„Elodie, ich weiß du glaubst mir das nicht aber es tut mir wirklich leid. Warum sonst hätte ich dich zurück auf die Erde gebracht, nachdem du.." er brach ab und ich sah aus dem Augenwinkel wie er den Kopf schüttelte. „Das ist ja das Problem, Lucifer. Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht warum du das Alles getan hast und warum du gekonnt ignoriert hast, wie sehr du mir damit wehtust." Mit einem Blick der sowohl Wut, als auch Trauer widerspiegelte, sah ich nun doch wieder zu ihm. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht im Geringsten. Er versuchte noch immer seine Gedanken hinter einer Maske zu verbergen. So wie ich es selbst schon oft genug getan hatte.
„Du hast mich letztens gefragt, warum ich nicht nach jemand anderem gesucht habe, als du.. am Boden warst. Das konnte ich nicht. Ich konnte es nicht, weil mein Vater darauf besteht, dass du diejenige bist.. und weil ich gemerkt habe, dass ich das nur selbst wieder in Ordnung bringen kann." Ich hob halb verwundert, halb verächtlich über diese Aussage eine Augenbraue. „Achja? Warst du deshalb in den letzten Tagen so nett zu mir? Wolltest du deshalb wissen, weshalb ich Raphael vertraue? Weil du mein Vertrauen gewinnen wolltest, nur damit ich irgendwann freiwillig mit dir zurück gehe?" Ich schüttelte fassungslos über diese Erkenntnis den Kopf und erhob mich von meinem Platz. Das ging mir jetzt wirklich zu weit.
„Vergiss es einfach Lucifer. War Raphael damit einverstanden? Ist das der Grund, weshalb er mich einfach so hier alleine lässt?" Die Trauer in meinem Inneren siegte über die Wut und weitere Tränen verließen meine Augen, ich jedoch schnell wieder wegzuwischen versuchte. Liebend gerne wäre ich jetzt wieder in diesem Loch aus Nichts, nur damit Lucifer mir mit seinen Worten nicht noch weiter wehtun konnte. Er sollte nicht sehen, wie er noch immer mein Leben beeinflusste. „Nein, das ist nicht der Grund dafür. Ich habe dir das doch schon erklärt, Elodie. Er ist gegangen, damit ich dir helfen kann. Wie du siehst, hat das funktioniert, du brauchtest nur einen emotionalen Stresspunkt damit du diese Gefühle wieder zulässt."
Langsam fehlten mir wirklich die Worte für das, was er sagte. Wie konnte er zusehen, dass ich hier mit meinen Nerven kämpfte und weiterhin solche Worte an mich richten? Emotionaler Stresspunkt. So ein Schwachsinn. Ich hatte seine Hilfe nicht gebraucht. Mir ging es besser, seitdem ich wieder zuhause war, nicht weil Lucifer sich so rührend um mich gekümmert hatte. „Wenn es mir doch jetzt wieder besser geht, warum verschwindest du dann nicht und sagst Raphael, dass er wieder herkommen kann?" Ich sah einen skeptischen Ausdruck in Lucifers Gesicht auftauchen. Die erste Reaktion seit den letzten Minuten.
„Weil es dir eben nicht besser geht, Elodie. Du versuchst das zu verstecken aber ich sehe so etwas. Ich bin ja nicht ohne Grund der Sohn des Teufels." Ich wandte mich wieder von ihm ab und sah stattdessen durch das Fenster in die eiskalte, verschneite Welt, außerhalb dieses Hauses. „Du siehst gar nichts, Lucifer. Mir geht es blendend. Du weißt ja nicht einmal, wer ich bin." Leider bereute ich diese Aussage im nächsten Moment auch schon, denn er hatte in den letzten Wochen mehr von mir kennengelernt als sonst jemand in meiner Umgebung. Nur Raphael kannte mich besser.
„Du bist nicht die erste Person, bei der ich das sehen konnte, Elodie. Du bist auch nicht der erste Mensch, der unter den Einwirkungen der Hölle leiden musste. Nicht als Gefangene, sondern als.. Besucher." Ich gab wieder ein freudloses Lachen von mir, hielt meinen Blick jedoch weiterhin auf die ruhige Welt dort draußen gerichtet. Es half mir dabei, nicht komplett den Verstand zu verlieren. „Ich war kein Besucher, Lucifer, das weißt du ganz genau." Er seufzte leise und ich hörte, wie auch er sich nun von seinem Platz erhob. „Du könntest all das beenden, wenn du dich nur dieses eine Mal gegen deinen Vater stellst. Warum ist das so schwer für dich? Warum tust du mir das Alles an, obwohl du doch genau weißt, wie es endet wird? Warum kannst du nicht einmal etwas.."
„..weil meine Mutter genauso war wie du!" unterbrach mich Lucifer, wodurch ich automatisch verstummt und meinen Blick zu ihm richtete. Verwirrt über diese Antwort und die Tatsache, dass er seine Mutter erwähnte. Er hatte kaum ein Wort über sie gesprochen, seit ich ihn kannte. „..was?" Lucifer seufzte jedoch nur und ließ sich wieder auf dem Sofa hinter sich nieder. In seinem Gesicht konnte ich nun deutlich sehen, dass er diese Worte eigentlich nicht hatte sagen wollen. Er bereute es. „Lucifer, was meinst du damit?" Ich wandte mich ihm nun wieder vollends ihm zu und blickte ihm unsicher entgegen.
„Sie war ein Mensch. Genau wie du, Elodie. Ich sagte ja bereits, es ist alles komplizierter als du denkst." Murmelte er nur und ich ließ mich nun ebenfalls auf dem Sofa nieder, wo ich zuvor bereits gesessen hatte. „Ich habe sie in der Hölle nie getroffen.. wenn sie ein Mensch war.. was ist mit ihr passiert?" Meine anfängliche Wut war verflogen. Dieses Thema schien für Lucifer nicht einfach zu sein und obwohl ich ihn für seine Taten mehr hasste als sonst etwas auf dieser Welt, wollte ich ihm zuhören. Ich wollte wissen, warum er mich nicht gehen lassen konnte.
„Ich möchte nicht über sie sprechen, verstehst du das nicht?" er hob den Kopf etwas an, wodurch ich sehen konnte, dass sein Blick einen Ausdruck angenommen hatte, den ich bereits von mir selbst kannte. Es war Trauer. Zu lange hatte ich mich jeden Tag mit diesem Gesichtsaudruck im Spiegel gesehen, eine Maske darüber gelegt und mein Leben weitergelebt. Niemals hätte ich erwartet, dass ein Sohn des Teufels überhaupt so etwas fühlen konnte. „Lucifer bitte.. ich versuche doch nur das alles zu verstehen. Du sagtest, sie ist genau wie ich, was ist.."
„Sie ist tot, Elodie." Antwortete er direkt und sein Blick verfinsterte sich etwas. „Sie ist tot, weil wir ihr nicht geholfen haben." Ich runzelte leicht die Stirn, irritiert darüber, was seine Familie denn damit zu tun hatte. „Das tut mir leid.. Hat sie.. jemand umgebracht? Wie hat.." Ich verstummte als Lucifer den Kopf schüttelte und den Blick wieder senkte. „Seit du diese schwarzen Augen hattest, habe ich versucht dir zu helfen. Ich wusste nicht wie, ich.. wollte nur, dass es dir nicht genauso ergeht, wie ihr."
„Ein Mensch in der Hölle." Ich nickte verstehend. Das ergab einen Sinn. „Deshalb bist du hier, Elodie." Er deutete einmal kurz um sich. „Du warst so kurz davor und ich wusste einfach keine andere Lösung als das hier. Ich wusste, das Raphael dir helfen konnte. Mir war nur nicht klar, warum." Es war seltsam, doch ich empfand so etwas wie Mitleid für ihn. Nach all den Wochen verstand ich langsam, weshalb dies Alles mit mir Geschehen war. Warum er mich nicht einfach gehen lassen konnte.
„Mein Vater wusste, was mit dir passiert. Er ahnte es. Es meine Entscheidung, dich hierher zu bringen. Mein Vater wollte nur, dass du lebst." Er gab ein leises Lachen von sich, dass jedoch alles andere als amüsiert klang. „Ich kann das nicht mehr, Elodie. Ich kann dir das nicht antun aber ich kann auch meinen Vater nicht hintergehen." Nun hob er doch wieder den Kopf und unsere Blicke trafen sich. Von einer auf die andere Sekunde, sah ich ihn in einem ganz anderen Licht. Er wurde so großgezogen wie er war, doch er war vom Schmerz besessen. Nun verstand ich auch endlich, was mir Lucifer mit seinen Andeutungen sagen wollte.
„Sie hat sich umgebracht." Schlussfolgerte ich leise und erhielt nur ein leichtes Nicken als Antwort darauf. Den Blickkontakt unterbrachen wir dabei nicht. „Sie ist über Jahre stark geblieben und hat alles getan um bei uns zu bleiben. Mein Vater dachte wohl, dass du es genauso lange aushältst, weil du schon dein Leben lang mit so etwas leben musst. Wir hatten alle nicht erwartet, .. dass es dich noch schneller trifft als sie." Ich wusste nicht, was ich darauf hätte sagen sollen. Ich war einfach sprachlos. Doch ich musste ihm diese Frage einfach stellen. „Warst du deshalb so grausam zu mir?"
Wieder nickte er, was ich schon fast erwartet hatte. „Zane hat Recht. Ich bin.. ziemlich anstrengend, wenn ich etwas haben will. Mein Vater weiß das auch. Zane wusste nichts davon aber wir dachten, dass du es länger schaffst, wenn du von Hass erfüllt bist. Wie es in der Hölle eben sein sollte." Er zuckte leicht mit den Schultern und wandte dann doch den Blick von mir ab. Noch nie in den vergangenen Wochen, vielleicht sogar Monaten, hatte ich ihn so zerbrechlich gesehen, wie jetzt. Als würde nur eine weitere Nachricht dafür sorgen können, dass er in sich zusammenfiel.
„Wirstdu mich wieder zurückbringen? Jetzt, da es mir besser geht?" fragte ichvorsichtig nach, da diese Möglichkeit noch immer bestand. Er wollte sich nichtgegen das letzte bisschen Familie wenden, was ihm noch blieb und ich konnte essogar nachvollziehen. Es folgte ein Augenblick in dem Schweigen uns umhüllte.Als würde Lucifer sich über diese Antwort noch nicht im Klaren sein. Es war einUltimatum. Entweder blieb ich hier und er verriet damit seine Familie oder erbrachte mich zurück und riskierte damit erneut mein Leben. Ich konnte ihm dieseEntscheidung nicht abnehmen und dennoch hatte ich Angst vor seiner Antwort.
„Nein, Elodie. Das werde ich nicht."
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Oben habe ich euch einmal ein Video bzw. Lied zu dieser Situation hinterlegt.
Ich finde, es beschreibt diesen Augenblick ganz gut.
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Des Teufels Königin
RomanceDer erste Teil der Reihe „In den Fängen des Teufels". - Elodie lebt das Leben, was sich wohl jedes Mädchen wünscht. Sie reist als weltbekanntes Model in unzählige Orte der Welt, besitzt eine große Villa und das Auto ihrer Träume. Doch gequält von sc...