P.o.V. Lucifer
Es war ein zugleich schöner, als auch seltsamer Anblick sie dort stehen zu sehen. Selbst nachdem wir den Saal verlassen hatten, hatte sie kein Wort von sich gegeben. Das verunsicherte mich ein wenig, doch ich konnte es ihr auch nicht übel nehmen. Das was hier geschehen war, musste etwas völlig neues für sie gewesen sein. Ich würde ihr die Zeit geben, die sie brauchte, um sich mit diesem Gedanken anzufreunden. Auch wenn mir bewusst war, dass sie sich letztendlich dennoch dafür entscheiden würde, zu gehen.
„Ich gratuliere, Luc." Hörte ich die Stimme meines Bruders hinter mir und ich drehte mich wie automatisch zu ihm um. „Danke.." antwortete ich, doch es wirkte weniger erfreut, als geplant. „Die Farbe steht ihr, findest du nicht?" fragte mich Zane und ich warf einen kurzen Blick zurück zu Elodie, die in einigen Metern Entfernung von uns stand und sich mit Andromalius unterhielt. Dieser wirkte jedoch ziemlich eingeschüchtert. Verständlich. „Du weißt genauso gut wie ich, dass sie diese Farbe nicht ausstehen kann." Antwortete ich ihm also und wandte mich wieder meinem Bruder zu.
Diesmal lag auf seinen Lippen jedoch ein bewusstes Grinsen. „Bist du dir da sicher? Wenn das der Fall wäre, hätte sie das Ganze hier bestimmt nicht getan." Ich konnte daraufhin nur mit den Augen rollen. Es war nicht Elodies Absicht gewesen, zu unserer Familie zu gehören. Sie wollte lediglich ihre Freiheit zurück. Auch wenn sie dafür solch eine Farbe tragen musste. „Du bist wirklich ätzend, Zane." Knurrte ich, doch er lachte nur darüber. „Bitte bring uns nicht um, wenn sie weg ist und du dich grässlich fühlst." „Wie kommst du darauf, dass.." begann ich meine Frage, verstummte aber sofort, als ich eine Person in meinem Augenwinkel bemerkte.
„Warum sollte er sich grässlich fühlen?" hörte ich die helle Stimme von Elodie direkt neben mir und blickte Zane dabei nur mit einem bösen Blick entgegen. „Er trennt sich nur sehr ungerne von seinem Eigentum." Gab Zane von sich, wodurch ich wirklich Mühe hatte, gelassen zu wirken. „Dein Eigentum?" fragte Elodie und richtete sich nun direkt an mich. Ich konnte mich nicht dagegen wehren, zu ihr zu sehen. In diese feurig roten Augen, die mich mit einem schaurigen Funkeln darin anblickten. Ein ungewohnter Anblick, doch er zog mich direkt in ihren Bann.
„Nein, das wollte er damit nicht sagen." Erklärte ich ihr, doch Zane begann langsam zu nicken „Doch, genau das habe ich damit gemeint." Elodies Blick war noch immer auf mich gerichtet, weshalb ich es nicht wagte, mich auf Zane zu konzentrieren. „Du weißt, dass ich dir die Freiheit geben werde, die du brauchst." Die junge Frau vor mir legte ihren Kopf leicht schief, blickte mich allerdings nur weiter abwartend an. Ich konnte Zane nur dafür danken, dass er mich in solch eine wundervolle Situation gebracht hatte. Er war wirklich ein Engel.
„Klärt das unter euch, ihr wisst ja, wo ihr mich finden könnt." Hörte ich Zane nur neben mir sagen, der sich daraufhin von uns abwandte und aus meinem Sichtfeld verschwand. Doch Elodies Blick hatte sich nicht eine Sekunde von mir gelöst. „Du willst mich nicht gehen lassen?" fragte sie schließlich, da keine weitere Erklärung meinerseits folgte. „Das ist nicht das, was ich.." Sie begann jedoch nur den Kopf zu schütteln und trat langsam von mir zurück. „Natürlich darfst du gehen, Elodie." Was sollte ich denn auch anderes sagen? Ich konnte ich ja schließlich nicht sagen, dass es schrecklicher Gedanke war, sie nie wieder sehen zu können.
Diese Aussage schien Elodie aber wieder etwas zu beruhigen. „Wenn es der Teufel gestattet, würde ich sehr gerne so schnell wie möglich hier verschwinden. Ich möchte nicht riskieren, dass etwas passiert." Ich wusste worauf sie damit ansprach und ich konnte es auch absolut nachvollziehen. Dennoch tat es irgendwo in meinem nicht ganz so ausgereiftem Herzen weh, diese Worte von ihr zu hören. „Du darfst tun und lassen was du willst. Ich möchte dir allerdings noch etwas zeigen, bevor du gehst." Etwas, was mich an Elodies Veränderung besonders erfreute, war die Tatsache, ihre Gefühle nun an ihren Augen ablesen zu können. Das war mir vorher nicht möglich gewesen.
„Was meinst du?" fragte sie mich, doch ich hielt ihr einfach nur meine Hand entgegen. Verwirrung lag in ihren Augen, als sie erst meine Hand und dann wieder mich anblickte. „Vertraust du mir, Elodie?" fragte ich sie daraufhin und es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis sie ein zögerndes „Ja.." von sich gab und ihre Hand in meine legte. Ein deutlicher Vorteil darin, selbst der Teufel zu sein. Ich konnte mich nun an jedem Ort dorthin bewegen, wo und wie ich es wollte. Ich musste diese Strecken nicht mehr laufen, wenn mir nicht danach war.
Es brauchte also nur einen kurzen Moment meiner Konzentration, ehe alles um uns herum schwarz wurde und wir uns im nächsten Augenblick bereits in einem der unzähligen anderen Gänge befanden. Doch diesen hier kannte Elodie bereits. Es war nur schon eine ganze Weile her. „Verrate das nicht meinem Vater aber ich denke, du solltest ihn sehen, bevor du gehst." Noch immer lag eine gewisse Verwirrung in ihrem Blick, während sie diese Tür direkt vor uns betrachtete, vor der wir uns nun befanden. Doch dann trat Erkenntnis in ihre Augen und sie löste ihre Hand augenblicklich aus meiner. „Raphael." Murmelte sie leise und ich bestätigte ihre Aussage mit einem Nicken.
„Seitdem mein Vater ihn hierher gebracht hat, wolltest du, dass ich ihn zurückbringe. Das konnte ich nicht." Ich deutete mit einem Nicken zur Tür. „Jetzt bin ich der Teufel selbst und.. das ändert die Sache ein wenig." Unschlüssig blickte sie zwischen mir und dieser Tür hin und her, als würde sie nicht ganz verstehen, was ich damit meinen würde. „Du brauchst nur diese Tür zu öffnen, Elodie." Sie gehörte nun zu dieser Familie, ob sie das wollte oder nicht. Auch wenn sie nie wieder hierher zurückkam, wollte ich ihr immerhin das zurückgeben, was ihr in ihrem Leben bisher am meisten Freude bereitet hatte.
Nur zögernd trat Elodie näher an diese Tür heran, blickte aber noch einmal unsicher zu mir zurück ehe sie ihre Hand nach dem Griff der Tür ausstreckte. „Wirklich witzig Lucifer, du weißt doch dass ich die nicht öffnen kann." Meinte sie, nun mit der Hand am Griff. Doch sie hatte noch keinen Versuch gewagt, diese auch zu öffnen. „Auch das ist jetzt etwas anders." Gab ich nur mit einem Schmunzeln von mir. Als Mensch hätte sie das nicht gekonnt, da hatte sie Recht. Doch genau wie ich, hatte auch sie sich verändert und konnte nun an diesem Ort genau das tun, was ihr vorher nicht möglich war.
Nach einem kurzen Moment Überlegung begann sie nun doch den Versuch, diese Tür zu öffnen. Und anders, als sie es vermutlich erwartete, ließ sich diese, genau wie bei mir, ohne großen Kraftaufwand öffnen. Dass sie nun so nah bei den Flammen stand, bereitete mir aber keine Sorgen mehr. Ich wusste, dass diese ihr nun nicht mehr mit diese ungeheuren Hitze entgegen traten, sondern sich eher anfühlten, wie die angenehme Wärme, wenn man gemütlich vor einem Kaminfeuer saß. Es erleichterte mein Gewissen, dass ich sie mit dieser 'Überraschung' womöglich davor bewahren konnte, zurück in dieses tiefe Loch zu fallen. Selbst wenn das auch bedeutete, dass sie noch einen weiteren Grund hatte, um nach Hause zurückzukehren.
Eine ganze Weile verging, in der Elodie abwartend an dieser Tür stand und mit einem zugleich unsicheren, als auch erfreuten Ausdruck in ihrem Gesicht, in diese Flammen blickte, in denen sie noch vor einigen Wochen fast selbst bei lebendigem Leib verbrannt worden wäre, hätte ich nicht früh genug reagiert. Damals hatte ich mich ihr gegenüber falsch verhalten, das wusste ich nun. Sie war mehr, als nur eine Lösung für ein Problem, welches Levia verursacht hatte.
„Raphael." Erklang ElodiesStimme, was mich aus meinen Gedanken zurückholte. Nur einen Augenblick späterschien diese mir nicht ganz fremde Person im Türrahmen, die mit einemerleichterten Ausdruck im Gesicht zu Elodie blickte. Er sah noch genauso aus,wie kurz vor seinem Verschwinden. Die selben lichtblonden Haare und dasstrahlende Blau in seinen Augen. Nichts erinnerte mehr daran, dass er jemalseine gewisse Zeit in dem Höllenfeuer hinter sich verbracht hatte. „Elodie." Kames mit einer kratzigen Stimme von ihm, ehe er sie bereits in eine Umarmung zog,aus der sie sich nicht zurückzog, im Gegenteil. Ich würde lügen, wenn ich sagenwürde, dass ich ihn dafür nicht sogar ein wenig beneidete. Er war ihr schonimmer wichtiger gewesen, als ich es jemals hätte sein können.
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Des Teufels Königin
RomanceDer erste Teil der Reihe „In den Fängen des Teufels". - Elodie lebt das Leben, was sich wohl jedes Mädchen wünscht. Sie reist als weltbekanntes Model in unzählige Orte der Welt, besitzt eine große Villa und das Auto ihrer Träume. Doch gequält von sc...