31. Don't You Dare

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"Kaileigh, hast du eigentlich noch alle Latten am Zaun?" Leighton rauschte Samstagabend aufgebracht ins Badezimmer.
Ich hatte die unheilvolle Befürchtung, dass er das Ultraschallbild oder den Schwangerschaftstest entdeckt hatte.
Meine Sorge verschwand, als ich ihn durch den Spiegel sah.
Mein Verlobter zog die Kontoauszüge hinter seinem Rücken hervor.
Ich sah auf mein Abbild zurück und blendete den braunen Lidschatten in den hellen roseton über.
"Siehst du mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede?" schmetterte Leighton verärgert.
Ich nahm den Pinsel von meinem Lid und drehte dann meinen Kopf zu ihm.
"Was hab ich jetzt schon wieder falsch gemacht?" blaffte ich ihn an.
Leighton schüttelte ungläubig den Kopf. Jetzt war er nicht nur untervögelt, sondern auch wütend auf mich, wunderbar.
"Was du falsch gemacht hast?" 
Als würde ich seine Gedanken lesen können, wedelte er mit den Kontoauszügen in seinen Händen.
Er hatte mitbekommen, dass ich mir diese Woche einen teureren Shopping-Trip geleistet hatte.
"Kaileigh, du hast verdammte zweihundert Dollar für eine Handtasche ausgegeben und noch mal dreihundert für ein Kleid!"
'Und das war noch nicht mal alles.' behielt ich mir auf den Lippen.
"Ja und?" harkte ich unteressiert nach und vervollständigte den Farbverlauf auf meinem anderen Auge.
"Ja und!?" Schallte Leigthton nach. "Das können wir uns nicht leisten!"
Hatte er nicht vor wenigen Monaten einen Tisch in einem der teuersten Restaurants der Stadt reserviert und meinte, wir könnten es uns leisten?
"Doch können wir. Hast du meinen Kontostand mal gesehen?"
Ich blieb kühl. 
Mich lockte er an diesem Abend nicht aus meiner ruhigen Haut. In einer halben Stunde verschwand ich, dann konnte er mir bis zum morgen nichts mehr.
"Ja, den habe ich und ich würde gerne wissen woher die fünfhundertausend Mäuse kommen." fauchte Leighton. Er marschierte ins Bad ein und schmiss hinter sich die Tür zu.
"Weißt du noch dieser große, geheime Fall? Meine Klientin hat mich gut dafür bezahlt, ist quasi mein Schweigegeld." säuselte ich
Eigentlich waren die fünfhundertausend die Anzahlung von Adriano dafür, dass ich seinen Fall übernommen hatte. Das konnte ich Leighton unmöglich sagen.
"Und du hattest es nicht nötig mir das mal zu verraten?" verhörte er mich.
Ich zuckte mit den Schultern. "Du hast es herausgefunden, als du mit meiner Karte auf der Bank warst." hielt ich ihm vor die Nase.
"Erzählst du mir überhaupt noch irgendetwas darüber, was in deinem Leben abgeht?"
Vielleicht hätte ich Leighton am Dienstag ranlassen sollen, dann wäre er heute halb so aufgebracht.
"Ich habe dir erzählt, dass ich mit Celine heute zu diesem neuen Club fahre und ich bei ihr übernachte, weil ihre Wohnung in der Nähe ist und ich nicht weiß, wie viel ich trinke."
Ich schlief nicht bei Celine, wenn alles gut ging und ich wusste bereits, dass ich keinen Alkohol trinken werde.
"Und wann wolltest du mir von deinen neuen Investitionen erzählen?"
Ganz bestimmt nicht so!
"Die waren im Internet runtergesetzt. Du kennst mich, ich kann nicht anders, als einfach zuzuschlagen."
Ich lächelte Leighton lieblich an.
"Du willst mir klar machen, dass man Dolce & Cabanna Kleider einfach so über Amazon bestellen kann?"
Überzeugt nickte ich. "Ja. Du kannst auch ohne weiteres einen Burberry Trenchcode oder Gucci Taschen bestellen." machte ich ihm klar.
Leighton schüttelte den Kopf.
"Ich rufe Celine an und sage, dass euer Abend abgeblasen ist. Du bleibst hier, wir diskutieren das aus."
Er verschwand aus dem Bad und steuerte die Stube an.
Ich wirbelte ihm mit meinem halbfertigen Make-up hinter her.
"Das wirst du nicht tun. Ich freue mich die ganze Woche auf diesen verdammten Abend!" plärrte ich ihm hinterher.
"Doch das werde ich, weil du mir anders anscheinend gar nicht mehr zuzuhören scheinst, seit Dienstag!" setzte er mir die Pistole auf die Brust.
"Ich höre dir zu. Ich könnte dir jedes scheiß Wehwehchen deiner fünftklässer samt Namen aufzählen, die sie dir die Woche gezeigt haben! Aber du hörst mir nicht zu, da ist es scheißegal ob es darum geht, das ich nicht mit dir ins Bett will oder ich für einen verdammten Abend raus muss!" schimpfte ich ihm entgegen.
Leighton blickte mich getroffen an. Er sah zu boden.
"So denkst du also von mir?" stieß er aus. Er maß wie nahe ich ihm stand anhand dessen ob ich mit ihm schlafen wollte oder nicht.
Ich biss die Zähne zusammen und stierte an ihm vorbei.
"Ich habe dich die ganze Woche um deine Entscheidung auf dem Sofa zu schlafen respektiert, ich habe gesagt dass es für mich kein Problem ist, dass du den Abend mit Celine verbringst, weil ich dich verstehe und ihr schon lange nicht mehr feiern wart, aber ich verstehe nicht, wieso du mir das hier nicht gesteckt hast." er wedelte mit den Auszügen in der Hand.
Wenn er nur wüsste, was ich ihm alles noch nicht gesagt hatte, die Zahlen auf meinem Konto waren da noch das kleinste Übel...
"Und deshalb willst du mir das ganze Wochenende vermasseln?" stach ich.
Leighton seufzte.
"Kai, ich will mich nicht mit dir streiten, jetzt wo wir auf Tretmienen laufen." knickte er in unserer Diskusion ein und legte sein Handy zurück. "Ich habe keine Ahnung was für eine Laus dir über die Leber gelaufen ist, wirklich nicht, vielleicht hast du auch einfach nur deine Tage, aber was auch immer es ist, bekomme es wieder in den Griff."
Leighton legte die Kontoauszüge auf den Stubentisch und trat zu mir.
Ich spielte mit dem Gedanken anzufechten, wieso er mit meiner Karte Kontoauszüge holen ging. Aber mein Geldbeutel lag freizugänglich für uns beide auf der Kommode im Flur. Bis heute ist es nie ein Problem gewesen, dass wir für den je anderen die Ausdrucke mitnahmen.
Leighton stand knapp vor mir, hob die Hand, um mein Gesicht zu berühren, doch hielt sich aus Angst vor meiner Reaktion zurück.
"Ich liebe dich, Kaileigh, wirklich..." murmelte er.
Mir tat es weh diese Worte so aufrichtig und ehrlich aus seinem Mund zu hören, denn ich konnte nicht mehr mit den selben Gefühlen erwidern.
Entschlossen nahm ich seine Hand in meine.
"Ich dich auch, Leight." flüsterte ich.
"Ich werde hiermit das erste und das letzte mal darüber hinweg sehen, dass du so viel Geld für Kleidung über den Haufen geworfen hast. Aber das nächste Mal, wenn du so einen Rappel bekommst, sagst du mir Bescheid."
Innerlich lachte ich.
Wie sollte das denn aussehen? Hey Leighton, Adriano und ich waren heute etwas gehobener Shoppen und er hat n Großteil meiner Käufe übernommen, nur n Bruchteil habe ich bezahlt, also erschrecke dich nicht, wenn du in meinen Schrank und auf mein Konto schaust.
"Ja, ja ich werde dir Bescheid sagen." flötete ich seine Worte brav nach, um meine Ruhe vor ihm zu haben.
Er zwang mich in eine Umarmung, die ich zuließ.
"Wenn du morgen wieder von Celine da bist, können wir den Mist von Dienstag vom Tisch bringen. Ich will das nicht nochmal ne Woche zwischen uns stehen haben." bot er mir an.
Ich nickte und spürte den nervösen Herzschlag an seiner Brust.
Meiner blieb ganz ruhig. Leighton brachte mich nur noch aus der Ruhe, wenn ich wütend oder verzweifelt wegen ihm war.
"Ich will das auch nicht mehr zwischen uns haben und wieder im Schlafzimmer schlafen." schmunzelte ich. "Das Sofa ist auf Dauer echt unbequem."
Leighton lachte und strich über meinen Kopf.
"Mich hat es gewundert, dass du es überhaupt so lange darauf ausgehalten hast."
Ich sah zu ihm hoch.
"Mich hat es gewundert, dass du nicht zu mir gekommen bist, obwohl ich dir gesagt habe, dass..."
Er küsste mich vorsichtig.
"Ich wollte dir nicht zu Nahe treten, bis du dich beruhigt hast." hauchte er mir zu. "Ich wollte dir deinen Freiraum geben."
Ich nickte. "Den kannst du mir heute Abend auch geben, indem du mich jetzt wieder ins Bad lässt, damit ich mich fertig machen kann." quängelte ich in seinen Armen.
Er nickte und lachte. "Aber über dein Outfit müssten wir noch mal reden." kommentierte er und hielt mich eine Armlänge auf Abstand.
Ich sah an mir herunter und fand, dass es daran nichts auszusetzen gab.
Ich trug das dreihundert Dollar teure Dolce & Cabanna Kleid, dass sich betonend und schwarz an meinen Körper schmiegte. Der Stoff fand sein Ende mitten auf meinen Oberschenkeln.
Vielleicht war es etwas zu kurz, aber es bedeckte alles, was es bedecken musste.
"Was gibt es daran auszusetzen?" fragte ich Leighton.
Ich wusste, dass er es nicht leiden konnte, wenn ich in einem Kleid das Haus verließ.
"Naja. Es ist ziemlich kurz und... und du bist eine Wunderschöne Frau und es ist kalt draußen."
"Leighton, ich weiß mich zu verteidigen. Ich habe eine Strumphhose an und Celines Freund ist auch mit." redete ich ihm seine Kontrapunkte aus und wandte mich aus seinem Griff.
Leighton ließ mich gehen.
Wie ein treudoofer Hund tappelte er mir ins Bad hinterher.
"Ein normaler Mann würde sagen, wie sexy ich aussehen würde." bemerkte ich.
Leighton sah mich durch den Spiegel an.
"Ich bin aber nicht normal und du bist meine Verlobte, da werde ich mir über deine Kleidung sorgen machen dürfen."
Nein, das durfte er nicht.
Ich setzte den Eyeliner an und bekam mit dem ersten Versuch auf beiden Seiten den perfekten Lidstrich hin.
"Ich mir auch, und trotzdem lass ich dich in deinen tiefausgeschnittenen Blusen in die Schule." erinnerte ich ihn.
"Das ist etwas anderes." tat er ab.
"Die Diskussion hatten wir schon mal." erinnere ich ihn. "Und da sind wir zu keinem Entschluss gekommen, also darf ich meine Kleider tragen und du deine Blusen ohne, dass wir dagegen sind." säuselte ich.
Leighton verschränkte die Arme und lehnte sich gegen den Badschrank.
Ich zückte meine Mascara, anschließend vervollständigte ich mein Aussehen mit etwas Lippenstift.
"Du siehst aus wie ne Edelnutte." kommentierte Leighton kalt.
Auflachend drehte ich mich zu ihm um.
"Was?"
Er schmunzelte. "Nur n Witz, du siehst großartig, bombastisch, mega sexy aus, Kaileigh." nahm er zurück und umarmte mich von hinten.
Ich sog die Luft ein. So langsam konnte Celine anrücken und mich aus der Wohnung klingeln, damit wir zu Adriano und Caleb stoßen könnten, die auf uns vor dem Club warteten.
Vor dem Club, in den uns Kathalena zur Eröffnung eingeladen hatte.
Adriano ging mir am Mittwoch auf die Nerven, bis ich ihm meine Zusage versprochen hatte.
Er erklärte sich sofort dazu bereit Monty anzuheuern, dass er Leighton für den Abend ablenken sollte, während wir zwei uns mit Celine und Cole einen tollen Abend machten.
"Wann verschwindest du zu Monty?"
Ich verdrehte meinen Kopf so, dass ich Leighton ansehen konnte.
Der lehnte sein Gesicht zu mir herunter und küsste meine Wange. "Sobald du weg bist." murmelte er mir zu.
Ich unterdrückte ein seufzen, zu erwarten, dass er nicht nach mir verschwand, konnte ich mir denken.
"Was habt ihr eigentlich vor?" harkte ich nach.
Leighton zuckte mit den Schultern. "Er hat sich n neues Spiel für seine Playstation geholt und will es mit mir testen." teilte er mir beiläufig mit.
Ich nickte. "Dann wünsche ich euch dabei viel spaß."
So unauffällig wie möglich löste ich mich aus seinen Händen und huschte an ihm vorbei ins Schlafzimmer.
Leighton folgte mir auf Schritt und tritt und beobachtete mich, als ich eine einfache dunkle Clutch aus meinem Schrank kramte, so wie das paar Schuhe, dass Adriano mir geschenkt hatte.
Zu spät schnallte ich, dass Leighton unmittelbar bei mir stand.
"Wo... hast du die her?" fragte er mich verdattert.
Ich stieg in die hohen Sandalen, als hätte ich ihn nicht gehört.
"Kaileigh..." forderte er mich auf zu reden.
"Celine hat die von ihrem Freund geschenkt bekommen, aber hat da nicht reingepasst, also hat sie sie mir geschenkt. Ich habe für die keinen Cent ausgegeben, ich schwöre!"
Ich hielt Leighton meinen kleinen Finger hin.
Der war damit beschäftigt die Saint Laurent Schuhe ausgiebig zu betrachten.
"Sie bekommt solche Schuhe geschenkt?" Leighton lachte, doch das Misstrauen in seinen Augen blieb.
"Ja. Der Typ verdient ne Menge Geld mit seinem Start-up unternehmen." zog ich mir herbei.
Leighton zog eine Augenbraue hoch und ging auf meinen Kleinenfingerschwur ein.
"Celine scheint diesmal wirklich in den Goldkessel gegriffen zu haben." schmunzelte Leighton.
Ich belächelte seine Formulierung und zog mit der Clutch in meiner Tasche zurück in die Stube, um mein Handy zu holen.
Flüchtig warf ich einen Blick aufs Display und schob die Nachricht von Adriano weg, als Leighton hinter mir auftauchte.
"Du hast immer noch dein Passwort drin." bemerkte er.
"Wieso sollte ich es rausnehmen?" gab ich mit einer Gegenfrage zurück.
"Ich fühle mich sicherer, wenn man nicht einfach auf meine Daten zugreifen kann." rechtfertigend verschwand es in meiner Tasche.
Mein Rundgang führte mich in den Flur. Dort packte ich mein Portmonaie in die Tasche.
"Ist das die zweihundert Dollar Tasche?" fragte Leighton.
Ich hielt sie ihm hin. "Allerdings."
Zögerlich nahm er sie in die Hand und betrachtete sie von allen Seiten.
"Sind die nicht voll einfach zu klauen? Ich meine..." Was er meinte musste bis morgen warten, denn endlich klingelte es an der Wohnungstür.
Ich riss Leighton die Tasche aus der Hand und sprintete auf die Sprechanlage zu.
"Bounasera Kaileigh." Mir wich die draufgepinselte Fondation aus dem Gesicht.
Was suchte Adriano an der Klingel!?
"Verdammt, scherr dich zurück zum Wagen, bevor ihr Verlobter..."
Leighton blickte mich besorgt an, als ich vor ihm weiß anlief.
"Ich... ich bin gleich unten." säuselte ich durch den Hörer nach unten und hörte, wie Celine Adriano anpflaumte, was ihm einfiel einfach bei mir zu klingeln, wenn er wusste, dass ich nicht alleine war.
"Lass dir Zeit, ich hab hier noch nen Arsch zu versohlen und es ist mal nicht Coles." flötete Celine und verschwand.
Ich stieß angespannt die Luft aus.
So war das ganz und gar nicht geplant.
Ich konnte von Glück reden, dass diese Wohnung auf mich ging und deshalb auch nur mein Name auf der Klingel stand und nicht Leightons.
"Ist alles okay?" harkte Leighton nach.
Ich nickte, fegte zu den Jacken und suchte mir eine passende heraus.
"Du weißt, dass es kühl draußen ist." bemerkte Leighton.
"Wir sind in nem Club, nicht unterm Sternenhimmel. Da ist es Warm." kommentierte ich, klemmte die Clutch zwischen meine Beine und zog mir die Jacke über.
Mit einem gehetzten Kuss verabschietete ich mich von Leighton und huschte aus der Wohnung.
Tiefdurchatmend startete ich meinen Weg aus dem Gebäude und staunte nicht schlecht, als Adriano vor dem Eingang stand und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
Celine neben ihm sah aus, als würde sie ihm mit ihrer Handtasche eines überbraten wollen.
Ich entschied mich Adrianos lächeln zu erwidern, wider der Panik die mich in meiner Wohnung überfiel. Leighton hatte die mänliche Stimme durch den Hörer nicht hören können.
Heute wäre das erste mal, dass Adriano und ich außerhalb meiner Arbeitszeiten und unseren Abmachungen trafen. Wir hatten vereinbart diese zu brechen, doch nur selten und mit der allseitigen Absicherung eines glaubwürdigen Alibis, das ich definitiv hatte. Leighton war auch versorgt, also konnte dieser Abend, diese Nacht nur gut gehen.
Adriano zog mich sofort in seine Arme, als ich aus dem Gebäude trat. Liebevoll küsste er mich und besah mein Outfit von oben bis unten.
Seine grünen Augen leuchteten mich an, als sie sahen, was ich trug.
"Die Schuhe und das Kleid kenne ich." grinste er. "Du siehst echt sexy aus." gurrte er mir mit einem noch weiteren Grinsen zu.
Celine sah sich panisch um und blickte nach oben, als würde Leighton aus dem Fenster schauen und überprüfen mit wem ich wirklich in die Stadt zog.
Ihre Sorge sollte meine Sorge sein, doch in dem Moment, als ich Adriano gesehen hatte war Leighton vergessen.
"Leute bitte, turtelt meinetwegen im Club so herum, aber nicht hier!" zischte Celine uns mahnend an.
"Du hast schon genug riskiert, indem du einfach zur Klingel gegangen bist, Adriano."
Adrianos Augen glühten frech auf, ohne vorwarnung zog er mich in einen Kuss.
Celine fluchte.
Adriano und ich lächelten uns dümmlich an.
Ich konnte spüren, wie meine Sorgen in seiner Gegenwart immer weniger wurden, bis auf die eine in meinem Bauch.
"Wir können auch noch mehr riskieren Celine." säuselte Adriano provokant.
"Das reicht!" wetterte sie und stiefelte vom Eingang weg.
"Ihr bewegt eure Ärsche jetzt auf der Stelle zum Wagen und das getrennt voneinander." wies sie streng an.
Adriano nahm die Hände von meinen Hüften und eine von meinen in seine.
"Kannst du vergessen." Er blickte nach oben.
"Da ist keiner der guckt. So langweilig wie Kais Verlobter ist, wird er eh schlafen, bis er zu Monty düst."
Gelassen schlenkerten Adriano und ich zum Parkplatz.
"Geschlafen hat er nicht. Er ist mir auf die Nerven gegangen, weil ich ja so ein kurzes Kleid anhabe." äffte ich Leighton nach.
Celine strackste uns voraus.
"Es ist nicht kurz." Adrianos Augen flogen über meinen Körper, doch nicht in dieser Art, die mich sofort im Bett sehen wollte, wie Leighton am Dienstag. Adriano warf mir seine Blicke mit Bedacht zu und nicht aus Willkür.
"Das Kleid ist Figurbetonend und es steht dir, wirklich." beteuerte er und küsste im gehen meine Wange.
Celine, die an Adrianos weißem Jaguar stand, riss sich die Haare aus.
"Spinnst du denn total!" schimpfte sie.
Adriano beachtete sie nicht, sondern hielt mir die Tür zum Beifahrerplatz auf.
Cole rief mir vom Rücksitz ein munteres 'Hi!" zu, ich begrüßte ihn gut gelaunt und stieg in den teuren Wagen.
Beim einsteigen musterte ich sein Outfit.
Er trug ein ziemlich weit aufgeknöpftes dunkelgraues Hemd und dazu schwarze Hosen, die an den Knien offen waren.
An seinen Hals schmiegte sich ein Choker-Halsband.
Ich biss mir auf die Unterlippe, als er um den Wagen herumging und neben mir einstieg.
Genau so ähnlich hatte er sich angezogen, als wir auf Catania waren, als uns keiner etwas konnte. Das Hemd immer einen Knopf zu weit auf, um nicht zu sehr nach irgendeinem spießigen Büroarbeiter auszusehen, die Hose um lässig zu wirken. Einzig die Choker war neu und beim genaueren betrachten wusste ich nicht was ich davon halten sollte.
Adriano startete den Wagen und fuhr so schnell es ihm möglich war vom Parkplatz und aus dem Wohnviertel.
"Darf ich jetzt turteln, Celine?" grinste er in den Rückspiegel.
Celine gab einen angestrengten Laut von sich.
"Ihr seit schlimmer als hormongesteuerte Teenager." brummte sie.
"Das ist ein ja." leitete Adriano ab und nahm meine Hand beim Fahren in seine.
Ich schielte zu ihm herüber und lächelte.
Mit der Wärme, die er auf mich übertrug, spürte ich dass Leightons Meinung gegenüber meinem Outfit oder meinem Make-up immer mehr verschwanden.
Ich fühlte mich wohl, frei, wieder wie ich und das nur durch einen kleinen Tapetenwechsel und einer bestimmten Person an meiner Seite.
"Ich denke mal so war es auch gemeint." kommentierte ich.
"Also ich freue mich, dass die beiden nicht mehr versuchen sich die Köpfe einzuschlagen." redete Cole auf Celine ein.
"Du hättest ihre erste Begegnung im Hotel nicht sehen dürfen. Sie haben sich angesehen, als würden sie den anderen aus dem Fenster schubsen wollen." lachte er und steckte Adriano und mich an.
"So schlimm war es gar nicht." schob ich unter den Tisch und drehte mich nach hinten.
Cole zog eine Augenbraue hoch. Celine lehnte an seiner Schulter und blickte ihn, als wäre er ihr ganzes Universum.
"Nicht?" Er legte den Kopf schief.
"Du hast gezittert wie ein Zitteral und bist mir fast zusammen gebrochen." erinnerte er mich.
Ich seufzte. "Nicht zu vergessen der abgebrochene Schuh und wie unbedingt du wieder von mir weg wolltest." mischte Adriano mit.
"Ach? Aber du warst ohne?" warf ich ihm entgegen und drehte mich zurück nach vorn.
"Du hast mich angesehen, als würdest du mir an Ort und Stelle die Kleider vom Leib reißen."
Zu gut sah ich diesen untersuchenden Blick von ihm wieder vor meinen Augen.
"Was ich letzendlich später auch gemacht habe." Adriano ließ sich genauso wenig aus der Ruhe bringen, wie ich mich.
"Du? Ich hab angefangen dich auszuziehen." zog ich ihn auf und drückte deine Hand.
"Erspart uns die Details." kam es von Celine auf dem Rücksitz. "Ich hab verstanden, wie sehr wir alle dafür sein sollten, dass ihr euch hinter verschlossenen Türen wieder gefunden habt." schmunzelte sie.
Im Rückspiegel sah ich wie sie näher an Cole heranrückte und er den Arm um sie legte.
"Jetzt fehlen nur noch Leight und Helena, dann ist die alte Gruppe wieder vollständig." meinte er in Erinnerungen hängend.
"Leighton wollt ihr sicherlich nicht wieder sehen und Helena hat sich aus dem Staub gemacht." seufzte ich schweren Herzens.

DeadendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt