32. I Am Not Ill

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Das ganze Wochenende ließ Leighton mich nicht aus den Augen, sogar wenn ich auf Toilette musste, folgte er mir auf Schritt und tritt bis vor die Tür.
Er begleitete mich sogar mit rein, sobald ich über dem Klo zusammenbrach und diese kleinen Flecken in mir mal wieder zeigen mussten, dass auch sie ihre Dosis an Aufmerksamkeit brauchten.
Für mich ergab sich kaum eine Gelegenheit mich mit Adriano auszutauschen, der das ganze Wochenende mit Cole und Monty bei Celine im Krankenhaus verbracht hat.
In den wenigen Nachrichten, die wir gewechselt haben, stritten wir uns darum in welche Richtung wir als Nächstes nach Beweisen suchen sollten.
Ich war der klaren Meinung seine Schwester ins Kreuzverhör zu nehmen, Adriano wollte sich erstmal die Kamerabilder des Abends anschauen. Ich wollte ein Polizeiteam das Magix durchsuchen lassen, Adriano bestand darauf alles friedlich zu klären.
Unter Leightons forschen Blicken konnte ich mir meine Haare nicht raufen, er hätte mich sofort mit sorge umspült.
Wenn er mich fragte, mit wem ich schrieb, schob ich Monty vor und dass er bei Celine wäre, aber noch nichts neues über ihren Zustand in Erfahrung bringen konnte.
Leightons grandioser Einfall sie zu besuchen, damit ich mich selber über ihre Gesundheit in Kenntniss setzen konnte, musste ich abschlagen.
Cole wollte nicht eine Minute von Celines Seite weichen, außer wenn es hieß, dass er nach Hause musste.
Adriano konnte Cole nicht in seiner aufgelösten Verfassung im Krankenhaus allein lassen, weshalb ein Besuch von Leighton und mir den Teufel aus der Hölle gelassen hätte.
Zu meinem verderben musste Leighton am Montag später in die Schule.
Somit ging er mir auf die Nerven damit, dass ich im Bett frühstücken sollte, dass ich zu Hause bleiben sollte nach meinem traumatischen Samstagabend.
Monty und ich ließen Leighton im glauben, ich habe gesehen, wie Celine ziemlich übel von einem Auto angefahren wurde.
Wesentlich besser, als ihm zu enthüllen, dass meine beste Freundin um ein Haar wegen einer Kugel gestorben wäre.
Jedenfalls hatte ich keine Zeit den Morgen angenehm mit meinem Verlobten zu verbringen.
Ich hatte einen wirklich wichtigen Termin in dieser fröhlichen Frauenklinik und da Celine verhindert ist und sonst keiner über mein befinden wusste, musste ich mich mit der Straßenbahn pünktlich durchkämpfen.
"Leight... ich finde es süß, wie du dir sorgen um mich machst, aber das hindert nichts daran dass..."
Er unterbrach mich.
"Dass du arbeiten gehst? Nachdem du gesehen hast wie deine beste Freundin angefahren wurde?"
Leighton wollte mich nicht verstehen.
Ich richtete mich auf und stellte den Orangensaft in meinem Glas auf dem Nachttisch ab.
"Ich habe heute morgen einen wichtigen Termin."
"Du wolltest Celine nicht mal besuchen! Sie liegt im Koma und du..."
"Künstliches Koma." berichtigte ich ihn. "Da gibt es keinen Grund zur sorge."
Außerdem hatte ich Adriano als meinen persönlichen Liveticker.
"Keinen Grund zur Sorge? Kai, du meldest dich krank und ich melde mich ab und wir bleiben hier."
Grade wollte er noch dass ich mich um Celine sorge und sie besuche und nun wollte er mich in unsere Wohnung sperren.
"Ich bin aber nicht krank. Eine Anwältin hat Rückrad, das bricht nicht so einfach. Celine fahre ich nach meinem Termin besuchen."
Ich nahm Leightons Hände in meine und versuchte ihn zu besänftigen, etwas anderes blieb mir nicht übrig, um aus seinem Klammern zu entfliehen.
"Ich bin nicht traumatisiert. Mir geht es wirklich gut.
Danke für das wirklich tolle frühstück."
Im Reden setzte ich mich auf und schob mich an ihm vorbei von unserem Bett.
Leighton hielt meine Hand in seiner, als ich zum Kleiderschrank wollte.
Er zog mich an ihr zurück auf seinen Schoß.
"Bist du sicher, dass es dir gut geht?" fragte er mir und strich mir ein paar lose Strähnen aus dem Gesicht.
Seine blauen Augen sahen mich voller Kummer an.
So überzeugend wie ich konnte, nickte ich.
Ich war schwanger von Adriano, die einzige die das weiß las im künstlichen Koma weil sie angeschossen wurde. Mir ging es super, wirklich.
"Kaileigh, du bedankst dich nie, wenn ich dir Frühstück ans Bett bringe."
Ich biss mir auf die Wange.
Konnte er mein danke nicht wie jeder normale Mensch hinnehmen?
Musste er daraus so ein großes Ding machen?
Adriano und ich verzichteten auf jegliches bitte und danke. Ein blick reichte dafür diese zwei Worte zu ersetzen und daraus machten wir keine große Sache. Es war so. Es funktionierte unausgesprochen.
"Jetzt tu ich es."
Ich sprang von seinem Schoß auf, wollte zum Schrank eilen. Leighton zog mich wieder auf sich.
"Du hast etwas vergessen." er neigte den Kopf und sah mich an, als könnte ich in seinen schauen und sehen was er denkt.
"Du hast heute nicht Geburtstag und unser Jahrestag war auch schon." brummte ich.
Leighton schlang seine Arme um mich und verhinderte mich ums aufstehen.
"Ich meinte eigentlich meinen Morgenkuss." säuselte er.
Herrgottnochmal!
Ich musste los. In einer halben Stunde fuhr meine Straßenbahn. Für irgendwelche kleinen Küsschen hatte ich keine Zeit.
Zwischen Adriano und mir gab es manchmal Tage an denen wir uns sahen und uns nicht küssten, weil es die Situation einfach nicht zu ließ. Leighton sah mich jeden Tag. Er musste doch langsam genug davon haben mich zu küssen.
Doch anscheinend war ich die, die seinen Lippen überdrüssig wurde, da er mich versuchte im Kuss aufs Bett zu ziehen und mich an der Nase herumzuführen.
Ich ging mit meinem Gesicht auf Abstand zu ihm.
Er sah an mir herunter und rollte mit den Augen.
Ich trug das blaue Nachtkleid. Diesen Blick hatte er nicht einmal abgelegt, seit ich es zum ersten mal an hatte und es machte mich mehr als nur wahnsinnig, dass er sich nicht zusammenreißen konnte.
Er könnte seine ziemlich anfälligen Blicke verstecken, sie unauffälliger machen.
"Immer noch nicht in der Laune?"
Leighton erkannte, dass ich nicht viel von seinem Verführungsversuch hielt.
"Korrekt." murmelte ich und kletterte von ihm herunter, um mich umzuziehen.
Mittlerweile ist mir das vor Leighton unangenehm geworden.
Er hatte mich darauf angesprochen, dass ich ein wenig zugenommen hatte und seit dem sah er mich an, als würde er wollen das meine Kurven wieder verschwanden.
Ohne ihn im Schlafzimmer wäre ich aufgeschmissen gewesen, da meine BHs nicht mehr ganz passen wollten und ich Probleme mit dem Umfang bekam.
Ich hatte keinen wirklichen Plan wie lange diese kleinen Kleckse schon in mir schwammen, aber nach meinem Empfinden war es für den Brustwachstum doch noch etwas zu früh.
Unter Diskussionen entließ Leighton mich mit einer Niederlage in meinen Tag.
Wenn wir stritten, selbst um Kleinigkeiten, hatte er nie eine Chance gegen mich.
Ich bin Anwältin. Ich wusste wie man Argumente zu drehen hatte, damit sie mir zu Gute kamen, somit war Leighton der jenige der einknickte und merkte, dass er gegen mich nicht ankommen konnte.
Wir beide konnten Stur sein, doch er wusste wann er verloren hatte und knicken musste.
Auf dem Weg zum Fahrstuhl kramte ich mein Handy aus der Tasche heraus.
Adriano war im Glauben, dass ich einen Termin wegen meinem Fall mit den tyrannischen Nachbarn hatte.
Nach dem ich die ganze Prozedur beim Frauenarzt durch hätte, würde ich ihn am Magix treffen und ich wir würden uns dort umschauen.
Auf meinem Display blinkte eine Nachricht von ihm auf.
Wann würde ich vor dem Club warten und er konnte es kaum erwarten mich nach diesem Wochenende wieder zu sehen.
Ich stieg in den Fahrstuhl und drückte auf die Taste, die ins Erdgeschoss führte.
Eilig tippte ich Adriano eine Antwort, dass ich noch keine Ahnung hatte, wie lange ich diskutieren müsste um an das zu kommen, was ich brauchen würde. Jedoch versprach ich ihm rechtzeitig bescheid zu geben.
Mein Handy landete zurück in der Tasche und ich trat aus dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss, durch das Foyer nach draußen in den angenehmen kühlen morgen.
Im vorbeigehen grüßte ich ein paar bekannte Gesichter aus dem Haus, in dem ich mir ein freundliches Lächeln ins Gesicht schmierte.
Das blieb mir aber im Hals stecken, als ich Cole locker und lässig an einem schwarzen Audi gelehnt sah.
In aller Seelenruhe winkte er mir zu.
Ich rieb mir die Augen.
Was zum Teufel suchte er hier?
Adriano hat mir geschrieben, dass er schon wieder bei Celine im Krankenhaus war, und darauf wartete, dass die bestätigung kam sie auf zu wecken.
"Mach die Augen nicht so weit auf, sonst fallen sie noch raus!" rief er mir munter zu.
Hastig sah ich mich nach allen Richtungen um.
Leighton stand, soweit ich es sehen konnte, nicht auf unserem Balkon.
Ich lief auf ihn zu.
Die Fragezeichen mussten mir über den Kopf geschrieben stehen, das konnte ich an seinem breiten Grinsen erkennen.
"Was suchts du hier?" zischte ich ihm zu, sah mich nochmals um.
Cole zuckte mit den Schultern.
"Siehst du dich denn nicht eher in der Situation mir ein paar große Sachen zu erklären?"
Ich runzelte die Stirn.
"Wenn es um das Attentat geht, mein Verlobter hat mich das ganze Wochenende aufgehalten." besänftigte ich ihn.
Cole schüttelte den Kopf. "Das hat Monty mir gesteckt, Adriano meinte auch, dass das vor heute nichts wird, aber ich meine etwas anderes."
Er hielt mir die Tür zum Beifahrerplatz auf.
"Wo willst du hin?"
Coles Blick konnte nichts gutes verheißen. Er bestand aus einer Mischung, die mir sagte, dass er genau über etwas Bescheid wusste und zum anderen Teil war er für seine Verhältnisse und ohne Celine an der Seite ungewohnt ruhig in seiner Ausstrahlung.
"Solltest du das nicht am besten wissen?"
Ich lachte auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Keine sorge, ich hatte noch vor meiner besten Freundin einen Besuch abzustatten, das habe ich dir grade ver..."
Cole lachte aus tiefster Seele. "Ich glaube nicht, dass der Frauenarzt deine neue beste Freundin ist."
Mir schlief das Gesicht ein.
Ich würde Celine auf der Stelle nochmal in den Bauch schießen, sobald sie wieder ansprechbar ist.
Das konnte sie nicht bringen, sie musste es geheim halten, sie konnte nicht einfach Cole erzählen, dass ich schwanger war.
Unausgesprochen hatten wir uns darauf geeinigt, dass niemand davon erfahren sollte, bis ich nicht das klare Zeichen gegeben habe und das hatte ich definitiv nicht. In näherer Zeit hatte ich das auch nicht vor. Es gab erstmal wichtigeres.
"Sie hat mir nichts gesagt und jetzt steig ein."
Cole deutete mit seinem Kinn auf das Innere des dunklen Wagens.
"Wie..."
Verdutzt blickte ich ihn an und stieg ein.
Er schloss die Tür und lief um das Auto herum.
"Sie hat ne Notiz an meiner Pinnwand hinterlassen. Ganz versteckt unter tausenden von Kassenzetteln von Möbeln, die wir noch zurückbringen müssen." erklärte er mir.
"Sie hat das Datum und die Uhrzeit rot umkreist und tausende Ausrufezeichen dahinter gesetzt."
Ich raufte mir die Haare.
Sie hätte mich wirklich zu diesem Termin geschleppt, obwohl ich ihr versichert habe, dass ich ihn antreten werde, dass ich mich dagegen entschieden hatte gleich zwei ungeborene Kinder eine Chance auf Leben zu rauben.
"Du hast Adriano echt ne Menge zu beichten."
Ein trockenes lachen kam über meine Lippen.
"Wenn es überhaupt von ihm ist." Cole sah mich durch den Rückspiegel kritisierend an.
Cole wusste es wirklich.
Obwohl, er war nicht dumm, auch wenn er sich gut dumm stellen konnte.
"Ich bin nicht..."
Er fiel mir ins Wort.
"Schwanger?"
Ich biss die Zähne zusammen.
"Sicher? Celine hat die Station dazu geschrieben und ich glaube nicht, dass die dich zur Schwangerschaftsuntersuchung auf die passende Station bringen würde, wenn es nicht so wäre."
Der Tag fing beschissen an. Ich wünschte ich könnte nochmal aufwachen und noch verschwinden, bevor Cole aufgetaucht wäre.
"Es... Sie sind von Adriano."
Ruckartig bremste Cole an der Ampel.
"Du... Zwillinge?!"
Er sah mich an wie ein außerirdischer.
Ich igelte mich auf dem Sitz ein und wollte nur noch ganz weit weg sein, an einem Ort und zu einem Zeitpunkt, zu dem der Freund meiner besten Freundin nicht davon Wind bekommen hatte, dass ich schwanger war.
"Sorry." Cole bemerkte meine Unsicherheit.
Er fuhr sich mit der Hand über den Kopf und konzentrierte sich darauf nach dem Hupkonzert hinter uns seinen Wagen wieder in ganz zu bringen.
"Ich... ich meine das ist... Celine meinte du wolltest keine Kinder und Adriano auch und jetzt bist du..."
"Nicht freiwillig. War ein Unfall." murmelte ich und zog die Beine an.
Cole seufzte.
"Du wirst sie aber nicht naja... wegmachen lassen oder so oder?" vorsichtig schielte er zu mir.
Ich schüttelte mit dem Kopf.
"Nicht mehr."
Cole nickte nur.
"Du weißt, dass du ihm das sagen musst oder? Und deinem Verlobten, also irgendwie."
Im Moment schien er sich darum mehr sorgen zu machen, als ich für mich.

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