Unendliche Schreie

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Lucifer öffnete diese breit gebaute und dennoch so leicht wirkende Tür immer weiter und die Hitze die mir entgegen strömte, nahm immer mehr zu. Doch nicht nur die Hitze ließ meinen Puls in die Höhe schießen. Es waren die unzähligen Schreie, die mit jedem Zentimeter, die sich die Tür weiter öffnete, immer lauter zu werden schienen. Fast automatisch trat ich langsam ein paar Schritte zurück und schüttelte den Kopf. Dass ich hier in der Hölle leben musste, war schon schlimm genug, doch diesen Teil wollte ich nicht mal in meinen schlimmsten Träumen kennenlernen.

Es war pure Angst, die sich von meinem Inneren in meinen ganzen Körper ausbreitete. Diese schmerzvollen und gequälten Schreie die in meine Ohren gelangten, verstärkten nur den Drang, so schnell wie möglich von diesem Ort zu verschwinden. Doch ich war wie festgefroren. Mit dem Blick starr auf die geöffnete Tür gerichtet, hinter dieser kaum mehr zu erkennen war, als ein dunkler Gang und darauf folgend ein scheinbar rötlich flackerndes Licht. Obwohl ich mir in diesem Moment nicht mal ganz sicher war, ob es sich dabei wirklich nur um Licht handelte.

„Kein Grund um durchzudrehen, Elodie. Es ist nicht so schlimm wie es aussieht." Erwähnte Lucifer, was mich nicht im Geringsten beruhigte. Seinem Urteilsvermögen würde ich nicht mal trauen, wenn er das letzte lebende Wesen auf Erden wäre. „Wir gehen da aber nicht rein, oder?" fragte ich unnötigerweise nach, da ich anhand des nun auftretenden Grinsen seinerseits schon feststellen konnte, dass genau dies sein Plan gewesen war. „Du wirst dich daran gewöhnen müssen."

Noch bevor ich reagieren oder mich in irgendeiner Weise wehren konnte, griff er bereits nach meinem Arm und schob mich mit einem kräftigen Stoß in dieses Höllenloch hinein. Im wahrsten Sinne des Wortes. Plötzlich stand ich allein dort. Umgeben von den Schreien, die meine Sinne halb betäubten und der Hitze, die mein Äußeres regelrecht zu zerfressen schien. Eine Hitze, die mir direkt Schweißperlen auf die Stirn trieb und mir das Gefühl verschaffte, am lebendigen Leib zu verbrennen. Das Flackern aus rot-schwarzen Schatten, befand sich nun komplett um mich herum, abgesehen von dem Weg, der zur Tür zurückführte.

Doch kurz bevor die Hitze unerträglich wurde und ich schon fast selbst zu diesen qualvollen Schreien beitragen wollte, berührte etwas meine Schulter und die unangenehme, brennende Hitze um mich herum, wurde schwächer, bis es nur noch einer angenehmen Wärme glich. Wie der Wärme, die von einem Kamin ausging, vor dem man gemütlich mit einer Tasse Tee sitzen konnte. Auch mein Sichtfeld veränderte sich, allerdings nicht zu meinen Gunsten. Die rot-schwarzen Schatten, die ich zuvor lediglich als flackerndes Licht wahrgenommen hatte, entwickelten sich nun zu wahrhaftigen Flammen, die uns in nur wenigen Zentimetern Abstand umzingelten

Sie reichten so hoch, dass ich weder deren Ende, geschweige denn eine Zimmerdecke erkennen konnte. In diesem Moment realisierte ich, dass ich mich wirklich im sogenannten Höllenfeuer befinden musste. Wie ich es bereits vermutet hatte. Die Schreie waren so laut, dass ich mich mit dieser Erkenntnis unmöglich täuschen konnte. „Geh weiter." Kam die raue Stimme von Lucifer hinter mir und ich zuckte augenblicklich zusammen. Seine Stimme stach so unerwartet laut aus diesem Lärm hervor. Mein Körper wehrte sich mit ganzer Macht gegen diesen Befehl, doch ich wusste, dass ich weitergehen musste. Irgendwo musste es hier ja auch wieder einen Ausgang geben. Lucifer würde mich bestimmt nicht wieder durch den einfachen Weg hier rausbringen. Also lief ich weiter. Mit langsamen, vorsichtigen Schritten, folgte ich dem Weg, der sich nur grob und kaum erkennbar unter meinen Füßen abzeichnete.

Lucifers Hand lag noch immer auf meiner Schulter, was mich nun jedoch nicht mehr im Geringsten störte. Immerhin wusste ich so, dass er nicht einfach verschwand und mich dann planlos hier zurückließ. Selbst als Sohn des Teufels würde ich ihm das nicht verzeihen können. Während ich also meinen Weg durch die lodernden Flammen bahnte, bemerkte ich, wie sich in den Flammen seltsame Formen abzeichneten. Anfangs nur unscheinbar in den Schatten der Flammen direkt neben uns, doch umso weiter ich den Weg entlanglief, desto genauer konnte ich erkennen, um was es sich bei diesen Formen handelte. Ich war mir nicht ganz sicher, doch diese Formen wirkten wie Gitterstäbe, um etwas oder jemanden von diesem Weg fernzuhalten.

Es war fast so, als würden die Stäbe immer mehr aus den Flammen herausragen, desto weiter wir diesen Weg entlang gingen. Lucifers Schweigen irritierte mich in dem Moment ein wenig. Normalerweise konnte er in solchen Momenten sein so verlogenes Mundwerk nicht halten. Noch während ich interessiert einen weiteren, etwas seltsam wirkenden Schatten in den Flammen beobachtete, dem wir immer näher kamen, durchbrach etwas Schwarzes diese flimmernde Barriere, was mich automatisch zurücktaumeln ließ. Hätte Lucifer seinen Griff an meiner Schulter nicht verstärkt, wäre ich wohl regelrecht gegen das Gitter auf der anderen Seite des Weges gefallen.

Genug Zeit blieb mir nicht, um mich von diesem Schock zu erholen, da erkannte ich bereits, was dieses schwarze Etwas wirklich gewesen war. An derselben Stelle konnte ich ganz deutlich eine Hand erkennen, welche durch die Gitterstäbe nach mir greifen zu wollen schien. Mein eh schon unregelmäßiger Herzschlag beschleunigte sich nur noch mehr. Was zur Hölle? „Geh nicht zu nah an die Gitterstäbe." Erwähnte Lucifer nun absolut überflüssig, weshalb ich ihm nur einen bösen Blick zuwarf. Ich konnte das leichte Schmunzeln auf seinen Lippen, trotz der flimmernden Hitze dennoch erkennen. Fand er das etwa witzig? Wenigstens davor hätte er mich warnen können.

Ich konnte nicht erkennen, zu wem die Hand gehörte, da der angrenzende Arm in den lodernden Flammen verschwand und die Person oder was auch immer es war, dahinter verborgen hielt. Wenn ich ehrlich war, wollte ich sie auch eigentlich gar nicht sehen. Nach genauerem Hinsehen stellte ich fest, dass diese Hand nicht von Natur aus so dunkel war, sondern regelrecht verbrannt wirkte. Die ganze Haut schien vollständig verkohlt zu sein und an manchen Stellen konnte ich sogar noch ein paar rötliche Stellen erkennen, die an Blut erinnerten.

Ich ekelte mich vor diesem Anblick, doch es wirkte so surreal, dass es gar nicht so verstörend war, wie ich erst angenommen hatte. Wie in einem Horrorfilm , den man nicht selbst miterlebte. Ich musste einfach nur vergessen, dass all das hier real war. Durch etwas Druck an meiner Schulter, wurde ich indirekt von Lucifer aufgefordert, unseren Weg fortzusetzen. Ich war ganz froh darüber, dass er mich daran erinnerte hier wieder verschwinden zu können. In Gedanken wirkte ein Ausgang aus diesem Höllenfeuer so unendlich fern. An beiden Seiten waren nun diese elendig langen Reihen von Gitterstäben zu erkennen, die sich über den ganzen Gang erstreckten. Umso weiter wir liefen, desto öfter griffen diese Wesen durch die Gitterstäbe hindurch. Doch diesmal war ich einigermaßen darauf vorbereitet. Ich musste einfach nur die Fassung bewahren. Diese qualvollen, schrillen Schreie, die sich noch immer einen Weg in meinen Kopf bahnten, waren schließlich schon schlimm genug.

Leider entdeckte ich mit jedem weiteren Meter den wir liefen, keinen anderen Ausgang, da abgesehen von den Gitterstäben nun auch vor und hinter uns Flammen den Weg zu versperren schienen. Ich konnte lediglich meinen Weg langsam fortsetzen, während Lucifers Hand sich noch immer auf meiner Schulter befand. Ich war mir mittlerweile ziemlich sicher, dass ich genauso enden würde wie all diese anderen Wesen, wenn er seine Hand auch nur für einen kurzen Moment entfernte. Ein entscheidender Grund, weshalb ich nichts dazu sagte, sondern es einfach versuchte zu ignorieren.

„Er will mich doch verarschen." murmelte ich leise zu mir selbst, doch Lucifer schien es trotz der lauten Geräusche um uns herum problemlos verstanden zu haben. Ich konnte förmlich spüren, wie er mit den Augen rollte. „Wir sind gleich da." Brummte er in einer Lautstärke, in der ich seine Worte gerade so verstehen konnte. Es irritierte mich noch immer, dass unsere Stimmen nicht einfach von diesem Lärm verschluckt wurden. Sein Griff auf meiner Schulter verstärkte sich wieder etwas und er schob mich einfach weiter den Gang entlang. Es störte mich schon gar nicht mehr, dass er mich so herum schob. Ich wollte nur unbedingt hier raus.

Undich hatte Glück. Endlich. Nach vielen, fast unendlich wirkenden Metern, konnteich im Flimmern der um uns wütenden Hitze die Umrisse einer Tür erkennen. Wieein Anker hielten meine Augen diese Tür im Blick und nicht mal die Hände dieservor Qual schreienden Wesen, konnten mich noch davon ablenken. Es war meinAusgang aus dieser Hölle. Wie schön wäre es, wenn diese Tür auch mein Ausgangaus dieser gesamten Welt bedeuten würde. Doch hier herrschten andere Gesetze. Hinterdieser Tür lag nur eine weitere Hölle, die vielleicht nicht ganz so schlimmwar, wie dieses Loch hier, mir aber dennoch jeden Nerv raubte.

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Ja ich weiß, ich bin mal wieder etwas spät dran! XD

Aufgrund der Arbeit, der Schule und mittlerweile auch Fahrschule, habe ich einfach nicht genug Zeit gefunden, mich mal an ein ordentliches Kapitel zu setzen.

Ich hoffe aber, es gefällt euch trotzdem!

LG Angel

Des Teufels KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt