Zu meinem Glück mussten wir nicht erneut durch diesen schaurigen Gang, sondern konnten ganz entspannt mit ein paar gezielten Abzweigungen, um diesen herumgehen. Zwar dauerte dies ein wenig länger, doch war um Einiges angenehmer, als kurz vor dem Verbrennungstod zu stehen. Auch wenn Satan sich mir gegenüber nicht oft zu Wort meldete, war er doch eine willkommene Abwechslung zu dem so störrischen und grässlich egoistischen Lucifer.
„Satan, wäre.." Fing ich an, doch wurde direkt von diesem unterbrochen. „Elodie, nenn mich Zane, bitte. Das klingt nicht ganz so böse." Gab dieser mit einem fast schon freundlich wirkenden Lächeln von sich, doch ich konnte in seinen braunen Augen die kleinen amüsierten Funken aufglühen sehen. „Natürlich.." Mir entwich ein leichtes Lachen, da diese Situation einfach so surreal wirkte. Es gab also einen kleinen Teufel, der allerdings nicht böse wirken wollte. Sehr interessant.
„Was ich eigentlich fragen wollte.. kann ich vielleicht in Levias Zimmer essen? Ich brauche wirklich eine Pause von dem Ganzen hier." Es folgte ein verständnisvolles Nicken von Zane, was mich aufatmen ließ. So hatte ich immerhin meine Ruhe und musste mich nicht ständig beobachtet fühlen. „Du solltest dich wirklich ausruhen, ich kann mir vorstellen, dass das alles im Moment ziemlich viel für dich ist. Luc ist es nicht gewohnt, dass ein Mensch hier unter uns weilt und vergisst deshalb ziemlich schnell, dass ihr auch gewisse Dinge zum Leben braucht."
Langsam nickte ich. Da hatte er absolut recht. „Wenn du etwas brauchst Elodie, gib mir Bescheid. Ich werde sehen was ich tun kann." Wir blieben stehen und erst jetzt bemerkte ich, dass sich vor uns Levias Zimmertür und somit mein momentanes Quartier befand. „Danke Sa..Zane. Pass nur auf, dass du nicht doch noch im Himmel landest, wenn du ständig so nett zu mir bist." Scherzte ich, was dieser mit einem leisen Lachen quittierte. „Mach dir deswegen mal keine Sorgen, diese kleinen Nettigkeiten können mich jetzt auch nicht mehr retten."
Damit öffnete er die Tür und ließ mich in Levias Zimmer eintreten. „Ich schicke noch jemanden vorbei, der dir etwas zu Essen bringt." Meinte er noch, schloss dann aber hinter mir die Tür und ließ mich somit in dieser angenehmen Atmosphäre von Levias Zimmer zurück. Ein Ort an den ich mich auch in Zukunft gerne zurück ziehen wollen würde. Das hier war nun auch mein kleines Reich und ich dankte Levia von Herzen, dass sie diese trostlose und grausame Gegend wenigstens in ihrem Zimmer etwas unterdrücken und somit um Einiges angenehmer machen konnte.
Alles sah genauso aus wie seit meiner Ankunft. Es hatte sich absolut nichts verändert. Die selben hellen Möbelstücke strahlten mir freundlich entgegen, auch wenn sie die Schatten dieses Ortes nie ganz würden überspielen können. Immerhin war ich nun hier, in diesem Raum und hatte zumindest für einen kurzen Augenblick meine Ruhe. Etwas, was mir in Zukunft nur selten möglich sein würde.
Mein Weg führte zu der kleinen Küche, die ich wohl niemals werde selbstständig benutzen müssen. Auf jeden Fall nicht freiwillig. In diesem Moment konnte ich mir sehr gut vorstellen, wie einsam sich Levia hier gefühlt haben musste. Ganz allein und missverstanden von ihrer Familie. Es war ein seltsames Gefühl nun fast in der selben Situation zu sein, wie sie es damals war. Ob sie nun auf der Erde leben musste oder nicht, immerhin war sie jetzt glücklich. Zumindest dachte ich das.
Gerade als ich tiefer in meinen Gedanken zu versinken drohte und mein nachdenklicher Blick schon in die Ferne gerichtet war, hörte ich ein leises aber durchdringendes Klopfen an der Zimmertür. Es war wie ein Weckruf, der mich aus meinen Gedanken riss und meinen Blick sofort zur Tür richten ließ. Ich konnte mich nur halb an Satans Worte erinnern, dass dieser jemanden vorbeischicken würde. Dass musste dieser jemand wohl sein.
Zaghaft näherte ich mich der Tür und zuckte leicht zusammen, als dieses Klopfen wieder erklang. Diesmal jedoch lauter. Hinter dieser Tür konnte sich alles Mögliche befinden. Ich war mir fast zu 100% sicher, dass niemand aus der Teufels-Familie mir in diesem Moment einen Besuch abstatten würde. Teils beruhigt durch diese Tatsache, teils aber auch verunsichert, legte ich schließlich meine Hand an den Knauf und öffnete die Tür. Doch davor.. dort war niemand. Jedenfalls niemand den ich auf Anhieb hätte erkennen können.
„Ms. Theron, ich bringe ihnen ihr Essen vorbei. Auf Anordnung von Satan höchstpersönlich." Es war eine tiefe, dunkle Stimme die ich erst nicht richtig zuordnen konnte. Doch als mein Blick langsam herunter wanderte, musste ich mit lächerlichem Entsetzen feststellen, dass sich vor mir ein kleiner Dämon niedergelassen hatte. Er hatte so viel Ähnlichkeit mit einem typischen Wasserspeier-Dämon, dass er gar kein anderes Wesen hätte sein können.
Mit seinen Flügeln, dem teuflischen, tierähnlichen Gesicht, sah er genauso aus wie die seltsamen Statuen, die in einigen Kirchen zu sehen waren. Auch wenn ich nicht oft an solchen Orten war, wusste ich ganz genau wovon ich sprach. Dennoch war es ein kleiner Schock, solch ein Wesen in lebendiger Form zu sehen. Obwohl lebendig vermutlich das falsche Wort dafür war.
Der abwartende Blick des Dämons und das Schweigen zwischen uns, wurde mir erst bewusst, als ich das Tablett in den Händen dieses Wesens entdeckte. „Ich.. bitte um Entschuldigung.. für diese Störung." Diese Worte, mit denen der Dämon sich anscheinend für sein plötzliches Erscheinen zu entschuldigen versuchte, brachte er nur sehr mühsam hervor. So als würde es ihn innerlich zerreißen, diese Worte auch nur zu denken. Ich wollte es nicht zugeben, doch diese Situation war so skurril, dass ich sie schon wieder amüsant fand.
„Schon okay.. schätze ich." Gab ich nur leise von mir uns trat dann ein Stück zur Seite, damit der kleine Dämon die Möglichkeit hatte, das Zimmer zu betreten. „Oh nein Ms, das geht nicht. Mir wurde untersagt dieses Zimmer zu betreten." Kommentierte er meine Geste und hielt mir dann das Tablett entgegen. „Sie sollten in Ruhe essen.. solange es noch möglich ist." Die letzteren Worte sprach der Dämon etwas leiser aus, fast schon zu sich selbst. Sein Auftreten wirkte schon fast emotionslos. Als dürfte er seine wahren Gedanken weder aussprechen noch anderweitig erkenntlich machen.
Mit einem Nicken und etwas zögerlich nahm ich dem kleinen Wasserspeierdämon-ähnlichen Wesen das Tablett ab. „Lass mich raten, Lucifer hat dir das untersagt?" fragte ich mit einer gewissen Vorahnung nach. Der Dämon nickte nur. Es wirkte fast so, als hätte er Angst sich zu verraten. Aus welchem Grund auch immer. „Ich verstehe. Dann.. vielen Dank." Ich hatte mich bereits von der Tür abgewandt um das Tablett auf den Tisch zu stellen, da meldete sich der Dämon nach einem kurzen Moment des Schweigens wieder zu Wort.
Ich war überrascht, dass er nicht direkt verschwunden war. „Sie sollten die Hoffnung nicht aufgeben Ms. Nicht jeder an diesem Ort ist so grauenvoll wie Lucifer." Es waren Worte, die mein Innerstes berührten und mich in meiner Bewegung stoppen ließen. Dass gerade ein Dämon dies aussprach, war schon paradox genug. „Sie sind nicht die einzige, die alles andere als erfreut darüber ist, ihn irgendwann auf dem Thron zu sehen." Mit diesen Worten wandte sich der kleine Dämon mit dieser schaurigen Stimme ab und trat seinen Rückweg an.
Doch ich konnte nicht verhindern, näher zur Tür zu treten um seinen Weg mit meinem Blick zu verfolgen. „Einen Moment, kleiner Wasserspeierdämon.. wie ist dein Name?" rief ich ihm allerdings noch mit versucht gedämpfter Stimme hinterher. Vermutlich gab es hier Millionen von Dämonen, unter denen ich ihn vermutlich nicht wiedererkennen würde, wenn ich seinen Namen nicht kannte.
Der Dämon blieb stehen und wandte sich mit einem fragenden Gesichtsausdruck mir zu. Für ihn kam diese Frage wohl genauso unerwartet wie für mich. Vielleicht war es auch mein Inneres, dass automatisch den Kontakt zu möglichen Verbündeten suchte. Das würde eine interessante Geschichte geben. Ein kleiner Wasserspeierdämon und Elodie, alleine im Kampf gegen den Teufel, dessen Familie und das lodernde Höllenfeuer.
„Andromalius..und ich bin kein mickriger Wasserspeierdämon. Ich gebiete über 36 Legionenniederer Dämonen und könnte Sie nach dieser Aussage mit Leichtigkeit in Fetzen reißen Ms. Nur..habe ich gerade keine Lust dazu." Schon wandte sich Andromalius wieder von mirab und verschwand schließlich in einer der vielen Einmündungen des Ganges.
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Des Teufels Königin
RomanceDer erste Teil der Reihe „In den Fängen des Teufels". - Elodie lebt das Leben, was sich wohl jedes Mädchen wünscht. Sie reist als weltbekanntes Model in unzählige Orte der Welt, besitzt eine große Villa und das Auto ihrer Träume. Doch gequält von sc...