24.2 Never ever missed you so much

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Am Dienstag war Leighton wie vom Erdboden verschluckt. Ich versuchte den restlichen Montag zu ihm durzukommen, aber scheiterte an der Haustür.
Mrs. Griffith stellte sich mir in den weg und besah mich entschuldigend. "Leightons erste Worte zu mir seit Wochen waren eben, dass ich dich nicht rein lassen soll, unter keinen Umständen." trug sie an mich weiter und lehnte sich gegen den Türrahmen.
Ich erhaschte einen Blick in den Flur und stellte zu meinem erschüttern fest, wie Leightons Vater eine Tasche nach der anderen die treppe herunter brachte.
Murmelnd, dass ich an Leightons Stelle nicht anders reagiert hätte, drehte ich mich um und schmiss die Tür hinter mir laut zu.
Arthur wartete vor meinem Haus und nahm mich in die Arme, als ich die Straße überquert hatte und in Tränen ausbrach.
Wir beide fühlten uns schlecht, dass Leighton von uns erfahren hatte, ohne dass wir es wollten. Arthur entschuldigte sich tausendmal bei mir, dass er die Tür trotz meiner Warnung aufgerissen hatte und dass es seine Schuld sei, dass Leighton uns gesehen hatte.
Ich redete es ihm aus. Wir beide waren an der Situation schuld. Wären wir schlau gewesen, hätten wir von Anfang an mit offenen Karten gespielt, aber wir beide hatten gekniffen und sahen es als besser an Leighton alles zu verheimlichen. Insofern konnte ich es als gut und schlecht bezeichnen, dass er Wind von Arthur und mir bekam.
Mehr als schlecht war jedoch auch, dass mein bester Freund nicht mal mehr mit mir telefonieren wollte.
Nachdem sich Arthur am Montag von mir verabschiedete, quatschte ich Leightons Anrufbeantworter und den seiner Eltern zu.
Einer seine Elternteile würde ausziehen, das hatte ich an den Taschenstapel im Flur erkannt und Leighton hatte, so wie ich ihn kannte, allergisch darauf reagiert.
Er hätte mich gebraucht und ich sorgte dafür, dass er sich noch schlechter fühlte.
Das Messer das sich mit seinem getroffenen Blick in mein Herz bohrte, wurde mit jedem Augenblick schmerzhafter.
Mein bester Freund hat mich angesehen, als wäre ich die grausamste Person, die er kannte.
Dieses Gefühl wurde im Laufe der Woche nicht besser. Leighton kam nicht in die Schule, seine Eltern ließen mich immer noch nicht zu ihm und zu allem Überfluss tauchte Dienstagabend vor dem Haus der Griffith ein riesiger Umzugswagen auf, der meine Vermutung bestätigte.
In der Schule beichteten Arthur und ich Celine, Monty und Caleb weshalb Leighton bis zum Ende der Schulzeit nicht mehr aufkreuzen würde.
Celine reagierte, so wie ich es nicht anders erwartet hätte. Sie nahm es locker, wusste das Leighton sich aufspielen würde wie eine Zicke und war sich sicher, dass er sich wieder fing. Monty dagegen prügelte seiner besten Freundin für ihren Kommentar gedanklich das Mittagessen aus dem Magen.
Er meinte, dass er Leighton verstand. Immerhin sei er der einzige, der nichts von Arthur und mir wusste. Seine Reaktion sei da nur berechtig. Monty konnte sich aber nicht erklären, wieso er es sich nicht einmal wagte in die Schule zu kommen.
Celine fiel ihren Entschluss zu voreilig und erntete dafür von mir einen vernichtenden Blick.
"Er ist in dich verliebt Kai." stimmte sie an, auf das sie schon seit ewigkeiten herumharrte. "Er schämt sich dir mit seinen Gefühlen gegenüber zu treten, wenn er weiß, dass er dich nie haben wird."
Ich schüttelte den Kopf. "Er ist sauer auf mich." verbesserte ich und stocherte in meinem Salat herum.
Arthur neben mir seufzte schuldbewusst und lehnte seinen Kopf an meine Schulter.
"Nein, das ist mein ernst. Leight ist verliebt in dich und das sicherlich schon eine ganze Weile. Ich meine wieso verstößt er Arthur denn sonst seit beginn?" warf meine beste Freundin kampfbereit in den Speisesaal und war sich dieser Aussage sicher. Monty seufzte und fasste sich an die Stirn. Legte jedoch auch nichts gegen Celines Theorie ein.
"Wieso hasst er mich dann auch?" Warf Caleb ein und zuckte mit den Schultern. "Ich meine wäre ja nicht so, dass wir aussehen wie eineeige Zwillinge."
Ich schmunzelte. Arthur und Caleb sahen sich überhaupt nicht ähnlich und außerdem waren die beiden Freunde.
Wenn man Arthur etwas genauer ansah, erkannte man den italienischen und spanischen Hauch in seinen Wurzeln. Caleb dagegen sah alles andere als italienisch aus, eher wie jemand asiatischer Abstammung mit gesunder dunkler Bräune.
"Das ist mir auch klar." Lachte Arthur. "Ich denke mal er hasst dich, weil du am meisten mit mir zu tun hast." er seufzte und legte einen Arm um mich.
Ich entspannte mich durch seine Geste und lehnte mich gegen ihn. "Aber Leighton könnte sich nicht in mich verlieben, bleibt mal realistisch." stritt ich ab. "Es ist Leight."
Celine und Monty sahen sich mit ein und dem selben Blick an und warfen ihn vorwurfsvoll auf mich.
"Genau, es ist Leighton und ihr kennt euch am längsten von uns allen." widerlegte Celine mir.
"Ich werde wohl am besten wissen, ob mein bester Freund in mich verliebt ist oder nicht."
Langsam wurde mir die Sache zu bunt, obwohl ich mir darüber in den letzten Wochen eine Hand voll Gedanken gemacht hatte.
"Du hast nicht mal mitbekommen, dass Arthur sich in dich verliebt hat." warf Monty ein und zog eine Augenbraue hoch. "Außerdem ist Leighton ein Meister im Verbergen."
Ich seufzte und schüttelte ohne Worte den Kopf.
"Ich sage nicht, dass ich Celines Ansichten teile, aber denkbar wäre es. Wenn man bedenkt, dass ihr euch von klein auf kennt und dass er dir kaum von der Seite weichen will und Arthur hasst." zählte beiläufig auf und legte den Kopf schief.
Ich sprang von meinem Platz auf und tippte mir an die Stirn. "Ihr spinnt doch echt. Leighton ist nur Leighton. Morgen hat er sich eingekriegt und kommt wie normal in die Schule zurück. Arthur und ich müssen nichts mehr verheimlichen und vielleicht werden die beiden doch beste Freunde, ohne sich vorher die Kante geben zu müssen."
Celines, Montys, Calebs und Arthurs Blicke hielten nicht viel von meinem harmonischen Bild und tatsächlich sollten die vier recht behalten.
Auch Mittwoch gab Leighton kein Lebenszeichen von sich.
Arthur hatte es sich für den Nachmittag zur Aufgabe gemacht mich von unserem Kummer abzulenken. Er lud mich nach dem Unterricht zu sich ein, mit dem Grund, dass er zu Abendessen kochen und ich ihm helfen sollte.
Wie er in einem Haus voller angestellter auf die Idee kam von alleine zu Kochen, war mir rätselhaft, aber der späte Nachmittag und der Abend waren lustig.
Zumindest solang, bis ich vor meiner Haustür stand und die ersten Schritte nicht in mein Zimmer, sondern zum Haus der Griffith ging und ich danach weitere hunderte Male Leightons Anrufbeantworter damit volltextete, dass es mir Leid tat und dass es mir noch mehr Leid tat ihm nichts gesagt zu haben, wenn Celine und Monty mit ihrer total dämlichen und aus der Luft gezogenen Begründung, dass er in mich verliebt sei, recht hatten.
Kurz vor dem Schlafen gehen und nach meinem täglichen telefonat mit Arthur, selbst nachdem wir den ganzen Tag miteinander verbrachten, tappste ich in die Küche.
Mein Plan bestand darin mir etwas zu trinken zu holen, doch endete als ich sah, dass in Leightons Zimmer kein Funken Licht brannte.
Er war nicht der Typ, der mitten in der Woche vor um Neun das Licht ausmachte, was meine Sorgen noch mehr ankurbelte. Leighton konnte während der Schulzeit bis mitten in der Nacht aufbleiben, war am Morgen zwar meckrig, aber dann putzmunter für den Tag. Ihn jetzt schlafen zu wissen, war mir unwahrscheinlich.
Eingehüllt in meinem dicksten Wintermantel und in meinen Stiefeln stappste ich über die verschneite Straße zu seinem Haus.
Ich klingelte, aber nichts regte sich. Keiner machte mir auf und auch im Haus schaltete sich kein Licht an.
"Leight!?" rief ich über die Straße und umrundete sein Elternhaus. Doch selbst am Garten leuchtete nichts, nicht mal der kleine dekorative Schneemann.
Ich klinkte am Gartentor, doch es war verschlossen.
"Leighton!" keine Reaktion und auch seine Eltern meldeten sich nicht. Das Haus war wie leergefegt.
Mit schwerem Gewissen und unheilvollem Gefühl lief ich zurück nach Hause und machte mich Bettfertig.
Doch zu schlafen, wenn ich keine Ahnung hatte wo Leighton sich aufhielt, das blieb mir aus.
Ich glaubte zuvor hatte ich mir in meinem ganzen Leben noch nie so viele Sorgen um meinen besten Freund gemacht.
Vorher hatte ich ihm auch noch nie verheimlicht, dass ich einen Freund hatte und dass dieser derjenige war, den er absolut nicht austehen konnte.

DeadendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt