Meine Gedanken rasten und ich hatte die unheimliche Befürchtung, dass ich mich nicht lediglich in einem Zimmer aufhielt, dass nicht mir gehörte, sondern dass ich mich auch eventuell gar nicht mehr auf der Erde befand. Mir wurde augenblicklich schlecht bei dem bloßen Gedanken daran. Ich wollte diese Tatsache einfach nicht wahrhaben. „Ich werde nicht hierbleiben." Brachte ich mit leiser aber versucht sicherer Stimme hervor, worauf Lucifer zu lachen begann. „Und wie willst du hier verschwinden? Auf deinen lieben Raphael brauchst du gar keine Hoffnungen setzen, er kann nicht herkommen."
Er nickte in Richtung Zimmertür, die mir vorher gar nicht aufgefallen war. „Es wird Zeit für eine kleine Familienzusammenführung, findest du nicht?" fragte er, ohne überhaupt eine Antwort von mir zu erwarten, griff dann einfach nach meiner Hand und zog mich in die Richtung dieser Tür. Sein Griff lag so fest um meinem Handgelenk, dass ich meine Hand nicht aus seinem Griff lösen konnte. Selbst wenn es funktioniert hätte, was würde es mir bringen? Lucifer hatte vermutlich recht. Ich saß hier fest.
Wir durchschritten die Tür und betraten so einen großen Gang, der im Gegensatz zu Levias Zimmer um ein deutliches dunkler gestaltet war. Schwarze Farbe zierte die Wände, unterbrochen von einzelnen roten Ornamenten und Mustern. Alles war mit seltsamen Verschnörkelungen verzogen und selbst die Lampen, schienen ein rötliches Licht von sich zu geben. Fenster gab es in diesem Gang nur wenige und ich schaffte es auch nicht, durch eines von ihnen hindurchzusehen. Lucifer zog mich einfach weiter, ohne irgendwie Rücksicht darauf zu nehmen, ob ich überhaupt Schritt halten konnte.
„Satan hast du bestimmt schon kennengelernt." Meinte er in meine Richtung gewandt und blieb schließlich vor einer großen dunkelroten Flügeltür stehen. Auch auf dieser waren unzählige verschiedene Muster zu erkennen. Lucifer öffnete die Flügeltür und führte uns somit in einen recht großen Raum, in dessen Mitte ein großer Tisch mit mindestens 20 Stühlen stand. Seltsamerweise gab es in diesem Raum kein einziges Fenster, sondern nur einige Bilder, die Personen unterschiedlichen Alters zeigten. Personen die ich nicht kannte und auch lieber nicht kennen lernen wollte.
„Sieh mal allerliebstes Brüderchen, wen ich mitgebracht habe." Erst jetzt bemerkte ich die Person, die auf einem der Stühle saß, als Luc diese ansprach. Der junge Mann hob langsam den Kopf, schwieg jedoch, als er mich neben Lucifer entdeckte. Selbst aus ein paar Metern Entfernung konnte ich seine Gesichtszüge mehr als deutlich verstehen. Wir dachten wohl beide das selbe. Ich sollte nicht hier sein.
Der junge Mann, den ich logischerweise als Satan identifizierte, erhob sich nun von seinem Platz und trat in ruhigen Schritten näher zu uns. In diesem Augenblick hatte er nichts mehr mit dem Mann gemein, der mich damals im Club mit sich nehmen wollte. Er wirkte selbstsicher und seine Ausstrahlung hatte etwas Faszinierendes an sich. Kein Wunder also, dass ich ihn damals so interessant gefunden hatte. Jetzt wirkte er allerdings reifer als damals im Club. „Elodie, richtig?"
Ich konnte nur mit einem leichten Nicken antworten, da mir bewusst war, dass ein kleiner Fehler hier vielleicht schlimme Folgen mit sich tragen könnte. Theoretisch müsste ich durchdrehen und denken, dass ich verrückt wäre. Doch lieber verhielt ich mich still und ließ mir meinen innerlichen Kampf mit mir selbst nicht anmerken. Hier in der wortwörtlichen Hölle plagten mich meine Probleme noch deutlicher als zuvor auf der Erde. Allein daran hätte ich schon erkennen müssen, wo ich mich befand.
„Wie du siehst, war es nicht unmöglich, sie hierher zu bringen. Auch wenn ich das auf die nicht ganz so sanfte Tour erledigen musste." Lucifer blickte mit einem Grinsen zu mir. „Du hättest ihr wenigstens etwas anderes zum Anziehen bringen können. Wenn du schon dein Ziel erreicht hast." Brummte Satan, der seinen Blick kurz über mich schweifen ließ. Erst jetzt sah auch ich an mir herunter und stellte fest, dass ich noch immer den roten Pyjama trug. Wenigstens passte er zu dieser schaurigen Umgebung.
„Dafür wird sie später noch genug Zeit haben. Hast du Vater irgendwo gesehen?" warf Lucifer ein und warf Satan einen Blick zu, den ich nicht ganz deuten konnte. Satan schüttelte jedoch den Kopf. „Er ist unterwegs, was weiß ich wo. Überlass Elodie doch mir, dann musst du dich nicht um diese kleinen Lästigkeiten kümmern und auf Vaters Rückkehr warten. So kannst du sie ihm jedenfalls nicht vorstellen." Machte Satan ihm deutlich, woraufhin Lucifer zu überlegen schien. Ich blieb einfach still und verfolgte diese Konversation lediglich aufmerksam. Einen Moment schien es so, als würden die beiden Brüder sich nur mit ihren Blicken verständigen.
Schließlich ließ Luc mein Handgelenk los und ich seufzte innerlich erleichtert aus. „Wenn du auch nur auf die Idee kommst sie zurück zu bringen, reiße ich dir höchstpersönlich den Kopf ab." Hörte ich Luc noch leise brummen, ehe dieser sich von uns entfernte und zur anderen Seite des Saals lief, wo sich ebenfalls eine große Flügeltür befand. Stille herrschte zwischen Satan und mir, während wir beide Luc beobachteten, bis er endgültig die Tür hinter sich geschlossen hatte.
„Also meine Liebe, wie wäre es mit einer neuen Garderobe?" wandte sich Satan nun mir zu und hielt mir seinen Arm hin. Da ich sowieso keine andere Wahl hatte, hakte ich mich etwas zögerlich bei ihm ein und wir verließen den Saal durch die Tür, durch die ich auch hereingekommen war. „Satan.. kannst du mich nicht.." noch bevor ich weitersprechen konnte, schüttelte er den Kopf. „Tut mir leid, Elodie. Wirklich. Ich hätte es gerne verhindert aber wenn Luc etwas will, dann bekommt er es meistens auch."
Jetzt konnte ich verstehen, was Levia damit gemeint hatte, dass Lucifer schlimmer war als sein Bruder, auch wenn er der jüngere war. „War er schon immer so?" fragte ich etwas leiser nach und blickte unsicher zu Satan hoch. Natürlich war er auch nicht gerade die netteste Person aber momentan tat er nichts, was mich irgendwie verschrecken könnte. Auch seine Augen hatten keinen bedrohlichen roten Farbton. Sie waren lediglich braun.
„Ob er schon immer an sich reißen wollte? Ja. Seitdem Levia weg ist, ist es allerdings schlimmer geworden. Jetzt hat er die Chance den Thron zu besteigen, die hatte er vorher nicht." Wir bogen in einen anderen Gang ein, wo sich weitere unzählige Türen an den Wänden befanden. Wenn ich mich nicht irrte, hatte dieses Gebäude hier tausende Gänge, Türen und mehr Räume als ich jemals würde zählen können. Mit Sicherheit würde ich mich hier alleine nach den ersten 5 Minuten verlaufen. Wieder trat eine gewisse Stille zwischen uns, die allerdings unterbrochen wurde, als Satan eine der Türen öffnete und die Sicht auf einen großen begehbaren Kleiderschrank ermöglichte.
„Vielleicht sind ein paar Sachen davon nicht mehr so modern in der heutigen Zeit aber du wirst bestimmt etwas finden." Meinte er und ließ mich los, sodass ich problemlos den Raum betreten konnte, der sich um einige Meter in die Breite sowie in die Länge zog. Auch hier war alles in einem schwarz/rot eingerichtet, doch die Kleider und anderen Kleidungsstücke die dort hingen, schienen diesem Farbton nicht voll und ganz zu entsprechen. So konnte ich unter anderem gelb und grün erkennen, doch komischerweise auch weiß und weitere helle, sowie beigefarbene Stücke. Einen Moment verschaffte ich mir einen Überblick über die vielen Klamotten, besonders die Kleider hatten es mir angetan.
„Woher ist das alles?" fragte ich und drehte mich dann zu Satan um, der im Türrahmen lehnte und mich interessiert zu beobachten schien. „Die hellen Sachen sind noch von Levia, sie wollte nicht alles mitnehmen und alle ihre alten dunkleren Sachen hat sie hier gelassen. Außer ein paar Einzelteile, die sie gerne getragen hat. Die anderen Sachen sind entweder von meiner Mutter oder anderen Verwandten, Jahrhunderte vor unserer Zeit." Ich war verblüfft darüber, dass sie diese alten Stücke überhaupt noch behielten.
„Such dir aus was du möchtest, aber .. lass am besten die Finger von den hellen Sachen, sonst dreht Luc noch durch." Er zwinkerte mir noch zu, verließ dann das Zimmer und schloss die Tür, damit ich mich in Ruhe fertig machen konnte. Immerhin hatte ich genug Auswahl was Kleider betraf. Jetzt musste ich mich nur noch für eines davon entscheiden und die Wahl fiel mir nicht gerade leicht.
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Des Teufels Königin
RomanceDer erste Teil der Reihe „In den Fängen des Teufels". - Elodie lebt das Leben, was sich wohl jedes Mädchen wünscht. Sie reist als weltbekanntes Model in unzählige Orte der Welt, besitzt eine große Villa und das Auto ihrer Träume. Doch gequält von sc...