Der Abend endete damit, dass wir unsere Getränke noch leer tranken und ich schließlich von Haley und Chloe aus der Bar gezogen wurde. Dem blonden Mann namens Raphael, schenkte ich nicht mehr den Hauch von Beachtung. Niemand konnte mir verbieten, meine freie Zeit damit zu verbringen, Alkohol zu trinken. Schon gar nicht dieser fremde Mann, selbst wenn er scheinbar mit Luc und Chamuel in Kontakt stand. Ich hörte Chloe neben mir auflachen, als eine Welle ihre Füße erreichte und diese sanft umspülten. Auch ich musste dabei lachen und Haley stimmte ebenfalls in dieses Lachen ein. Es war ein unglaublich befreiendes Gefühl hier am Meer entlang zu laufen und sich einfach um nichts mehr Gedanken machen zu müssen.
„Vielleicht sollten wir schwimmen gehen?" hörte ich Chloe fragen, woraufhin wir nur noch mehr lachen mussten „Keine 10 Pferde kriegen mich da rein. Das ist .. vieeeel zu dunkel." Meine Stimme war schon kaum mehr ein Lallen, als ich diese Worte sagte. Ich schwamm wirklich gerne aber im Dunkeln wirkte das Wasser nicht annähernd so einladend wie am Tag. „Och komm schon Elli .. sei keine Spielverderberin." Brummte Haley, die sich auf der anderen Seite von mir befand und mich mit ihrem Arm etwas in Richtung Meer schubste. Nach einem unsicheren Stolpern fing ich mein Gleichgewicht wieder und blickte auf das kühle Wasser, dass auch meine Füße nun umgab.
„Ich hasse dich Haley, wirklich. Das sind meine Lieblingsschuhe. Du bist der schlimmste Mensch, den ich je getroffen habe." Brummte ich leise auf, fing dann aber direkt wieder an zu lachen. Mein alkoholisiertes Ich konnte ihr einfach nicht lange böse sein. „Ich habe dich doch auch lieb Ellischatz." Lachte Haley auf und drückte mir einen Kuss auf die Wange, dann führten wir 3 unseren Weg den Strand entlang, fort. Um diese Uhrzeit waren wir hier so gut wie alleine, was unser Freiheitsgefühl nur noch steigerte.
Ganze 2 Stunden liefen wir noch so dort entlang. Hin und Zurück. Ständig der selbe Weg, doch für uns kam es wie eine regelrechte Weltreise vor. Irgendwann ließ ich mich einfach in den feuchten Sand direkt am Meer fallen und meine Freundinnen taten es mir nach. Dort lagen wir einen Moment still da, während das Meeresrauschen in unseren Ohren erklang und unser Blick zum Himmel gehoben war. Tausende Sterne waren dort zu sehen. Ich hätte schwören können, dass der Himmel noch nie so schön gefunkelt hatte, wie in dieser Nacht.
„Mädels .. ich glaube ich bin .. müde .. oder sowas." Untermalt wurden diese Worte von der bereits müde klingenden Stimme von Chloe. Ich stimmte ihr lediglich mit einem Nicken zu. Auch ich wurde von der Müdigkeit nicht lange verschont. Täuschte ich mich oder funkelnden die Sterne genauso schön, wie die Augen von Chamuel, Jophiel oder diesem mysteriösen Raphael? Ich musste wirklich eine Menge getrunken haben. Ich hörte wie sich etwas bewegte und drehte den Kopf zu Haley, die sich langsam aufsetzte und sich eine Hand an den Kopf hielt. „Oh verdammt. Wir müssen ja morgen wieder früh raus." Lachte sie leise auf und von Haley folgte ein ebenso belustigtes Lachen. Ich hingegen konnte nur leicht Schmunzeln. Ich war solche langen Tage ja gewohnt, die beiden wohl anscheinend nicht.
„Okay dann .. gehen wir jetzt." Meinte Haley und setzte sich ebenfalls auf. „Elodie? Schläfst du schon?" fragte mich ihre sanfte aber von Lachen gefolgte Stimme und im nächsten Moment spürte ich, wie mich ein kleiner, feuchter Sandklumpen am Bauch traf „Erde an Elli, aufwachen!" Ich brummte nur unzufrieden auf, da ich mir diesen bezaubernden Himmel gerne noch länger angesehen hätte. Er war so faszinierend, dass ich kaum meinen Blick von ihm abwenden konnte. „Jetzt komm schon oder muss ich etwa Luc anrufen, damit er dir hilft?" Das Grinsen, dass auf Chloes Lippen liegen musste, konnte man deutlich heraushören. Sie wusste, dass sie damit sofort meine Aufmerksamkeit hatte.
Mit einem Satz, setzte ich mich auf und blickte zu den beiden, die im nächsten Moment zu lachen begannen. Lange dauerte es nicht, bis auch ich in dieses grundlose Lachen einstieg, wir aufstanden und langsam zurück zum Hotel liefen. Dass wir uns dabei gegenseitig das Gleichgewicht nahmen aber auch wieder gaben, stand natürlich außer Frage. Wieder einmal war ich froh darüber, nicht ganz alleine hier zu sein. Das wäre sicher ziemlich langweilig geworden.
So kamen wir schließlich im Hotel an, wo erst Haley und dann Chloe mich verließ, um ihr Zimmer zu betreten. An meinem eigenen blieb ich einen Moment stehen und suchte dann nach meiner Schlüsselkarte. Erst machte sich Panik in mir breit, als ich sie nicht finden konnte, entdeckte sie dann aber doch in der hintersten Ecke meiner kleinen Handtasche. Ich öffnete also die Zimmertür, schloss sie wieder und ließ mich nicht mal 5 Minuten später einfach auf das Bett fallen.
Theoretisch musste ich mich noch abschminken, meine Haare wieder ordentlich machen, Zähne putzen und mich umziehen. Zumal dieser Sandklumpen einen unangenehm nassen Fleck auf meinem Top hinterlassen hatte. Doch das Bett war einfach so gemütlich, dass ich es gerade so schaffte die nassen Schuhe von meinen Füßen zu streifen und mich etwas in die Decke zu kuscheln. Ich zog mein Handy hervor und stellte fest, dass es bereits kurz vor halb 4 morgens war. Dass wir so lange unterwegs waren, hatten wir eigentlich nicht geplant. Brummend warf ich mein Handy in die Kissen meines Bettes und senkte meinen Kopf wieder auf diesen ab. Was könnte jetzt besser helfen als Schlaf?
Doch genau dieser, blieb mir nun verwehrt. Obwohl ich noch vor wenigen Minuten so unglaublich müde war und mich die Müdigkeit auch jetzt noch plagte, fand ich keine Sekunde Schlaf. Mein von Alkohol beeinflusstes Gehirn fing grundlos an darüber nachzudenken, was mit Luc und seinen komischen Freunden nicht stimmen konnte. Es waren diese seltsamen Namen und das unglaublich ähnliche Aussehen von Cham, Jo und sogar Raphael." Ich hielt mir die Hände an den Kopf, damit diese Gedanken endlich aufhörten. Doch es half nicht.
Meine Gedanken rasten, mein Kopf pochte und mein Puls wollte einfach nicht ruhiger werden. Ich hatte mir geschworen, für diese Woche nicht einen einzigen Gedanken an Luc und die anderen zu verschwenden. Doch dann tauchte Luc im Flugzeug auf und meine ganzen Vorsätze wurden zunichte gemacht. Wenigstens hatte er mich nach meiner Bitte wirklich in Ruhe gelassen. So hatte ich ihn zumindest nicht ständig vor der Nase. Haley, Chloe und vor allem der Alkohol halfen mir dabei, mich von all dem abzulenken.
Ob ich Alkoholikerin war? Ich würde mich nicht als solche bezeichnen. Es war nur das einzige, dass mir einen Hauch von Freiheit verschaffte in diesem grauenhaften Teufelskreis. Ich war zufrieden, so wie es gewesen war. Dann war Luc aufgetaucht und hatte mit seiner Anwesenheit mein Leben durcheinander gebracht. Es gab keine Routine mehr, die hatte er mir genommen. Nur der Alkohol war die einzige Konstante in meinem Leben und die würde er mir nicht nehmen können. Niemals.
So langsam merkte ich, wie mir dann doch die Augen zufielen und ich in einen ruhelosen Traum glitt. Doch selbst in meinen Träumen verfolgten mich meine Gedanken. Ständig tauchten irgendwo blonde Menschen mit diesen strahlend blauen Augen auf. Dann wurde es plötzlich eiskalt und ich erkannte die Silhouette von Luc und seinem ihm so ähnlich sehenden Bruder, unklar irgendwo in meiner Nähe. Ein äußerst verwirrender Traum ohne wirkliche Zusammenhänge.
Was dazu führte, dass mein Schlaf nicht nur unruhig war, sondern auch teils von kleinen Albträumen geplagt wurde, aus denen ich meist schweißgebadet aufwachte. Nur um dann mit einem dröhnenden Schädel feststellen zu müssen, dass gerade mal wenige Minuten seit dem letzten Aufwachen vergangen waren. Alkohol hatte mir schon so einige seltsame Träume beschert, doch so etwas war mir noch nie passiert. Ich hatte das komische Gefühl, fast schon eine Vorahnung, dass auch mit mir etwas nicht ganz in Ordnung sein konnte.
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Des Teufels Königin
RomanceDer erste Teil der Reihe „In den Fängen des Teufels". - Elodie lebt das Leben, was sich wohl jedes Mädchen wünscht. Sie reist als weltbekanntes Model in unzählige Orte der Welt, besitzt eine große Villa und das Auto ihrer Träume. Doch gequält von sc...