Nur dieses eine Leben

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In dem Moment als ich diese vier Menschen in meinem Haus entdeckte, setzte mein Herz für einen Moment aus. Es fühlte sich regelrecht wie ein Überfall an. Doch da ich auf meine Frage keine Antwort bekam, trat ich langsam näher zu Raphael der mich nur aufmerksam beobachtete. Fast schon so, als ob er erwartete, dass ich tot umfiel oder so etwas in der Art. „Es hat etwas länger gedauert als geplant. Sie ist wirklich stur, genau wie du sagtest, Luc." Diese Stimme kam von Levia, die nur kurz nach mir, durch die Tür das Haus betrat und diese dann hinter sich schloss. Sie schien allerdings weniger darüber verwundert wie ich, sie alle hier zu sehen.

„Könntest du mir bitte erklären, was hier eigentlich los ist?" fragte ich erneut an Raphael gewandt, der jedoch nur einen Arm um meine Schultern legte und Richtung Lucifer blickte. „Vielleicht sollte er dir das erklären. Immerhin war es ja auch sein Fehler." Auch ich drehte mich nun Richtung Lucifer, der mich nur unsicher ansah. Als würde er keine Worte finden, um mir zu erklären, was hier vor sich ging. „Das kannst du ruhig mir überlassen, mein Sohn." Durchbrach plötzlich eine dumpfe, tiefe Stimme die abwartende Stille und ich spürte, wie sich der Raum um uns herum augenblicklich kälter anfühlte.

Erst dann sah ich, wie ein etwas älterer Mann um die Ecke des Zimmers trat und uns mit einem gewissen Grinsen anblickte. Ich wusste wer dieser Mann war. Ich hatte ihn zwar nicht oft gesehen, dennoch oft genug um ihn unter hunderttausenden von anderen wieder zu erkennen. Ich trat reflexartig etwas näher zu Raphael und der Griff um meine Schultern verstärkte sich ein wenig. Es waren nur Raphael und Chamuel, die ein wenig zurücktraten, als dieser Mann näher kam. Zane, Levia und Luc bewegten sich kein Stück. „Du hast dich nicht an den Deal gehalten, Lucifer." Sprach dieser Mann weiter und trat dabei mit langsamen, seltsam ruhigen Schritten näher.

Er machte mir Angst. Nach diesen beruhigenden Wochen die hinter mir lagen, verspürte ich wieder diese regelrechte Panik, die in mir hochkroch. „Was willst du?" hörte ich Zane fragen, der wieder seine typische Maske aufgesetzt hatte. Ich konnte den Grund dafür vollkommen nachvollziehen. „Du hast dir Unterstützung geholt, wie ich sehe." Das darauf folgende Lachen, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. „Raph, bring sie weg." Hörte ich Chamuel leise sagen, der sich mittlerweile direkt neben Raphael stand.

„SIE BLEIBT HIER!" Ich zuckte bei diesen Worten augenblicklich zusammen. Der Teufel, der seinen Blick nun direkt auf mich gerichtet hatte, legte den Kopf leicht zur Seite. „Die Show hat doch gerade erst angefangen, das willst du doch sicherlich nicht verpassen." Er trat einen Schritt auf mich zu, woraufhin mich Raphael ein wenig hinter mich schob. Keiner wagte es etwas zu sagen. Nur ein falsches Wort und ich war die erste, die darunter litt. Da war ich mir sicher. Lucifer hatte sich nun jedoch selbst einen Schritt nach vorne gewagt und hielt seinen Vater am Arm zurück. „Lass sie in Ruhe, Vater. Wir finden einen anderen Weg."

„Einen anderen Weg?" wieder dieses grauenhafte Lachen dieses Mannes, welches von seinen rot aufflammenden Augen nur noch mehr untermalt wurde. „Ich dachte du wolltest diese Chance, Lucifer. Du wolltest diesen Thron. Diese Macht, über Leben und Tod entscheiden zu können. Du würdest alles tun, um das zu bekommen, was du willst." Langsam wandte sich der Teufel zu Lucifer, der seine Hand sofort zurückzog. „Hast du bereits vergessen, wo ihr hingehört? Hier existiert kein Platz für euch." „Da irrst du dich!" warf Levia sofort dazwischen, woraufhin sie seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

„Die kleine Levia.." begann der ebenfalls schwarzhaarige Mann und schob Lucifer einfach zur Seite. „Von allen meinen Kindern hast du mich am meisten enttäuscht. Du hast die Hölle nicht verdient. Nicht mal ansatzweise." Normalerweise wäre dies ein Kompliment, doch aus seiner Sicht war es alles andere als das. Wieder trat er einen Schritt näher auf Levia zu, doch Zane stellte sich ihm augenblicklich in den Weg. „Lass sie in Ruhe, Vater." Diese Ruhe die von diesem Mann ausging, war absolut unheimlich. Ich wollte mich kaum bewegen, aus Angst, dass er sich wieder mir zuwenden würde. Cham und Raph schien es wohl genauso zu gehen. „Weiß Levia, das du sie verraten hast?" Ich sah, wie der Teufel sich nun wieder Luc zuwandte, der vergeblich versuchte die Wut in seinen Augen zu verstecken. „Und dennoch bedeutet sie dir noch immer etwas. Wie verweichlicht du doch bist."

Nur ein kurzer Augenblick. Eine kleine Bewegung von Lucifers Hand und der Kopf des Teufels bewegte sich ruckartig zur Seite. „Sie war ein größerer Teil meiner Familie, als du es jemals sein würdest." Knurrte Luc ihm regelrecht entgegen, doch lange brauchte er nicht auf eine Reaktion zu warten. Sein Vater erholte sich schneller von diesem Schlag als ich erwartet hatte. Im nächsten Augenblick wurde Lucifer bereits durch das halbe Zimmer geworfen und landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden in der Nähe des Wohnzimmers. Ein weiteres Zucken durchfuhr meinen Körper, als ich ihn dort liegen sah. Für einen Moment bewegte sich nichts. Doch dann stellte ich erleichtert fest, dass er sich langsam wieder aufzuraffen versuchte.

Der Teufel hingegen wandte sich augenblicklich von ihm ab und richtete seine Aufmerksamkeit wieder mir zu. „Ich habe dir diese eine Chance gegeben, alles zu erreichen, was du jemals wolltest. Er sprach dies zu Lucifer, ohne auch nur in seine Richtung zu blicken. Raphael hingegen schob mich daraufhin nur noch weiter hinter ihm. Die glühenden Augen des Teufels hielten mich dabei jedoch fest im Griff. „Ich will es nicht. Diesen Thron. Ich brauche ihn nicht mehr." Lucifer, der sich wieder endgültig aufgerichtet hatte, zog die Aufmerksamkeit des Teufels damit sofort wieder auf sich. „Oh doch, du wirst diesen Thron übernehmen und du wirst es WOLLEN!"

„Das werde ich nicht!" entgegnete Lucifer und trat nun wieder näher zu uns. „Du kannst von mir aus tun uns lassen was du willst aber lass Elodie da raus. Sie ist nicht Mom und sie wird es auch niemals sein! Wir haben alle damit abgeschlossen, warum kannst du das nicht?" Der Blick des Teufels veränderte sich und ich konnte ein bösartiges Funkeln darin erkennen. „Rede nicht in diesem Ton von ihr, Lucifer. Du allein bist Schuld daran, dass sich Fallon das angetan hat." Er fuhr mit seiner Hand kurz unter die Seite seines schwarzen Mantels den er trug und zog ein spitzes Objekt hervor, welches ich erst nicht richtig identifizieren konnte.

Doch alle anderen schienen ganz genau zu wissen was es bedeutete, denn sowohl Raphal und Chamuel, als auch Zane und Levia wichen automatisch mehrere Schritte zurück. Nur Lucifer bewegte sich kein Stück. „Aber ich verstehe schon. Wenn dir der Thron nichts mehr bedeutet, dann brauchst du die kleine Elodie ja auch nicht mehr." „Das kannst du nicht tun, Vater! Sie ist ein Mensch." Wieder konnte ich das raue Lachen des Teufels hören, der sich nun zu Zane drehte. „Genau das ist der Punkt. Als mein eigentlicher Nachfolger, hättest du genau das tun müssen, was ich tue. Jedes einzelne Mal. Es wundert mich wirklich, dass du sie in Schutz nimmst. Du hast den Thron zurück und alles verläuft seinen normalen Weg."

„Raph, ich bitte dich. Bring sie hier weg." Es war wieder die leise Stimme von Chamuel, doch Raphael schien nicht einmal ansatzweise zuzuhören. „Er hat Recht, Raphael. Vielleicht solltest du sie weg bringen." Der Teufel wandte sich nun fast schon belustigt zu dem Genannten und damit auch zu mir. „Ihr glaubt ernsthaft, dass ihr vor mir fliehen könnt? Wie leichtsinnig." Gefolgt von diesem rauen Lachen, trat der Teufel wieder ein paar Schritte in Raphaels Richtung, woraufhin dieser nur weiter zurücklief. Ich hatte keine andere Wahl als es ihm nach zu tun. „Du wirst schon sehen, mein Sohn. Es wird von Tag zu Tag erträglicher. In dieser Zeit kannst du Satan helfen, seiner neunen Bestimmung nachzugehen."

Der Teufel hob dieses spitze Etwas in seiner Hand an. Es sah aus wie ein Dolch, seltsam geschwungen und vollkommen schwarz, mit einem einzigen tiefroten Stein am oberen Ende, der mich sehr an die Augen der Teufelsfamilie erinnerten. „Vater, bitte. Das ist der falsche Weg." Warf sich nun auch Levia ein, die gerade noch so von Zane zurückgehalten werden konnte, um sich nicht vor ihren Vater zu werfen. Erst drehte sich der Teufel in ihre Richtung und sah ihr mit einem breiten Grinsen auf den Lippen entgegen, dann folgte nur ein kurzer Bruchteil einer Sekunde und dieses dolchähnliche Etwas bohrte sich bereits durch Raphaels Oberkörper.

Ichschrie vor Schreck auf und hielt mir zur selben Zeit die Hand vor den Mund.„Ihr dachtet wirklich, ich sei wegen Elodie hier.." Belustigt über unserefalsche Vermutung, zog er diesen Dolch mit nur einer einzigen kurzen Bewegungwieder zurück und blickte zu Lucifer. „Du solltest in Zukunft besser auf sieaufpassen." Dann verschwand er plötzlich im Nichts. Raphael der die ganze Zeitvor mir gestanden hatte, fiel nun einfach in sich zusammen und ich stürzte michdirekt neben ihm zu Boden. Was auch immer dieses Ding war, es konnte nichtsGutes für Raphael bedeuten.

Des Teufels KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt