33. You Can Kill Her If You Want To

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Wie gebannt starrte ich auf den Bildschirm meines Laptops, doch egal wie oft ich die Kameraufnahmen zurück spulte, wie oft ich mir die Haare raufte.
Das verwaschene Gesicht hinter der dunklen Kleidung wollte mit meiner Technik nicht klar werden.
Celine wollte nicht aufhören sich im besten Bewusstsein die Kugel abzufangen, die direkt zwischen Coles Augen hätte landen sollen.
Mir drehte sich der Magen um, zum tausendsten Mal an diesem Morgen.
Mein Cappuccino, den Monty mir vor zehn Minuten auf meinen Tisch gestellt hatte, würde kein warmes gewohntes Kakaoaroma mehr haben, sondern nur noch kalt und süß schmecken.
Nichts destotrotz wandte ich meinen Blick von den Überwachungsbildern ab und genehmigte mir einen Schluck.
Ich stellte den Galaxie-Bedruckten Becher auf seine Unterlage zurück und spulte das Video zurück, auf dem der vermutliche Schütze zu sehen war.
Vier Tage war es jetzt her, das Celine im Magix angeschossen wurde.
Vor drei Tagen schnürte sich der Gürtel um Kathalena und die Telarmos immer enger.
Seit drei Tagen blieb Adriano immer noch engstirnig und behauptete seine Schwester habe nichts mit dem Übergriff auf Cole zu tun.
Angeblich schlug sie ab, dass sich am Sonntag Telarmos aufhielten, obwohl Adriano sie genaustens erkannte.
Nichts änderte sich an den Aufnahmen vor meinen Augen.
Dieser dunkel gekleidete Mann huschte an einer Gruppe junger Frauen in eleganten Kleidern vorbei, er zeigte weder vorderseite noch Gesicht in die Kamera und dann, keine zwei Sekunden später sprang das Bild.
Da blieb nur noch Panik auf meinem Display. Leute rannten um ihr Leben von dem Balkon über den VIP-Saal im Club.
Ich schloss die Datei, öffnete die, die Cole und Celine zeigten und sah sie mir an.
Im Kopf sagte ich vorher was wann passieren würde.
Das paar Tanzte, sie küssten sich, Celine bekam den Punkt mit, wirbelte mit Cole geschockt herum und hing ihm dann in den Armen.
Wenige Minuten später tauchten Adriano und ich auf und halfen Cole.
Auf Anweisung Kathalenas wurden die Minuten danach gelöscht.
"Ich soll deinen Freund entschuldigen, er ist noch mit seiner Schwester Frühstücken."
Ich zuckte auf und klappte binnen Millisekunden meinen Laptop zu.
Cole sah auf mich herab und verzog skeptisch sein belegtes Gesicht.
Seit Celine im Krankenhaus lag, hatte er diesen glasigen Hauch in den Augen, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen, selbst wenn er lachte. Cole war seit Sonntag immer nur eine Fingernagelbreite davon entfernt jeden Moment innerlich zusammen zu brechen.
Selbst als wir am Montag beim Arzt waren, wollte keiner seiner Witze seine braunen Augen durchdringen.
"Ich weiß Kathalena ist seine Schwester, aber darf ich trotzdem Eifersüchtig sein?" lachte ich auf und seufzte.
Cole schumzelte und setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber.
"Du darfst sie mit ner Kalaschnikov in die Hölle jagen. Aber Eifersüchtig sein? Das solltest du eher auf die Tatsache, dass Adriano sie dir vorzieht und dich ungentlemanlike hier warten lässt." bemerkte er und winkte Monty zu, der im hinteren Bereich von Stardust Bestellungen aufnahm.
"Und du darfst sie festhalten, während ich auf ihren Kopf ziele."
Ich trommelte auf meinen zugeklappten Laptop uns starrte mit verengten Augen aus dem Fenster.
Adriano und ich waren zum Frühstücken verabredet.
Eigentlich.
Er sollte seit einer Viertelstunde hier sein.
Ich hatte ihn gestern Abend darum gebeten pünktlich zu sein, mehrmals.
Mein Plan für den Morgen wäre nämlich gewesen endlich mit Adriano Klartext zu reden, und ihm zu beichten, dass ich schwanger von ihm war. Als Vorwand mit ihm Frühstücken zu gehen, hatte ich ihm geschrieben, dass ich die Atmosphäre im Büro satt hatte und wenigstens über den Morgen wo anders arbeiten wollte.
Aber er hatte ganz offensichtlich andere Vorzüge, die aus seiner rabiaten und verlogenen Schwester bestanden.
"Nichts lieber als das Kai." Coles Blick lichtete sich ein Wenig.
Er lehnte sich nach vorn und blickte fragend auf meinen Laptop.
"Genau das hat Adriano gestern Abend gemacht, als ich zu ihm bin."
Ich zog verwundert eine Augenbraue hoch. "Was? Kathalena ne Kalaschnikov an den Kopf gehalten?" witzelte ich.
Cole schüttelte den Kopf.
"Nein... er hat ganz plötzlich seinen Laptop zugeklappt, als ich rein bin. Als würde er etwas vor mir geheim halten."
Genau genommen taten wir beide das auch.
Cole würde es umbringen zu erfahren, dass Celine ihr Leben für ihn riskiert hatte.
Seit Montag hielten wir ihn im Glauben, dass der Schütze auf seine Freundin geschossen hatte, um uns allen zu demonstrieren, dass er wusste wo Adriano und Caleb waren und dass er kein Halt vor ihnen machen würde.
Es wäre das beste, die Wahrheit unter verschluss zu halten, bis Celine aus dem Koma geholt werden würde.
"Ich hab Arbeit zu erledigen. Wenn Adriano mich schon warten lässt, darf ich die Zeit doch sinnvoll verbingen und meinem anderen Fall nachgehen." redete ich mich aus Coles erwartungsvollem Blick heraus.
"Und in den darf ich dich nicht sehen lassen, weil er euch nicht betrifft und ich der Schweigepflicht unterliege, bis das Drama durch ist." erklärte ich ihm wahrheitsgemäß und verschränkte die Arme vor mir auf dem Tisch.
Cole nickte und wandte sich dann Monty zu, der seinen Block zückte um Coles Bestellung aufzunehmen.
"Irgendwelche News von Celine?" harkte er beiläufig und besorgt nach und ließ den Block sinken.
"Sie macht Fortschritte meinen die Ärzte. Wenn alles gut geht, holen sie sie am Samstag wieder." Erleichterung machte sich nicht nur in Monty breit.
Ich atmtete tief durch und lehnte mich auf meinem Stuhl zurück.
"Wenigstens eine gute Sache in dieser Woche."
Als würde ich zum Himmel beten, hob ich die Hände über den Kopf.
Alles ging seit Montag den Bach herunter.
Leighton und ich redeten wieder normal miteinander, wir stritten uns nicht mehr, doch langsam nahm seine Sexuelle Frustration über Hand.
Die kleinsten Dinge regten ihn auf. Ihm war da schon zu viel, wenn ich meinen Löffel in den Abwasch legte und nicht sofort sauber machte und ihn danach in die Besteckschublade einsortierte.
Ich konnte mich auf der anderen Seite nicht dazu durchringen ihn von seinem Leid zu erlösen.
Es ging nicht. Leighton so nahe zu kommen fühlte sich nicht mehr gut für mich an. Würde ich mit ihm schlafen, dann hätte er seinen Spaß, aber ich wäre wie eine Puppe unfähig zu fühlen oder sich zu bewegen.
Diese Gedanke machte mir Angst, weshalb ich ihn auf heißen kohlen ließ.
Cole bat Monty um einen doppelten Espresso und einen Schwarztee. Er meinte, dass er die Nacht, wie die letzten, kaum geschlafen habe. Zu traumatisch seien noch die Bilder vom Samstag im Club, um zur Ruhe zu kommen.
Ich verstand ihn. Mir ging es nicht anders.
Im Laufe der letzten Tage hatte ich angefangen in der Stube zu schlafen, am Klavier zu sitzen oder alte Fälle durchzugehen, die ich schon lange abgeschlossen hatte.
"Sag mal Kai, weißt du was mich jetzt wirklich aufmuntern würde?" Cole lehnte sich noch mehr über den Tisch.
Das Glas in seinen Augen verschwand.
Beherrscht und völlig er selber von den verkündeten guten Nachrichten, erwachte das schokobraun wieder zum Leben.
"Ich zeige dir keine Akten aus meinem Fall, um dir zu zeigen, dass ich nichts verheimliche." lehnte ich ab und neigte schmunzelnd den Kopf.
"Nein... das hatte ich auch gar nicht vor."
Cole hob den Kopf vom Tisch und sah sich um.
"Kann ich meine Patenkinder sehen?" bat er mich stadessen.
Ich riss die Augen auf.
Cole grinste. "Bitte... du musst doch schon nen Ultraschall gemacht haben oder?"
Neugierig wie ein Kind funkelte er mich an und hippelte auf seinem Stuhl herum.
Mit diesem Ausdruck in den Augen erinnerte er mich ein wenig an Domenico.
"Ja... aber... Cole, was wenn Adriano auftaucht und..."
Jetzt sah ich mich im Cafe um, doch von Adriano war noch keine Spur zu erkennen.
Cole schob bittend die Unterlippe vor.
"Kaileigh bitte. Ich finde schwangerschaften seltsam, aber auch total interessant. Ich meine wie können denn da zwei so kleine Aliens rein passen." beschrieb er und maß mit seinen grob aus.
Ich lachte und griff in meine Jackentasche.
Aus Angst, dass Leighton in dieser herumstöbern könnte, hatte ich sie andauernd an oder zumindest bei mir.
Adriano ließ ich auch nicht näher als nötig an sie heran.
"Und die zwei zu sehen würde meine Laune total heben. Ich meine komm, ich sehen aus wie ein heulender Schlosshund."
Cole machte einen Blick, der seinem in den vergangen Tagen ähnlich kam. Ich lachte leise.
An sich hätte ich nichts dagegen ihm das Bild zu zeigen. Aber wäre es nicht komisch, wenn er es vor dem eigentlichen Vater sehen würde.
Außerdem bekam ich so ein merkwürdiges Gefühl, wie Cole sie als seine Patenkinder bezeichnet hat.
Als wäre es das normalste der Welt für ihn, dass sein bester Freund und seine alte eigentlich verlobte große Liebe Eltern werden würde und Adriano noch nichts davon ahnte.
Schmunzelnd griff ich in meine Jackentasche und nahm das Bild in die Hände.
Nach einer Woche war es ein wenig zerknittert, dadurch dass ich es andauernd in den Fingern hatte und es zerdrückte, wenn Adriano mir zu nahe kam oder mir die Jacke abnehmen wollte.
"Ich passe auf, dass Monty nicht schaut." versicherte Cole mir hippelnd und steckte ungeduldig die Hand aus.
Suchend blickte ich mich nach Monty um.
Der stand hinter der Theke und mischte an der monströsen und großen Kaffeemaschiene herum.
Ich biss mir auf die Unterlippe und händigte schweren Herzens die Ultraschall aufnahme an Cole aus.
Unsicher behielt ich meine Augen bei Monty und sah ihm dabei zu, wie er der Laufkundschaft zwei gefüllte Becher hinstellte und dann gleich die nächste Bestellung aufnahm.
Eine andere Mitarbeiterin, die ich selten zu Gesicht bekam, wuselte an den Tischen und Sitzecken herum und holte und brachte beladene Teller mit Spiegeleiern in Stern-, Raumschiff- oder Alienkopfform.
"Wann willst du Adriano von deiner Schwangerschaft erzählen, Kaileigh?"
Cole schnitt einen ernsten Ton an, während seine Augen voller Verzückung auf das Bild schauten und sich ein breites Lächeln auf seinen Lippen ausweitete.
"Eigentlich heute. Es sind fast zwei Monate seit Italien vergangen. In mindesten vier Wochen kann ich Anfangen mir nen ganzen Hausrat neuer Klamotten zu besorgen. Bis dahin will ich die Hölle hinter mich gebracht haben." teilte ich Cole ehrlich mit und sah seufzend aus dem Fenster.
Adriano ließ sich noch immer nicht blicken.
Ein wenig Panik beschlich mich.
Was ist, wenn der Schütze der Telarmos ihn gefunden hatte, wenn Kathalena ihm eine Falle gestellt hätte.
"Apropos Hölle... Also nicht die Teufelsbrut von Kathalena, aber dein Verlobter. Was wird mit ihm?"
Neugierig schielte mein Gegenüber von dem Bild auf.
Ich zuckte mit den Schultern.
Dabei wurden die Gedanken, die ich damit verbrachte Leighton zu verlassen von Tag zu Tag mehr.
Für mich ging immer mehr Zuneigung zu ihm verloren, je mehr ich ihm heuchelte ihn noch zu lieben.
Er bedeutete mir viel, ohne Frage. Aber mit jeder Stunde wollte ich ihn mehr als meinen besten Freund haben, als jemals zuvor.
"Ich werde ihn im Regen stehen lassen müssen." befürchtete ich und zog die Augenbrauen hoch. "Er kennt die Story mit Adriano. Er hasst ihn dafür, dass er mich so belogen hat und er wird versuchen ihn umzubringen, wenn er die Wahrheit erfährt."
bemitleidend veränderte sich Coles Ausdruck.
"Meine Patenkinder werden wohl keinen einfachen Start haben. Aber dafür wirklich coole Eltern." versuchte er mich aufzuheitern und strahlte das Bild an.
"Die liegen da wirklich so bei dir im Bauch?"
Inspizierend besah Cole mich und neigte den Kopf.
Ich fuhr wie automatisch mit meiner Hand über meinen Bauch.
"Zu dem Zeitpunkt von der Aufnahme bestimmt. So wie ich jeden Tag über dem Klo hängen müssen die da drinnen um den besseren Platz ringen."
Mit muntereren Gedanken ließ ich mich auf Coles gute Laune ein.
Seine Freundin würde zurück ins Reich der Wachen geholt werden, Celine hatte das schlimmste überstanden. Das war Grund genug vor Freude auf dem Tisch zu tanzen.
"Spürst du die noch nicht treten?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Das kommt noch." murmelte ich, konnte mir noch nicht vorstellen, dass da drin in mir zwei lebende Menschen heranwuchsen, die sich bald noch mehr bemerkbar machen würden, als sonst.
"Ich hoffe, dass es eineiige Zwillinge sind. Dann kann ich die Namen an ihren Betten vertauschen und es würde euch nicht mal auffallen."
Cole sah in eine Zukunft, an die mir noch nicht zu denken zu Mute war, aber ein Lachen entlockte er mir trotzdem.
"Dann entziehe ich dir deinen selbsternannten Status als Patenonkel." drohte ich ihm an und starrte das Stück Fotopapier in seiner Hand an.
"Das ist so merkwürdig." stieß ich aus.
"Was? Mich als Patenonkel an der Backe zu haben? Adrianos Kinder sind auch meine Kinder, das haben wir uns felsenfest geschworen."
Schmunzelnd winkte ich seine Worte zur Seite.
"Das ist auch merkwürdig. Aber ich meine viel mehr, dass du das Bild vor Adriano zu sehen bekommst." sprach ich meinen vorherigen Gedanken aus.
Cole schob es zu mir zurück.
"Dann zeig es ihm einfach. Leg es ihm vor die Nase, wenn er hier aufkreuzt. Lass ihn ins kalte Wasser fallen, so wie wir, als wir hier aufgetaucht sind." verglich Cole zwei völlig unterschiedliche Situationen.
"Er kommt übrigens." Er deutete aus dem Fenser auf den einparkenden Jaguar.
So schnell ich konnte und viel zu auffällig für Montys Augen steckte ich das Bild zurück in meine Jackentasche.
"Regel deine Drogengeschäfte in Italien." scherzte Monty und sah amüsiert zwischen uns hin und her.
Ich presste die Zähne zusammen, Cole übernahm es zu antworten und ließ sich etwas für ihn schlagfertiges und witziges Einfallen, um Montys fragendes Gesicht loszubekommen, das mich ansah, als habe er genau gesehen, was sich darauf befand.
Noch einen Kenner der Materie konnte ich nicht gebrauchen, am allerwenigsten Monty, der indirekt das Bild dessen war, was aus Leighton werden würde, wenn der ganze Sturm aufgeklärt wäre.
Nicht das Monty ein schlechter Mensch wäre. Aber seit das Ding mit Helena durch war, hat er kaum eine andere Frau an seiner Seite gehabt. Sein ganzes Leben drehte sich im Grunde ums Zocken, Arbeiten und Serienschauen.
Er dümpelte vor sich hin, spielte glücklich, aber innerlich litt er nach sieben Jahren noch an der selben Geschichte und an der Tatsache, dass er seinen Sohn nicht aufwachsen sah.
Der einzige Unterschied hierbei: Willow war Montys leiblicher Sohn. Meine Zwillinge waren mit Sicherheit von Adriano.
"Ach wagt sich der gute Herr auch mal aus der Kammer?" begrüßte Cole seinen besten Freund mit einer anpreisenden Bemerkung.
Er stand von seinem Platz auf und rutschte einen Stuhl weiter, so dass Adriano sich mir gegenüber setzte.
"Es ziemt sich nicht, dass ein Gentleman seine Lady warten lässt." zitierte ich eine seiner Regeln, die er, aufgestellt von seinem Vater, immer vor meine Nase setzte, wenn er überpünktlich im Büro auftauchte.
"Mir tut es so leid, Kaileigh." beteuerte Adriano aus aufrichtigen grünen Augen. "Verdammt... Kathalena hat mich aufgehalten und mir ein paar von ihren Kontakten vorgestellt." erzählte er aufgeregt.
Cole und ich teilten den selben skeptischen Blick.
Monty prustete los.
Adriano warf ihm einen strengen Blick zu und bestellte, was er haben wollte.
"Kontakte, die Kaileigh demnächste ne Kugel in den Bauch jagen?" konterte Cole auf Adrianos Worte.
Er hielt sich den Kopf und atmete tief durch.
"Nein... niemand wird Kai etwas antun." zischte er Cole zu.
Adriano griff über den Tisch nach meiner Hand. "Dir wird keiner etwas antun, viel eher würde ich mir deine Kugel einfangen."
Nein.
"Keiner von uns beiden wird von ner Kugel erwischt. Wir finden den Schützen."
Ich wollte nicht daran denken, wenn Adriano in Celines Situation wäre.
Mein Boden würde weg brechen. Tag und Nacht würde ich an seinem Bett hocken und fieberhaft darauf warten, dass er wieder aufwachen dürfte. Bitterlich müsste ich den Gedanken verdrängen, dass er sterben könnte.
Adriano seufzte und lehnte sich über den Tisch, um mich sanft zu küssen.
"Und dann reißen wir diesem Schützen den Arsch auf und verstreuen seine Kochen einmal über den Globus." murmelte er und setzte sich zurück.
Monty trat mit beladenen Händen an unseren Tisch.
Cole sprang von seinem Stuhl auf und kam ihm entgegen, um seine Bestellung vom Tablett zu nehmen.
"Adriano zahlt für mich, meine Dienste hier sind überflüssig." säuselte er und zwinkerte uns beiden zu.
Monty sah ihm lachend hinterher, Adriano verzog sein Gesicht und schlug die Hände über den Kopf zusammen.
"So ist er den ganzen Morgen. Er springt von einem Fleck zum nächsten, seit er weiß, dass Celine wieder zurück geholt wird." schmunzelte Adriano dennoch und sah durch das Fenster zu, wie sein bester Freund in seinem Wagen verschwand und weg fuhr.
"Kann man es ihm verübeln?" Monty lud die große Tasse mit schwarzem Kaffee und zwei voll beladene Teller mit Spiegelei und Speck ab.
Genau diese Spiegeleier in den lustigen Formen.
"Der ist für dich."
Adriano schob mir einen der Teller zu.
"Cole hat gesagt, dass du schon gegessen hast." skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch und setzte den Laptop auf dem Stuhl neben mir ab.
"Das war n Sektfrühstück. Von den Häppchen die es da gab, konnte man nicht satt werden." Adriano zuckte mit den Schultern und reichte mir von Monty das Besteck so, wie es meine Art war damit zu essen.
"Lässt du anschreiben oder willst du dann gleich bezahlen?" fragte Monty Adriano und schielte zum Tresen, an dem sich eine neue Schlange an Kunden ansammelte.
"Schreib an. Du hast heut viel zu tun. Ich überweise dir alles am Ende des Monats." winkte Adriano ab.
Verabschiedend nickte Monty uns zu und eilte vom Tisch weg.
"Du lässt anschreiben?" verwundert stocherte ich in meinem Alienkopfförmigen Spiegelei herum.
Mein Gegenüber nickte. "Hab ich mir von dir abgeschaut, is praktisch, wenn man mal ganz schnell weg muss." zwinkerte er mir zu.
Ich schmunzelte und neigte meinen Kopf.
"Du lässt mich also für ein Frühstück mit deiner Schwester eine halbe Stunde hier warten?" sprach ich ihn auf vier Augen an.
Adriano stieß die Luft aus und schob sich ein Stück Ei in den Mund. "Das war wirklich wichtig Kaileigh." beteuerte er aus glitzernden Augen. "Und es tut mir umso mehr Leid, dass ich dich sitzen gelassen habe. Aber es ging um meinen Job, also um das Unternehmen von meinem Vater." erklärte er mir in Reuevollem Ton.
"Bei dem Essen waren ein paar wichtige Namen anwesend, mit denen mich Kathalena bekannt machen wollte. Namen die mein Image in der Welt mit ein paar kleinen Deals wieder reinwaschen können." Hoffnungsvoll blinzelte er mich an und bat um mein Verständnis.
Doch wenn es um seine Schwester ging, dann verlor ich den Sinn ihn zu verstehen.
Sie war die Hauptverdächtige in unseren Ermittlungen und Adriano kroh ihr förmlich in den Arsch.
"Und woher kennt Kathalena diese ganzen Namen? Übrigens wustest du, dass ihr das Magix zum Teil gehört?" Adriano horchte auf. Er merkte auf was ich aus war und ließ sich nicht darauf ein.
"Sie kennt diese Namen weil sie Anteile am Magix hat. Hör auf sie wieder schlecht zu reden."
Adriano ballte die Hände zu Fäusten.
Heute wäre ein weiterer dieser schlechten Tage Adriano mit meinem Zustand zu konfrontieren, wenn er mich vorwurfsvoll ansah und mir nicht glauben wollte.
Würde er mich genau so ansehen, wenn ich ihm beichtete, dass ich schwanger bin, von ihm?
"Und ja ich wusste, dass ihr der Club zum Teil gehört, Kaileigh." zischte er und schnitt an dem Speck auf seinem Teller.
Ich atmete tief durch und stocherte in meinem Essen herum.
Appetit hatte ich nicht mehr, nachdem ich erfahren hatte, wo Adriano sich herumgetrieben hat.
"Dann würde es aber mehr und mehr erklären wieso die Telarmos anwesend waren, in der Nacht als Cole fallen sollte." murmelte ich mehr zu mir, als zu ihm.
Kathalena konnte unmöglich unschuldig an der Lage sein, dass Celine im künstlichen Koma lag. Sie musste weiter gegeben haben, dass wir anwesend waren.
Sobald Domenico die nötigen Infos auftreiben konnte, würde ich sie auf frischer Tat dem Knast ausliefern, samt ihrer kriminellen Bande und unabhängig davon was Adriano denken sollte.
Auch wenn das das Ende unserer Romanze sein würde und ich Leighton die Zwillinge unterjubeln müsste.
"Kathalena hat nichts mit den Telamos zu tun. Anstatt meiner Schwester hinter her zuspionieren solltest du lieber herausfinden, wieso diese Geschwister so scharf darauf waren mich wieder aus dem Knast zu hauen, nachdem sie mich auf dem Servierteller hatten." Adriano verengte die Augen und sah stur aus dem Fenster.
Ich rollte mit den Augen.
"Ach komm schon..." wies ich ihn darauf hin. "Als würdest du das nicht am besten nachvollziehen können. Du stehst genau so im Mafiabusiness wie die Telarmos."
Adriano sah mich an, als würde ich chinesisch sprechen.
"Aber Mord und Knast war nie mein Milleu. Allein durch meinen Vater wäre ich da nie wieder raus gekommen. Der hatte in Catania unter den Normalen eh nen miesen Ruf." leiere er unangetan.
"Du willst mir also sagen, dass du noch nicht dahinter gekommen bist, dass die Telarmos dich als Spielball benutzen? Das sie dich wie ein sterbendes Tier quälen?" spielte ich an und zog die Augenbrauen zusammen.
"Flavio hat dich gehen lassen, weil sie dich ausnehmen wollen. Was auch immer ihr Plan ist, sie wollen dich langsam zu Fall bringen. Dich in den Wahnsinn treiben, dich kaputt machen." zählte ich an den Händen die Motive ab.
"So ähnlich wie das Ding mit meiner Mutter damals?" Adriano begann zu verstehen.
Ich nickte. "Genau so ähnlich. Erst nehmen sie dir etwas, dass dir am wichtigsten ist. Dann lassen sie dich zappeln und du versuchst alles wieder ins Ruder zu bringen. Um dich zu verunsichern wackeln sie an deinem Frieden und dann, ganz plötzlich wenn du nicht mehr daran denkst mischen sie sich wieder unter."
Ein ähnliches Bild spiegelte sich bei einigen Mobbingfällen wieder, die ich bis in den Gerichtssaal begleitet habe.
Nur wurde Adriano nicht gemobbt, sondern alles was ihm wichtig war nach und nach genommen, damit er am Ende alleine wäre und es den Telarmos ein Leichtes wäre ihn auszuschalten und seine Macht zu übernehmen, die er für die Mafia in Catania bereit hielt.
"Dann bleibst du von nun an bei deinem schäbigen Verlobten im Haus. Die Telarmos wissen von dir und Flavio war sicherlich nicht blöd, er hat gemerkt, dass du nicht nur meine Anwältin bist." beordete er.
"Ab Morgen gilt bei dir Ausgangssperre, bis ich das allein geklärt hab, mit Hilfe von Domenico."
Ich fand es süß, dass er mich in Quarantäne vor seinen Feinden stecken wollte, aber das ging nicht.
"Ich lasse dich nicht alleine in weitere Ermittlungen, nachdem es fast Cole erwischt hätte. Du schlägst denen das Gesicht bis zur unkenntlichkeit, als dass sie noch im Knast landen." Ich zog unbeeindruckt von Adrianos Idee eine Augenbraue hoch.
"Außerdem..."
Außerdem unterbrach mich mein Handy in meinem angefangenen Satz.
Ich zog es aus meiner Jackentasche heraus und sah auf die Nummer.
Die Minsters, meine Klienten...
Den nächsten Termin um den letzten Schachzug gegen ihre Alptraumnachbarn zu klären, den hatten wir übermorgen.
"Außerdem habe ich noch einen anderen Fall." brachte ich meinen Satz zuende und nahm den Anruf stirnrunzelnd an.
Mrs. Minster begann sofort ohne Punkt und Komma loszureden.
Über den Umschwung der Umstände riss ich überrascht die Augen auf und wagte es keinen Happen vom verführerisch duftendem Schinken zu nehmen.
Adriano deutete meinen Blick und hielt mir mit seiner Gabel ein Stück vor den Mund.
Ich lächelte ihn dankend an, lehnte seine Geste ab.
Bei demwas mir meine Klientin eben erzählte würde sogar Adriano sein Appetit vergehen.
"Ms. Beaufort, sie müssen sofort kommen. Bitte. Wir brauchen sie." bat Mrs. Minster mich, jeder Ton in ihrer Stimme schrie nach schierer erstickter Panik und blanker Sorge.
"Ich bin in einer Viertelstunde da." murmelte ich und legte wenige Momente später auf.
Die Adresse der Familie hatte ich im Kopf, wie ich hinkam wusste ich auch. Eine Straßenbahn würde in wenigen Minuten genau in diese Richtung fahren.
"Das klingt nach einem Notfall" erkannte Adriano und schlürfte an seinem schwarzen Kaffee.
Ich nickte. "Die geisteskranken nachbarn haben ihr spiel auf die Spitze getrieben." beschrieb ich ihm grob die Situation und schob mich vom Stuhl hoch.
"Wir müssen sofort los?" Adriano sah zu mir auf.
"Wir? Du kannst hier warten, bis ich wieder da bin. In drei Minuten fährt ne Straßenbahn in die Vorstadsiedlung, in die ich muss."
Adrianon sprang aus seinem Stuhl hoch.
"Kommt nicht in die Tüte. ich fahre dich hin. Mit mir bis du noch vor der Straßenbahn bei den Minsters und ihren sehr sympathischen Nachbarn." beteuerte er und rief Monty zu, dass er uns das Frühsück warm stellen und meinen Laptop bewachen solle, da wir zu tun hatten.
Schneller als ich schauen oder realisieren konnte, hatte Adriano meine Hand gegriffen und zog mich an ihr aus dem Stardust zu seinem weißen Jaguar auf den Parkplatz.
In Windeseile hielt er mir die Tür auf, ich stieg ein, schnallte mich an und in der Sekunde, in der er saß startete er den Wagen und brauste los.
Ich gab die Adresse, die wir ansteuern mussten in das integrierte Navi des Jaguars ein.
"Was ist dieser Notfall, der uns von einem entspannten Frühstück abhält?" fragte Adriano mich mit beiläufigem Interesse.
Ich seufzte und raufte meine Haare.
"Sagen wir es so, die Nachbarn der Minsters haben nun Endgültig ihren letzten Restverstand verloren." beschrieb ich.
Was mir Mrs. Minster erzählt hat konnte ich wirklich nur dann glauben, wenn ich mit eigenen Augen gesehen hatte was sich abspielte.
Laut den Worten der Mutter haben die Nachbarin die Tochter in die Wohnung von sich und ihrem Mann gelockt.
Mochte harmlos klingen, aber wenn man wusste was für tyrannen diese Menschen waren, da bekam sogar ich meine Sorgen um die kleine, die mich vor wenigen Tagen noch aus großen und unschuldigen Augen angesehen hatte.
Mrs. Minster klang aufgelöst und dem Nervenzusammenbruch nahe, als sie mir schilderte, dass die Nachbarn das Kind erst aus dem Haus lassen würden, wenn sie und ihr Mann noch heute ihre Hälfte des Hauses kündigen und ausziehen würden.
Absurd. Und mit dem wissen was ich fest in meinem Kopf verankert hatte, da würde ich die tyrannischen Mietnormaden noch heute aus der Wohnung und ins Gefängnis befördern.
Adriano summte zu der Musik im Radio, als wir in die Straße einbogen und tatsächlich doch noch vor der Straßenbahn ankamen.
"Hier siehts ja aus, wie vor Colourfull Investments nach dem Tag, an dem ich meinen Vater gefunden habe." murmelte er und besah die Ansammlung an Polizei und Sondereinsatzkommandokräfte.
"Nur geht es nicht um ein Unternehmen, sondern um ein kleines Kind, das nicht mehr raus kann." murmelte ich und schnallte mich ab.
Adriano tat es mir gleich.
Ich griff nach seiner Hand und stoppte ihn.
Chaos würde ausbrechen, wenn Adriano in seinem selbsticheren Sein und an meiner Seite vor die Polizei und meine Klienten trat. Ich könnte von Glück reden, wenn sie ihm nicht sofort die Handschellen anlegen und ihn mit nehmen.
"Du bleibst hier. Ich kläre das alleine."
Obwohl ich mir auch sehr sicher wäre, dass alle vor seiner rohen und machtvollen Erscheinung erzittern würden, sogar einige der anwesenden Polizisten, die nicht aussahen als könnten sie viel vertragen.
"Sollte dir irgendwas passieren, stehe ich direkt hinter dir und hau dich aus der Scheiße." schwor Adriano mir, lehnte sich aus seinem Sitz und küsste meine Wange.
Ich lächelte ihn danken an und nickte.
"Das wird aber nicht passieren. Ich komme schon klar." lehnte ich sein Angebot ab und stieg aus dem Auto aus.
In schnellen Schritten visierte ich die Minsters an.
Das Paar empfing mich mit aufgeregtem geredet und schilderte mir panischer als am Handy was passiert sei und wieso hier nun so ein Aufmarsch sei, den ich gut verstehen konnte.
Es wäre nicht das erste mal gewesen, dass die Herrschels zur Geiselnahme griffen um ihr Ziel zu erreichen, nur bis dato hatten alle Parteien zuvor eingeknickt und sind den Forderungen nachgegangen.
Die Minsters bewiesen einen kühlen Kopf und taten das einzig richtige, nähmlich die Polizei und mich anzurufen.
"Lassen Sie mich durch."
Nachdem ich den Minsters mein Vorgehen geschildert hatte, schob ich mich an den Einsatzkräften zum Absperrband durch.
Die Männer machten anstalten so einer kleinen und zierlichen Frau wie mir den Weg gewähren zu lassen.
Sie sahen mit ihren Waffen und den Schutzhelmen durchaus bedrohlich aus, aber seit ich Kathalenas feindlichen Blick aufgenommen hatte, konnte mich kaum noch etwas in den Boden stemmen.
Ich diskutierte die Männer mit dutzenden ruhigen und strategischen Vorgängen, die besser wären als einfach in die Haushälfte zu stürmen, in den Boden und kam mit verdutzten Blicken an ihnen vorbei.
Vor der Tür der Herrschels atmete ich tief durch, warf einen Blick zu den Minsters, die ihren Sohn beschützend bei sich hielten und einen Blick zu Adriano, der das Fenster heruntergekurbelt hatte und mit diesem aufmerksamen und ruhigen Ausdruck zu mir sah, der mir zuflüsterte, dass ich als Anwältin mehr als nur genügend Rückgrad hatte, um diesen Fall endgültig zu meistern.
Da mochte er recht haben. Aktuell war sein Fall der, an dem ich in meiner ganzen dreijährigen Karriere am längsten saß und der nicht enden wollte, obwohl das Ziel direkt vor mir stand, so nahe dass ich es greifen und wegsperren konnte.
Ich klopfte an, wartete ein paar Sekunden, blieb ruhig und klingelte dann.
Keine Reaktion folgte.
Das Sondereinsatzkommando brummelte ungeduldig vor sich hin, die Minsters sahen mich voller verzweifelter Hoffnung an, dass ich diese Auseinandersetzung friedlich und mit ihrer Tochter in einem Stück klären würde.
"Mrs und Mr Herrschel, mein Name ist Kaileigh Beaufort." stellte ich mich den beiden wahnsinnigen vor, die keinen Laut von sich gaben.
Aus guter Erfahrung wusste ich, dass ich mit meinem reden weiter kommen würde, wenn die Leute einen Namen hatten, den sie verfluchen konnten, den sie aussprechen konnten. Es redete sich leichter mit Menschen die man kennt, als mit unbekannten. So könnte man es auch formulieren.
"Ich bin die Anwältin der Familie Minsters, deren Tochter Lilly Sie grade hinter verschlossenen Türen halten.
Weshalb ich die vier Vertrete können sie sich ja sicherlich denken." Grenzwertiger Humor. Provozierte zum Reden oder lockerte die Stimmung.
Somit sind bereits unzählige Menschen aus weitaus gefährlicheren Situationen lebendig herausgekommen.
"Kaileigh!" hörte ich das kleine Mädchen hinter der Tür schluchzen. Schritte ertönten, keine schweren, die eines Kindes. Die schweren folgten und ich hörte das Kind schreien.
"Ich will zu Mommy." hörte ich sie schluchzen.
Die Herrschels schimpften das Kind an, beleidigten mich und machten sich darüber lustig, dass ich eine solche balgerische Familie vertrat, wie die Minsters. Sie hatten es ja nicht verdient mit diesen kleinen Monstern neben an einzuziehen und den Haussegen zu verdrehen.
Ich schilderte die Situation aus meiner Warte, beschrieb dass die Minsters länger in diesem Doppelhaus lebten, als die Herrschels und das sie nichts getan hatten um den Haussegen zu verenden.
Mit entwichener Freundlichkeit beschrieb ich dem wirklich abgebrühtem Mietnormadenpaar was sie bereits rechtlich verbockt hatten und wie lange sie dafür sitzen würden, dass sie danach vermutlich nie wieder einen Festen Boden unter den Füßen hätten außer das Knastgebäute.
Das zündete, doch zu schnell um mich aus dem Gefahrenbereich zu begeben.
In einem Schwung schoss die Haustür auf.
Ich war zu langsam um zu reagieren und bekam die Türklinke metallisch und schmerzhaft mit voller Kraft in den Bauch gedrückt.
An mir vorbei und ohne Acht wirbelte das tyrannische Paar. Als wäre die Klinke in meinem Bauch nicht genug, stieß mich der Mann ruckartig zur Seite, so dass ich eine der Treppen zur Haustür herunterstürzte und mir mein Fußgelenk verknackste.
Mit der Hand hielt ich mir meinen Bauch und hoffte um Gottes Willen, dass bei den Schmerzen, die sich unter meine Haut zogen, meine kleinen Kleckse noch bei voller Gesundheit wären.
Ich blieb auf der Treppe sitzen und sah zu wie Lilly als letzte aus der Wohnung tappste. Ganz vorsichtig, als würde sie ahnen, dass noch eine Böse überraschung auf sie warten würde.
Aber da war keine. Nur ich, wie ich mit einem verstauchen Knöchel und stechenden Bauchschmerzen auf der Treppe saß und nicht mehr hoch kam.
Hinter der Polizei absperrung kämpften sich die Herrschels durch die Polizeikräfte, oder zumindest versuchten sie es laut fluchend und wütend.
Auf der anderen Straßenseite stieg Adriano aus seinem Wagen aus und eilte auf Umwegen zu mir an die Tür.
Ich verfluchte ihn dafür, dass er den Jaguar verließ, denn zeitgleich wie er bei mir ankam, eilte auch einer der Poizisten zu mir und wollte mir auf die Beine helfen.
Adriano scheuchte ihn weg und nahm mich auf seine Arme.
Dem Polizisten machte er klar, dass es heute nicht ihn abzuführen gab, sondern diese Monster da drüben, die einen starken willen besaßen gegen Polizisten zu kämpfen aber auch die Dämlichkeit nicht in die andere Richtung gerannt zu sein.
"Können Sie uns einen der Krankenwagen frei halten?" bat Adriano den Polizisten bei uns und deutete auf einen der blau leuchtenden Wagen hinter den Polizeivans.
Der Mann nickte und führte uns durch die Menge zu den offenen Wagentüren.
Sofort wurde ich von zwei Sanitätern begrüßt, die mich überprüften und feststellten, dass die Klinke keinen großen Schaden an mir hinterlassen hatte, zumindest äußerlich.
Um weiteren Risiken aus dem Weg zu gehen willigte ich ein, dass man mich in ein Krankenhaus fuhr.
Davor jedoch tauchten die Minsters am Wagen auf und bedankten sich herzlichst für meinen Einsatz und dass sie mir nie vergessen würden, dass ich so friedlich wie nur möglich versucht hatte die Situation zum erliegen zu bringen.
Etwas verdutzt blickten die Eltern dann zu Adriano neben mir, bevor sie von den Rettungskräften zu einem anderen Wagen geschickt wurden, um die kleine Lilly auf mögliche Schäden untersuchen zu lassen.
Mrs. Minster rief mir freundlich zu, dass wir uns bestimmt ganz bald im Gericht wieder sehen würden um die Herrschels endgültig ihrer Freiheit zu berauben.
Adriano sah der Familie schaubend hinter her und schmunzelte.
"So ein kleines Doppelhaus in der Vorstadt und zwei Kinder wären mir viel Lieber, als in meiner Haut zu stecken." murmelte er mehr an sich als an mich gerichtet.
Ich sog die Luft ein und griff nach dem Bild in meiner Handtasche.
Wenn er nur wüsste...

DeadendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt