Bis zum Morgengrauen

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Eine ganze halbe Stunde hielt ich seine Stalkerei noch aus, dann hob ich schon leicht genervt den Kopf und sah zu ihm „Könntest du bitte damit aufhören, sonst muss ich dich wirklich noch rausschmeißen. Schlimm genug, dass du über Nacht hier bleibst aber ich kann nicht arbeiten, wenn du mich ständig beobachtest." Erklärte ich ihm halbwegs meine Lage und er hob daraufhin eine Augenbraue. „Nagut, dann .. gehe ich einen Moment raus." Beschloss er einfach und stand auf. Es wunderte mich, dass er jetzt so plötzlich auf meine Bitte reagierte.

Er lief zur Fensterfront und öffnete die Tür dort. Sofort erfüllte ein kalter Luftzug den Raum und ich begann zu frösteln. Ich liebte dieses Haus. Besonders wenn es draußen kalt war. So war es hier drin immer gemütlich warm, während sich jeder draußen den Arsch abfror. Luc trat nach draußen und lehnte die Tür wieder etwas an. Mit dem Anzug, den er noch immer trug, wurde es ihm da draußen bestimmt nicht so kalt, wie mir, in diesen dünnen Sachen.

Während er also draußen blieb und ich sah, wie er sich eine Zigarette anzündete, widmete ich meine Aufmerksamkeit wieder den E-Mails vor mir. Nach vielen weiteren Minuten, in denen Luc mich hier ungestört alleine gelassen hatte, warf ich einen Blick auf die Uhr. Es war bereits kurz vor Mitternacht und ich merkte bereits, wie die Müdigkeit mich regelrecht überrannte. Doch ich musste das hier fertigmachen, sonst hatte ich am nächsten Tag nur noch mehr zu tun.

Weitere Minuten vergingen, bis ich wieder diesen fast schon eisigen Luftzug spürte und Luc wieder das Wohnzimmer betrat. „Du solltest jetzt schlafen, Elodie. Es wird spät." Meinte er und ich hob den Kopf, um zu ihm zu sehen. War das etwa Besorgnis in seinem Gesicht? Unterbewusst hatte ich sogar schon gehofft, dass er da draußen bei lebendigem Leib erfroren war. Dafür war es nur leider noch zu warm. Schade eigentlich. „Ich habe dir doch gesagt, dass es etwas länger dauern könnte. Ich bin das gewohnt. Du kannst gerne schon schlafen, damit habe ich kein Problem." Brummte ich lediglich und sah dann wieder auf den Laptop. Ich hatte begonnen die Reise nach Bali zu planen und ich wollte schließlich nicht planlos dort ankommen. Viel Zeit blieb mir bis dahin allerdings auch nicht mehr.

Mit einem hörbaren Seufzen, näherte Luc sich mir und nahm mir im nächste Moment einfach den Laptop weg. „Ich meine es ernst, Elodie." Wie ein mürrisches Kind sah ich zu ihm hoch und verschränkte die Arme. „Luc, jetzt mal im Ernst, was soll das? Du kannst nicht einfach wortwörtlich hier einziehen und mich dann auch noch vom Arbeiten abhalten." Beschwerte ich mich und stand schließlich auf. Luc legte den Laptop auf dem Tisch ab, dann spürte ich seine Hand an meinem Rücken, die mich in die Richtung meines Schlafzimmers schob.

„Wie du siehst, kann ich das doch." Gab er mit einem Murmeln von sich und blieb erst stehen, als wir mein Zimmer erreicht hatten, dann drehte er mich zu sich um. Wieder trennten nur wenige Zentimeter unsere Körper voneinander und ich hob den Kopf, um so direkt in seine Augen zu sehen. Er wusste, welche Anziehungskraft er auf andere ausübte. Und er wusste, dass auch ich nicht davon verschont geblieben war. Wir hielten den Blickkontakt, während seine eine Hand noch immer an meinem Rücken lag, nun aber langsam zu meiner Taille wanderte „Wir sehen uns morgen früh."

Diese kleine und so sanfte Berührung löste ein Kribbeln aus, dass sich über meine gesamte Taille zog und schließlich in meinem Bauch endete. In seinen Augen lag ein Ausdruck, den ich nicht richtig deuten konnte. Es wirkte fast so, als müsste er sich zusammen reißen, um diese lediglich sanfte Berührung geschehen zu lassen. Lange hielt dieser Moment jedoch nicht an.

Dann ließ er mich los und ich stolperte ein kleines Stück zurück, um wieder etwas Abstand zwischen uns zu bringen. „Gute Nacht." Murmelte ich nur, drehte mich um und öffnete die Tür meines Zimmers. Wenigstens hatte er den Anstand, mir nicht in mein Zimmer folgen zu wollen. Auch wenn ich an seinem Blick erkannt hatte, dass er genau das eigentlich wollte. Ich schloss die Tür direkt und blieb dann einen Moment dort stehen. Ich war oft alleine in diesem Haus, besonders nachts. Nun befand sich allerdings eine mir kaum bekannte Person in diesem Haus, in dem ich seelenruhig schlafen sollte. Das konnte nicht gut ausgehen.

Dass ich überhaupt zuließ, dass er hier schlief, verunsicherte mich etwas. War ich wirklich so leichtgläubig um so ein Risiko einzugehen? Immerhin bestand so eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir uns besser kennen lernten und ich im schlimmsten Fall sogar Gefühle für ihn entwickelte. Das war jetzt ziemlich weit gedacht aber die Wahrscheinlichkeit bestand. Also musste ich ihn unbedingt wieder loswerden. Für eine Beziehung hatte ich keine Zeit und keine Kraft.

Ich legte mich jedoch ins Bett und zog die Decke bis unters Kinn. Vor dem Fenster war alles dunkel. Nur leicht konnte ich das Licht erkennen, das aus dem Wohnzimmer nach draußen schien. Ich konnte nur hoffen, dass Luc nicht plötzlich mitten in der Nacht an meinem Bett stand und sich herausstellte, dass er ein Serienmörder war. Trotz dieser Gedanken und Vermutungen dauerte es nicht lange, bis die Müdigkeit mich übermannte und in den Schlaf riss.

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Was denkt ihr?

Stimmen ihre Vermutungen und es handelt sich bei Luc wirklich um einen Serienmörder? xD

Was vermutet ihr, warum Luc sie einfach nicht in Ruhe lassen will? ;)

Des Teufels KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt