Gelegentlich kam ich an Türen vorbei, die ungefähr dieser ähnelten, durch die ich noch vor kurzem erst mit Lucifer getreten war. Dass ich innerhalb weniger Stunden meine Meinung änderte und diesen Ort nun doch aufsuchte, hätte ich nicht gedacht. Doch es wurde Zeit, dass das Alles hier, endlich ein Ende nahm. Lucifer sollte sich darüber freuen, dass ich ihm nun nicht mehr im Wege stand, doch stattdessen versuchte er sich zu verändern um.. um was eigentlich?
Seitdem ich an diesem Morgen von ihm geweckt wurde, ergab sein Verhalten absolut keinen Sinn mehr. Er versuchte sich nett zu verhalten und änderte sogar seine Augenfarbe, genau wie Zane es tat, wenn er in meiner Nähe war. Ich verstand nicht mal im Geringsten, warum er das tat. Er war seltsam geworden, noch seltsamer als er eh schon war und wenn er sich nicht mit diesem anderen Ich von mir zufrieden gab, sah ich keinen Grund mehr, meine Zeit hier weiter zu verschwenden.
Ich hatte meine Entscheidung getroffen, denn alle anderen Auswege waren nun hinfällig. Lucifer würde sich zwar auf die Suche nach einer anderen Spielgefährtin machen müssen, doch immerhin gewann Zane so etwas mehr Zeit um doch noch eine Möglichkeit zu finden, ihm den Thron streitig zu machen. Ich hingegen hatte dann endlich meine Ruhe. Kein Lucifer der mich störte und wie ein unbedeutendes Nichts behandelte.
Bei der nächsten Gelegenheit die sich mir bot, bog ich diesmal links ab, stoppte allerdings als ich etwas vor mir entdeckte. Eine weitere dunkle Tür. So schwarz und so massiv, als würde nichts und niemand sie durchdringen können. In diesem Augenblick war ich mir absolut sicher, dass dies hier die Tür war, die zu Lucifers besonderem Garten führte. Oder sollte ich besser sagen, dem von seiner Mutter?
„Ms. Theron, was machen sie hier?" hörte ich eine mir bekannte Stimme hinter mir und ich schloss einen Moment die Augen. Super. Jetzt kam mir auch noch dieser Wasserspeierdämon in die Quere. Allerdings wusste ich, dass ich jemanden brauchte um diese Tür zu öffnen. Alleine schaffte ich dies, laut Lucifer, anscheinend nicht. Mit einem aufgesetzten Lächeln drehte ich mich in seine Richtung und konnte deutlich sehen, wie etwas in Andromalius' Augen aufblitzte. War das etwa Angst? Bei einem Dämon? Ich konnte verstehen, dass ein Lächeln für einen Dämon wohl etwas gruselig wirken musste. So etwas sah man hier schließlich nicht täglich.
„Andromalius, du kommst mir gerade sehr gelegen. Ich wollte in den Garten." Meinte ich und nickte in die Richtung der Tür, die sich nun hinter mir befand. Andromalius schien skeptisch zu bleiben. Er wusste genauso gut wie ich, dass diese Tür verschlossen war und dies, ganz bestimmt nicht ohne Grund. „Das geht nicht. Mein Herr hat verboten, dass jemand anderes als seine Familie diesen Ort betritt." Versuchte der kleine Dämon seine Zweifel zu erklären. „Lucifer war der Meinung, es würde mir gut tun, etwas Zeit für mich zu haben und hat diesen Ort hier vorgeschlagen. Außerdem bin ich doch sowieso bald ein Teil dieser Familie." Versuchte ich ihm meinen Standpunkt zu erklären, der allerdings nicht ganz der Wahrheit entsprach.
Doch Andromalius schien mir Glauben zu schenken, da er mir nur noch einen skeptischen Blick zuwarf, sich dann allerdings der Tür näherte und genau wie Lucifer zuvor, die Tür ohne Probleme öffnete. Vermutlich waren nur übernatürliche Wesen dazu imstande. Kein Wunder, warum ich sie dann nicht hätte öffnen können, wenn ich keine Hilfe hätte. „Vielen Dank, ich bin bald zurück." Auch das war nicht die Wahrheit. Ich nickte ihm noch einmal freundlich durch und trat schließlich über die Schwelle, die diesen Ort hier vom inneren der Mauern trennte.
Sobald sich der kleine Dämon allerdings aus meinem Sichtfeld entfernte und sich die Tür kurz darauf wieder hinter mir schloss, verschwand dieses freundliche Lächeln aus meinem Gesicht und zurück blieb dieser seltsam leere Gesichtsausdruck, aus dem keine einzige Emotion abzulesen war. Einen Nachteil hatte es allerdings, dass Lucifer jetzt nicht hier war. Es war stockdunkel. Ich konnte weder meine eigene Hand vor Augen, noch den gepflasterten Weg vor mir sehen. Doch immerhin konnte ich ihn unter meinen Füßen spüren. Ich würde mein Ziel also dennoch erreichen können, nur würde es etwas länger dauern als zuvor mit Lucifer an meiner Seite.
Schritt für Schritt ertastete ich mir also den Weg nach vorne. Die Stille um mich herum war bedrückend. Doch das sollte mich nicht weiter stören, weshalb ich dies zu ignorieren versuchte. Ich war schließlich fast am Ziel, warum sollte ich mich also wegen so etwas Belanglosem ablenken lassen? Meter um Meter führte ich mich selbst diesen Weg entlang. Mir war es zuvor nicht aufgefallen, doch eine eisige Kälte kroch mir bereits an den Beinen hoch. Ein völlig anderer Ort im Vergleich zum Höllenfeuer, in dem man lebendig vor sich hin schmorte.
Weit war es nicht mehr, bis zu dem Ort, den ich suchte. Den Ort an dem ich all die Menschen zufrieden stellen konnte, die einen Nutzen aus mir hatten. Sie würden glücklich sein, genauso wie ich. Es gab keinen Grund sich weiter darüber Gedanken zu machen. All das war jetzt unwichtig, es war mir egal. An meinen Schritten konnte ich hören, dass sich meine Umgebung veränderte. Ich musste also an der Stelle angekommen sein, an der dieser Wald endete und der Weg über die Brücke führte. Eine Brücke umgeben vom Nichts.
Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus, als ich mit meiner Hand die Steinmauer berührte. Ich war also wirklich auf der Brücke. Die Steine unter meinen Fingern fühlten sich rau an. Kalt und fest mit den anderen Steinen verbunden. Ich folgte dem Weg noch einige Meter weiter, während ich meine Hand einfach über die Steine der Mauern gleiten ließ. So hatte ich immerhin einen Anhaltspunkt, wo ich mich befand. An die Länge der Brücke konnte ich mich nicht mehr erinnern bzw. daran, wie lange wir gebraucht hatten, um sie zu überqueren.
Doch es war ein Zeichen für mich. Das Zeichen eines Sieges. Von wegen ich brauchte Hilfe. Ich hatte diesen Ort ganz alleine gefunden, nur die Tür hatte mir jemand öffnen müssen aber das war natürlich absehbar gewesen. Den Rest hatte ich ganz alleine geschafft. Ich konnte sogar ein wenig stolz auf mich sein, dem Ende meiner Reise nun immer näher zu kommen. Niemand würde mich jetzt noch von meiner Entscheidung abbringen können.
Meine Finger blieben an einer der kugelförmigen Feuerschalen hängen, die sich in Abständen auf den Steinmauern befanden. Allerdings brannten sie diesmal nicht. Ich blieb stehen und fuhr mit der Hand etwas weiter dieses Gebilde hinauf. Es wirkte stabil. Nichts, was einfach umfallen würde, wenn man versuchte sich daran hochzuziehen. Ein Glück für mich, dass würde mir mein Vorhaben um Einiges erleichtern. Die halbhohen Schuhe die ich trug, streifte ich einfach von meinen Füßen, was ein dumpfes Poltern ergab. Danach trat wieder Stille ein.
Mit der wenigen Kraft die mir noch blieb, zog ich mich an dieser Kugel hoch und hatte für einen kurzen Moment das Gefühl zu schwanken, doch sobald ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, erhob ich mich langsam von meiner vorigen Position und stand somit mit nackten Füßen auf der Steinmauer. Die unbeleuchtete Feuerkugel neben mir nur so weit entfernt, dass ich sie gerade so berühren konnte. Ich war mir nicht ganz sicher auf welchem Teil der Brücke ich mich befand, doch ich wusste, dass vor mir meine Erlösung lag.
Meine Erlösung von all dem, was mir mein Leben zerstört hatte. Ich würde Luc nicht mehr sehen müssen. Auch seinen Vater und Zane nicht mehr, Ich würde nicht mehr wie eine Marionette durch die Gegend gezogen werden und etwas vollbringen, mit dem ich nicht einverstanden war. Es war mir relativ egal, dass Lucifer sich dann jemanden Neues suchen musste und Andromalius seine Hauptaufgabe verlor. All dies war nun nicht mehr mein Problem. Ich hatte meinen eigenen Weg gewählt und nichts und niemand würde mich noch aufhalten können.
Dochbevor ich meinen sehnlichsten Wunsch in die Tat umsetzen konnte, flammte die Kugelneben mir auf und ich zog vor Schreck meine Hand zurück. Nur eine Sekundespäter und ich hätte mir womöglich die Hand verbrannt. Dass dies passiert war,konnte allerdings nur eines bedeuten: Ich war nun nicht mehr alleine, dennirgendjemand war hergekommen, um mich von meinem Vorhaben abzuhalten. Ichhatte mir bereits gedacht, dass Andromalius mich nicht einfach so gehen lassenwürde, ohne es jemandem mitzuteilen.
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Des Teufels Königin
RomanceDer erste Teil der Reihe „In den Fängen des Teufels". - Elodie lebt das Leben, was sich wohl jedes Mädchen wünscht. Sie reist als weltbekanntes Model in unzählige Orte der Welt, besitzt eine große Villa und das Auto ihrer Träume. Doch gequält von sc...