31.2 As If He Saw His Grandma Naked

14 1 0
                                    

"Leute ich schwöre euch Patrick Stump stand in Washington neben mir!" demonstrierend schlug Monty mit der Hand auf den Tisch und sah uns nacheinander an, als habe er den Verstand verloren.
"Monty, das war nicht Patrick Stump. Das war nur ein etwas kleinerer pummeliger Mann der ihm ähnlich sah." berichtigte Leighton.
"Außerdem wäre das an dem Tag gar nicht möglich gewesen." schritt ich ein und spießte eine Nudel auf.
Monty rollte mit den Augen, Arthur und Caleb lachten.
Celine stand noch in der Schlange um an ihr Mittagessen zu kommen.
"Und das wäre wie zu beweisen?"
Monty hob die Augenbrauen und sah mich auffordernd an.
Ich räusperte mich, aß einen Happen Nudeln und straffte die Schultern.
"Fall Out Boy war zu dem Zeitpunkt unserer Klassenfahrt in Washington auf Tour und an dem Tag, an dem du ihn gesehen haben willst, da waren sie in Los Angles." listete ich auf.
"Genau. Du hast uns die ganze nächste Woche noch vollgejammert, dass es unfair wäre weil wir nicht eine Woche später gefahren sind. Dann wären die in Washington gewesen und das in der Bar, die keine drei Straßen vom Hotel wäre." erinnerte sich Leighton ebenfalls.
Arthur lachte und legte einen Arm um mich.
"Tja. Und wenn ihr eine Woche später gefahren wärt, hättest du das Problem nicht in die Bar zu kommen weil du noch Minderjährig warst."
frustriert schob Monty seinen Teller von sich weg.
"Sieh es so, wir haben die deine Karten zum Geburtstag geschenkt, im Sommer siehst du sie Live."
Celine kam angetänzelt und ließ sich auf ihren Platz neben Caleb fallen.
Monty rollte mit den Augen und murmelte irgendetwas, dass es sie hätte auch vorletztes Jahr auf der Klassenfahrt sehen können, wenn diese eine Woche später passiert wäre.
"Wo hast du Helena gelassen?" suchend sah sie sich um.
Er zuckte mit den Schultern. "Sie hat mich heute Morgen angerufen und meinte, dass sie nicht in die Schule kommt. Die Grippe geht um." seufzte er.
Caleb lehnte sich zu Celine und küsste sie zur begrüßung, nebenbei klaute er sich geschickt eine Pommes von ihrem Teller.
"Tja, dann müssen wir wohl miteinander Turteln." scherzte Leighton, streckte seinen Arm aus und wollte ihn um Monty legen.
"Vergiss es, du siehst zwar wirklich süß aus für nen Typen, aber ich steh nicht auf Schwänze." wehrte Monty lachend ab und rückte weg.
"Dann nicht. Lass uns beide wie das dritte Rad am Wagen fühlen."
Leighton nahm den Arm zurück zu sich.
"Darüber können wir verhandeln Bruder." Monty hielt die Hand zu einem High Five hin und Leighton schlug ein.
Arthur lehnte seinen Kopf an meine Schulter und lachte.
"Knutscht ihr hier jetzt rum, so wie in deinem Zimmer am Wochenende, dann gebt uns ne Warnung, damit wir die Schule evakuieren können."
Caleb grinste in Arthurs und meine Richtung.
Ich spürte meine Wangen rot werden und verstecke meine Gesicht bei Arthur.
Der nahm das ganze mit Humor.
"Dann haben wir immerhin genug Platz und möglichkeiten um..."
Leighton und Monty hielten sich den Kopf.
"Erspart uns die Details." jammerten sie in ein und der selben Tonlage.
"Es reicht schon, wenn ich sehen musste, wie du auf ihm gehockt hast, Kai."
Ich seufzte.
Seit Sonntag taten Leighton, Celine und Caleb so, als hätten sie uns bei etwas viel schlimmerem erwischt, als nur ohne Oberteil aufeinander zu sitzen.
Arthur und ich hatten nicht mal mehr vor.
Wir beide waren mit der Situation überfordert und nur darauf aus sacken zu lassen, was wir getan hatten.
"Da. Ist. Nichts. Passiert." murmelte Arthur bedrückt und versuchte sein Gesicht bei mir zu verstecken.
Monty schnaubte. "Was für nen Anblick hab ich denn verpasst, wenn Leighton reagiert, als habe er seine Oma nackt gesehen."
Ich sah auf den Tisch und zu den anderen zurück.
Caleb nahm einen schluck aus der Cola-Flasche und setzte zu einer Antwort an.
"Kai hat auf Arthur gesessen als wenn die gleich ra..."
Sein bester Freund übernahm das Wort. "Die drei sind in einen etwas intimeren Moment geplatzt, aber nicht so intim." beschrieb Arthur umgehend.
Monty verzog das Gesicht, Arthur sorgte dafür dass das Thema um den Patzer am Sonntag vom Tisch kam.
Zumindest das der Teil aus dem Rennen ging, bevor Leighton und ich miteinander geredet hatten und er Arthur und Caleb die bedingungslose Kapitulation schor, die er einhielt.
Arthur am Sontag den Vorschlag gebracht, dass er Leighton und mich morgens einsammeln und zur Schule fahren könnte. Caleb und Celine hatte er so oder so im Schlepptau und bei mir vorbeizufahren wäre kein Umweg für ihn.
Somit fuhren wir seit Montag mit Arthur zu Schule und Leighton und er verstanden sich prächtig.
Da war kein Kopfeinschlagen oder keine Todesblicke mehr.
Die Jungs verstanden sich seit Monaten das erste mal und das im nüchternen Zustand und ohne eine laute und deutliche Ansagen Meinerseits
In der Mittagspause merkte ich diesen plötzlichen Umschwung am Meisten.
Leighton begann nach dem dramatischen Wochenende vor uns allen aufzublühen und äffte und scherzte nicht mehr nur mit Monty am Tisch herum.
Die Stimmung war wie ausgewechselt, als hätte man Leighton über Nacht entführt und ihn durch einen Außerirdischen ersetzt.
Aber das war etwas gutes, es zeigte dass er sich doch nicht so überflüssig fühlte, wie er sich Samstagabend ausgeschimpft hatte. Er wurde mit einbezogen und grade nachdem er seinen leiblichen Vater kennengelernt hatte, musste ein friedliches Umfeld außerhalb seiner Mauern das sein was er brauchte, um ihn wieder aufzubauen.
Doch die gute Laune und das Arthur und Leighton begannen sich mit Nudeln von meinem Teller zu beschnipsen endete auf einem Schlag.
"Arthur Thompsen soll sich bitte umgehend im Sekretäriat melden." donnerte der Lautsprecher der Schule durch die Cafeteria.
Alle anwesenden Schüler drehten ihre Köpfe zu unserem Tisch und begannen zu tuscheln.
Arthur neben mir spannte sich an.
Ich griff nach seiner Hand auf meiner Schulter und drückte sie beruhigend.
"Ich wiederhole," schallte es erneut los. "Arthur Thompson soll sich umgehend im Sekretäriat melden!"
Calebs warf Arthur einen fragenden Blick und spannte sich neben Celine ebenfalls an.
"Hast du ne Ahnung welchen Lehrer du die Woche verärgert hast?" scherzte Monty und zog amüsiert eine Augenbraue hoch.
Arthur war nicht nach Lachen zu mute.
Seine Hand hielt sich an meiner Schulter fest.
"Keinen." antwortete er tonlos und sah sich aus leeren Augen um.
Zögerlich entfernte er seine Hand aus meiner und schob sein Besteck zusammen.
"An deinen Noten kann es doch auch nicht liegen oder? Ich meine du bist nach Kaileigh der Megastreber an diesem Tisch." bemerkte Leighton und fühlte sich unter den Blicke, die an Arthur gingen, mehr als nur unwohl.
Die plötzliche Stille unter den Schülern um uns herum ließ uns alle nervös werden.
"Ich... ich habe keine Ahnung was die von mir wollen, Leight." murmelte Arthur und sah hilfesuchend zu mir.
Über die Woche wuchs unsere Fähigkeit sich ohne Worte zu unterhalten.
Ich hatte das Gefühl manchmal ganze Gespräche binnen Sekunden mit Arthur zu führen, ohne dass sich unsere Münder bewegten.
Seinen Wink in diesem Moment verstand ich auf Anhieb.
"Ich komme mit." erlas ich und blickte warnend zu Leighton.
"Die Nudeln bleiben auf meinem Teller und landen nicht in Montys oder Calebs Haaren." trug ich ihm auf.
Frech grinste er mich an.
"Ich sorge schon dafür. Macht, dass ihr weg kommt, bevor Arthur mit Handschellen hier raus transportiert wird." Celine scheuchte uns mit ihrer Hand weg. "Außerdem nerven diese Blicke langsam."
Sie sah sich wenig begeistert um.
"Kümmert euch um euren eigenen Scheiß, ernsthaft!" plärrte Caleb, als hätte er ihre Worte vervollständigen wollen.
Ich lächelte trüb und schob mich hinter Arthur aus der Sitzecke.
Neben ihm nahm ich seine Hand in meine, verabschiedete uns mit einem knappen 'bis gleich' und verschwand mit dem kalkweißen Arthur aus der Cafeteria.
"Du hast wirklich keine Ahnung was passiert sein könnte?" murmelte ich ihm im gehen zu.
Er schüttelte den Kopf. "Vielleicht weil ich dem Sportlehrer den Basketball auf den Kopf geworfen habe."
Ich lachte. "Der hat darüber doch selber gelacht. Das passiert beim Sport." redete ich ihm raus.
Wegen so einer Kleinigkeit wurden Schüler nicht ins Sekretäriat gerufen.
"Vielleicht ist etwas mit deinen Eltern passiert. Wenn du Glück hast musst du nicht mehr zum Unterricht, weil deine Mutter hier ist, um dich zu besuchen."
Positiv denkend blickte ich zu Arthur.
Er drehte den Kopf zu mir, doch in seinen Augen lag kein guter Glaube.
Auf seinen Lippen ruhte ein Lächeln, ein sehnsüchtiges, trauriges Lächeln. In seinen grünen Augen schwammen Tränen, die kurz davor waren seine Haut zu berühren.
"Ich glaube nicht, dass sie hier sein wird." zerstampfte er sich seine Hoffnungen und hielt mir die Tür zum Gang auf.
Ich presste die Zähne zusammen.
So wie er von seiner Mutter redete, konnte er doch nicht so verletzt reagieren. Meiner Annahme nach hatte er unglaublich strenge aber auch fürsorgliche Eltern. Wenn Caleb von Arthur und seiner Familie redete, wenn wir mal unter uns waren, konnte ich nicht glauben, dass irgendetwas passiert sein musste, dass eine Scheidung die letzte Lösung blieb.
"Oder dein Vater?" schwankte ich um.
"Der hat zu tun." lehnte er ab.
Ich unterdrückte ein Seufzen.
Kurzerhand blieb ich mitten auf dem leeren Gang stehen und zog Arthur in einen Kuss.
So gut es ging versuchte ich ihm seine Angst zu nehmen. Man wurde zwar nur ausgerufen, wenn man Mist machte, aber Arthur war ein Engel. Er hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen. In unserem Jahrgang zählte er mit mir zu den besten Schülern, gleich wie viel er die Lehrer ärgerte. Sie wussten mit seinem gekonnten Charme umzugehen und nahmen es ihm kaum übel.
Arthur nahm mein Gesicht in seine Hände und zog es näher an sich heran.
Ich spürte wie er sich entspannte und auch wie sein Herzschlag von der einen Sekunde auf die andere einen Schlag ruhiger wurde.
So lange es ging versuchte ich den Kuss aufrecht zu erhalten, ohne etwas zu provozieren.
Arthur schmunzelte gegen meine Lippen und küsste meine Nasenspitze.
Ich erwiderte sein seichtes Lächeln.
"Ich glaube das habe ich grade wirklich gebraucht. Danke Principessa." für einen kurzen Moment ließ er seine Lippen auf meinen ruhen.
Ich spürte wie mein Herz vom ersten Kuss noch schneller Schlug und nun die Schmetterlinge in mir losflogen.
"Keine Ding, Arthur. Ist doch selbstverständlich." versicherte ich ihm, küsste seine Wange und löste dann die Umarmung mit ihm auf.
Er nahm meine Hand in seine und eilte mit mir durch die Schule zum Sekretäriat.
Wie es sich gehörte klopfte er an.
Als dann für wenige Minuten hinter der Tür keine Reaktion erfolgte, drohte er meine Hand zu zerdrücken.
Die Tür wurde geöffnet und wir beide zuckten zusammen und rissen die Augen auf.
Vor uns stand nicht die Sekretärin oder der Schulleiter, der Arthur zu erwarten schien.
Ein Polizist besah uns zwei und ließ uns rein.
"Sie müssen bestimmt Arthur sein, oder?" Wandte er sich an ihn.
Arthur neben mir schluckte und nickte.
Mit einem freundlichen Lächeln besah er mich.
"Ich finde es reizend, dass Sie Ihren Freund bis hier hin begleitet haben, aber Sie können wieder in ihre Pause zurück gehen." leitete der Polizist mich an.
Ich straffte die Schultern und schüttelte fest davon überzeugt Arthur nicht von der Seite zu weichen den Kopf.
"Ich werde erst gehen, wenn er auch wieder gehen darf." beteuerte ich mit Worten.
Der Polizist nickte. "Junge Liebe..." säuselte er und stellte sich dann als Officer Ruther vor.
Arthur wurde von Sekunde zu Sekunde unruhiger und da machte es Offiver Ruther auch nicht besser, als er mich erneut aufforderte zu gehen. Was auch immer passiert sei, es sei nicht in meinem Sinne es zu erfahren, verdeutlichte er mir.
In Gedanken erschien mir der Absatz der Unabhängigkeitserklärung und der Grundrechte der Staaten in denen die Freiheit über Aufenthalt und Entscheidung verankert waren. Doch da ich einen Beamten vor mir hatte, konnte ich ihm dies unmöglich auf die Nase setzen. Am Ende würde man mich wegen Beleidigung mit Handschellen Abführen und ich konnte mein Jura-Studium endgültig vergessen.
"Ich warte hier." murmelte ich Arthur zu, als der Polizist ihn aufforderte in eines der Büros die vom Sekräteriat abgingen, zu gehen.
Eilig verabschiedete ich mich von Arthur mit einer Umarmung und hoffte für ihn, dass was auch immer passiert sei, nicht zu traumatisch für ihn war.
Hinter dem Schreibtisch die Sekretärin und besah mich mit einem belegten Blick.
Ich setzte mich auf einen der Stühle.
"Wissen Sie was passiert ist Ms. Hazel?"
Sie seufzte und schüttelte den Kopf.
"Der Officer ist rein gekommen und meinte er möchte mit einem Arthur Thompsen reden. Aber um was es ging, da hat er mir nichts gesagt, Kindchen." erzählte sie mir.
"Hoffen wir, dass es nicht zu übel aussieht." sprach sie mir Mut zu und lächelte höflich.
"Hoffen wir das mal." murmelte ich mehr an mich gerichtet und spielte nervös mit meinen Fingern.
In meinem Kopf erschienen tausende Fetzen aus Prison Break Folgen, in denen Michael Scofield seine Pläne auseinander nahm und erklärte. Normalerweise schmunzelte ich an diesen Stellen und über die ungläubigen Blicke der Figuren die um ihn standen, doch im Moment war mir danach nicht zu Mute.
Zehn Minuten später sprang die Bürotür auf und Arthur trat zwischen zwei Polizisten aus dem Raum.
Sein Gesicht war beinahe dursichtig und so wie er stand, musste er vor Schock jeden Moment das Gleichgewicht verlieren.
Ich stand auf und stürmte auf ihn zu.
Einer der beiden Polizisten schob sich dazwischen. So sehr ich mich auch an das Gesetz und alle guten Gebote halten mochte, in diesem Moment hätte ich diesem Kerl gerne eine reingehauen.
Arthur sah aus wie ein Geist und ich durfte nicht zu ihm um ihn zu beruhigen oder mit ihm zu reden!
"Melden Sie den Jungen bitte für den Rest seiner Unterrichtszeit als Abwesend. Wir müssen ihn leider mitnehmen." bemerkte Officer Ruther und legte Arthur die Hand auf die Schulter.
Der schüttelte sie sofort von sich und sah aus verzweifelten Augen zu mir.
Etwas stimmte nicht.
"Melden Sie mich ebenfalls Krank Ms. Hazel." hing ich an und stellte mich den Polizisten beim gehen in den Weg.
Officer Ruther lachte tief und beängstigend.
"Das werden Sie nicht, junge Dame. Ihr Freund muss nur eine Aussage machen. Wir wissen nicht wie lange das dauern wird, deshalb wird er uns begleiten." versuchte er mir weiß zu machen.
Ich zog eine Augenbraue hoch.
"Ich gehe mit Arthur mit." bestand ich.
Der Officer schüttelte den Kopf. "Das werden Sie nicht. Sie haben Unterricht. Wenn wir ihn, falls wir ihn entlassen sollten, können Sie sich am Nachmittag sehen, aber bis dahin bleibt er in unserer Obhut."
Arthur setzte an um etwas zu sagen, doch wurde dann von dem zweiten Polizisten unliebsam aus dem Sekretäriat geschoben.
So eingeschüchtert hatte ich ihn noch nie gesehen. Ich hatte erwartet er würde sich mit mir aufbäumen, als es darum ging dass ich mit wollte, aber er schwieg.
Verübeln konnte ich es ihm nicht. Ich würde an seiner Stelle auch nicht wollen, dass ich davon erfuhr was er wohl angestellt habe. Aber das war nicht Arthur, der dort abgeführt wurde, das war ein Geist, eine Hülle der irgendetwas schreckliches passiert sein musste.
Ich blieb wie angewurzelt bis zum Stundenklingeln im Seketäriat stehen und verließ es dann mit schweren Füßen.
Leighton wartete auf meinem Platz im Bioraum auf mich, zusammen mit Monty und Caleb. Celine besetzte ihren Platz neben meinem.
Alle eilten sie auf mich zu und wollten wissen was passiert sei und wo ich Arthur gelassen hatte.
Celines Gesicht fror ein, als sich ihr schlechter Scherz mit dem in Handschellen abführen zum Teil bewahrheitet hatte.
Der Rest des Schultages zog sich wie Kaugummi in die Länge.
In Biologie wollte ich nicht zuhören und danach in Französisch, setzte sich Monty zu mir.
Die Partnerarbeit, die wir aufgetragen bekommen hatten, wurde bei uns nichts. Wir beide konnten von Glück reden, dass wir unsere Ergebnisse nicht vortragen mussten, sonst wären wir mehr als nur Durchgefallen.
Auf dem Weg nach Hause fragte Leighton mich vorsichtig über die Sache mit Arthur aus.
Vor dem Unterricht hatte ich nicht viel darüber erzählt, aber jetzt beschrieb ich alles was ich gesehen hatte.
Leighton verstand die Welt genauso wenig wie ich.
"Er ist doch nicht kriminell. Nur weil er zur hälfte Italiener ist, heißt das doch nicht, dass er der nächste große Mafioso wird." bemerkte er Humorvoll.
Ich zuckte mit den Schultern. "Er hat auch nichts angestellt. Vielleicht ist etwas mit seinen Eltern passiert. Ein Unfall oder so und sie wollen nur wissen wie lange er schon hier ist und bei wem er lebt. Das übliche..."
Aber da wäre nicht diese Bemerkung gekommen, die andeutete dass er etwas verbockt haben musste, dass er auf dem Revier behalten werden könnte.
Leighton überredete mich dazu, dass er den Nachmittag bei mir verbrachte, um mich von meinen finsteren Gedanken um meinen Freund abzulenken.
Mom und Dad waren begeistert Leighton mit mir zu begrüßen und schubsten uns sofort in die Küche.
Mom hatte sich mit ihren besonderen Brownies versucht und tischte uns je einen Stapel auf.
Mir war nicht wirklich nach Schokolade, doch unter Leightons drängenden Blicken und weil ich meinen Eltern kein Rätsel auf den Weg geben wollte, weshalb ich keine Brownies wollte, zwang ich mich dazu ein paar zu essen.
Nebenbei fragen meine Eltern uns über den Schultag aus.
Unabgesprochen vermieden wir beide es über den Zwischenfall in der Mittagspause zu reden.
Leighton hingegen erzählte voller Stolz, dass er und Arthur am Montag auf ihren gemeinsam geschriebenen Song eine eins bekommen hatten und diese ihre Abschlussnote für Musik fest setzte.
Dann verhörten meine Eltern mich darüber, ob es etwas neues über Arthur gab, oder wann sie ihn mal mit Brownies begrüßen dürften.
Ich presste mir ein Lächeln ins Gesicht und suchte nach irgendeiner Ausrede.
Mit Ach und Krach entkamen Leighton und ich meinen Eltern.
In meinem Zimmer ließ er sich an meinem Schreibtisch nieder. Ich stellte meine Tasche am Bett ab und setzte mich dann darauf.
"Denkst du jetzt wieder an Arthurs Verhört, dann ziehe ich dir diese Erinnerung aus deinem Hirn." drohte Leighton mir scherzend an.
Ich schmunzelte. "Ich glaube du könntest mich auch Blitzdingsen, das geht schneller." schlug ich ihm vor.
Leighton grinste, nahm sich einen Kugelschreiber von meinem Schreibtisch und rollte auf meinem Stuhl zu mir herüber.
Genau vor mir blieb er stehen.
Er zückte den Kuli, oder zumindest hatte er das vor.
Leighton stand jedoch auf, nahm sich die schwarze Sonnenbrille von meinner Kommode und setzte sie sich auf.
So gut es ging, versuchte er ernst zu schauen.
Als er wieder auf dem Drehstuhl saß zog er den Kuli und hielt ihn mir genau vor die Augen.
Ich lachte, konnte nicht glauben, dass er sich wirklich als Man in Black ausgeben wollte, zumal er mir beinahe auf die Arme sprang, sobald er eine Spinne sah. Als Alienwächter würde er nicht gut bewähren.
"So, gleich hast du es vergessen." machte Leighton fest, drückte auf den Kugelschreiber und gab ein ulkiges Geräusch von sich, das sich so an hören sollte, wie der Blitz bei diesen ganz alten Kameras.
Ich spielte mit, fiel zurück auf mein Bett und rieb mir die Augen.
"Wie....? Was...?" stammelte ich und blickte mich theatralisch verwirrt um.
Leighton druckste. "An was können Sie sich noch erinnern Miss?" fragte er mich wie ein Polizist.
Kurz hielten wir beide inne und brachen dann in Lachen aus.
Mehr als nur offensichtlich spürte ich unter uns beiden, wie gut es ihm wirklich tat keine Bürden mehr in unserem Umfeld zu haben. Er strahlte, wurde innerhalb weniger Tage zu dem Leighton, mit dem ich aufgewachsen bin, der die größten Schnapsideen im Kindergarten gebracht hatte.
"Kaileigh?" Leighton wurde mitten in unserem munteren Gelächter ruhig und sah mich über die Stuhllehne hinweg scheu an.
"Ja?" Ich lächelte ihm breit an und legte den Kopf schief.
"Danke." murmelte Leighton. Seine Wangen liefen rot an, er drehte den Kopf von mir weg.
Ich stutzte. "Wofür? Was hab ich wieder angestellt?" harkte ich amüsiert nach.
Leighton zuckte mit den Schultern. "Du... du bist meine beste Freundin, dafür will ich dir danke sagen."
Mit jeden Wort wurde er leiser.
"Ich... ich meine andere hätten mich bestimmt schon lange in den Sand gesetzt, bei dem was ich dir angetan habe, oder Arthur." flüsterte er verlegen.
"Leute die das ihren besten Freunden antun, haben nicht das Recht sich so zu nennen.
Außerdem kennen wir uns unser ganzes Leben lang. Ich werde nie die Hoffnung in dich Aufgeben oder dich hintergehen oder sitzen lassen." versprach ich ihm und legte meine Hand auf seinen Arm.
Er holte tief Luft und sah aus seinen blauen Augen zu mir.
"Ich hab dich als meine beste Freundin wirklich nicht verdient." nuschelte er.
"Doch, Leight das hast du. Jeder verdient einen besten Freund. Nur weil wir es nicht immer so blendend einfach haben wie Monty und Celine, heißt das nicht, dass du mich nicht verdienst. Und wenn die beiden dem anderen Scheiße ans Bein schmieren, raffen die sich auch wieder zusammen."
Nur das man bei den beiden davon ausgehen konnte, dass viel eher der nächste große Krieg ausbrach, wenn ich daran dachte was passiert ist, nachdem Celine Monty das Homecoming Date versaut hat.
Doch jetzt war dennoch alles glücklich ausgegangen, bis auf die Bowle in seinem Gesicht.
Leightons Lippen verzogen sich zu einem vorsichtigen, aber leuchtenden Lächeln, dass seine Augen zum funkeln brachte.
Er setzte an etwas zu sagen, das Klingeln der Haustür unterbrach ihn jedoch.
"Ich geh schon!" hörte ich meinen Vater durch das Haus rufen. Seine schwerfälligen Bärenschritte folgten auf die Sekunde.
"Monty hat manchmal echt mit Celine zu kämpfen, vorallem als sie diese ganzen Typen an der Leine hatte." erinnerte Leighton sich zurück und fand die Worte, die er eben sagen wollte.
"Da haben wir alle versucht sie irgendwie raus zu holen, aber das Problem hat sich von alleine gelöst."
Wir beide schmunzelten und dachten an Caleb.
"Aber davor haben die sich auch mega gestritten, nur ist das nie wirklich groß bis zu dir durchgekommen." verriet Leighton.
Das stimmt. Celine meinte vor Caleb ab und an mal, dass sie Streit mit Monty hatte, aber sie hat nie mehr erzählt oder mit mir darüber geredet. Dennoch sah ich ihr an, dass sie damit ihre Probleme hatte.
Monty erschien nicht so, doch wenn er wollte konnte er ehrlich und graderaus Klartext reden und dann war es ihm egal was andere dachten. Celine nahm sich ebenfalls kein Blatt vor den Mund. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie sich um größere Dinge streiten könnten, als würde es um ihr jeweiliges Leben gehen.
"Kaileigh! Leight! Besuch für euch!" trällerte Dad durch den Flur.
Verdutzt sahen wir beide uns an und standen auf.
"Hast du Celine under Monty auch noch herbeordert?" fragte Leighton mich.
"Nein. Nur du hast darauf bestanden, mir nicht von der Seite zu weichen."
Leighton schmunzelte. "Weil ich mir sorgen um dich mache, so wie du dich um mich sorgst." säuselte er.
Ich erwiderte sein Schmunzeln. "Sag du nochmal, dass wir uns nicht als beste Freunde verdient haben."
Gemeinsam zogen wir durch den Flur zur Haustür und staunten nicht schlecht, wem meinem Vater die Tür geöffnet hatte.
Ich löste mich von Leightons Seite und rannte die letzten Meter bis zur Tür um Arthur mehr als nur erleichtert in die Arme zu fallen.
Er legte seine Arme um mich und zog mich an sich.
"Arthur." hauchte ich aus und drückte ihn an mich.
Lachend strich er über meinen Rücken. "Die Polizisten hatten die Schnauze so voll von mir, also haben sie mich gehen lassen." murmelte er mir zu und lächelte mich breit an.
"Hi Leight!" rief er meinem besten Freund hoch. "Hi Arth." gab Leighton munter zurück.
"Störe ich, oder soll ich später nochmal wieder kommen?" er wandte die Frage offen an Leighton und mich und sah uns beide nacheinander an.
Dabei wirkte er nicht so, als würde er ausflippen, wenn Leighton oder ich ihn wegschicken würden.
"Du kannst bleiben." nahm Leighton mir die Antwort weg. "Ich wollte eh grade wieder rüber. Muss meinem Kunstprojekt noch den letzten Schliff verpassen."
Er wollte Arthur und mir nur nicht im Weg stehen, klang aber auch nicht so als würde er ihm den Kopf abreißen wollen weil er hier aufgetaucht ist.
"Arthur..." trat mein Vater ein, als Leighton in meinem Zimmer verschwand, bevor ich ihn bitten konnte zu bleiben.
Auf der anderen Seite wäre es vielleicht nicht verkehrt. Ich wollte nicht, dass er sich bei Arthur und mir fühlte wie das dritte unnütze Rad.
"... möchtest du nicht zum Abendbrot bleiben." Dad deutete ausladend auf die Küche. "Du warst schon so lange nicht mehr hier."
Arthur stutzte und von der Seite schüttelte ich ganz knapp mit dem Kopf.
Dieses Abendessen würde ein Verhör werden und nicht mehr. Mom und Dad suchten vorher Fragen zusammen, die sie Arthur stellen konnten und dann wurden diese wie beiläufig abgearbeitet.
Hinter diesem nebensächlichem Abendessenangebot stand eine tiefgreifende und unscheinbare Strategie.
"Ja... ja gerne. Das ist wirklich nett."
Ich fluchte innerlich und versteckte meinen Kopf ans einer Schulter.
Er hatte sich grade selber den Gnadenstoß verpasst und es nicht mal gemerkt.
"Supi, dann gebe ich das an meine Frau weiter und wir zaubern etwas großartiges auf den Tisch." strahlte Dad.
"Irgendwelche Vorlieben? Italienisch, Japanisch, Amerikanisch, Mexikanisch...?"
Ich lachte und viel meinem Vater ins Wort.
"Du kannst ihm auch gleich die Flyer in die Hand drücken, die auf dem Esszimmertisch liegen." schlug ich vor.
Arthur lachte, Dad blickte mich entwaffnet an.
"Wir hatten vor wirklich zu kochen, Kaileigh. Dein Freund muss wissen, was ihn in unserer Küche erwartet, falls er mal länger hier bleibt." Dad hob die Augenbraue.
Ich rollte mit den Augen.
"Also wenn das so ist, dann würde ich gerne beim Kochen unter die Arme greifen. Es gibt da ein wirklich gutes Nudelgericht bei dem ich weiß, dass Kaileigh es wirklich gern isst." raste Arthur gleich in die offene Klinge.
Pasta Arrabiata.
Dad war verblüfft darüber, dass Arthur anbat auch noch beim Essenzubereiten zu helfen.
Er trommelte uns beide in die Stube und beauftragte Arthur das Rezept aufzuschreiben, damit er und Mom noch schnell einkaufen fahren konnten.
"Dein Vater war überrascht, dass ich weiß wie man den Kochlöffel schwingt." Arthur setzte sich zu mir aufs Bett und griff nach einem meiner Kissen.
"Er ist der Meinung, dass die meisten Jungs von Heute nur noch Muttersöhnchen sind, die keinen Schimmer von Hausarbeiten haben, da sie eine scheußliche Antiautoritäre Erziehung genießen." seufzte ich.
"In New York ist das die bittere Wahrheit. Da wird jedes Kind so erzogen. Seit dem Kindergarten. Das ist total unverantwortlich. In Calebs und meinem Jahrgang waren wir die einzigen Kinder, die sich an Regeln halten konnten." beschrieb er mir.
"Man hat sofort gemerkt, dass sie aus reichem Haus stammen. Keiner von denen hat gelehrt bekommen bescheiden zu bleiben. Ich meine, ich will mich auch nicht als bescheiden bezeichnen, bei dem Haus in dem ich lebe oder bei dem Schlagzeug, dass in meinem Zimmer steht, aber..."
Ich nahm ihm das Wort aus dem Mund.
"Du bist bodenständig." beendete ich für ihn.
Er nickte und nahm meine Hand in seine.
"Bis ich das erste mal das Haus von deiner Tante gesehen habe, dachte ich, dass du in einem ganz normalem Umfeld lebst." erinnerte ich mich an den Schock zurück. Mittlerweile hatte ich mich an die großen Metalltore und den Palast, den er in Salisbury als Zuhause bezeichnete, gewöhnt.
"Aber..."
Vorsichtig versuchte ich die angelegenheit vom Mittag anzuschneiden.
"... was war eigentlich los? Wieso haben dich die Polizisten mitgenommen?"
Arthur streichelte über meine Hand, doch wich meinem Blick aus.
"Ich... ich meine du musst es mir nicht sagen, aber ich hab mir sorgen um dich gemacht." murmelte ich.
Arthur drehte den Kopf zu mir und küsste meine Wange behutsam.
"Ich hab nichts verbrochen, wenn es das ist, was dir so sorge bereitet hat. Mein Vater würde mir den Halsumdrehen, wenn ich hier im Knast lande." lächelte er weg und küsste mich kurz auf die Lippen, um mich zu beruhigen, so wie ich ihn auf dem Schulflur.
"Was... was ist dann passiert?" fragte ich zögerlich und legte eine Hand an seine Wange.
"Meine Schwester ist passiert." beantwortete er. "Kimberly hat sich bei etwas erwischen lassen, von dem sie die Finger hätte lassen sollen. Man hat sie gestern Abend anscheinend eingebuchtet, aber sie kam heute mit mir wieder raus." erzählte er mir mit ruhiger und ausgelassener Stimme.
Der Blick in seinen Augen hingegen strahlte unruhe und anspannung aus, als würde sich hinter dem was seine Schwester angestellt hatte mehr verbergen.
Ihm wäre es mit Sicherheit unangenehm über seine Schwester und ihre Verbrechen zu reden, also fragte ich nicht weiter nach.
"Von mir wollten sie nur die Bestätigung, dass sie meine Schwester haben, ich ihr Bruder bin und ob wir beide schonmal kriminell auffällig geworden sind. Dieser ganze Quark, den man halt auch im Fernsehen fragt, ein kleines Verhör. Nichts weiter." schob er sorglos zu seite. Sorglos hörte er sich jedenfalls an.
"War da wirklich nichts weiter?" Sanft streichelte ich mit meinem Daumen über seine Wange.
Arthur legte seine Hand auf meine und sah mir fest in die Augen.
Er sackte innerlich zusammen, als würde er mir erzählen wollen, was ihm wirklich auf der Zunge lag, aber er blockte sich selbst und verschwieg mir die eigentliche Wahrheit.
"Da war wirklich nichts weiter Principessa. Sie haben mich nicht gefoltert, mir nicht gedroht die Zunge abzuschneiden oder sonstiges." versicherte er mir, behielt diesmal seine Augen auf mir und küsste mein Handgelenk.
Ich biss mir auf die Wange. Äußerlich lächelte ich über seine Worte
Mich storte es, dass er mir nicht zu vertrauen schien. Wenn es um Leighton ging, dann habe ich nie gezögert mit ihm zu reden. Andersherum verhielt er sich mir gegenüber nicht ehrlich.
"Ich finde wir sollten wirklich nicht über so etwas deprimierendes reden, wie über meine Schwester."
Arthurs Lächeln erreichte seine Augen und unverheißungsvoll zeichneten sich Grübchen auf seinen Wangen ab.
"Und über was dann?" harkte ich nach und legte den Kopf schief.
Das Lächeln auf Arthurs Lippen verzog sich zu einem noch breiteren Grinsen.
"Ich weiß nicht..." seine Augen wanderten durch mein Zimmer. "Dein Zimmer passt übrigens auch zu dir." bemerkte er mit einem ausschweifenden Blick.
"Danke."
Ich schmunzelte und lehnte mich so zu ihm, dass unsere Gesichter ganz nahe aneinander waren.
Für wenige Momente schwiegen wir und sahen uns einfach nur an, als gäbe es nichts interessanteres anzusehen, als unsere Gesichter.
Arthurs Augen sahen mich an wie ein Kunstwerk, sie leuchteten in ihrer mir zugewandten Achtung und Aufmerksamkeit, die bei mir ihr ganz eigenes Kribbeln und ganz viele Schmetterlinge herauskitzelten.
"Vielleicht sollten wir auch gar nicht reden." flüsterte ich seinen Lippen nahe.
Seit Sonntag waren wir kaum unter uns. Die meisten Tage sind wir nach der Schule mit den anderen in der Stadt unterwegs gewesen oder haben den Lernstoff für die baldigen Prüfungen in der Bibliothek nachgetragen.
Jetzt waren wir unter uns.
Ein aufregendes Prickeln beschlich mich, das gleiche, dass ich hatte, als ich Arthur ohne Oberteil gegenüber gesessen hatte.
"Wie meinst du das?" Lächelte Arthur gegen meine Lippen, so nahe dass ich seinen Atem auf meiner Haut spürte und schauderte.
"Meine Eltern sind noch Einkaufen, wir haben das Haus für uns und keinen der uns Stört."
Ich fuhr über seine Wange und ging mit meiner Hand durch seine lockigen Haare.
Arthur biss sich auf die Unterlippe und lachte auf.
"Du meinst, dass wir das von Sonntag fortsetzen könnten?" neckisch legte er den Kopf schief.
Ich grinste und nickte. "Genau das war mein Plan." bestätigte ich und kletterte auf seinen Schoß.
Ohne einen weiteren Moment zu warten legte ich ihm meine Lippen auf und zog ihn an den Schultern näher an mich heran.
Arthurs Hände ruhten für einen unschlüssigen Augenblick auf meinen Hüften, bevor sie sich um mich schlangen und er mich gleichzeitig an sich drückte.
"Was ist wenn deine Eltern wieder kommen?" hauchte Arthur und sah an mir vorbei zur geschlossenen Zimmertür.
Ich zuckte mit den Schultern.
"Ich hab meine Privatsphäre, hier kommt keiner einfach reingescheucht." flüsterte ich und küsste ihn ein weiteres mal.
Arthur lächelte gegen meine Lippen und erwiederte stürmischer, sicherer.
Tatsächlich wurden wir von Knutscherei zu Knutscherei besserer und bewussterer gegenüber dem, was wir taten und was wir bei dem anderen bewirken konnten.
Was das betraf, vertrauten wir uns. Wenn etwas neu und unsicher war, vergewisserten wir uns gegenseitig, ob es okay war weiter zu gehen, wie bei der Sache mit dem Ausziehen.
Doch eben waren wir nur damit beschäftigt das küssen komplett auszukosten und das warme und brizelnde Kribbeln zu greifen und zu genießen.
Ohne zu erzwingen oder heraufführen zu wollen, verließ ich mit meinen Lippen Arthurs und küsste herantastend, forschend seinen Hals.
Sein Kopf sank mit einem seufzen an meine Schulter. Wirr doch beruhigend, wohltuend, kreisten seine Hände über meinen Rücken.
"Denkst du, dass das wirklich eine gute Idee war Kai?" hauchte er mir zu und lachte gegen meine Schulter.
Ich lächelte in seine Halsbeuge. "Wieso denn nicht? Wir sind unter uns. Hier ist keiner."
Meine Lippen flogen über seine Haut, wurden sicherer, so wie als würden wir uns richtig küssen.
Arthurs Atmen gegen meine Schulter wurde Schwerer.
"Kai... stopp, sonst..." murmelte er und hob mit roten Wangen den Kopf.
Ich hielt inne, reagierte und fasste seinen Blick.
Unsicherheit ruhte in seinen Augen.
"Du hast nichts, keine sorge." konnte ich mir denken, um was es ihm ging, doch mir war es zu peinlich es auszusprechen.
Arthur sah an sich herunter und seufzte.
"Ich will echt nicht... ich meine... das wäre wirklich peinlich vor... vor deinen Eltern..." Stammelte er und sah auf irgendeinen Punkt in meinem Gesicht, jedoch nicht in meine Augen.
Ich nahm seine Hände in meine.
Ich verstand ihn.
An seiner Stelle hätte ich vielleicht ähnliche Maßnahmen ergriffen.
Er war bei mir zu besuch, wir waren allein, aber hatten keine Ahnung wann meine Eltern wiederkommen würden.
Ich wusste, dass sie nicht ungefragt bei mir reinspazierten, aber für Arthur konnte ich es mir ungemütlich vorstellen, würden wir es so weit wie Sonntag wagen, dass er im Hinterkopf hatte, dass wir vielleicht nicht mehr die ganze Zeit allein wären.
"Schon klar."
Ich war ihm nicht böse.
Wir beide nahmen in diese Richtung komplette Rücksicht auf den anderen.
Für uns beide war dieses ganze prickeln und diese überwältigenden Gefühle immer noch neu und aufregend. Wir beide wussten nicht wirklich wie oder in welche Art und Weise wir mit dieser Aufregung umgehen sollten, aber das machte es grade noch spannender.
Arthur fuhr sich durch die Haare und stieß die Luft aus.
"Du... du bist mir nicht böse oder?" harkte er nach.
Ich schüttelte den Kopf.
"Ganz bestimmt nicht." versicherte ich ihm und drückte seine Hand.
"Ich... ich hab das auch wirklich nicht böse gemeint. Ich fand das wirklich toll, aber... aber ich wollte es vielleicht nicht zu toll finden, dass...."
Ich unterbrach ihn mit einem kurzen beruhigenden Kuss. "Ich verstehe das total." versicherte ich ihm, doch konnte mir eine kleine Sache nicht zurückhalten.
"Wie hast du das eigentlich am Sonntag überlebt? Ich... ich meine ich saß ohne..."
Arthur sah aus wie eine Tomate. "Das... ich weiß nicht... ich..." er sah sich hilfesuchend um.
"Verdammt..." er zog seine andere Hand aus meiner und raufte sich die Haare.
"Das... das war irgendwie neu, okay? Also... Kai du... du hast wirklich einen tollen Oberkörper und und was...
Ich..."
Ich biss die Zähne zusammen. Ich fand sein verhalten so unglaublich niedlich, aber ich wollte nicht Lachen, es wäre ihm sonst nur noch peinlicher gewesen.
"Das war einfach anders, als das eine mal, als wir so krass bei mir in der Stube herumgeknuscht haben. Ich... ich glaube mein Körper... das... ich glaube er konnte gar nicht so schnell, schalten wie..."
Arthur gab es auf und lachte ertappt.
"Das Kompliment mit dem Oberkörper kann ich nur zurück geben." schmunzelte ich und spürte meine Wangen rot werden.
"Und wegen dem anderen, du musst dich dafür nicht rechtfertigen. Das... ich... das war nur ein Scherz." Jetzt geriet ich ins stocken und lief an wie eine Tomate.
"Dieses ganze... dieses fühlen und... Arthur das ist für uns beide immer noch neu und wir haben beide nicht wirklich nen Plan wie das funktioniert, aber ich denke..." Er nahm mir die Worte aus den Mund.
"Wir gehen damit ganz passabel um."
Ich nickte zustimmend. "So ungefähr wollte ich das auch sagen."
Arthurs rot klang ab.
"Wir müssen ja nicht nur herumknutschen. Ich meine das können wir auch machen, aber vielleicht wenn wir doch die Sicherheit haben wirklich unter uns zu sein. Außerdem mag ich dich nicht nur deshalb." gewann er seine Selbstsicherheit zurück.
"Da stimme ich dir zu. Das... das fühlt sich wirklich toll an, aber das sollte nicht alles zwischen uns sein."
"Genau, kuscheln kann man auch noch."
Arthur attackierte mich ohne Vorwarnung und ließ uns beide auf die Seite in meine Kissen fallen, so dass ich meinen Kopf auf seiner durchtrainierten Brust ablegte.
Ich sah mit einem verträumten Lächeln zu ihm hoch und fuhr durch seine Haare.
"Du bist übrigens wirklich niedlich, wenn du unsicher bist und so herumstammelst." traute ich mich meinen vorherigen Gedanken laut auszusprechen.
Zögerlich legte Arthur seine Hand auf meiner Hüfte ab. Als er merkte, dass ich mich daran nicht störte, beließ er sie da und sah mit einem jungenhaften Lächeln von mir weg.
"Das ist peinlich." bezeichnete er.
"Absolut nicht. Ich finde das toll, also dass du nicht mit allem so überschwänglich bist und am besten alles gleich und jetzt haben und machen willst, wenn... wennn es nun mal darum geht." umschrieb ich.
Eigentlich konnten wir doch offen darüber reden, aber wir beide machten unsere Anstalten und redeten lieber darüber herum wenn es Dinge betraf, die über das kleine und etwas größere Küssen hinaus gingen.
"Mann soll keine Dame zu etwas zwingen, was sie nicht will, sie hat auch einen Willen, einen klaren und starken, und gefühle, gebrechlicher als die eines Mannes. Wer das missachtet, der hat keine Frau im Leben verdient, sondern einen treudoofen und folgsamen Hund." murmelte Arthur. Ganz vorsichtig strich er mit seinen Fingern kreise über meine Seite.
"Lass mich raten, das hat dein Vater dir gelehrt?" flüsterte ich.
Ich hatte das Gefühl, als würde ich Brüllen und die Stimmung zwischen uns zertrampeln, wenn ich in normaler Tonlage redete.
Arthur nickte auf meine Frage.
"Dein Vater klingt nach einem wirklich weisen Mann." schmunzelte ich.
"Das... das ist er in gewisser weise auch. Ich glaube du würdest ihn mögen und er dich. Mit deinen Eltern würde er sicher auch gut klar kommen, vor allem weil dein Vater Anwalt ist. Papa mag Anwälte." redete Arthur stolz los.
"Er meint, dass Menschen die sich in einen solchen Beruf trauen ein starkes Rückgrad haben und dazu gebaut sind Steine zu brechen, wenn es sein muss und genau das beeindruckt ihn."
Bei dem Blick in seinen Augen konnte ich erkennen, wie sehr er zu seinem Vater aufblickte, ihn respektierte.
"Was... was ist mit deiner Mutter?" wagte ich zu fragen.
Arthur redete wenig über sie, eigentlich gar nicht oder kaum.
"Ich... so wie du über deine Familie redest, über deinen Vater... ich kann nicht glauben dass sich deine Eltern scheiden lassen."
In der ruhigen Vertrautheit zwischen uns fiel es mir einfacher meine Tabu-Fragen ihm gegenüber anzuschneiden.
Er nahm es mir auch nicht übel und erklärte mir, dass es viel mehr daran lag, dass sie sich zu viel auf die Füße getreten sind und es einige große und auch kleine Reibereien gab, die zum großen Aus geführt haben.
Doch wie vorhin als er mir von seinem Aufenthalt bei der Polizei erzählt hatte, merkte ich, dass er mir etwas entscheidendes verschwieg, das große Detail was mir noch mehr Klarheit über alles brachte.
Ich fand es gut, dass er endlich etwas offener über seine Mutter sprach, zumindest für diesen Moment.
Für mich ist es seltsam, dass seine Augen immer glasig wurden, sobald er an seine Mutter dachte.
Arthur stand davor in Tränen auszubrechen, sobald er ein Wort über sie in den Mund nahm, als sei schlimmeres passiert als die Scheidung seiner Eltern.
"Das können wirklich viele nicht glauben Kaileigh. Es ist ihnen sicherlich nicht einfach gefallen sich zu trennen. Sie... sie lieben sich wirklich aber..."
Jetzt passierte es.
Aus Arthurs Augen schummelten sich die ersten Tränen. Er gab es auf zu reden und kuschelte sich an mich, schlang meine Arme um mich, als würde er mich nie wieder gehen lassen wollen.
Ich ging durch seine Haare, doch sagte nichts.
Von Leighton wusste ich, dass es in solchen Situationen das schlimmste war ein 'alles wird gut' oder 'das wird schon wieder' zu bringen.
Im Moment konnte ich nicht mehr, als für Arthur da zu sein, als ihn mit kleinen Gesten zu beruhigen.
"Das... das ist für keinen von uns einfach, weder für Papa oder für Kimberly oder mich..." schluchzte er an meiner Schulter.
Sanft strich ich über seinen Rücken.
"Es... es ist als wäre sie gar nicht mehr da, während wir hier in Salisbury sind und sie... sie in... in New York."
Ich spürte wie seine Tränen auf meine Haut trafen.
"Ich vermisse sie so sehr."
Arthur versuchte seinen Atem herunter zu schrauben, sich selbst zu beruhigen, runter zu fahren, doch sobald ich merkte, dass er es geschafft hat, schraubte er sich mit einem herzzerreißenden Schluchzen wieder hoch.
"Ich beneide dich um deine funktionierende Familie Kaileigh."
Er nahm seinen Kopf aus meiner Halsbeuge und sah mich aus rot geweinten Augen an.
Ich wischte ihm mit einem Daumen die Tränen aus dem Gesicht.
"Meine Familie, so sehr sie auch zusammen hält, ist im innern zerbrochen ohne Chance darauf die Scherben wieder zusammen zu kleben." beschrieb er und wischte sich mit dem Hand rücken über die Augen.
Mir zerbrach mein Herz, so am Boden zerstört und traurig, wie ich ihn sah.
Ganz vorsichtig küsste ich ihn, ließ ihn in dieser zaghaften Berührung spüren, dass ich immer für ihn da sein werde, das er sich bei mir um keinen seiner Charakterzüge zu verstecken brauchte.
"Es tut mir leid." murmelte er meinen Lippen nahe.
"Es... es tut mir leid, das du... dass ich geweint habe."
Verdutzt blickte ich ihn an und setzte mich auf.
"Dafür musst du dich nicht entschuldigen, es ist normal über so etwas zu weinen."
Arthur schmunzelte.
"Für Papa ist das ein Zeichen von Schwäche, wenn Männer vor ihren Frauen weinen."
Ich schüttelte den Kopf.
"Das ist die erste Ansicht, die ich nicht mit ihm teile. Männer sind genauso gefühlserlebend, wie Frauen. Du kannst von den gleichen Dingen überwältigt werden, wie ich." Machte ich Arthur klar.
Er lächelte mit wachen Augen.
"Kai! Arthur! Wir sind wieder da!"
Mom klopfte an der Tür an und sprach ohne mein Zimmer zu betreten.
"Darf ich rein kommen, oder störe ich?" harkte sie feinfühlig nach.
Fragend blickte ich zu Arthur, der mir ein Zeichen gab, dass er nach seinem emotionalen Ausbruch kein Problem damit hatte, wenn meine Mutter rein kam.
"Komm rein, du störst nicht." rief ich durch die Tür.
Mom drückte sie auf und schielte mit einem breiten Lächeln zu Arthur und mir.
"Ich möchte euch beiden nur Bescheid geben, dass ihr die Küche jetzt für euch habt. Wir haben alles bekommen, was ihr braucht, Arthur."
Ich sah ihr die besorgte Miene an, die sie ihm zuwarf, als sie das glasige funkeln vom Weinen in seinen Augen erkannte.
SIe besaß jedoch die Manier nicht nach zuharken.
Arthur richtete sich auf und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab.
"Wir sind gleich da. Danke, dass Sie... dass du Bescheid gesagt hast." berichtige er sich.
Meine Mutter lachte. "Für jedes Sie wirfst du einen Dollar in unser Sparschwein." witzte sie und zog sich danach wieder zurück.
Arthur und ich blieben noch einen Moment in meinem Zimmer.
Dann standen wir auf und schlichen in die Küche.
Dad hörte uns jedoch verfolgte uns.
Gelassen lehnte er sich in den Türrahmen, während Arthur und ich die Einkäufe sortierten, nachdem was wir wann zum kochen brauchten.
"Hast du die Kondome gefunden, Arthur?"
Ich wusste das so etwas von ihm kommen musste, wenn er so blod Lächelnd da stand.
Arthur grinste. "Selbstverständlich."
Mit roten Wangen drehte ich mich dem Kühlschrank zu.
"Dad! Kannst du das nicht einmal lassen?" warf ich ihm vor und versteckte mich hinter der Kühlschranktür.
"Och. Kai, das ist doch nur Spaß. Ich dachte ihr jungen Leute könnt da offen drüber reden."
Arthur und ich sahen uns beide mit einem Blick an, der das gesagte von meinem Vater für uns beiden etwas in Frage stellte.
"Naja..." machte er.
"Prinzipiell schon."
"Aber nicht mit Eltern. Das hat dich und Mom nichts anzugehen, dass ich... ich..." Oh Gott...
"...sexuell Aktiv werde?" vervollständigte Dad.
"Dad!"
Ich wurde Puderrot im Gesicht.
Arthur blieb mit tomatenroten Wangen die Ruhe selbst.
Vor anderen, selbst vor meinen Eltern versteckte er seine putzig unerwartete Unsicherheit.
"Bin ich ein peinlicher Vater Arthur?"
Ich biss die Zähne zusammen und schmiss den Kühlschrank zu.
"Ja." beantwortete ich ohne zu zögern.
"Ich hab nicht dich gefragt, ich weiß dass dein alter Herr für dich peinlich ist." bemerkte mein Vater.
"Ich... ich finde es cool, dass sie darüber offener reden können, als ihre Tochter. Eltern müssen manchmal einfach peinlich sein."
Toll das mein Freund mir so in den Rücken fiel.
"Gregory!" schallte meine Mutter aus der Stube.
"Lass die Kids in Frieden! Unsere Tochter wird ihren Freund nie wieder mit nach Hause bringen, wenn du andauernd mit so einem Mist anfängst!"
Dad rollte mit den Augen, klopfte gegen den Holzrahmen der Tür und verschwand dann zurück in seinem Arbeitszimmer.
Erleichtert atmete ich auf und begann mit Arthur einen Plan zu schmieden die Nudeln zu kochen.
Am Ende lief es, wie immer, darauf hinaus, dass ich die Nudeln im Auge behielt und er die ganze Arbeit machte.
Ab und an fragte er mich, wo er was in der Küche fand und ließ mich von der Soße abschmecken.
Wenn ich ihm helfen wollte, schlug er meine Hand weg und meinte, dass eine Dame sich ihre Finger nicht schmutzig zu machen hatte.
Ich versuchte mich dagegen aufzulehnen, wurde aber jedesmal mit einem Kuss dazu gebrach zu vergessen, was ich eigentlich wollte.
Prinzipiel hatte ich nichts dagegen, dass er so viel machte.
Aber wir waren bei mir zu Hause. Ich konnte nicht das ganze Kochen auf ihn abwälzen. Ich wollte auch etwas machen, sonst würde es vielleicht so aussehen, als wäre er nur wegen dem kochen hier.
Mir war klar, dass er diese Frauen sind Göttinnen Ansicht seines Vaters teilte und ich fand es wirklich bewundernswert, was für Manieren er an den Tag legte.
Doch in diesem Moment war mir das einen Hauch zu viel des Guten.
Ich konnte auch kochen und helfen und mich immerhin dazu durchringen im Esszimmer den Tisch zu decken und das Essen rüber zu bringen.
Arthur sah das nicht gerne, aber wenn er versuchte mir dazwischen zu schnappen, schubste ich ihn weg und lenkte ihm von seinem Vorhaben so ab, wie er mich.
Meine Eltern waren von Arthurs Kochkünsten und der Knoblauchbolognese hellauf begeistert.
Dad machte seine üblichen peinlichen Witze darüber, dass ich mir einen Jungen gesucht hatte, der nicht nur gescheid im Kopf war, sondern mich auch nicht verhungern lassen würde.
Mom besah ihn mit einem kritischen Blick und legte ein ernsteres Thema an.
"Was hast du denn eigentlich für dein Leben nach dem Abschluss geplant?" fragte sie ihn freundlich.
Arthur stockte die Gabel zu seinem Mund zu führen und legte sie auf dem Teller ab.
"Ich... ich habe vor Eventmanagement zu studieren."
"Und wo? Hast du dich schon darauf fest gelegt? Oder nimmst du einfach das College, dass dir gelegen ist?"
Jetzt sah ich mit Erwartung zu ihm.
Er starrte blinzelnd auf seinen Teller, hob dann den Kopf und sah mich an, als würde ich ihm aus dem Gespräch helfen.
Ich wusste jedoch nicht wie. Bis eben wusste ich nicht, dass er vor hatte Eventmanagement zu studieren.
Wir hatten eigentlich noch nie über unsere Zukunft gesprochen. Unausgesprochen dachte ich, dass es dafür noch zu früh wäre.
"Also ich bin mir sicher, du wirst dir was bei Kaileigh in der Nähe suchen, also sicherlich hast du dich auch schon in Washington beworben oder?"
Harkte mein Dad gutmütig nach.
Arthur fuhr noch mehr in sich zusammen und nickte.
"Ja... ja das habe ich. Vor ein paar Tagen habe ich meine Bewebung abgeschickt."
Seine Selbstsicherheit gewann die große Überhand, nicht dass er diese abgegeben hatte, aber sie war ein wenig eingestürzt.
"Und an welcher? Howard, Georgetown, George Washington?" ließen meine Eltern nicht locker.
"An der Howard und an der Georgetown."
Mom und Dad sahen sich mit einem breiten Lächeln an.
Ich dagegen sah, dass Arthur wieder diesen Blick mit der halben Wahrheit in den Augen liegen hatte.
"Ich hoffe für euch beide, dass ihr es an die Howard schafft. Da hat Kaileigh sich auch für Jura beworben." stolz sah Dad zu mir und straffte die Schultern.
Arthur sah mich mit einem zögerlichen Lächeln an und griff nach meiner Hand.
"Das hoffe ich auch für uns."
Der Blick in seinen Augen änderte sich Schlagartig.
Ich spürte, dass etwas wieder nicht stimmte.
Ich versuchte ihn irgendwie Stumm zu fragen, aber er reagierte nicht, oder merkte es nicht.
So sicher wie er sich war, zu studieren, so unsicher war er sich darüber wo.
Es mochte sein, dass er vielleicht eine Bewerbung abgeschickt hatte, aber ich konnte mir denken, dass die weder an die Howard noch an die Georgetown oder eine andere Uni in Washington DC. ging.
Ich wusste nicht, wie ich mich dem gegenüber verhalten sollte.
Wir hatten noch nicht darüber geredet, wie es nach der Schule mal mit uns weiter gehen sollte, doch eben war dieses Thema für ein mögliches Gespräch zwischen Arthur und mir unangenehmer geworden.
Es würde mich nicht stören, wenn er Washington nicht anvisierte, das ist nicht schlimm.
Vielleicht ging er nach New York, zurück zu seiner Mutter.
Die beiden Städte wären nicht weit entfernt.
Doch mein Problem bestand darin, dass er anders als zu vor, nicht nur mich belogen hatte, sondern auch meine Eltern und ich keine Ahung hatte was ich tief in meinem inneren davon halten sollte.

DeadendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt