mich in Leightons Hoodie, als würde dieser meine letzte Rettung abgeben.
Leighton würde durchdrehen, mich umbringen, würde er herausfinden wo ich mich in diesem Moment aufhielt, bei wem ich mich aufhielt.
Mich schauderte es bei dem Gedanken daran, dass Leighton überhaupt je wieder mit Adriano in einem Raum stehen könnte, denn dann floss mit Gewissenheit Blut.
"Ich bin im Bad, Cole! Ich telefoniere, einen Moment!" donnerte eine Stimme, die ich in meinem ganzen Leben nie vergessen würde.
Sie klang ein wenig kratzig, dennoch wohlig und harmonisch und nicht wirklich Tief, doch tiefer als ich sie das letzte mal in den Ohren hatte.
"Der ist den ganzen Morgen schon wieder am telefonieren." nuschelte Cole und beäugte mich besorgt.
Mit Anlauf schoss er dann jedoch los und schmiss sich auf das große Boxspringbett in der Suite, in dem er versank wie im Treibsand.
Auf wackeligen Füßen schlich ich über den weichen weißen Teppichboden und zögerte, mich auf das feine Ledersofa mit Silberverzierungen zu setzen.
"Was soll fast unversehrt außerdem bedeuten?" In Adrianos Ton lag ein heiteres und waches Lachen, anders in seinen Sätzen zuvor.
"Kaileigh, hat er dir weh getan?" Voller fürsorge wandte sich seine Stimme an mich.
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mich direkt ansprechen würde und vergrub meine Nägel noch tiefer im Hoodie und in meinen Armen, so tief, dass ich meinen Verlobungsring drücken spürte.
"Ich glaube, sie ist gerade mehr damit beschäftigt nicht umzufallen, als dir zu antworten." meldete sich Cole mit einem verständlichen Lächeln in meine Richtung zurück und erklärte Adriano dann, dass er mir ein paar schwarzer High Heels schuldete.
"Setz dich, Kaileigh." murmelte Cole mir freundlich zu und deutete auf das Sofa, welches ich eben noch angestarrt hatte.
Stumm weigerte ich mich und blieb stehen.
Wenn ich mich jetzt setzte und später aufstand, dann war ich definitiv so weit, dass ich einen Krankenwagen bräuchte. Diese Umstände wollte ich weder Cole, noch Adriano machen.
"Dann nicht." strahlte Cole und zuckte mit den Schultern.
Die Tür zum Badezimmer sprang auf und Adriano kam mit einem Handy am Ohr und auf italienisch sprechend in das eigentliche Hotelzimmer geschritten.
Ich sog die Luft ein und konnte auf der Haut prickelnd spüren wie er alles in diesem Zimmer mit seiner kraftvollen Aura für sich einnahm.
Adriano hatte an Figur gewonnen. Ob durch hartes Training oder zu vielem gutem italienischen Essen konnte ich unter seinem locker sitzenden schwarzem Hemd nicht erkennen.
Das Gesicht hatte er beim Reden und Zuhören zu einer strengen und mir abgewandten Miene verzogen.
In seinem businesskleidungsähnlichen Outfit und den streng zurück gegelten Haren, die wenig Spielraum für seine früheren Locken besaßen, sah er aus wie der knallharte Geschäftsmann, den sein Vater zu Lebzeiten verkörpert hatte.
Adriano wechselte in einem unzufriedenen Ton eilige grimmige Worte in einer seiner Muttersprachen. Er hatte sein kantiges und volles Gesicht dabei zu einer strengen und emotionslosen Miene verzogen.
Seine Augen, von denen ich sehr wohl wusste, dass sie unperfekt grün waren, blickten stur auf einen losen Punkt am Boden und regten sich nicht.
Die freie Hand ruderte in kurzen und bestimmten Zügen umher, als er sprach und unterstrich, dass er mit dem Thema des Telefonats nicht zufrieden sein konnte.
Kurzerhand legte er auf und warf das Handy mit einem aufgebrachten Laut auf das Bett, auf welchem Cole lag.
"Kami-Con haben mir ihre Zusammenarbeit auch abgeblasen!" wetterte Adriano und raufte sich die Haare verzweifelt. „Das ist das zehnte unternehmen in zwei Wochen, Cole das kann so nicht weitergehen."
Er ließ sich neben ihm auf dem Boxspringbett fallen und sah traurig auf seine Füße, an die sich teure dunkle Lackschuhe schmiegten.
Mit Unbehagen lugte ich zu den zwei Vertrauten und hoffte, dass die beiden meine Anwesenheit vergessen hatten, so dass ich ungesehen aus dem großen und geräumigen Zimmer fliehen konnte.
"Das wird bald enden." Cole richtete sich auf und tätschelte Adriano zuversichtlich die Schultern.
"Wir haben Kaileigh im Boot und die wird dir aus der Tinte helfen." zu viel Überschwang lag in seinen Worten.
Cole zeigte mit einer ausladenden Geste auf mich und das Grinsen in seinem runden Gesicht wurde noch breiter und aufbauender.
Adriano sah auf und seine Augen blieben an mir hängen, als er mit einem ungläubigen Blick realisierte, dass ich wirklich in einem übergroßen weißem Hoddie, billigen Feinstrumphosen und einem zerzausten Dutt vor ihm stand. Adriano musterte mich, krallte sich mit seinen hellgrünen Augen an mich, als gäbe es keine andere Hoffnung mehr für ihn. Die Leichtigkeit mit der er mich eben noch im Bad angesprochen hatte ebbte abrupt ab.
"Kaileigh."
Gänsehaut überkam mich, als er meinen Namen mit seinem eigenen Akzent aushauchte und zu viele wunderschöne und schmerzhafte Erinnerungen krochen in meine Gedanken.
Ich biss meine Zähne zusammen, als die anfingen zu klappern und hielt mit Mühe seinem Blick stand.
Adriano stand langsam und mit unbedacht bedachten Bewegungen auf. In seiner ganzen Pracht, durchzogen von purer Eleganz befand er sich nur wenige Schritte von mir entfernt.
"Ich glaube ich sollte dann lieber Celine einen Besuch abstatten." hörte ich Cole säuseln, bevor er sich aus der Suite verkrümelte. Doch dies bekam ich kaum mit.
Mein Fokus lag auf Adriano und darauf, dass mir nicht erneut die Füße nachgaben.
In den Stoff des Hoodies gekrallt verrenkte ich meine Finger so, dass er meinen Ring nicht erkennen konnte.
"Hallo Adriano." ich bekam nicht mehr als ein schüchternes und zurückhaltendes Hauchen als Begrüßung heraus.
Erleichternd und müde verzogen sich seine Lippen zu einem verhaltenden Lächeln.
Dem Leuchten in seinen Augen und seinem eindringlichen Blick nicht länger standhalten könnend, sah ich von ihm weg auf den Teppich.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
Ich konnte meinen Puls förmlich in meinen Adern pochen spüren.
"Du siehst gut aus..." stammelte Adriano zögerlich.
"Noch genau so wie damals."
Mit warmen Wangen lugte ich in eine komplett andere Richtung, doch Adrianos Betrachten und seinem Kompliment konnte ich nicht entfliehen.
"Danke." Meine Augen fielen einen Moment zu. Schmerzhaft drangen alte gemeinsame Erinnerungen mit Adriano in meimen Verstand ein und schenkten mir ein distanziertes, zögerliches Lächeln, als ich meine Lider hob.
"Du... hast dich auch nicht verändert." schob sich ein mattes und halbwahres Kompliment mit einem Kloß im Hals aus meinem Mund.
Adrianos Lächeln weitete sich und ein auflachen sprang aus ihm hervor. „Das ist eine sehr schlechte Lüge, Kaileigh. Ich habe mich sehr wohl verändert." enttarnte er meine Worte.
Denn weniges an diesem Adriano erinnerte mich an den, den ich vor zehn Jahren kennengelernt hatte.
Die etwas auseinander stehenden Augen mit grüner Farbe blieben bestehen, seine Pausbäckchen hatte er nicht verloren, doch sein Gesicht war voller geworden und seine Statur breiter, die hellblonden Locken wurden zum Teil gebändigt.
Eine komplett neue und Fremde Aura von Macht und Pracht gehörte ihm und hatte sich durch das viele Zusammenarbeiten mit seinem Vater ihm einverleibt.
"Das erkenne ich bereits daran, wie du mich ansiehst, Kaileigh. In mir siehst du offensichtlich mehr einen Fremden, als ich in dir eine alte Freundin." Adriano sprach mit Bedacht und wohl gewählten Worten.
Er hatte sich an mir satt gesehen und friemelte an den Handgelenken seines Jacketts herum.
Der Kloß in meinem Hals wanderte nach oben, er machte sich keine Mühen sich zu lösen, sondern nahm an Größe zu.
Ich sollte nicht hier sein, flüsterte er mir stumm zu. Ich sollte in Sophie Cahts Verhandlung sitzen und nicht Taylor, redete er mir tonlos ein.
Mein Ring am Finger bohrte sich mahnend und mich an Leighton erinnernd in meine Haut.
So ruhig wie möglich versuchte ich zu atmen, um die angespannte Ruhe zwischen Adriano und mir nicht aufzuwühlen.
"Hat Cole dir erzählt, wieso du hier bist?" Adriano hatte das Interesse an seinen Ärmeln verloren und schielte wieder zu mir.
Ich schluckte und rang mich dazu hoch zu ihm zu sehen, doch verbrannte mich in seinem durchleuchtenden grünen Blick und schreckte auf den Punkt zwischen seinen Augenbrauen.
In einer Weiterbildung hatte ich am Rande meiner langeweile mitbekommen, dass dies den gleichen Effekt hervorbrachte, wie wenn man jemanden tatsächlich in die Augen sah.
"Er hat mir nur verraten, dass du Hilfe brauchst." Meine Stimme hatte einen emotionslosen Ton angenommen, mit dem ich den Kloß in meinem Rachen zu bekämpfen versuchte.
"So ungefähr kann man meine Lage beschreiben." pflichtete Adriano bei und schritt gemächlich an mir vorbei.
Er setzte sich auf das Ledersofa und bat mich, mich zu ihm zu setzen.
Ich schüttelte den Kopf.
"Nein, ich bleibe lieber stehen." lehnte ich kalt ab und reckte meinen Rücken gerade.
"Ich möchte aber nicht, dass du in meinen Wänden dastehst, wie bestellt und nicht abgeholt." verlangte er in einem strengen Kommentar von mir.
Ihm musste bewusst sein, dass ich mich in seiner Nähe alles andere als wohl fühlte, denn er gab nach.
"Dann setze du dich. Ich bleibe stehen, wenn es dir so besser ergehen sollte."
Zögerlich sprang ich auf seinen Vorschlag an und wartete mit wachsamen Augen, bis er aufstand und so weit vom Sofa entfernt stand, dass er mich weder mit Arm noch mit Bein berühren konnte.
Unter seinen von stummer Trauer geprägten Blick wankte ich um das Ledersofa herum und setzte mich.
Adriano achtete auf seinen Sicherheitsabstand und wartete, bis ich mich bequem hingesetzt hatte, eh er zu sprechen begann.
"Irgendjemand hängt mir den Mord an meinen Vater an." fiel er mit der Tür ins Haus und konzentrierte seine Augen wieder auf mich.
"Ich möchte, dass du mir dabei hilfst meine Unschuld zu beweisen und den wirklichen Mörder zu finden."
Meine Reaktion teilte sich und erschlagenes Schweigen und ungläubiges bewertendes Auflachen.
Letzteres rang sich erfolgreich durch.
"Ich bin nicht die verdammte Polizei." bemerkte ich spöttisch. Ich zog eine Augenbraue hoch und beobachtete, wie alle Hoffnungen aus Adriano sackten.
"Zu der Ermordung deines Vaters laufen meines Wissens die Ermittlungen seit seinem Todestag." rief ich ihm ins Gedächtnis, was er besser wusste als ich.
"Das denken die, die keine Ahnung haben. In Sizilien ist die Sache beschlossen. Jemand hat getürkte Beweise hinterlassen, um mich in ein falsches Licht zu rücken und alles zu zerstören, was mein Vater und ich uns aufgebaut haben." Adriano schlug in einem geschäftlichen Ton auf meine Worte an und verschränkte defensiv die Arme vor der breiten und stolz erhobenen Brust.
"Du denkst, dass neben den Beweisen auch die Polizisten getürkt sind, die die Ermittlungen vorzeitig abgeschlossen haben." erkannte ich ohne lange nachzudenken.
Sizilien gilt als die Hochburg der Mafia. Polizisten haben in der Ecke Italiens nichts zu melden. Sollten sie etwas einwenden, wurden sie mit einer Kugel oder einer hohen Summe Geld zum schweigen gebracht.
"Korrekt und da ich einen amerikanischen Pass besitze ist es auch eine Angelegenheit der Staaten sich in den Fall zu klemmen. Ich habe mich mit Cole bestens darüber informiert. Du würdest gegen kein erdenkliches Recht verstoßen mich in meiner Beweislage zu entlasten."
Das war mir selber sehr gut bewusst. Sämtliche Paragraphen zur Auslandsermittlung schwammen seit dem Studium in meinem Kopf herum.
"Ich soll also, nachdem du uns damals mit Cole grandios belogen hast, dir dabei helfen den Mord von deinem Vater abzuhängen?" harkte ich nach, als hätte ich seine Forderung nicht verstanden.
"Du sollst ihn mir nicht abhängen, sondern meine Unschuld beweisen. Kaileigh, du weißt ganz tief in dir drin, dass ich meinem Vater nie ein Haar krümmen würde."
Das grün in seinen Augen schmolz aus seinem strengen Blick und gab Aussichtslosigkeit und Verzweiflung frei.
"Was wir damals getan haben war nicht richtig, aber wir durften nichts sagen. Zu eurer und unserer Sicherheit." rechtfertigte er sich für meinen erhobenen Vorwurf, doch der Versuch das damals geschehene mit so wenigen Worten abzutun prallte an mir ab.
Ich löste meine verkrampfte Haltung und verschränkte meine Hände in meinem Schoß.
"Wenn du willst, können wir das gerne in der nächsten Zeit ausdiskutieren, aber nicht heute.
Heute ist nicht der richtige Tag dafür." verschob Adriano in reuevoller Stimme und blickte herab auf seine schwarz lackierten und polierten Schuhe.
"Vorrausgesetzt, du willst mir Helfen. Ich kann verstehen, wenn du hier raust gehst und nicht einen Gedanken daran verschwendest mich nicht in den Knast wandern zu lassen.
Doch ich meine, deine Pflichten so gut zu kennen, dass du niemanden unschuldig hinter schwedische Gardienen gehen lässt, denn sollte sich danach meine Unschuld herausstellen und es wird bekannt, dass du das beweisen dieser Ablehnst, machst du dich strafbar" setzte er mir die Pistole zwischen meinem persönlichen Blick und meinem Blick als Anwältin auf die Brust und war sich der Wirkung seiner Worte im Reinen.
"Wen vermutest du hinter dem Mord?"
Ich äußerte mich nicht zu seinem Ultimatum bewusst nicht und rang mit meinen schwitzigen Händen.
"Genau da tut sich das Problem auf, Kaileigh." Adriano hatte seine geäußerte Drohung vergessen und lächelte sarkastisch.
"Es könnte jeder gewesen sein, mit dem mein Vater und ich zu tun hatten und die wussten wo wir leben. Von denen gibt es viele, weil Vater seine Geschäftstermine grundsätzlich immer in seinem Anwesen geregelt hat." verlautete Adriano und sank an der Wand nieder, gegen die er sich im Reden gelehnt hatte.
Jetzt saß er mir mit Sicherheitsabstand gegenüber und lugte über seine Knie prüfend zu mir.
Ich starrte meine Hände an, als mir sein Blick zu brennend wurde.
"Gab es einen von ihnen, der sich auffällig verhalten hat?" befragte ich trocken weiter.
Adriano blieb wenige Wimpernschläge ruhig. Er überlegte, eh er zu einem Entschluss kam.
"Keiner. Ich bin bei jedem Gespräch dabei gewesen und jeder der Geschäftspartner wurde von allen Seiten bewacht und auf seinen persönlichen Hintergrund durchsucht, bevor er in unser Haus kam." er blieb ratlos.
"Kaileigh, ich bitte dich, hilf mir. Wer auch immer dahinter steckt ist drauf und dran meinen Ruf zur Sau zu machen. Colourfull geht den Bach herunter und mein eigener Clan entzieht mir langsam den Respekt. Bis auf Cole habe ich kaum jemanden, der mir wirklich vertraut und umgekehrt. Ich weiß nicht wie viel Zeit mir bleibt, bis ein Haftbefehl mir 'hallo' sagt und aus den Vermutungen mit falschen Beweisen Taten werden."
Adriano zog die Knie an.
Er schlang seine Arme um seine Beine und legte seinen Kopf auf den Knien ab.
Wider seiner mächtigen Erscheinung blieb in dieser Lage wenig von dem übrig, was er verkörperte.
Zusammengesunken und am Ende aller Kräfte lehnte er an der Wand, trauerte unausgesprochen um seinen kürzlich ermordeten Vater und hatte alle Hüllen fallen gelassen, die er eben noch so kraftvoll und kühl aufrecht erhielt.
Die zehn Jahre jüngere Kaileigh in mir stand vor der Entscheidung aufzustehen.
Sie wollte sich neben ihn setzen und ihn trösten, für ihn da sein und ihm sagen, dass alles wieder werden würde.
Doch wir waren nicht mehr auf der High School und auch ging es hier nicht um ein kleines und lapidares Teeniedrama, sondern um einen Mord und der Zerstörung eines anderen Lebens.
Ich fasste mich zusammen, behielt mir das verlangen meines jüngeren Ichs ein und widersetzte mich diesem.
Adriano und ich sind keine Freunde mehr. Ich hatte mir über die Zeit seiner Abwesenheit ein Leben mit Leighton aufgebaut. Wir hatten uns vor zwei Wochen verlobt!
Nur weil Adriano dachte wieder in mein Leben zu schneien und um meine Hilfe zu betteln, hieß das noch lange nicht dass ich meine alten Muster wieder anzog und ich mit dem Damaligen einfach abschließen konnte.
In dem Punkt, dass ich mich strafbar machte, sollte ich von seiner Unschuld wissen und ihn dennoch auflaufen lasse, hatte er maßlos recht und diese Klausel hatte er ohne Scharm gegen mich gewendet.
"Wieso suchst du dir keinen anderen Anwalt?"
Adriano hob getrübt seinen Kopf und sah mich an, als hätte er sich eben verhört.
"Ich würde keinem anderen so viel vertrauen schenken wie dir." flüsterte er ausgelaugt nach kurzer Bedenkzeit.
"Keinem anderen Anwalt so viel vertrauen schenken können wie mir? Wir kennen uns nicht mal mehr und ich sollte meine Klienten auch nicht persönlich kennen. Ich sollte jetzt außerdem in einer Verhandlung sitzen und nicht hier sein!" brach der Damm in meinem Hals und brachte meine wahren Gedanken mit sich zum überkochen.
"Du widersprichst dir Kaileigh. Entweder kennen wir uns oder wir sind uns fremd." berichtigte er mich und sah von mir weg.
Unbehagen und Schweigen brach über mich ein.
"Ich weiß nicht, ob ich dich überhaupt je gekannt habe, Adriano." Sprach ich ihn mit einem zittern in meiner Stimme direkt an.
Seine Aufmerksamkeit fasste mich wieder auf.
"Das hast du, auch wenn es dir heute nicht so vorkommt Kaileigh, auch wenn du nach allem dachtest, ich hätte dich von Anfang an verarscht." behauptete er stur.
"Wenn du möchtest, kannst du jetzt gerne gehen, ich möchte dich hier nicht gegen deinen Willen festhalten."
Mit einem Schlag wurde er wieder von seiner machtvollen Aura umgeben und hob den Kopf.
In eleganten Zügen stand er vom Boden auf und machte wenige fließende Schritte auf das Bett zu, um sein Handy aufzuheben.
"Ich gebe dir 24 Stunden Zeit um dich zu entscheiden, ob du mir um mein Leben und meinen Ruf helfen möchtest, oder ob du auf der alten Geschichte sitzen bleibst und mich mit bis heute anhaltendem Frust ins Gefängnis gehen lässt." stellte er mich strikt vor die Wahl und bewegte sich in meine Richtung.
Langsam stand ich auf und strich über die Sitzfalten von Strumpfhose und Oberteil.
"Mit deinem Chef ist alles geklärt. Solltest du dich für die Arbeit mit mir entscheiden, bekommst du ein überragendes Honorar und freie Arbeitszeiten zur Verfügung gestellt.
Wenn nicht, bin ich morgen Nacht weg und werde dir für dein Ablehnen nichts zu schulden kommen lassen. Du kannst dein Leben dann so weiter führen, wie du es kennst und ich werde dir nie wieder über den Weg laufen." listete er auf, als würde er mir die Bedingungen für einen Vertrag offenbaren.
Adriano zog seine Schritte so, dass er seinen bisher eingehaltenen Abstand zu mir Überschritt und auf Armlänge vor mir thronte.
Er entsperrte das Handy in seiner Hand und scrollte. Wenige Momente später drehte er das Display zu mir und zeigte mir eine Nummer.
"Melde dich bei mir, solltest du mein Angebot annehmen." waren seine Worte dazu.
Ich reagierte und kramte mein Handy aus der Tasche in meinem Hoddie.
Eilig tippte ich Adrianos Nummer ab und speicherte sie unter einem anderen Namen ab.
Leighton ging öfters ohne Vorwarnung an mein Handy und sollte somit keinen Anfall bekommen.
"Soll ich dir einen Wagen vom Hotel zur verfüg..."
Ich fiel Adriano in seinem Satz ins Wort.
"Ich nehme mir ein Taxi."
"Ohne Geld und ohne Schuhe?" Er beäugte die kaputten High Heels, die Cole in eine Ecke geworfen hatte kritisch und lugte zu mir.
"Mein Handy besitzt die Fähigkeit des online-Bankings so wie jedes Taxi in DC." gab ich selbstsicherer zurück als ich mich ohne Schuhe und vor jemandem wie ihm fühlte.
Meine Beine hatten nicht aufgehört zu schlottern, nur meine Zähne und mein Kreislauf hatten sich beruhigt.
"Es war nur ein Angebot, Kaileigh. Ich hatte nicht vor dich entführen zu lassen." machte Adriano angestrengt seufzend klar und zog an mir vorbei durch seine Suite.
An der Zimmertür blieb er stehen und hielt sie mir auf.
Ein letzter Blick meiner Seits wanderte durch das aufgeräumte und glamouröse Zimmer im angesehensten Hotel der Stadt.
Mit einem lauten ausatmen streckte ich meinen Rücken durch, sammelte meine Nerven für die letzten Schritte in Adrianos Nähe zusammen und bewegte mich auf ihn zu.
Seine Augen kamen dabei nicht von mir ab.
Sie suchten mich ab, wie ein Raubtier seine nächste Beute.
Gänsehaut und Schauder machten sich auf meiner Haut breit, doch nicht im guten Sinne, wie es bei Leighton passierte, wenn er mich küsste oder mir etwas vorsang.
Unter Adrianos Blicken fühlte mich mich nicht wohl, unter diesen wollte ich fliehen und mich verstecken, wie eine Gazelle auf der Flucht vor einem Löwen.
An ihm vorbei lief ich aus seinen vier Wänden, wollte den Weg in die golden eingerichteten Gänge wagen, da hielt mich seine angeraute und harmonische Stimme zurück:
"Übrigens, Kaileigh. Herzlichen Glückwunsch zu deiner Verlobung. Ich wünsche deinem Partner und dir alles gute und hoffe, dass er dich Glücklich machen wird." beglückwünschte er mich mit einem Hauch aufrichtiger Freude und unterschlagener Gleichgültigkeit.
Ich blieb stehen und drehte mich auf den Fußballen zu ihm um. Er hatte Leightons Ring gesehen.
"Danke." Stur sah ich auf den Punkt zwischen seinen Brauen, vermied es in seine Augen zu schauen.
"Das wird er bestimmt." fügte ich gestellt Lächelnd an und drehte mich wieder in die Richtung, in die ich laufen musste, um zum Aufzug zu kommen.
Im Gehen schlief mir mein Lächeln ein und auf dem Weg aus dem Conrad zückte ich mein Handy und rief meine Assistentin an.
Haylee nahm nach dem ersten klingeln ab und wollte aufgeregt wissen, was Mr. Chester mit mir vor hatte und weshalb ich den Weg in mein Büro nicht gefunden hatte.
Ich herrschte sie an, dass sie dies nichts anzugehen hatte und entschuldigte mich dafür bei ihr sofort, bevor ich sie mit folgendem beauftragte:
"Haylee, würdest du mir bitte ein Taxi zum Conrad kommen lassen und meine schwarzen Notfall Stiefeletten bereitstellen?" Sie konnte hören, dass etwas mit mir nicht stimmte, das wusste ich, weil sie mich fragte, ob ich außerdem noch etwas bräuchte, wie ein Cappuccino oder ein Stück Kuchen aus dem Stardust.
"Nein danke." lehnte ich mit meinem letzten Rest Nerven ab und verbrauchte diese für meine folgenden Worte, die ich noch in dem Moment bereute, als sie mir in den Sinn und über die Lippen kamen.
"Aber du kannst versuchen an Geschäftspartner zu kommen, mit denen Jacopo Giulani in letzter Zeit zu tun hatte."
Ohne ein weiteres Wort legte ich auf und durchquerte mit hastigen Schritten das Foyer des überteuerten Luxushotels, in das sich Adriano Giulani abgesetzt hatte.

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Deadend
Romansa"Was soll ich denn bitte machen, dass über dein Erscheinen von meinen Kollegen als Notfall gesprochen wird. Habt ihr mit Menschen gehandelt und ich soll Spuren verwischen? Habt ihr Gelder hinterzogen? Jemanden ausversehentlich mit einem gezielten Ko...