Die Tür ließ sich leichter öffnen als vermutet, weshalb ich regelrecht durch sie hindurch fiel. Dadurch löste sich auch Lucifers Hand von meiner Schulter und ich fühlte mich einerseits befreit, andererseits spürte ich so noch die unmenschliche Hitze in meinem Rücken, die mich ohne Probleme bei lebendigem Leib zerrissen hätte, wenn Lucifer dies nicht verhindert hätte. Doch ich verschwendete keinen Gedanken an die Frage, wie er das überhaupt angestellt hatte. Ich war einfach nur froh, endlich draußen zu sein.
Die Schreie verebbten genauso schnell, wie sie zuvor begonnen hatten. Mit einem einfachen leisen Klicken in der Tür, umgab uns plötzlich eine seltsame Stille. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich das angenehmer finden sollte, als der Lärm in diesem grässlichen Gang nur wenige Meter neben mir. Ich schwor mir innerlich, diesen Ort niemals wieder zu betreten. Lieber würde ich sterben, als diesen Gang nur noch einmal zu durchlaufen.
„Siehst du, war doch gar nicht so schlimm." Durchbrach plötzlich Lucifers laute und zugleich raue Stimme die Stille. Noch immer befand sich mein Herzschlag weit entfernt des Normalbereichs, was es mir schwer machte, Lucifers Aussage zu realisieren. Es folgte wieder Stille, die jedoch nur leise durch mein angestrengtes Atmen untermalt wurde. Mir wurde erst jetzt bewusst, wie mir diese Hitze im Gang die Luft abgeschnürt hatte. Ich hasste Luc von Sekunde zu Sekunde mehr für diese absolut grandiose Idee.
„Na komm, Elodie. Es ist nicht mehr weit." Noch bevor Lucifer seine Hand wieder komplett auf meine Schulter legen konnte, zuckte ich augenblicklich zurück und blickte ihm mit einem teils ängstlichen und mehr noch hasserfüllten Blick entgegen. „Fass mich nicht an!" fauchte ich ihn regelrecht an, weshalb er ergebend die Hände hob. „Schon okay.. Wir müssen aber trotzdem weiter." Protestierend schüttelte ich den Kopf. Das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein. „Das kannst du vergessen. Ich hatte nicht unbedingt vor zu sterben, weißt du? Und das.." ich deutete mit einer kurzen Handbewegung zu der Tür, aus der wir eben noch gekommen waren.
„Berichtige mich wenn ich falsch liege aber für mich siehst du nicht gerade tot aus." Gab Lucifer deutlich desinteressiert von sich und unterbrach mich somit bei meiner Beschwerde. Genervt verzog ich das Gesicht und schüttelte einfach nur leicht den Kopf. Er war doch nicht mehr ganz dicht. Vielleicht hatte sein Vater ihn ja als Kind auf eines seiner Hörnchen fallen lassen oder er hat zu oft im Höllenfeuer rumgegeistert und dein Gehirn hat sich möglicherweise in Luft aufgelöst.
Wieder machte Luc einen Schritt auf mich zu und wieder wich ich augenblicklich zurück. „Wage es ja nicht." Dass er mich im Gang berühren durfte, war keine Erlaubnis dafür, dies auch hier draußen zu tun. Hier hing mein Leben nicht davon ab. „Okay, wie du willst. Wenn du nicht mitkommen willst, bleib eben hier." Er wandte sich betont langsam von mir ab und fast machte ich mir schon Hoffnungen, ihn endlich losgeworden zu sein. Doch da drehte er sich nochmal mit diesem so wissenden Grinsen auf seinen Lippen um. Ich hasste dieses Grinsen.
„Aber nur als kleine Info, damit du dich nicht wieder verläufst.. das hier.." er deutete zu Tür, die nun keinen Anschein mehr machte, dass sich darin die Hölle selbst abspielte. „ist der einzige Weg zurück." Es folgte ein kurzes Lachen seinerseits, als er die Hoffnung in meinem Blick verschwinden sah. „Alsooo.. du kannst mit mir mitkommen oooder du bleibst hier und wartest, bis ich wiederkomme. Irgendwann." Noch mehr als dieses Grinsen hasste ich in diesem Moment allerdings, dass mir keine andere Wahl blieb.
„Ich hasse dich, Lucifer." Das waren die ehrlichsten Worte, die ich Luc gegenüber je ausgesprochen hatte, doch er quittierte diese nur mit einem amüsierten Schmunzeln. Regelrecht ergriffen legte er seine Hand an sein Herz. „Das war das schönste Kompliment, das du mir je gemacht hast. Ich fühle mich geehrt." Ob er mir meine Worte glaubte oder nicht, war relativ egal. Er machte sich über mich lustig, das war nicht zu übersehen. „Komm jetzt oder willst du lieber wieder zurück?"
Kurz blickte ich zu der geschlossenen Tür und überlegte sogar wirklich einen Moment, ob Lucifer überhaupt etwas unternehmen würde, um mich letztendlich davon abzuhalten. Denn eins wusste ich ganz genau.. sie brauchten mich und damit hatte ich ein ziemlich effektives Mittel auf meiner Seite. Etwas, worüber sie niemals vollkommen die Kontrolle haben und auch nicht jederzeit im Auge behalten konnten. Entsprechend meines Verstandes, fügte ich mich also seiner nicht ganz so höflichen Bitte und folgte ihm daraufhin die Gänge weiter entlang.
Auch hier sah alles genauso aus, wie auf der anderen Seite des Höllenfeuers. Das selbe rot, die selben Verzierungen und die selben verwirrenden Gänge. „Braves Mädchen." Sagte Luc überflüssigerweise und ich konnte nur mit Mühe verhindern, ihm dafür eine reinzuhauen. Ich wusste nicht wohin wir gingen, Hauptsache er ließ mich mit seinen dämlichen Kommentaren in Ruhe. Was er glücklicherweise auch tat, den ganzen Weg über, bis wir nach vielen unzählbaren weiteren Türen plötzlich anhielten.
Jede Tür sah genauso aus wie die zuvor, doch diese direkt vor uns, war anders. Es handelte sich hier um eine breite Flügeltür und ich vermutete bereits, dass sich dahinter etwas Wichtiges befinden musste. Die Frage war nur.. was? Ohne große Probleme öffnete Lucifer die breite Tür und ermöglichte mir somit einen Blick auf einen stockdunklen Raum. Zumindest wirkte es im ersten Moment so. Lucifer wartete gar nicht erst auf eine Reaktion meinerseits und betrat den Raum. Gezwungenermaßen folgte ich ihm, mit vorsichtigen, langsamen Schritten.
Die Tür schloss sich mit einem dumpfen aber schallenden Geräusch hinter mir, was mich zusammenzucken ließ. Die Dunkelheit war noch nie mein Freund gewesen. Selbst zuhause leuchteten nachts immer ein paar kleine Lampen, damit wenigstens indirekt etwas Licht die Räume erhellte. Besonders nach dem Ganzen hier, würde ich wohl niemals mehr ohne Licht schlafen können. Dank sei Lucifer und der ach so tollen Idee seines Vaters.
„Wärst du so freundlich und würdest wenigstens versuchen mir zuzuhören?" Ich war wohl so sehr in meinen Gedanken versunken gewesen, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, wie Lucifer bereits angefangen hatte, von irgendetwas zu erzählen. Ich brauchte eine Sekunde, um das zu realisieren, nickte dann aber sofort, was er natürlich nicht sehen konnte. Dachte ich jedenfalls. „Ja, entschuldige." Ich wusste ja nicht mal, worüber er mit mir sprechen wollte und eigentlich war mir das auch egal. Doch es war immer noch besser, als in dieser Dunkelheit auch noch von einer bedrückenden Stille umgeben zu sein.
Ich konnte Lucs Gesichtsausdruck nicht erkennen, doch es blieb eine Weile still. Nur seine Schritte waren auf dem hölzernen Boden zu hören, die sich jedoch langsam aber stetig immer weiter von mir entfernten. Dann trat plötzlich wieder diese bedrückende Stille ein und mich überkam ein Gefühl der Angst, da ich mir nicht ganz sicher war, aus welchem Grund ich nun genau hier war. Im nächsten Augenblick erhellte jedoch etwas den Raum, was mich automatisch blinzeln ließ.
„Du siehst hier ja nichts, habe ich vergessen." Versuchte sich Lucifer wohl zu entschuldigen, doch ich befasste mich eher damit, meine Augen an dieses helle Licht zu gewöhnen. Es dauerte nicht sehr lange, bis ich den Raum besser wahrnehmen konnte, in dem wir uns befanden. Hohe Wände, eine davon mit großen Fenstern verziert und überall dieses typische Rot, dass mich bisher schon in jedem Gang verfolgt hatte. Etwas in mir wollte unbedingt wissen, was dort draußen außerhalb dieser Fenster zu sehen war. Doch Lucifer hatte mir dies nie ermöglicht.
„Da du dein Schicksal sowieso nicht ändern kannst, wollte ich dir wenigstens zeigen, wie du nach dem Ganzen leben wirst." Lucifer stand einige Meter von mir entfernt, mit dem Rücken mir zugewandt und deutete mit einer kurzen Armbewegung zu zwei Möbelstücken, die mir vorher nicht aufgefallen waren. Wie ich diese nicht bemerken konnte, blieb mir unerklärlich.
Zweigroße, majestätisch und dennoch gemütlich wirkende Sessel inmitten des Raumes.Rein in Schwarz gehalten, lediglich mit ein paar roten Verzierungen. Eindeutigetwas, was ich als Thron identifizieren konnte. Obwohl mir dieser einschüchterndeAnblick eine Gänsehaut verschaffte, ahnte ich schon, was Lucifer mir damitsagen wollte. Ich konnte mich weigern so viel ich wollte, doch bald würde ich wohl selbst hier sitzen müssen.
---------------------------------------------------
Vielen Dank für ganze 10.000 Reads!! <3<3<3
Niemals hätte ich geglaubt, dass diese Geschichte jemals so oft gelesen werden würde. Und natürlich vielen Dank für all eure lieben Kommentare und Votes!
Weitere Kapitel sind schon in Arbeit, also seid gespannt!
Welchen Ort würdet ihr denn wählen, wenn ihr könntet? Den Himmel oder doch lieber die Hölle? :)
DU LIEST GERADE
Des Teufels Königin
RomanceDer erste Teil der Reihe „In den Fängen des Teufels". - Elodie lebt das Leben, was sich wohl jedes Mädchen wünscht. Sie reist als weltbekanntes Model in unzählige Orte der Welt, besitzt eine große Villa und das Auto ihrer Träume. Doch gequält von sc...