25. Like An Animal

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"Also Fieber hast du nicht Kai." stellte Adriano besorgt fest, nahm seine warme Hand von meiner Stirn und küsste sie behutsam. Ich öffnete die Augen und blickte direkt in seine. "Auch wenn, du verdammt heiß bist." er grinste frech.
Ich schmunzelte und schlug ihm gegen seine feste Brust, richtete aber nicht viel aus.
"Du reißt langsam schlechtere Witze als Cole." stellte ich seufzend fest und trat die Decke von meinem Körper, mit der Adriano mich vor wenigen Minuten zugedeckt hatte.
"Ich lerne von den besten." stolz und selbstbewusst straffte er die breiten Schultern.
Ich wollte lachen, aber wurde durch meine beißenden Bauchschmerzen daran gehindert.
Adrianos Miene verzog sich zu seinem besorgten und fürsorglichen Blick. Sanft griff er nach meiner Hand und drückte sie. Dabei sollte ich die sein, die sich um ihn kümmerte, seit er erfahren hatte, dass seine tote Schwester gar nicht tot ist, sondern quietschlebendig versucht hat ihrem Vater Adrianos Erbe unter dem Arsch weg zu ziehen.
"Soll ich dir einen Tee machen?" Adriano drückte meine Hand und sah mich an, als würde er mit mir leiden.
"Oder dir deinen Mädchenkram aus deiner Tasche holen? Vielleicht hast du deine Tage."
Ich schüttelte den Kopf. Mit großer gewissenheit hatte ich meine Periode nicht.
Ich hatte die Pille vor wenigen Wochen abesetzt, es dauerte eh sich mein Zyklus wieder regulierte.
"Adriano..." ich fasste mir an den Kopf.
"Es sind dreißig Grad im Schatten, nein ich möchte keinen Tee haben." machte ich ihm zum hundertsten Mal in den letzten zehn Minuten klar. "Meine Tage habe ich mit großer Gewissheit auch nicht."
"Aber Wärme wird dir sicherlich gut tun. Ich finde bestimmt irgendwo noch ein Wärmekissen."
Adriano führte meine Hand an seine Lippen und küsste meinen Handrücken.
Ich lächelte müde. "Das brauche ich auch nicht, wenn ich Wärme brauche, lege ich mich in die Sonne. Die ist Wärmkissen genug."
Ich zog meine Hand aus seiner und legte sie an seine Wange. "Du musst dich nicht um mich sorgen. Eigentlich sollte ich das bei dir machen... nachdem..."
Adriano nickte. "Nachdem Kathalena putzmunter in der Welt herumspringt und weder Pa noch sie es für nötig gehalten haben mir davon zu verraten?" nahm er mir die Worte aus dem Mund.
"Ich... ich hab mich damit abgefunden." behauptete er, doch das hatte er ganz offensichtlich nicht
Adriano zog die Stirn kraus und in seinen Augen ruhte dieses Funkeln, dass er immer hatte, wenn er an seine verstorbene Familie dachte.
"Sie will mich enterben. Das kann ich verstehen. Aber das hinter meinem Rücken die letzten Zehn Jahre lang zu versuchen, dass überspringt mein Verständnis." er begann sich über das Thema aufzuregen, das wir die letzten beiden Tage meideten.
"Wegen Papa bin ich nicht wütend. Aber er hätte es mir verraten können. Ich habe ihm mein Leben anvertraut." enttäuscht seufzte Adriano.
Ich streichelte über seine Wange. "Vielleicht wollte er dich schützen." murmelte ich.
Mich beschlich der eigenartige Gedanke, dass Kathalena an der Misere nicht komplett unbeteiligt sein konnte, auch wenn sie mit keiner Gewalt drohte.
"Vor was sollte er mich schützen?" harkte Adriano verdutzt nach.
Ich versuchte den Schmerz in meinem Unterleib auszublenden und stark und sicher in meiner Stimme zu klingen.
"Genau davor, vor deiner Enttäuschung ihm gegenüber. Oder davor, dass sie verlangt dich zu enterben, weil sie nie gestorben ist."
Adriano mit meiner tatsächlichen Vermutung zu belasten, traute ich mich nicht.
Wenn wir morgen in die Staaten fliegen, werde ich nach der Landung mit Cole und Domenico in Verbindung treten und mit beiden etwas tiefer nach Kathalena harken.
Denn es war seltsam.
Domenico setzte an ihre E-Mail zu verfolgen und restlos löschten sich alle brauchbaren Daten von Jacopo Giulanis Computer. Etwas konnte nicht stimmen.
"Gut möglich." brummte Adriano und lehnte sich zu mir herunter, um mich vorsichtig zu küssen.
"Wie auch immer." seufzte er. "Was kann ich machen damit es dir besser geht?" fragte er mich bemitleidend.
"Aufhören genau das zu fragen." warf ich ihm in einem biterreren Ton an den Kopf, als ich beabsichtigte.
Er lachte und küsste meine Wange. "Ai ai Kapitän."
"Sollte es dir bis morgen aber nich besser gehen, bleiben wir in Italien." machte er mir ernst klar und setzte sich auf.
"Kannst du vergessen. Du weißt genau, dass ich wieder zurück muss." grummelte ich und zog die Beine an.
"Und du kannst vergessen, dass ich dich mit nem Magen-Darm-Infekt in die Staaten fliegen werde." argumentierte er strikt. "Adriano das geht nicht. Außerdem kotze ich dir den Jet deines Vaters nicht voll. Bis morgen ist das mit Sicherheit weg." bestand ich darauf, dass wir morgen in aller Frühe die Rückfahrt in den Hafen antraten, um zum Flughafen zu kommen und uns in die Realität zu begeben, die uns schleichend näher kam.
"Darum geht es mir nicht. Ich will einfach, dass du Gesund bist, wenn es zurück geht. Zur Not lege ich mich mit deinem Verlobten an, denn darum geht es dir doch." erkannte er weshalb ich darauf bestand unseren Aufenthalt in Catania nicht zu verlängern.
Leighton vermisste mich schmerzhaft und ging mir in den letzten Tagen mit Anrufen und Nachrichten mehr auf die Nerven, als in den letzten Wochen. Adriano missfiel es mich zu teilen, doch er konnte auch verstehen, dass ich meinen Verlobten nicht ins kalte Wasser schmeißen konnte und mit ihm schreiben und telefonieren musste, damit nichts auffiel.
"Ich hoffe wirklich, dass es dir morgen noch nicht besser geht und wir noch etwas hier bleiben können." sprach er frei raus.
"Da." Adriano machte eine ausladende Geste mit seinen Händen. "Ich bin wenigstens ernst. Ich sage dir, wieso ich darauf bestehe nicht morgen zu fliegen."
"Es geht mir nicht nur um meinen Verlobten." fauchte ich. "Ich stehe unter Beobachtung von Celine. Sie weiß genau, dass zwischen uns nichts mehr so geschäftlich ist, wie ich es vor einer Weile noch wollte. Sie bringt mich um und verpetzt mich im schlimmsten Fall noch."
Adriano lachte bitter auf.
"Ich dachte sie ist deine beste Freundin? Hat sie nicht damals noch hinter mir gestanden, wenn es um uns ging?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Aktuell ist sie BFF mit meinem Verlobten und ich bin am Arsch, wenn..."
Adriano brachte mich mit einem Kuss zum schweigen.
Die hitzige Stimmung zwischen uns verschwand für einen Augenblick.
"Sie wird es nicht herausfinden. Wir werden ganz vorsichtig sein und nur unter uns so leben, wie hier. Davon muss und wird keiner wissen." flüsterte er meinen Lippen nahe.
"Dir geht es nicht gut. Es wäre nicht anständig mich jetzt mit dir zu Streiten und wir beide wollen offensichtlich nicht, dass unser Inselzauber verfliegt."
Ich sah ihm in die Augen, doch wusste auf seine Worte nichts zu erwidern. "Alle anderen sind erstmal nebensächlich. Sollte herauskommen, dass wir etwas miteinander haben, dann ist das unser Problem wenn es so weit ist. Und Celine kann das egal sein. Wenn sie nicht hinter dir steht, dann hat sie erstaunlich weniger Qualitäten als beste Freundin, als ich mich erinnern kann." redete er auf mich ein und verband unsere Lippen zu einem kurzen und sanften Kuss.
"Und ich lasse dich für die nächste halbe Stunde allein, damit du ein wenig zu Ruhe kommen kannst."
Ich nickte gehorsam, verkniff mir ein schweres und schmerzliches seufzen.
"Cole hat mich vorhin wegen irgendetwas angerufen und ich geh hoch und rufe ihn zurück."
Adriano fuhr mir mit sorgenvoller Miene durch die Haare. "Wenn etwas sein sollte, dann bin ich auf dem Hauptdeck, das mit dem Pool und der Bar." teilte er mir mit und stand von der Bettkante auf, um mir meine Ruhe in dem kleinen Schlafzimmer zu lassen, in das er mich gebracht hatte, als ich diese beschissen heftigen Bauchschmerzen bekam.
Anfangs hatte ich versucht sie herunter zu schlucken und zu ignorieren, aber innerhalb weniger Minuten wurden sie so übel, dass Adriano mitbekam, wie es mir nicht mehr gut ging.
Ohne zu zögern nahm er mich auf Arme und brachte mich in dieses kleine Schlafzimmer unter dem Hauptdeck.
Die Einrichtung, jetzt wo ich sie wirklich wahrnahm, ist einfach gehalten worden.
Großes und bequemes, komfortables Bett, links und rechts ein kleiner Nachttisch und über dem Bett Schränke, um Kleidung darin zu verstauen. Farblich wurde alles auf hellere Töne abgestimmt, womit die wenigen Möbel einen modernen und sterilen Eindruck hinterließen.
Ich seufzte gequält und rutschte am Kopfteil des Bettes in die Kissen.
Morgen würde alles vorbei sein.
Übermorgen wachte ich neben Leighton auf und nicht mehr neben Adriano. Dann müsste ich meinen Ring wieder tragen, mir von den wunderbaren und anstrengenden drei Wochen nichts anmerken lassen und folgsame Verlobte und zukünftige Mutterschaftsanwärterin spielen, wie ich es versprochen hatte.
Gewissenhaft kneifte mein Bauch noch mehr. Ich konnte mir nicht mit meinem Verlobten eine Familie aufbauen, wenn ich angefangen hatte todernste Gefühle für Adriano zu entwickeln.
Ein grauenhafter Weg tat sich vor meinem inneren Auge auf und keinen der beiden wollte ich bestreiten.
Denn entweder müsste ich Adriano los lassen und alles aus den letzten drei Wochen beenden oder ich müsste meine neunjährige Beziehung mit Leighton aufgeben. Beide Pfade gestalteten sich schmerzhaft und emotional, beide Pfade ließen wenig Platz für eine Zwischenlösung. In der Mitte saß nämlich Celine, die mit Adleraugen darauf achtete, Adriano mit zwei Meter Sicherheitsabstand entgegen zu treten.
Als ich gestern Abend mit ihr zum ersten mal seit meiner Zeit in Italien telefonierte, hörte ich ihr deutliches Mistrauen.
Und um mir unterstreichend die Faust aufs Auge zu schlagen, musste sie mir erzählen, wie verloren und hilflos Leighton die letzten Wochen ohne mich durch die Welt irrte.
Laut Monty, der sich mit mir über Leightons Wohnungseifer aufregte, schien er festen Boden unter den Füßen zu haben und konnte es kaum erwarten mich zu begrüßen um mit mir eine neue potentielle Wohnung nach der anderen abzuklappern.
Jedoch verkniff ich mir den Kommentar vor meiner argwöhnischen besten Freundin. Offensichtlich wollten sie und Leighton mich überraschen und diese Überraschung wollte ich ihnen nicht vermasseln.
Cole schien es, nach Celines Worten, verhältnismäßig gut zu gehen und anscheinend hatten er und Adriano in den letzten Wochen nur wenig Kontakt miteinander.
Celine schnappte dann genau das auf und meinte, dass ich mich weder bei ihr noch bei meinem Verlobten regelmäßig meldete, obwohl ich es versprach.
Ich machte ihr klar, dass ich nicht jeden Tag Zeit hatte mein Handy mit mir herum zu tragen und eine Statusmeldung los zu schicken. Ich meine ich hätte es machen können, aber aus trotz und weil ich weder an ihre Vorwürfe noch an Leighton denken wollte verzichtete ich und genoss meine Freiheiten in allen Zügen, ohne Bedenken auf die Folgen, die ich nach meiner Abreise an mir kleben hatte.
Denn Adriano und ich konnten das Geschehene zwischen uns nicht unter den Tisch kehren. Mit Ecken und Kanten würden wir einen Hauch des grenzenlosen Zaubers, den Catania uns brachte, zurück in die Staaten bringen. Ich glaube ich könnte nach diesen wunderbaren drei Wochen gar nicht anders, als ihm weiter so in meinem Leben zu behalten, wie hier. Ich wollte ihn nicht mehr als meinen Arbeitspartner sehen, das hatte ich und es bekam mir nicht gut. Im Gegenteil, seine Anziehung auf mich wuchs stetig und explodierte unaufhaltsam.
Leise seufzend raufte ich meine Haare und schloss die Augen.
Wochen zuvor hatte ich noch über Celine gelacht, als sie meinte ich würde mich höchstwahrscheinlich wieder in Adriano verlieben. Jetzt wusste ich, dass sie recht gehabt hat. Ich hatte mich von neuem in ihn verliebt. Ich liebte ihn wieder und das viel stärker und kräfiger als vor zehn Jahren. Die Angst ihn ein weiteres mal zu verlieren spielte dabei eine große Rolle, doch auch wie wenig er sich in seiner Art und Weise verändert hatte.
Adriano schwamm im Geld, doch nutzte es für nichts aus. Wie damals. Er war merklich reifer geworden, nach einer so langen Zeit ist das verständlich.
Die andere Sache, die ich an ihm liebte, war die Weise wie er mich ansah, mir zuhörte, mich berührte oder küsste.
Er schien alles was ich tat und sagte aufzusaugen und zu speichern. Seine Hände, sein Körper berührten mich, als sei ich aus Glas und könnte in jedem Moment zerbrechen. Adriano überdachte seine Berührungen, machte sich einen Kopf darum, dass sie mir genau so gut taten, wie ihm.
Bei allen tröstlichen und beruhigenden Gedanken an Adriano, spürte ich wie sehr sie mich von meinen Bauchkrämpfen ablenkten, wie sehr sie die Schmerzen betäubten und ich erholsam in ein angenehmes dösen verfiel, in dem ich für eine unbestimmte Zeit nichts vernahm.
Keine Sorgen stießen auf mich ein und je länger ich döste, umso mehr spürte ich wie ich langsam in den Schlaf fiel.
Doch dazu kam es gar nicht erst.
Ich schreckte auf, als von außen laut, deutlich und drängend eine Stimme auf die Yacht eindrang, die mir das Blut in den Adern einfrierte.
"Mr. Giulani. Bitte kommen Sie mit erhobenen Händen aus dem Boot und ergeben Sie sich."
In dem Polizeispruch schwamm ein tiefer südländischer Akzent und kurz glaubte ich zu träumen.
Die Ansage aber wurde ein weiteres Mal auf Englisch wiederholt, bevor die strenge Stimme die Sprache wechselte.
Über mir hörte ich schweres und lautes getrampel.
Ich riss die Augen auf und sprang in einem Zug aus dem Bett, mit einem weiteren verließ ich das kleine Zimmer und raste den Gang unter Deck entlang zur Treppe, die mich zum Hauptdeck führte.
Zeit dafür die mit Schild und Waffen beladenen Polizisten zu bewundern hatte ich nicht.
Ohne zu zögern hastete ich an weiteren Zimmern der luxuriösen Yacht vorbei und trat in den offenen Raum mit dem riesen Fernseher und der Bar.
Geschockt und mit schnellen suchenden Blicken schaute ich mich nach Adriano um.
Panik überfiel mich, als ich ihn nicht sehen konnte.
"Adriano!" rief ich panisch und geriet in das Aufmerksamkeitsfeld der Polizisten.
Zwei von ihnen nahmen ihre dunklen Helme ab und hasteten auf mich zu.
Ich wich in die andere Richtung aus und schrie erneut nach ihm. Keine Reaktion folgte.
Im Rennen in eine Sackgasse blickte ich aus dem Fenster und erblickte das hochmoderne Polizeiboot neben der Yacht.
Jedoch sah es noch nicht so aus, als habe man Adriano gefasst.
"Bleiben Sie stehen!"
Vor mir tauchten weitere vermummte Polizisten auf und hielten abwehrend die Hände vor den Körper.
"Wir wollen Ihnen nichts tun." erklang eine akzentreiche Stimme hinter mir.
Ich musste stehen bleiben. Vor und hinter mir fanden sich bewaffnete Sonderkommando-Polizisten ein und jeder einzelne Raum um mich herum wurde gestürmt.
"Geht es Ihnen gut? Hat Adriano Giulani Ihnen etwas getan?" wurde ich ausgefragt.
Beruhigend legte sich eine Hand auf meine Schulter, die ich sofort weg schlug.
"Wo ist er?" fauchte ich und drehte mich um. "Er hat gar nichts getan."
Ich hielt mir den Kopf, fühlte mich wie in einem schlechten Film und spürte wie mein Bauch krampfte.
"Adriano!"
Mit aller Kraft versuchte ich mich an den Polizisten um mich herum vorbei zu schieben, um zur Bar zu gelangen. Doch mit mäßig erfolg. Ich wurde aufgehalten und umrundet.
"Wir suchen ihn gerade. Weit kann er nicht sein. Er muss sich auf dem Boot befinden."
Als würde ich das nicht selber wissen!
"Lasst ihn in ruhe." murmelte ich, sah mich hektisch um und wollte aus diesem Alptraum aufwachen.
Wir waren so weit gekommen. Man konnte ihn jetzt nicht einfach festnehmen! Das durfte man nicht! Ich hätte vorher benachrichtigt werden sollen. Mindesten einen Tag vorher. Aber weder habe ich etwas auf meinem Laptop gelesen, noch eine SMS geschickt bekommen, dass man Adriano verhaften sollte.
"Kaileigh!"
Ich schreckte aus meiner Starre, als ich Adriano laut und verzweifelt nach mir rufen hörte.
Ohne, dass die Polizisten es erwartet hatten, packte ich meine Selbstverteidigungskenntnisse aus und schaffte es mich zu befreien.
So schnell, wie ich laufen konnte, folgte ich Adrianos Stimme durch die Yacht.
Ein dutzend bewaffneter Polizisten hatten sich um ihn gedrängt, zwei von ihnen hatten damit zu tun, ihn unter Kontrolle zu bekommen.
"Adriano!"
Sein hektischter und verängstigter Blick packte mich, flüsterte mir 'Hilfe' zu, aber gegen eine Horde bewaffneter Menschen konnte ich unmöglich ankommen.
"Lasst mich los!"
Adrianos Stimme hallte laut und wütend durch die Hallen der Yacht.
Mit aller Kraft, die er besaß versuchte er sich durch die Polizisten zu mir zu kämpfen.
"Rennen Sie noch einmal vor uns weg, müssen wir Sie ebenfalls verhaften!" einer meiner Verfolger packte mich und legte mir unerwartet Handschellen an.
Mir stockte der Atem, als ich das kalte Metall an meinen Handgelenken spürte.
Tausende Paragraphen, die gegen diese Maßnahme verstieß, tauchten in meinem Kopf auf, keiner von ihnen schaffte es in meinen Mund.
"Nimmt ihr die Handschellen sofort ab!" bellte Adriano, der seine Arme frei bekommen hatte und einem der um sich stehenden einen üblen Kinnhaken verpasste, um zu mir durch zu kommen.
"Sie ist meine Anwältin, ihr dürft sie nicht in Handschellen legen!"
Er hatte sich ebenfalls schlau gemacht, was meine Rechte als seine Verteidigerin betrafen.
Nützen tat ihm dieses Wissen nicht viel. Es förderte die Arbeitswut der Polizisten, die es mit einem großen Aufwand schafften Adriano mit seiner stämmigen Figur unter ihre Gewalt zu bringen.
"Hat er recht? Sind Sie Mr. Giulanis Anwältin?" wurde ich gefragt.
Fest nickte ich und rüttelte an den Metallfesseln.
"Ich könnte Sie bis auf ihren letzten Hausstaub dafür verklagen, dass Sie mir die angelegt haben." spuckte ich atemlos vom Rennen und von diesem ganzen wirren Anblick aus.
"Und ich könnte Sie alle dafür zur Rechenschaft ziehen, ohne Vorankündigung einzumarschieren." keifte ich und rieb mir die Handgelenke, als man mich befreit hatte.
"Geht runter von mir! Ich habe niemandem etwas getan!" Adriano wurde in dem Gemenge der Polizisten auf den Boden gebracht. Seine Arme hatte man schmerzhaft auf seinen Rücken gedreht.
Tränen standen ihm in den Augen.
"Ich habe nichts gemacht." flüsterte er kaum hörbar in das dumpfe getrampel auf der Yacht seines Vaters.
"Das werden wir noch sehen. Beweise genug haben wir immerhin, Mr. Giulani." spach einer der Männer um ihn mit einem kantigen Akzent und legte ihm schnell und gekonnt Handschellen an.
"Fürs erste sind Sie für den Mord an Ihrem Vater festgenommen." sprach er weiter und beorderte ein paar der anwesenden auf italienisch herum.
"Alles was sie ab diesem Moment sagen kann und wird gegen sie verwendet werden. Seien Sie sich dessen bewusst."
Adriano wurde auf die Beine geholt und blickte mit hängenden Schultern auf den Boden.
"Dann muss Ihnen auch bewusst sein, das es nichts gibt, was man gegen mich verwenden kann und das meine Anwältin das Recht hat mir absofort nicht mehr von der Seite zu weichen." brummte Adriano und suchte panisch meinen Blick.
Ich versuchte ihn mit meinem zu beruhigen, ihm einzutrichtern, dass alles gut werden würde.
Aber uns war bewusst, dass wir von einem 'alles gut' Welten entfernt waren.

DeadendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt