Eine unerwartete Wendung

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Als ich das nächste Mal aufwachte, war das Zimmer leer. So wie es auch die letzten Tage bereits gewesen war. Nichts erinnerte mehr daran, was in den vorigen Stunden passiert war. Ich fühlte mich seltsam, nur verstand ich nicht warum. Es verwirrte mich. Raphael hatte es Angst genannt. Ich war allerdings davon ausgegangen, niemals wieder etwas dieser Art werde fühlen können. Nichts davon ergab mehr einen Sinn. Nicht mal ansatzweise.

„Guten Morgen Dornröschen." Erklang plötzlich eine Stimme neben meinem Bett, doch sie kam von jemandem, den ich eher weniger hier an diesem Ort sehen wollte. „Du bist ja auch mal wach." Ich drehte meinem Kopf langsam in die Richtung aus der diese Stimme kam und meine Vermutung bestätigte sich. Lucifer saß seelenruhig auf dem Stuhl neben meinem Bett und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Gesichtsausdruck war wieder so unklar zu deuten, dass ich mir nicht mal die Mühe gab, hinein zu interpretieren, woran er dachte.

„Was machst du hier?" fragte ich leise, mit einer noch immer ziemlich kratzigen Stimme. Doch er antwortete mir nicht. Er blickte lediglich stumm an mir vorbei und ich ahnte bereits, dass sein Blick auf den Stuhl auf der anderen Seite meines Bettes fiel. Mir war im Augenblick jedoch ziemlich egal, ob Raphael hier war oder nicht. „Lucifer, was willst du?" wiederholte ich also meine Frage und versuchte mich gequält langsam etwas aufzurichten.

Luc wandte seinen Blick vom Stuhl ab und sah stattdessen wieder zu mir. „Ich passe nur auf, dass Raphael keine Dummheiten macht. Warum sollte ich sonst hier sein?" stellte er stattdessen eine Gegenfrage und blickte mich abwartend an. Auf diese Frage wusste ich allerdings keine Antwort, weshalb ich nur leise seufzte. „Wie geht es deinem Auge?" fragte ich schließlich, da ich mich noch gut an den Moment erinnern konnte, in dem Raphaels Faust dort gelandet war und nun einen grauenhaft schönen blau-lila Fleck dort hinterlassen hatte. Unbeabsichtigt von mir, provozierte ich Lucifer dadurch jedoch nur.

„Mir geht es blendend Elodie." Antwortete er aus diesem Grund mit einem gereizten Unterton und ich sah zum ersten Mal eine kleine Regung in seinem Gesichtsausdruck. Er wollte wohl nicht darüber sprechen, doch ich fand es in diesem Moment mehr als passend. „Machst du dir etwa Sorgen um mich?" fragte er mich regelrecht spöttisch und ein leicht verächtliches Grinsen trat auf seine Lippen. „Natürlich nicht. Ich hätte Raphael nur zu gerne darum geben, dir noch eine zu verpassen, wenn es noch immer wehtun würde." Konterte ich direkt und meine Stimmung änderte sich schlagartig.

Wo vorhin noch eine gewisse Ruhe in mir herrschte, machte sich nun Wut breit. Wie gerne ich ihm doch selbst eine verpasst hätte aber dazu fehlte mir seit einer ganzen Weile die Kraft. Ich wollte nicht einmal mehr sehen, wie ich im Moment aussah. Den Blick in den Badezimmerspiegel mied ich konsequent. Ich konnte mich jetzt nicht ansehen. „Warum hast du das mit mir gemacht?!" fauchte ich ihn regelrecht an, als die Wut in mir weiter hoch zu kochen schien. „Wie konntest du mir das antun?" meine Stimme wurde lauter, doch ich versuchte gar nicht erst mich zurück zu halten. Selbst wenn die Personen außerhalb dieses Zimmers mich dadurch hören konnten.

„Ich habe dir nie etwas getan und du.. du hast mich da rein gezogen! Wie konntest du nur zulassen, dass.." Im nächsten Moment lag bereits eine Hand auf meinem Mund und hinderte meine Stimme daran, weiter diese Lautstärke beizubehalten. Die Hand kam von Lucifer, der plötzlich direkt neben meinem Bett stand und nun mit einem genervten Blick zu mir herunter sah. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er aufgestanden war. Sein Gesicht nur ein paar Zentimeter von meinem entfernt. Ich konnte deutlich in seinen Augen wieder dieses typische glühende Rot erkennen, welches er mir gegenüber so oft zeigte. Und ich hörte seine raue Stimme, die mit einem bedrohlichen Unterton sagte: „Schrei mich noch einmal an und ich gebe dir einen echten Grund um zu schreien."

„Es reicht Luc." Diesmal war es eine andere Stimme, die sich plötzlich zu Wort meldete und Lucifer entfernte sich augenblicklich wieder von mir. Jedoch mit einem eher genervten als verängstigten Blick, den ich anfangs vermutete. „Dann versuche ich euch einmal zu helfen und mein liebes Schwesterchen versucht mal wieder mich aufzuhalten." Brummte er und blickte zu der weiblichen Person, die am Fußende meines Bettes erschienen war. „Du hilfst in die falsche Richtung, Luc." Entgegnete sie ebenfalls brummend und die beiden wechselten kurz einen stummen Blick.

„Ich kann ja wohl schlecht so tun als würde ich mit ihre befreundet sein wollen, oder so etwas." Lucifer ließ sich wieder auf dem Stuhl neben meinem Bett fallen. „Sie kann mich nicht leiden und wenn sie mich noch mehr hasst, ist das doch nur gut für euch. Das bedeutet aber nicht, dass ich sie mit euch gehen lasse." Ich blickte einmal zwischen den beiden Gestalten hin und her und runzelte verwirrt die Stirn. Was war denn hier los? „Könntet ihr bitte aufhören, über mich zu sprechen, als wäre ich nicht hier?"

Levias Aufmerksamkeit richtete sich direkt auf mich und ein leichtes Lächeln trat auf ihre Lippen. „Tut mir leid, Elli. Du hast so lange geschlafen, da konnten wir dich leider nicht in unsere Pläne einweihen." „Eure Pläne?" fragte ich nach und die Verwirrung auf meinem Gesicht musste nun noch deutlicher werden. Wie lange hatte ich bitte geschlafen und in welchem Universum war ich hier gelandet? „Weißt du was? Das sollte Lucifer dir erklären. Er hat dich ja so unglaublich gerne."

Das leicht amüsierte Lächeln über meine Hilflosigkeit verschwand schlagartig aus Lucifers Gesicht und er blickte stattdessen mit einem bösen Blick zu Levia. „Du bist noch immer so hinterlistig wie früher, Schwesterherz. Kein Grund sich aus dieser Sache herauszureden." Doch anstatt dass Levia darauf reagierte, winkte sie mir nur kurz mit einem Grinsen zu und verschwand dann genauso plötzlich, wie sie auch gekommen war. Lucifer und mich ließ sie somit einfach hier alleine. Ich hatte mich eindeutig etwas besser gefühlt, als sie noch da war.

„Okay, was ist hier los?" fragte ich nun deutlich verwirrt und blickte zu Lucifer, der so aussah, als würde er darüber jetzt nur ungerne mit mir sprechen wollen. Doch ich blickte so lange abwartend zu ihm, bis er sich mit einem Seufzen doch endlich mir zu wandte. „Hat dir schon mal jemand gesagt, wie anstrengend du bist?" Das war allerdings nicht das, was ich hören wollte und ich sah Lucifer an, dass er das ebenfalls wusste. Nur aus irgendeinem Grund wollte er nicht mit der Sprache herausrücken, was genau hier passiert war.

„Du erinnerst dich an unseren Deal?" Ich runzelte bei dieser Frage leicht die Stirn, woraufhin Lucifer kurz auf die andere Seite des Bettes deutete. Neben dem Stuhl, wo dieser seltsame rollende Wagen stand. Nur hatte ich bis jetzt nicht bemerkt, dass sich darauf ein Tablett befand. „Du willst Antworten? Dann iss." Ich stoppte einen Moment in meiner Bewegung, da ich nach all diesen Wochen bereits zu vergessen schien, dass Essen so wichtig war. Doch ich erinnerte mich an den Moment vor ein paar Stunden zurück und griff deshalb vorsichtig nach dem Tablett, um es vor mir abzulegen.

„Na siehst du, ist doch gar nicht so schwer." Meinte Luc und lehnte sich nun wieder etwas entspannter in seinem Stuhl zurück. Es befand sich nicht viel auf diesem Tablett. Anscheinend ein Teller mit Kartoffelbrei und irgendeiner seltsam aussehenden Pampe. Es erinnerte mich an das Essen, was alte Menschen bekamen, wenn sie nicht mehr richtig kauen konnten. Ich griff allerdings nach dem Löffel und begann ein wenig davon zu essen. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass Lucifer mich dabei nur skeptisch beobachtete. Dass mein Kopf sich bereits begann sich aufgrund meiner Entscheidung zu beschweren, versuchte ich so gut es ging zu ignorieren. Ich wollte nicht, dass dieses Gefühl der Angst noch einmal zurückkam.

„Also? Meine Antworten?" fragte ich, als ich dieses Bisschen erfolgreich auf den Weg zu meinem Magen geschickt hatte. „Was sind das für Pläne und warum zu Hölle, bist du wirklich hier?" Ich konnte sehen, wie Lucifer versuchte sich das Schmunzeln zu verkneifen. „Es ist immer wieder interessant, wie regelmäßig ihr Menschen diese Wörter benutzt, ohne wirklich darüber nachzudenken, was es bedeutet." Er schüttelte leicht den Kopf, seufzte aber als er feststellte, dass ich noch immer abwartend zu ihm blickte. Ich wollte meine Antwort und das wusste er. „Schon gut.. Ich musste mich gezwungenermaßen mit Raphael unterhalten. Wir haben eine Art.. Abkommen geschlossen. Ich möchte dir jetzt wirklich nicht jedes Detail davon erzählen, das ist dir vermutlich auch völlig egal, aber .. im Großen und Ganzen.. du darfst hierbleiben."

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Hey, ihr lieben Leser und Leserinnen dort draußen!

Habt ihr schon eine Idee?

Welchen Grund könnte es haben, dass Raphael und Lucifer sich bei diesem Abkommen einig geworden sind? Sie verstehen sich ja eigentlich nicht so gut xD

Kommentiert hier doch gerne mal eure Vermutungen, was dieses Abkommen betrifft.

Was könnte es damit auf sich haben?

LG eure Angel <3

Des Teufels KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt