26. I Don't Want You To Go

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"Du weißt, dass wir bis zum nächsten Flieger warten können." Adriano umarmte mich von hinten
Ich schloss die Augen und lehnte mich an ihn. "Ich hab bereits Bescheid gesagt, dass das ich mit dem ankomme, der jetzt landet."
Wir standen auf dem Flughafengelände in Washington DC. und sahen zu wie die Flugmaschine eines norwegischen Flugkonzerns auf dem Hauptplatz zum Landeflug ansetzte.
"Das heißt er wartet schon auf dich." seufzte Adriano und hauchte mir einen Kuss gegen meinen Hals.
Ich nickte, nahm seine Hände und öffnete die Augen. "Er steht vermutlich genau vor dem Gate und wartet darauf, dass ich ihm in die Arme laufe."
Bei dem Gedanken Leighton in wenigen Minuten wieder zusehen, zitterte ich.
Ein wenig hatte ich ihn in den letzten Wochen vermisst, wenn Adriano und ich über ihn als meinen besten Freund redeten.
Mir wurde bewusst, dass ich Leighton noch liebte, doch mehr in der Rolle des sorgenfreien besten Freundes, der er mir geworden ist, als ein zukünftiger Ehemann, mit dem ich jeden Tag meines Lebens planen musste.
Ich wollte das nicht. Dieses geordnete und sortierte Leben. Seit ich denken konnte hatten Leighton und ich unsere Zukunft nie geplant. Wir lebten immer von Tag zu Tag glücklich miteinander.
"Ich will dich aber nicht in seine Arme laufen lassen." stieß Adriano eifersüchtig aus und drückte mich an sich.
Ich drehte mich zu ihm und legte meine Hand an sein Gesicht.
"Denkst du ich will einfach nach Hause fahren und so tun, als wäre zwischen uns nichts passiert?" fragte ich ihn und stellte mich auf Zehenspitzen.
"Du musst nur vor ihm so tun. Unter uns können wir Wir sein. Ohne dass du dich verstellen oder anderen gefallen musst." redete er mir ein und ließ meinen Kuss zu.
Nur so vor Leighton tun, als sei alles okay. Das würde nicht einfach werden.
"Ich habe übrigens deinen Ring noch." hauchte Adriano mit bitterer Miene und kramte in seiner Hosentasche herum. "Es fällt sicher auf, dass das keine normale Geschäftsreise war, wenn du den nicht trägst." schmunzelte er und zog meinen rosefarbenen Verlobungsring hervor.
Mir drehte sich der Magen um als ich das kleine wertvolle Ding in seiner Hand sah.
"Darf ich?" Adriano griff vorsichtig nach meiner Hand und ließ den Ring im düsteren Dämmerlicht funkeln.
"Dein Verlobter hat Geschmack." kommentierte er und steckte ihn mir auf den Finger zurück.
Ich spreizte meine Finger und sah den Ring an wie einen Fremdkörper.
"Er hat ihn nicht ausgesucht. Das war Celine." lachte ich auf und sah zu Adriano.
"Mein Verlobter hatte Angst, dass er mir nicht gefallen könnte, wenn er ihn selber aussucht." erklärte ich knapp.
"Hat sie bei allem in deiner Beziehung die Hand im Spiel?"
Ich zog die Augenbrauen hoch. "Seit der Verlobung? Schon."
"Ich hätte dir deinen Verlobungsring selber ausgesucht und mich auf mein Wissen, dich zu kennen, verlassen.
Selbst nach zehn Jahren bin ich mir sicher, dass ich in jedem Juwelier dieser Welt den perfekten Ring für dich finde."
Schuldbewusst sog ich die Luft ein und sah an ihm vorbei zum Privatjet.
Ich wollte am liebsten Einsteigen und mit Adriano ans Ende dieser Welt fliehen, anstatt zurück in mein Leben zu müssen.
"Adriano..."
Meine Augen glitten zurück zu seinem sehnsüchtigen Blick.
Er wollte mich genauso wenig gehen lassen, wie ich ihn.
"Was ist Kai?" harkte er nach. Ich schaffte es nicht meine Gedanken auszusprechen und schmiegte meine Hand an seine Wange
Mit einem Kuss zeigte ich ihm zärtlich meine Dankbarkeit für unsere Zeit in Catania.
Dankbarkeit dafür, dass er mich nicht wie selbstverständlich hinnahm, sondern mich in allen vergangenen Tagen wertschätzte und sich um mich sorgte, mich liebte.
"Danke." flüsterte ich. Mir wurde immer mehr bewusst, wie viel mir die Wochen mit ihm bedeuteten.
"Wofür?" harkte Adriano nach und fuhr mit seinem Daumen sanft über mein Kinn.
Ich schauderte, fühlte wie Energie und Hoffnung mich erreichten.
"Dafür, dass... dass... ich weiß nicht. Für alles in den letzten drei Wochen." stammelte ich zusammen und lachte leise.
Adriano führte mich in einen herzzerreißenden zärtlichen Kuss, in dem seine Liebe bis in meine Zehenspitzen kribbelte.
Genau dafür dankte ich ihm. Dass er mich so ergreifen und berühren konnte.
"Ich müsste mich für so vieles bei dir bedanken." druckste er und grinste.
"Du hast Catanias Cops zu Sau gemacht. Du hast mir mehr geholfen, als je irgendwer in den letzten Monaten. Du warst und bist für mich da. Du hast mich enjungfert" zählte er feixend auf. Seine Augen spiegelten alles ernste des Geschehenen wieder.
Seine Schwester lebte, er wurde verhaftet und irgendwie sind wir beide hinter dem Rücken dieser Welt zusammengekommen.
Ich drehte mich um. Auf meinen Lippen ruhte ein seichtes Lächeln.
Mit dem Aussteigen der Passagiere aus dem norwegischem Flugzeug verschwand es.
"Wir müssen..." begann ich.
"los..." hauchte Adriano. Er nahm mich behutsam bei der Hand und ging mit mir in dem Anbau für Privatflüge.
Meine Koffer standen ordentlich sortiert auf dem Gang und daneben eine Flugbegleiterin,  die ein paar freundliche Worte mit Adriano wechselte und nach draußen verschwand.
"Ich will nicht, dass du gehst."
Adraino griff nach meiner Hand und zog mich in seine Arme, um mich mir seine Lippen aufzudrücken.
Ich schlang meine Arme um ihn und versank bodenlos in seiner Berührung.
Er hielt mich, wie Glas, dass ihm jeden Moment zerbrechen könnte und küsste mich, als würden wir uns nach diesem Abschied nie wieder sehen, als wären wir nicht mehr die selben, als dürfe ich nicht gehen.
Ich wollte nicht gehen, aber ich musste. Wir beide mussten zurück in unser Leben. Mehr oder weniger.
Für ihn machte unsere neu gewonnene Nähe  nichts aus. Bei mir begannen Steine zu rollen.
"Adriano... ich muss, obwohl ich auch nicht will." bekam ich zwischen verzweifelten Küssen heraus.
Adriano atmete tief durch und fasste mein Gesicht mit beiden Händen.
"Ich weiß." murmelte er.
"Wir sehen uns Montag wieder und dann..."
Er unterbrach mich mit einem Kuss.
"Dann können wir wieder ganz Wir sein. Wenn wir ne Pause brauen, könnten wir zu mir ins Hotel fahren und dann setze ich dich am Abend wieder an der Kanzlei ab und..."
Ich lachte in seine Worte hinein und drückte ihn an mich.
"Wir können auch nur Pause machen, wenn du willst. Ich habe gehört es gibt einen hervorragenden SPA-Bereich im Conrad." raunte er mir zu und strich über meinen Rücken.
"Adriano, wir müssen arbeiten." schmunzelte ich. 
Wehleidig schob ich ihn von mir weg.
"Wir können darüber später verhandeln, ich muss jetzt wirklich los." führte ich ihm die schmerzhafte Realität vor Augen und küsste seine Wange.
Er nickte, griff nach meinen Armen und ließ mich nicht los.
"Ich liebe dich Kaileigh und ich werde dich bis Montag furchtbar vermissen." vertraute Adriano mir aus trüben grünen Augen an.
Mit einem seufzen überwand er meinen geschaffenen Abstand und küsste meine Stirn.
"Ich liebe dich auch Adriano. Und außerdem können wir uns schreiben, wenn wir uns ganz schrecklich vermissen, aber spam mich nicht zu." erinnerte ich ihn mit einem aufbauenden Lächeln. 
Hier in Washington 'Ich liebe dich' zu Adriano zu sagen fühlte sich richtig wie falsch an, da ich wusste dass diese Worte nicht logen und sie mich daran Teilhaben ließen, wie sehr ich Leighton entglitt.
Adriano und ich küssten uns gefühlvoll zum Abschied.
Mit seiner letzten Berührung auf meinen Lippen ging ich den langen Gang aus dem Privatgate in das chaotische Flughafengetümmel. Im Rücken spürte ich wie Adriano mir aus flehenden Augen nachsah, doch ich widerstand dem Drang mich umzudrehen, da ich dann nie wieder zu Hause ankäme.
Hinter mir rollten meine Koffer und verließen als letztes den Hauch meiner Freiheit, die ich in den letzten drei Wochen mit allen Sinnen spürte.
Hektisch blickte ich mich nach dem Gate für den Norwegenflug um und reihte mich unauffällig unter die Ankommenden.
Der Mann am Ausgang erkannte mich wieder und erinnerte sich an meine Sondergenemigung.
In der Haupthalle des Flughafens herrschte reges Treiben.
Es war mitte September, die Sommerferien in Amerika neigten sich dem Ende und alle tauchten aus ihrem erholsamen Sommerurlaub auf.
Neben meinem vermeidlichen Norwegenflug landete  einer aus Dubai und zwei weitere aus Miami.
Leighton in diesem Chaos zu finden würde dauern und so sehr ich es hinauszögern wollte ihn wieder zu sehen, ich wollte nicht dass er diese  Menschenmassen um sich zu lange ertragen musste.
Den Anstand ihn nicht auf mich warten zu lassen, den besaß ich trotz schamlosem Fremdgehen noch.
Mit wachsamen Augen durchquerte die Halle, meinen Blick ausgerichtet auf einen zwei Meter großen Mann mit sonnenblonden Löckchen, coolem und eleganten Kleidungsstil und dem strahlendsten Lächeln dieses Jahrhunderts, das mich einmal zur glücklichsten Frau dieser Welt gemacht hat.
"Kaileigh!"
Leightons engelsgleich Stimme durchschnitt das laute Gewusel um mich herum.
"Hier bin ich!"
Ich blickte mich nach meinem Verlobten um, nach den zwei Metern mit hübschen Locken und strahlendem Lächeln und fand ihn viel zu offensichtlich an einer kleinen Sitzecke, ungefähr zehn Meter entfernt von mir.
Seine Augen leuchteten durch die wirrenden Menschen direkt in mein Herz. Ich spürte wie es aufging und alles, Adriano, was ich mit ihm getan hatte und dass ich Leighton betrog, aus meinen Sinnen wich.
Ich fasste Leightons klaren Blick, griff meine Koffer und nahm die Beine in die Hand.
Aufgeregt rannte ich auf ihm zu, rollte mein Gepäck ihm voraus und sprang in seine Arme.
"Gott, Kai ich hab dich so unglaublich vermisst." Leighton hob mich an meiner Hüfte hoch und wirbelte mit mir umher.
Ich hielt mich an ihm fest, wollte ihn für diesen Moment nicht mehr los lassen. "Ich hab dich auch vermisst, Leight." murmelte ich und nahm seine Hände in meine.
Wie ein Hund, dass sein Herrchen wieder hatte funkelte er mich aus seinen blauen Augen an und wippte auf den Fußballen. "Du bist endlich wieder da." grinste Leighton erleichtert.
Ich nickte und drückte seine Hände, spürte das Gegenstück zu meinem Verlobungsring und schluckte den Knoten herunter, der sich in mir ansammelte.
"Ja das bin ich." erfreut Leighton wieder zu sehen, lächelte ich ihn an.
Überwältigt davon ihn nach drei Wochen endlich wieder vor mir stehen zu haben, zog ich ihn in eine Umarmung und sah darüber hinweg, was er hinter meinem Rücken mit Celine plante, dass er nach einer neuen und größeren Wohnung für uns suchte und einige Favouriten ausgepickt hatte, darunter auch Häuser.
Im Moment war ich froh meinen besten Freund bei mir zu haben, alles andere war für mich vergessen.
So vergessen, dass ich Leighton auswich, als er mich nach unserer Begrüßung küssen wollte.
Ich schaffte es den Moment zu retten und drückte ihm voreilig und mit geheuchelter Aufregung meine Lippen auf, spürte aber nicht das selbe wie in Adrianos küssen.
Da war eine Berührung, ich spürte Leightons Lippen warm, weich und begrüßend, aber nicht das übersprudeln meiner Gefühlskultur.
Das musste das Risiko sein, welches ich einging, wenn ich mich in Adriano verliebte, dass meine Gefühle für Leighton in den letzten Wochen drastisch abgenommen hatten.
"Du..." Leighton schmiegte seine Hände an mein Gesicht und blickte an mir herunter.
Etwas unleserliches huschte durch seine Augen, bevor er schmunzelte und meine Stirn küsste, seine Arme um meine Schultern schlang und mich an sich zog.
"Irgendwie bist du ziemlich braun geworden." lachte er erheitert und fuhr meine Arme ab.
"Ich hab Norwegen im Sommer eher regnerisch im Sinn gehabt." bemerkte Leighton und nahm meine Hände.
"Ich hatte für meine Arbeit Glück mit dem Wetter." schmunzelte ich und erstarrte, als mir dämmerte was Leightons Blick bedeutete.
"Aber es scheint mir nicht das perfekte Wetter für ein Kleid da drüben zu sein."
Rasch sah ich an mir herunter und fluchte tonlos.
Auf alles hatte ich geachtet. Dass ich das Bild was Domenico mir bearbeitet hatte, an ihn schickte, dass ich so aussah wie immer, obwohl Adriano und ich den ganzen Flug im Bett waren und meine Haare bis vor einer dreiviertelstunde ganz anders lagen, so wie mein Outfit, von dem Versuch mir einen Knutschfleck zu verpassen, wollte ich gar nicht anfangen...
"Ich hab mir etwas zum umziehen im Handgepäck verstaut." redete ich mich heraus, lächelte Leighton Scheinheilig an und küsste ihn, bevor er nachdenken konnte.
"Aber du hast so selten Kleider an." bemerkte er und sah sich nach meinen Koffern um.
"Beim packen lag mir das in der Hand. Da dachte ich mir, wieso sollte ich das nicht mitnehmen und auf dem Rückflug anziehen."
Viel eher hatte es Adriano auf dem Rückflug mehr als nur einmal ausgezogen.
Mit Gedanken an die Reise zurück in die Staaten röteten sich meine Wangen.
"Außerdem magst du es nicht, wenn ich ein Kleid anhab." erinnerte ich Leighton.
Der sammelte meine Koffer zusammen und drehte sich zu mir um. "Und dafür gibt es seine Gründe." belegte Leighton allgemein und gab mir mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass wir gehen konnten.
"Die wären? Andere Männer, die mir hinter herschauen, weil ich zu viel Haut zeige?" Ich zog eine Augenbraue hoch.
Adriano mochte es, wenn ich mich zeigte und ich fühlte mich in den Kleidern, die ich in letzter Zeit trug viel wohler als versteckt in Leightons alten Oberteilen und zerrissenen Strumpfhosen, die höchstens meine Knie zeigten.
"Unter anderem. Ich möchte einfach, dass dich mir keiner weg schnappt." sorgte Leighton sich um mich.
Ich seufzte, harkte mich im gehen bei ihm unter und sah zu ihm hoch.
"Du weißt ich hab während dem Studium und an der Law School auf dein Anraten Habkido gemacht. Ich weiß, wie ich mich zu verteidigen habe." argumentierte ich.
"Oder gefalle ich dir nicht, wenn ich mal etwas weiblicher unterwegs bin."
Leighton lachte.
"Natürlich gefällst du mir, wenn du Haut zeigst und weiblich bist. Du bist wunderschön." stammelte er.
Ich spürte, dass es ihm nicht gefiel seine Verlobte in einem Kleid zusehen, in dem sie sich wohl fühlte.
"Wenn es danach geht, dass ich zu viel Haut zeige, müsste ich dir deine Blusen und Hemden verbieten." ärgerte ich ihn und stieß ihm meinen Ellenbogen in die Seite.
Leighton stieß die Luft aus und lachte. "Das würdest du nicht wagen."
Ich zuckte mit den Schultern.
"So sehe ich das mit den Kleidern." grinste ich.
Seufzend knickte Leighton ein.
"Um ehrlich zu sein, ich möchte nur, dass sich kein anderer Mann in dich verliebt. Du gehörst mir und ich weiß, dass du wunderschön bist und... und ich fühle mich unsicher, wenn du so aussiehst und ich..."
"Leighton." fiel ich ihm in Wort und drückte seinen Arm. "Du... du musst nicht unsicher werden, weil ich mich wohl fühle Kleider zu tragen."
Bei meinen nächsten Worten lagen mir Steine im Magen.
"Meinewegen können sich alle Männer dieser Welt in mich verlieben und ich würde nur Augen für dich haben." redete ich ihm seine Ängste aus, während sie sich hinter seinem Rücken ereigneten.
Leighton schüttelte den Kopf und entschuldigte sich für seine Worte.
Er begründete sich in den letzten Wochen zu viele sorgen gemacht zu haben und war unglaublich erleichtert, dass ich sicher ankam.
Damit wechselte das Sorgenthema vom Kleid zum Kind.
So überzeugt wie er von einer Familie redete, so distanziert stand ich dem Gegenüber, vor allem wenn es zwischen Adriano und mir so rollte.
Bis zu unserem Ford hörte ich desinteressiert Leightons Familienträumen zu.
Verloren stand ich an der Beifahrertür und sah mich auf dem Parkplatz um.
Als Leighton mir über den Wagen hinweg zuwinkte, wusste ich, dass er mir die Tür nicht aufhielt.
Ich biss die Zähne zusammen und kletterte ins Auto, als Leighton startete.
Er fragte, ob es mir gut ging, da ich ein wenig Abwesend wirkte.
Draußen wurde es dunkel und ich hatte einen langen und anstrengenden Flug hinter mir.
Mein Verhalten schob ich also auf Jetlag mit aufbauenden Bauchschmerzen.
Leighton harkte ausparkend nach, ob ich in meiner Arbeit vorangekommen sei. Ich schärfte meine Antworten so ab, dass ich nicht viel von meinen Ergebnissen preisgab.
In der aufkommenden Ruhe im Wagen spannte ich mich auf meinem Platz immer mehr an.
Meine Bauchschmerzen stachen und Leightons unschuldige Ahnungslosigkeit erdrückte mich.
Ich starrte aus dem Fenster und summte aus Gewohnheit die Lieder mit, die Leighton aus einer Playlist laufen ließ.
Washington leuchtete in hülle und fülle um uns und ragte groß und modern auf.
Anders als das rustikale und romantische Catania.
"Wo fahren wir hin?"
Ich versuchte beiläufig zu klingen.
Leighton lächelte, den Blick auf die Straße gerichtet, als wir an unserer Wohnsiedlung vorbei fuhren.
"Wir fahren noch etwas essen. Deshalb hab ich dich doch gestern nach einem Restaurant gefragt."
Ich entsinnte mich an das kleinste meiner Probleme des geschehenen Tages.
"Können wir nicht erst mein Gepäck wegbringen?" fragte ich Leighton und biss mir auf die Wange.
Es waren die selben drückenden Bauchschmerzen, die mich gestern heimsuchten und verhinderten.
"Das hätten wir machen können, wenn du dich beeilt hättest aus dem Flieger zu kommen." enthielt Leighton mir vor.
Ich sammelte meine Nerven, um nicht an die Decke zu gehen.
Ich hatte keinen Hunger, mein Bauch tat weh und ich wollte in mein billiges und einfaches Boxspringbett und mich vor der ganzen Welt und Leighton verstecken.
"Hab ich doch. Was kann ich dafür, dass neben meinem noch drei andere Flieger landen und ich dich nicht sofort finde?" pampte ich.
"Außerdem hab ich nen Jetlag und bin müde."
Leighton neben mir atmete tief durch.
"Ich dachte mir, dass ich dir eine Freude mache, wenn wir den Abend entspannt ausklingen lassen." erklang er und schielte zu mir herüber.
"Außerdem habe ich deine Eltern zum Essen eingeladen."
Ich hörte meine Sicherrungen durchbrennen.
"Was?" Ich versuchte mehr überrascht als gereizt zu klingen.
"Wir haben uns alle so lange nicht mehr gesehen und ich dachte das wäre ein guter Zeitpunkt, um ihnen von unseren Zukunftsplänen zu verraten." erklärte Leighton mir begeistert.
Er meinte es wirklich ernst. Leighton wollte Mom und Dad also wirklich unter die Nase reiben, dass sie Großeltern werden ohne es vorher mit mir abgeklärt zu haben, dass er das vorhatte.
Dies stellte einen weiteren Grund dar, mich vor ihm zu verstecken.
"Ich wollte dich damit überraschen, aber da du ja nicht begeistert davon bist mit mir und deinen Eltern essen zu gehen..." Ich fiel seinem reuevollen Klang ins Wort.
"Leighton ich bin begeistert. Das ist eine tolle Idee und eine gute Gelegenheit." presste ich beschwichtigend hervor.
"Aber es wäre besser wenn du mich vorher eingeweiht hättest, dass meine Eltern auch kommen. Ich hatte mich darauf eingestellt mit dir etwas zu bestellen, unsere Art von Essengehen, nicht wirklich das Essengehen." redete ich mich heraus und raufte mir die Haare, als er die Innenstadt erreichte und sich das Navi in unserem Wagen anstellte.
Leighton lachte und griff im fahren nach meiner Hand. "Ich hätte mich klarer ausdrücken sollen. Ich merke es mir für das nächste mal." ging er auf mich ein und drückte sie.
Früher, also vor unserer Verlobung, hatte mich diese Geste beruhigt, jetzt versetzte sie mich in Angst, Schrecken und Schuld. Angst davor, was wäre wenn er herausfand, was ich in den letzten Wochen getan hatte, oder wo ich war.
Schrecken, da ich sah was ich mit Leightons Ahnungslosigkeit anstellte und er nicht merken würde, wie es wirklich in mir aussah, bis auf das was ich ihm zeigte.
Schuld, weil ich Leighton betrog und jemanden wie ihn an meiner Seite nicht länger verdiente.

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