34. I Thought We Do Not Have Any Secrets To Hide

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Leighton musterte mich von oben bis unten, als ich in der Küchentür stand und ihn dabei beobachtete, wie er Frühstück machte.
Für einen kurzen Moment beschlich mich die Sorge, dass er den Schwangerschaftstest im Mülleimer im Bad gefunden hatte, da sein Blick länger als gewöhnlich auf meinem Oberkörper verweilten.
Aber anhand seines verzweifelten unterdrückten Schlafzimmerglitzern und an der Tatsache, dass ich das blaue Nachtkleid trug, konnte ich meine Ängste schnell ablegen.
Das Thema Kinder hatte sich seit meinem Ausraster vor fast zwei Monaten erledigt. Ein absolutes Tabo war es auch nur über den Gedanken einer Hochzeit zu reden. Diese Dinge blieben zwischen uns unausgesprochen, genau so wie Leightons wachsende Zweifel an meinen Gefühlen für ihn.
Seit dem Übergriff am Mittwoch sperrte er mich zu Hause ein, meinte ich sollte mich von meinem großen Geiseltrauma erholen.
Weil ich mich nicht mit ihm streiten wollte, ließ ich es zu. Ich ließ es über mich ergehen, wie er mir federleicht und wie nebenbei vorwarf, dass er immer als letzter und über Monty meine derzeitigen Arbeitsbeschäftigungen erfuhr.
Ich ertrug es, dass er mir vorschlug ich solle mir einen anderen Job suchen, da der meine Karriere als Anwältin nach dem Fall mit den Minsters nicht mehr sicher fand.
Adriano hingegen beichtete mir in einem kurzen Telefonat am Vortag, dass die ganze Kanzlei mich für meinen Entschluss ehrte mich persönlich um die kleine Lilly gekümmert zu haben.
Ihn nicht sehen zu können, nachdem er aus dem Zimmer im Krankenhaus verschwunden ist, setzte mir am meisten zu.
Die Arbeiten, die ich sonst mit ihm erledigt hätte, um die kümmerten sich Domenico und Cole. Wobei ich Cole die deutliche Warnung ausgesprochen hatte, dass er Adriano so gut es ging von Kathalena fernhalten sollte, jetzt wo ich es Pixel für Pixel als Beweis hatte, dass sie mit den Telarmo Brüdern zu tun hatte, dass sie definitiv am Mord ihres Vaters Teil hatte.
Cole und Adriano sollten Kathalena nur dann gegenüber treten, wenn wirklich nichts mehr zu machen war. Nebenbei schickte Cole mir dann einige kleine Fakten oder Gesprächsfetzen, die ich mit Domenico auseinander nahm, um das bisher existierende Puzzle ein wenig zu vervollständigen. Doch Kathalena gab sich vage, ließ wenig über Angelegenheiten verlauten, die weiterhelfen könnten.
"Du denkst schon wieder." erkannte Leighton und lächelte mich an, mit diesem typischem Halbgrinsen, dass mir vor einigen Monaten noch Schmetterlinge bescherrt hatte.
Jetzt spürte ich nichts mehr, nicht mal mehr die Messerstiche, die mein schlechtes Gewissen bestätigt hätten. Ich fühlte mich nicht mehr schlecht mit Adriano zu schlafen, ihn wieder an meiner Seite zu haben. Nein, eher fühlte es sich falsch an mit Leighton in einem Raum zu hocken.
"Soll ich etwa nicht denken? Ich bin eine kluge und eigenständige Frau mit einer Meinung zu fast jedem Thema." säuselte ich und stieß mich aus dem Türbogen in die Richtung des Tisches.
Leighton verfolgte meinen Weg und hätte somit beinahe das Rüherei auf dem Herd anbrennen lassen.
"Dann hast du auch eine Meinung dazu, wieso du mir bis heute nicht verraten willst, warum du mir kein Wort davon gesagt hast, dass Celine einen Unfall hatte und du alles mit ansehen mustest? Und sicherlich auch eine dazu, wieso ich mitten in einer Klausur meiner Schüler einen Anruf von Monty bekomme in der er mir sagen muss, dass du nach ner Geiselnahme im Krankenhaus gelandet bist." hielt er mir auch am dritten Tag nach diesem dämlichen Vorfall vor.
Ich setzte mich und starrte seinen Rücken aus verengten Augen an, während ich meine Stimme gelassen und harmonisch hielt.
"Ich war nicht in der Lage dazu. Weder in der Nacht mit dem Unfall, noch nach dem Übergriff am Mittwoch. Jeder normale Arzt kann dir das logisch erklären."
Ich könnte aus auch, sah mich aber nicht in der Lage eine Hand voll Traumafakten herauf zu beschwören, die Leighton auf mich bezogen in Frage stellen würde, obwohl ich wegen dem Drama vom Mittwoch brav zu Hause geblieben bin.
"Und verbunden damit bist du wohl auch nicht in der Lage mir mal mitzuteilen, dass ab Heute Celine nach und nach aus dem Koma geholt wird."
Eigentlich schon seit gestern, nach Adrianos Lagebericht, den er mir gestern Abend vor dem Schlafengehen geschickt hatte.
"Monty hält dich doch bestens auf dem Laufenden, was brauchst du also mich dafür?" lächelte ich ihn in dem Moment an, als er sich mit der Pfanne in der Hand zu mir umdrehte.
"Wofür ich dich brauchte? Kaileigh, wir sind zusammen, seit neun Jahren. Muss ich dich daran erinnern? Es wäre nicht schlecht, wenn du mir mal erzählen würdest, was bei dir so vorgeht. Ich fühle mich als wäre ich dein Vater und bin somit der letzte, der von dem ganzen Mist hier erfährt."
Mit frustriertem Schwung setzte Leighton die Pfanne auf dem Tisch ab.
"Du bist nicht der letzte, der von allem erfährt. Meine Eltern haben überhaupt keinen Plan davon, was hier in den letzten Wochen passiert ist." konnte ich mir den Kommentar nicht verkneifen und klaute mir einen Happen EI aus der Pfanne.
Leighton fuhr sich durch die Haare und setzte sich auf seinen Stuhl.
"Du weißt genau, wie ich das meine Kai." über den Tisch hinweg griff er nach meiner Hand.
Ich widerstand dem Drang sie wegzuziehen.
"Ich dachte wir haben keine Geheimnisse voreinander. Und genau dann wird Celine brutal angefahren und du landest im Krankenhaus, wegen..."
Wegen einer Türklinke, die mir in den Bauch gerammt wurde und um Haaresbreite meinen Nachwuchs gekillt hat.
"Ich hab nen Schlag in den Bauch bekommen. Man wollte nur überprüfen ob ich keine inneren Schäden davongetragen habe. Nichts weltbewegendes." setzte ich die Wichtigkeit meines blauen Flecks nach unten.
"Du bist so merkwürdig in letzter Zeit." murmelte er mit einem schmunzeln und häufte uns beiden etwas von dem etwas verbrannt riechenden Rührei auf die Teller.
"Ich bin wie ich immer bin, Leight. Nicht ganz normal." widerlegte ich, doch wusste ganz genau was er meinte.

DeadendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt