„Da bin ich nur für ein paar Stunden weg, um nach Chamuel zu suchen und du tust genau das, was du nicht tun sollst." Knurrte er in Levias Richtung, während ich die beiden nur belustigt beobachtete. Ich verstand nicht, warum er deswegen so einen Aufstand machte. Es war schließlich nichts passiert, was hätte gefährlich werden können. „Du hast ihn Bruderherz genannt.." Wies ich Levia auf ihre Wortwahl hin, woraufhin sie direkt zu Lachen begann und Lucifer entschuldigend anblickte „Tschuldige Lucilein, das war nicht so gemeint." Dieser schüttelte jedoch nur den Kopf und trat daraufhin etwas näher zu mir. „Wir gehen jetzt Elodie." Hörte ich ihn entschlossen sagen, ehe er mir einfach mein Weinglas aus den Händen nahm und es auf dem Tisch abstellte.
„Aber ich.." „Keine Diskussion." Seine Stimme klang noch dunkler und bedrohlicher als zuvor und es war nicht auszuschließen, dass er nun ziemlich wütend war. Im nächsten Moment stand ich bereits fast mit ihm auf Augenhöhe, nachdem er nach meinen Armen gegriffen und mich auf die Beine gezogen hatte. In dem Moment als er mich losließ, verlor ich das nur durch ihn stabilisierte Gleichgewicht und schwankte einen Moment, bis ich mich notdürftig an seiner Jacke festkrallte, die er wohl niemals ablegte. „Du bist wirklich unglaublich, Levia." Gab Lucifer brummend von sich, als er feststellte, dass ich mich nicht einmal anständig auf den Beinen halten konnte.
„Oh vielen Dank." Antwortete Levia amüsiert und trank in Seelenruhe einen weiteren Schluck aus ihrem Glas. „Kann ich nicht hierbleiben?" richtete ich mein Wort nun an Lucifer, der mir nur einen skeptischen Blick zuwarf, dann aber wieder zu Levia sah. „Vielleicht solltest du Azrael suchen gehen, bevor ich mich noch dazu entscheide, dich direkt hier in Fetzen zu reißen.. Elodie wird diese Nacht hierbleiben aber ich möchte nicht, dass du in dieser Zeit in ihrer Nähe bist." Meinte er festentschlossen und ich konnte sehen, wie das dunkle braun in Levias Augen, sich zu einem glühenden Rot entwickelte und sie sich von ihrem Platz erhob. Ihr Lachen war verschwunden und sie starrte ihn stattdessen nur mit einem beleidigten Ausdruck in ihrem Gesicht an. „Irgendwann muss ich mich so oder so deinem Willen beugen, ist es nicht so?" dann war sie auch schon verschwunden und ließ dabei das noch halbvolle Weinglas in ihrem Händen einfach fallen.
Ob nun beabsichtigt oder nicht, ließ sie damit ein kleines Chaos bestehend aus dem restlichen Wein und den Scherben eines zerbrochene Glases auf dem Boden zurück. „Wirklich grandios, kleine Schwester." Hörte ich Lucifer knurrend von sich geben, der sich dann jedoch mir zuwandte und dabei versuchte, seine entstandene Wut zu unterdrücken. „Ich bringe dich nach oben, Elodie." Mit diesen Worten legte er seinen Arm um mich und es wurde für den Bruchteil einer Sekunde pechschwarz vor meinen Augen. Erst glaubte ich, in Ohnmacht gefallen zu sein. Doch als ich meine Augen nach einem Blinzeln wieder öffnete, stand ich inmitten von Lucifers Schlafzimmer, in dem ich bereits einige Erinnerungen sammeln konnte.
Damals hatte ich noch nicht gewusst, wer er wirklich war. Er und die Engel war nur Menschen gewesen, die mich auf äußerst seltsame Art entführt hatten und sich über sehr abstrakte Themen unterhielten. Lucifer hatte sich selbst zu dieser Zeit schon zu nah an mich herangewagt. „Soll ich.." fing er an und ich trat wie vom Blitz getroffen einen Schritt von ihm weg. „Wenn du das tust, kratz ich dir die Augen.." bevor ich meinen Satz beendet hatte, spürte ich bereits, wie die Schwerkraft wieder auf eine seltsame Weise von mir Besitz ergriff und ich stolperte einen Schritt zur Seite. „Du solltest ein wenig Schlafen, Elodie." Brummte er nun etwas ungeduldiger. Vermutlich hatte er eine andere Antwort von mir erwartet, doch ich hatte ihn nicht einmal aussprechen lassen.
Nach ein paar wenigen schwankenden Schritten, ließ ich mich einfach auf dieses so einladende, weich wirkende Bett fallen , welches dort stand und gab anschließend ein leises Seufzen von mir. „Du kannst jetzt gehen." Brummte ich in Richtung Lucifer, der jedoch nicht daran dachte seinen Fuß wieder vor diese Tür zu setzen. „Und du bist dir sicher, dass du.." fing er wieder an, diesmal klang seine Stimme aber eher etwas verunsichert. „Verschwinde Lucifer." Brummte ich nur wieder und hatte zu diesem Zeitpunkt bereits meine Augen geschlossen. Ich wollte mich dieser auftretenden Müdigkeit allerdings nicht hingeben, solange ich wusste, dass er sich noch hier im Raum befand.
Es folgte eine Weile Schweigen, in der ich deutlich damit zu kämpfen hatte, die Müdigkeit über mich siegen zu lassen, bis Lucifer sich dann doch mit einem Seufzen von mir abwandte. „Ich bin unten, falls du etwas brauchst." Er würde sich wohl erstmal um die Sauerei kümmern müssen, die Levia bei ihrem Verschwinden hinterlassen hatte. Im Augenblick war es mir egal, ob ich hier schlief oder in meinem eigenen Bett zuhause. Beide Orte schienen auf die selbe Weise gemütlich zu sein und diese Tatsache reichte mir völlig aus. Immerhin ließ Lucifer mich nun endlich in Ruhe.
Doch nachdem er gegangen war, war diese Müdigkeit nur eine grässliche Barriere, die mich davon abhielt, mich wieder aufzusetzen, zugleich hinderte sie mich auch daran, endlich einzuschlafen. Es funktionierte einfach nicht. So sehr ich es auch wollte. „Was ein Dreck.." Brummte ich in das Kissen unter mir hinein und hätte mich womöglich selbst geohrfeigt, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte. Meine Sinne waren theoretisch benebelt genug, um einfach in diesem Schlummerland zu versinken und dennoch tat ich es nicht. Warum, konnte ich mir nicht erklären.
So verbrachte ich noch weitere Minuten damit, mit geschlossenen Augen und in genau der selben Position wie zuvor, auf diesem Bett zu liegen und zu warten, bis der erholsame Schlaf mich übermannte. Es waren Minuten, in denen mich lediglich eine angenehme Stille umgab und das sanfte Licht in diesem Raum mich ebenso wenig am Schlaf hindern konnte, wie es diese Stille tat. Es war auch eine schlaue Idee von Lucifer gewesen, anzumerken dass er sich im unteren Stockwerk befand, falls ich Hilfe benötigte. Er wusste ganz genau, dass ich diesen Weg nicht freiwillig alleine würde gehen wollen. „So ein Arschloch.." gab ich wieder brummend von mir und öffnete nun doch langsam die Augen. Nichts hatte sich verändert, seitdem ich mich auf dieses Bett hatte fallen lassen und dennoch fühlte sich etwas anders an.
„Meinst du mich?" hörte ich diese raue Stimme einer Person, dessen Gestalt ich jedoch aus dieser Position nicht erkennen konnte. Es war jedoch zu gemütlich, um mich in eine andere Position zu bewegen. „Was verstehst du an 'Verschwinde' nicht, Lucifer?" Es folgte ein leichtes Lachen von einer Stelle irgendwo in diesem Raum. Ich wusste nur, dass er sich nicht direkt neben diesem Bett befand, sonst hätte ich ihn sehen können. „Du kannst nicht schlafen, habe ich Recht?" fragte er nach und ich konnte hören, wie seine Schritte auf dem Boden langsam näher kamen. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, wann er wiedergekommen war. Das war aber auch nicht gerade sehr verwunderlich.
„Ich weiß nicht genau, was du vorhin von mir gedacht hast aber ich wollte dir keineswegs wehtun." Erklärte er mit einem hörbaren Schmunzeln auf den Lippen. Nun richtete ich doch meinen Kopf etwas auf und konnte erkennen, dass Lucifer bis zu der Seite des Bettes herangetreten war, wo ich ihn problemlos sehen konnte. Auch er hatte sich in dieser kurzen Zeit nicht verändert. Fast glaubte ich, dass dies hier nur ein völlig absurder Traum war, in dem mein Unterbewusstsein mit mir spielte.
„Was willst du?" fragte ich ihn ein wenig misstrauisch, da ich nicht ganz deuten konnte, warum er wieder hier war, obwohl er mich doch alleine lassen sollte. „Ich könnte dir helfen.. aber wenn du willst, dass ich gehe.." Er zuckte mit den Schultern, doch gerade als er sich zum Gehen abwandte durch sprach meine Stimme die entstandene Stille in dem Raum. „Warte.." Mit einem sichtlich amüsierten Schmunzeln drehte er sich wieder zu mir um, doch abgesehen von diesem Angebot von ihm mir zu helfen, irritierte mich noch etwas anderes. Etwas hatte sich doch verändert nachdem er mich hier allein gelassen hatte. Er war nicht mehr so wütend wie zuvor.
„Du bist nicht mehr wütend?" fragte ich vorsichtig nach, woraufhin er den Kopf schüttelte und wieder ein paar Schritte näher trat. „Du hast mich noch nie wütend erlebt, Elodie. Auch nicht als mein Vater auf der Suche nach dir war." Ich wollte gar nicht erst darüber nachdenken, was genau das zu bedeuten hatte. Für den nächsten Moment schwieg ich und blickte nur nachdenklich in Lucifers Augen, die im Vergleich zu vorher eine angenehme Ruhe widerspiegelten. „Erinnerst du dich an deinen Rückflug von Bali?" Er ließ sich nach kurzem Zögern neben mir auf der Bettkante nieder und hielt mir kurz darauf seine Hand entgegen. „Vertraust du mir?"
Misstrauisch aberzeitgleich auch getrieben von dieser elendigen und nicht enden wollendenMüdigkeit, legte ich schließlich meine Hand ich seine. Ich konnte mich noch gutan diesen Tag erinnern. Er würde wohl immer in meiner Erinnerung bleiben.„Nein." Antwortete ich ihm nur, woraufhin Lucifer sich ein leichtes Grinsennicht verkneifen konnte. Genau diese Antwort hatte ich ihm auch damals gegeben.Nur einen winzigen Augenblick später erfasste mich eine Welle von angenehmerWärme und ich schloss regelrecht erleichtert meine Augen.
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Des Teufels Königin
RomanceDer erste Teil der Reihe „In den Fängen des Teufels". - Elodie lebt das Leben, was sich wohl jedes Mädchen wünscht. Sie reist als weltbekanntes Model in unzählige Orte der Welt, besitzt eine große Villa und das Auto ihrer Träume. Doch gequält von sc...