P.o.V. Lucifer
Ich ließ sie nicht aus den Augen. Nicht mal für einen winzigen Augenblick. Sie konnte mich zwar nicht sehen, doch ich war da. Wie sie dort schlafend auf dem Sofa lag, mit Tiago in ihren Armen und dieser Ruhe, die sie ausstrahlte. Ich hatte ganz vergessen, was für ein Mensch sie gewesen war, bevor ich mich dazu entschlossen hatte, sie mitzunehmen. Raphael hatte Recht gehabt. Anfangs hatte mir diese Idee nicht gefallen, doch es hatte funktioniert. Diese schwarze Leere in ihren Augen verschwand langsam und sie schien zu sich selbst zurück zu finden.
Amanda hatte das Haus bereits vor einer Weile wieder verlassen, weshalb Elodie nun wieder allein war. Ich konnte nachvollziehen, dass sie mich nicht in ihrer Nähe haben wollte, doch das war der Deal. Entweder so oder gar nicht. Um Elodie zu helfen, blieb mir keine andere Wahl. Auch wenn meinem Vater diese Idee genauso wenig gefiel wie mir, war es dennoch die einzige Möglichkeit gewesen, sie wieder zu sich selbst zu bringen. Als sie Tiago nach diesen vielen Wochen wieder gesehen hatte, hatte ich dieses leichte Funkeln in ihren Augen gesehen. Ein Zeichen dafür, dass sie auf dem richtigen Weg war.
Ein ungewohntes Piepen lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich und ich blickte von meinem Platz auf dem Sofa, neben dem von Elodie, auf. Erst kurz darauf realisierte ich, dass es sich dabei um ihr Handy handelte, welches sie seit der letzten Nacht fast durchgehend bei sich trug. Vielleicht hoffte sie auf eine Nachricht von Raphael. Irgendein Zeichen. Doch wir beide wussten, dass dies nicht passieren würde. Ich sah, wie Elodie mit einem genervten Brummen aus ihrem Schlaf gerissen wurde und sie noch regelrecht im Halbschlaf nach ihrem Handy griff, um dieses elendige Piepen ihres Weckers abzustellen.
Daraufhin schob sie Tiago von sich, der mittlerweile auch wach war und seine großen Kulleraugen aufmerksam auf mich gerichtet hatte. Das einzige Wesen in diesem Raum, dass in diesem Zustand die Möglichkeit hatte, mich zu sehen. Hunde waren nicht gerade meine liebsten Tiere hier auf Erden. Immerhin knurrte er nicht und machte Elodie damit deutlich, dass sie nicht alleine waren. Die Genannte erhob sich nun jedoch mühselig von ihrem Platz auf dem Sofa und machte sich mit langsamen Schritten auf den Weg in die Küche. Sie war noch immer so dünn, wie in meinem düsteren Zuhause. Auch wenn sie mir die Schuld dafür gab, sie hatte sich dies selbst angetan um sich zu retten. Das hatte ich mittlerweile verstanden.
Um sie auch weiterhin gut im Auge behalten zu können, erhob ich mich ebenfalls vom Sofa und folgte ihr in die Küche. Dort beobachtete ich sie dabei, wie sie etwas zögernd den Kühlschrank öffnete. Es wunderte mich ein wenig, dass sie dies tat. Doch ich war froh darüber. Sie würde mir das vermutlich nicht glauben, aber ich sah sie nur ungerne in diesem Zustand. Auch wenn ich mir nicht mal selbst erklären konnte, warum. Ich hatte alles dafür getan, um mein Ziel zu erreichen und dabei ganz vergessen, wer sie wirklich war.
Ich sah nicht genau wonach sie griff, doch als sie ihre Hand zurückzog, hielt sie einen Becher Joghurt in der Hand. Immerhin etwas. Ein erneutes Piepen lenkte meine Aufmerksamkeit allerdings wieder auf sich und mein Blick fiel automatisch auf das Handy, welches Elodie zuvor auf dem Tresen abgelegt hatte. Sie blickte zwar kurz darauf, doch ignorierte die eingegangene Nachricht und suchte stattdessen nach einem Löffel für ihren Joghurt. Ich wollte nicht gerade als Stalker rüberkommen, doch ich griff schließlich selbst nach dem Handy, um zu sehen, von wem diese Nachricht kam.
Nicht von Raphael, das stand fest. Beide Seiten hielten ihr Versprechen und im Augenblick gab es damit auch keine großartigen Probleme. „Du gehst da doch nicht hin, oder?" richtete ich mich an Elodie, die prompt ihren Becher mit Joghurt fallen ließ. Ich hatte ganz vergessen, dass sie von meiner Anwesenheit nichts wusste. Die Nachricht stammte von einem ihrer Fotografen. Es handelte sich wohl um ein Shooting am späten Nachmittag. Tatsächlich wirkte es so, als wäre alles so wie früher. Doch ich wusste es besser.
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Des Teufels Königin
RomanceDer erste Teil der Reihe „In den Fängen des Teufels". - Elodie lebt das Leben, was sich wohl jedes Mädchen wünscht. Sie reist als weltbekanntes Model in unzählige Orte der Welt, besitzt eine große Villa und das Auto ihrer Träume. Doch gequält von sc...