Ich musste blinzeln, um mich aus dem Bann seiner glühenden Augen zu befreien. Doch als ich dann die Augen wieder öffnete, strahlte mir nur das dunkle braun entgegen, dass ich bereits kannte. Hatte ich etwa halluziniert? Das musste am fehlenden Schlaf liegen, eindeutig. Anders konnte ich mir das eben nicht erklären. „Entschuldige." Murmelte Luc plötzlich leise und blickte zu Boden, auf die zerbrochene Tasse „Ich mach das schon."
Damit ließ er meine Arme los und lief Richtung Küche, um dort vermutlich einen Besen und einen Lappen zu holen. Geschockt von dem, was ich eben gesehen hatte, stieg ich vorsichtig über die Scherben und setzte mich langsam auf das Sofa direkt daneben. Noch immer konnte ich Luc's Griff an meinen Armen spüren und ich fuhr vorsichtig mit den Händen über diese Stellen. Lange hatte mich niemand mehr so angefasst.
Als Luc wieder den Raum betrat und sich daran machte, das Missgeschick zu beseitigen, lag mein Blick auf ihm und meine Gedanken rasten. Entweder war ich verrückt oder irgendetwas stimmte gewaltig nicht mit diesem Typ. Ich würde auf jeden Fall nicht zulassen, dass er mir noch einmal so nah kam. „Wir müssen gleich los Elodie, du solltest dich umziehen." Hörte ich ihn sagen und blickte kurz auf die Uhr. Er hatte Recht, viel Zeit hatten wir nicht mehr, um pünktlich zum nächsten Shooting zu kommen.
Also stand ich auf und lief kommentarlos in mein Zimmer. Dort zog ich mir etwas Einfaches über, was mir beim Umziehen während des Shootings keine großen Schwierigkeiten bereiten würde. Sobald ich mein Zimmer wieder verließ, fühlte es sich noch immer seltsam an. Ich hatte regelrecht Angst vor ihm bekommen und das nicht ohne Grund. Schon einmal war mir gegenüber jemand so besitzergreifend geworden, so nah gekommen, dass ich das hier nicht einfach so bewältigen konnte. Diese Erinnerungen spukten wie Geister in meinem Kopf herum. Im Flur griff ich nach meiner Tasche und sah dann Richtung Wohnzimmer, wo Luc sich gerade die Krawatte seines Anzugs band.
Sobald er fertig angezogen war und alles am richtigen Platz saß, lief er in meine Richtung und öffnete die Tür. Dabei wich ich automatisch ein Stück von ihm weg, damit er mir ja nicht zu nah kam. Ich war die erste, die das Haus verließ, dicht gefolgt von Luc. „Ich denke, du fährst bei mir mit." Meinte er und mein Blick fiel wie von selbst auf den nicht gerade unauffälligen roten Wagen, der direkt vor meinem in der Einfahrt stand. Luc war die ganze Zeit hier im Haus gewesen.. wie zur Hölle kam sein Wagen dann hier her?
„Nein, ich .. fahre selbst." Murmelte ich jedoch, da mir das Ganze nicht ganz geheuer war und lief schon in die Richtung meines Wagens. Doch im nächsten Moment spürte ich den Griff seiner Hand um meinen Arm und er zog mich zu sich zurück. Ein eiskalter Schauer durchfuhr mich, als mir seine Nähe wieder bewusst wurde. Seine Hand lag weiterhin auf meinem Arm, was meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Aus dem Grund hörte ich nur die Hälfte von dem, was er mir sagte. „ - ... Tut mir leid, Elodie. - ... Keine Angst machen -.."
Langsam begann ich meinen Kopf zu schütteln und löste schließlich meinen Arm aus seinem Griff. Luc ließ es einfach zu, doch was er dachte, konnte ich nicht erahnen. Ich wagte es nicht, den Kopf zu heben um ihn anzusehen. „Lass mich .. bitte." Es war schon fast ein Flüstern, was ich von mir gab und doch schien Luc es problemlos zu verstehen. „Fahr vorsichtig. Wir sehen uns dann am Parkplatz." Er wollte mich nicht gehen lassen, das merkte ich. Doch ich wollte es so. Niemals würde ich mich in sein Auto setzen. Nicht nach dem, was da eben passiert war.
Ich trat also den Rückzug an und lief weiter Richtung Wagen, in den ich dann auch einstieg. Tiago kam heute nicht mit, Amanda würde nachher mal nach ihm sehen. An einem Freitag kam er nie mit. Heute begann mein Wochenende und Amanda hielt es für besser, wenn Tiago in der Zeit zuhause blieb. Nicht dass ich ihn noch irgendwo vergaß, wenn ich unterwegs war. „Verdammt!" hörte ich Luc's Stimme in wenigen Metern Entfernung fluchen. Doch das interessierte mich nicht weiter.
Der Motor meines Wagen heulte kurz laut auf, dann schaltete ich auch schon den Gang ein und fuhr aus der Einfahrt. Luc würde mir natürlich folgen, da war ich mir sicher. Immerhin hatten wir das Shooting zusammen. Wie ich das überleben sollte, wusste ich gerade auch nicht. Ohne Berührungen funktionierte das Shooting nicht. Während ich so auf der Schnellstraße in Richtung Innenstadt fuhr, hörte ich hinter mir einen Motor aufheulen. Durch den Rückspiegel warf ich einen Blick nach hinten und erkannte direkt hinter mir Luc's roten Wagen. Er war nach mir losgefahren und hatte mich ziemlich schnell eingeholt. Ich war nicht verrückt, nein. Er war es.
Erst als wir auf dem Parkplatz ankamen, verlor ich seinen Wagen kurz aus den Augen. Wenigstens hatte ich so einen Moment Zeit, um durch zu atmen. Doch dann hörte ich Schritte näher kommen und seufzte leise, ehe ich aus dem Wagen stieg. Natürlich war es Luc, der genau in dem Moment an meinem Wagen stehen blieb und mich nun teils besorgt und teils entschuldigend anblickte. Wir schlugen den Weg Richtung Gebäude ein, doch ich achtete stets darauf, einen gewissen Abstand zwischen uns zu halten. Ein Shooting mit ihm zusammen war zwar nervig gewesen aber kein Problem. Doch jetzt nach diesem Vorfall, kam es mir wie eine unüberwindbare Mauer vor.
Die einzige Sache, die noch zwischen mir und meinem freien Wochenende stand. Dazwischen stand ein bedrohlich wirkender Luc, der sich wie ein verrückter verhielt und dem ich nun ungerne wieder näher kommen wollte. Angekommen am Fahrstuhl, beschleunigte sich mein Herzschlag automatisch ein wenig und ich stellte mich im Aufzug in die Ecke, die am weitesten von Luc entfernt war. Er machte keine Versuche mir näher zu kommen, das erleichterte mich sehr. Erst als sich die Türen des Fahrstuhls wieder öffneten, verließ ich diesen so schnell wie möglich und lief den Gang entlang zum Appartement.
„Wir sollten reden, Elodie." Meinte Luc plötzlich, noch bevor ich die Tür zum Appartement öffnen konnte. Ich ignorierte ihn einfach und trat in den großen Raum hinein, der sich mir nun öffnete. Von Anfang an hatte ich gewusst, dass mit ihm etwas nicht stimmte und jetzt hatte ich die Bestätigung dafür. Warum war ich so dumm gewesen und hatte nicht besser aufgepasst? „Guten Morgen meine Lieben. Pünktlich auf die Minute, wie schön." Meldete sich die stark durch Akzent begleitete Stimme des Fotografen und meine Laune sank noch weiter in den Keller. Das konnte ich jetzt noch weniger gebrauchen aber da musste ich wohl durch. Einfach durchatmen und weitermachen.
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Des Teufels Königin
RomanceDer erste Teil der Reihe „In den Fängen des Teufels". - Elodie lebt das Leben, was sich wohl jedes Mädchen wünscht. Sie reist als weltbekanntes Model in unzählige Orte der Welt, besitzt eine große Villa und das Auto ihrer Träume. Doch gequält von sc...