Unberührte Blicke

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Ich wurde durch leise Stimmen geweckt, die dumpf in mein Gehör traten. Ein stechender Schmerz breitete sich in meinem Kopf aus und ich verzog mit einem leisen Brummen das Gesicht „Jungs, sie wacht auf." Hörte ich eine helle und zugleich freundliche Stimme nun etwas deutlicher, konnte jedoch nicht zuordnen, zu wem sie gehörte. Erst dann öffnete ich langsam, vor Helligkeit des Raumes blinzelnd, die Augen. Ich sah drei Personen neben dem Bett stehen, auf dem ich lag. Bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus, dass es sich dabei um Cham, Luc und eine weibliche Person handelte, die ich nicht kannte. Sie hatte, genau wie Cham, blondes Haar und strahlend blaue Augen. Vielleicht waren sie Geschwister.

Mein Gedankengang wurde unterbrochen, als jemand nach meiner Hand griff. Mein Blick wanderte direkt dorthin und ich zog meine Hand sofort wieder aus dem Griff der Person. Es war Luc. Dieser zog nun etwas betroffen seine Hand wieder zurück. „Luc, was .. was soll das? Wo bin ich? Und wo ist Amanda?" fragte ich natürlich direkt mit einer noch nicht ganz sicheren Stimme und setzte mich langsam auf. Ich konnte Luc neben mir seufzen hören. „Sie ist nicht hier, Elodie. Du bist bei mir Zuhause." Kam es schließlich als Antwort von ihm.

„Zuhause kann man das nicht gerade nennen." Kam es mit einem leisen Murmeln von Cham, der dafür direkt den Ellenbogen des Mädchens neben ihm, in die Rippen bekam. „Au! Aber es stimmt doch." Ich blickte nur verwirrt zwischen ihnen hin und her. Sie hatten Recht. Das Zimmer in dem ich lag, kannte ich nicht. Ich musste also wirklich bei Luc Zuhause sein. Das Bett auf dem ich lag, war groß und komplett in einem grau-schwarz gehalten. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich eine große Glasfront, durch welche diese unangenehme Helligkeit trat. Doch sie zeigte auch, dass wir uns scheinbar inmitten eines Waldes befinden mussten. Die dekorativen Pflanzen im Zimmer, untermalten das Ganze nur noch.

Ein Bad befand sich direkt neben dem Bett in einer Nische des Zimmers. Ohne Wand oder jeglichen Sichtschutz, konnte ich dort eine Badewanne, ein Waschbecken und sogar eine Dusche erkennen. „Okay, also .. warum bin ich hier?" fragte ich schließlich und blickte in die Runde. „Nunja, du hast .. gestern ziemlich viel getrunken. Wir hielten es für die beste Idee, dich hier her zu bringen." Bei dieser Antwort runzelte ich leicht die Stirn „Ihr wisst schon, dass ihr mich auch einfach hättet, zu meinem eigenen Zuhause fahren können?" Luc antwortete nicht mehr darauf, was Cham nun übernahm und näher trat „Luc hat darauf bestanden, dass du in Sicherheit bist, Elodie. Da konnte ich nichts machen."

Ich schnaubte nur leise auf und schüttelte den Kopf, was einen erneuten stechenden Schmerz verursachte. Ich hatte wohl wieder einen Kater. Nur konnte ich mich an die vorige Nacht kaum noch erinnern. Nur der Moment, in dem Luc in mein Gesichtsfeld trat und auf diesen Fremden einschlug, hatte sich in meinem Kopf festgesetzt. „Ihr habt mich also entführt, ich verstehe." Gab ich murmelnd von mir und wollte gerade aufstehen, da schob Chamuel mich jedoch wieder sanft zurück. Seine Berührung löste augenblicklich eine angenehme Wärme in mir aus, weshalb ich mich auch nicht wehrte.

„Ich werde dir etwas gegen die Kopfschmerzen holen." Meinte plötzlich das Mädchen, welches Chamuel so ähnlich sah „Wenn es in diesem Haus überhaupt etwas gibt, was Schmerzen lindern kann" Ihre Stimme hatte einen kalten Unterton angenommen und ich konnte schwören, dass ihre blauen Augen kurz aufblitzen, als sie zu Luc sah. Dieser nickte leicht „In der Küche, da sollte irgendwo etwas sein." Damit verschwand das Mädchen und ließ mich mit Cham und Luc alleine. Es hätte mir Angst machen sollen, mit zwei fremden Menschen in einem Haus zu sein, was ich nicht kannte. Doch allein Chamuels Anwesenheit trug dazu bei, dass ich mich sicherer fühlte. Wie auch immer er das anstellte.

Dann fiel mir allerdings etwas ein, weshalb ich mich abrupt aufsetzte. Es war Sonntag. Nachmittags würde ich nach Bali fliegen. Wie spät war es überhaupt? „Alles okay?" Es war Luc's Stimme die erklang und ich warf ihm nur einen bösen Blick zu. Noch ehe mich Chamuel davon abhalten konnte, hatte ich mich aus dem Bett geschwungen. Was jedoch keine so gut durchdachte Idee war, da ich nun feststellen musste, dass ich lediglich ein weißes Hemd trug. Und dieses Hemd war ganz sicher nicht von mir. Die stärker werdenden Kopfschmerzen vergaß ich sofort.

So stand ich also da, nur mit diesem Hemd bekleidet und blickte erst geschockt an mir herunter, dann aber zu den beiden. „Sagt mir nicht, ihr habt -.." Chamuel schüttelte leicht den Kopf, was mich erst erleichtert seufzen ließ, dann setzte er aber ein fast schon amüsiertes Grinsen auf. „Nein, haben wir nicht. Das war Luc ganz alleine." Mein Blick flog sofort zu der genannten Person und erst jetzt schien er zu verstehen, was er anscheinend falsch gemacht hatte. „Diese anderen Sachen sahen so unbequem aus und .." fast schon verunsichert kratzte er sich am Nacken und blickte dann mit einem leichten Schulterzucken „Es steht dir."

Das war eindeutig zu viel für mich. Kopfschüttelnd und ohne weiter etwas dazu zu sagen, machte ich mich auf die Suche nach meinen Klamotten. Ich hatte mir geschworen, Luc aus dem Weg zu gehen. Ihm nie wieder nahe zu sein. Und jetzt hatte er sich einfach ohne mein Wissen näher mit mir beschäftigt als mir lieb war. Ich fand den Stapel meiner Klamotten fein säuberlich auf dem Boden in einer Ecke des Zimmers. „Ich habe dir doch gesagt, dass du das lieber lassen solltest." Meinte Chamuel, scheinbar besonders amüsiert über diese Situation „Aber mich soll es nicht stören. Mir kommt es nur gelegen, wenn sie dich auf Ewig hasst."

Während die beiden so in ihre Diskussion vertieft waren, zog ich mir einfach schnell meine Klamotten über. Hätte ich in diesem Augenblick zu den beiden gesehen, hätte ich festgestellt, wie Luc mich ohne Unterbrechung beobachtete, dann aber von einem leichten Boxhieb in die Seite, von Cham abgelenkt wurde. Dieser strafte ihn regelrecht mit seinem Blick und schüttelte bedeutend langsam den Kopf. Luc verstand wohl, dass er mich nicht beobachten sollte und wandte mit einem genervten Augenrollen den Blick von meinem Körper ab.

Sobald ich fertig mit Umziehen war, hatten die beiden auffällig ihren Blick von mir abgewandt, was ich innerlich dankend so hinnahm. „Chamuel, kannst du .. mich nach Hause fahren?" fragte ich versucht neutral, lief dann näher zu den beiden und drückte Luc einfach das weiße Shirt in die Hand. Kurz berührten sich unsere Finger, doch noch bevor mich wieder diese Kälte überflutete, zog ich meine Hand wieder zurück. „Alles was du willst, meine Liebe." Antwortete Cham darauf und er legte seinen Arm um meine Schultern. Es war okay so. Stören tat es mich nicht. Chamuel vertraute ich eindeutig mehr als Luc, obwohl ich nicht mehr von ihm wusste, als seinen Namen.

Doch eine gewisse andere Person schien es zu stören, da Luc's Augen wieder einen leicht roten Schimmer zeigten. Ich könnte mich da jedoch auch getäuscht haben. Dann schob mich Cham bereits aus dem Zimmer in den großen Wohnbereich, wo auch schon das Mädchen auf uns zu kam, die mir dann eine Tablette hinhielt „Also erstmal, ich heiße Jophiel, du kannst mich aber auch Jo nennen, das ist einfacher." Meinte sie mit einem freundlichen Lächeln. Doch etwas verwirrte mich immer mehr. Warum hatten sie alle so seltsame Namen?                     

Des Teufels KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt