P.o.V. Lucifer
Es waren zwei weitere Wochen vergangen, seitdem ich Elodie nach Monaten wieder getroffen hatte. Nach diesem Gespräch, welches gar nicht erst hätte entstehen sollen und uns vermutlich nicht in diese Lage gebracht hätte. Denn genau wie vor diesem ungeplanten Aufeinandertreffen, würde ich normalerweise in diesem Loch festsitzen, welches sich eigentlich mein Zuhause nannte, doch mit jedem weiteren Tag der verging, immer einsamer anfühlte. In den vergangenen Monaten hatte ich mich ständig gefragt, warum sich die Position des Teufels nicht vollendet anfühlte. Ich hatte es damals als ein Gefühl beschrieben, welches mir fehlte.
Doch jetzt wusste ich es besser. In dem Moment als sich unsere Hände berührten und diese Wärme mich durchströmte, wurde es mir klar. Es war nicht nur irgendein Gefühl, welches mir fehlte. Sondern Elodie. Nicht nur aus dem Grund, da wir aufgrund der Zeremonie auf eine seltsame Weise miteinander verbunden waren. Sie fehlte mir mit jedem Tag mehr. Das war mir jedoch erst in diesem Augenblick wirklich bewusst geworden. Doch ihre abweisende Reaktion, war nicht gerade das gewesen, was ich mir bei einem Treffen mit ihr erhofft hatte.
„Warum hast du nicht einfach auf ihn gehört? Du hättest nicht mit ihr sprechen sollen." Warf Levia plötzlich in die Stille dieses Raumes hinein. Wir saßen im Haus, welches damals hauptsächlich zu meinem Wohnsitz gezählt hatte. Auch Zane war hier, doch nur einer von uns würde für längere Zeit bleiben können, damit die Hölle nicht in Chaos zerfiel. „Sie wusste, dass ich da war. Was hätte ich denn tun sollen?" entgegnete ich gereizt und warf ihr einen bösen Blick zu. „Dich leise darüber freuen und nach ein paar Minuten wieder zurückkommen?" schlug Zane vor, der ebenfalls nicht gerade gut gelaunt zu sein schien.
„Seit zwei Wochen sitzt du nur hier rum und lässt mich deine ganze Arbeit machen, Luc. Eigentlich sollte ich mich ja darüber freuen, dass sie dich nicht mehr sehen will, aber das ist wirklich ätzend." Levia nickte zustimmend. „Da muss ich Zane leider Recht geben, Luc. Du bist noch schlimmer, als ein Kleinkind mit Heimweh. Kannst du das nicht irgendwie abstellen oder so?" „Und wie war das mit dir und Azrael?" fauchte ich ihr entgegen, woraufhin sie jedoch direkt eines der Sofakissen nach mir warf. „Das ist etwas völlig anderes. Du hast dir das selbst zuzuschreiben, weil du sie damals nicht gehen lassen wolltest. Ansonsten wäre das vermutlich völlig anders gelaufen."
„Und wenn schon, was macht das jetzt noch für einen Unterschied? Sie will mich nicht mehr sehen." „Ich flehe dich an, Luc. Halt endlich die Klappe." Hörte ich es brummend von Zane, doch ich rollte nur mit den Augen. „Und dennoch sitzt du weiterhin hier und beobachtest sie. Du benimmst dich wirklich lächerlich." Warf Levia wieder dazwischen, ehe sie nach der Fernbedienung griff und den Fernseher anschaltete. Vermutlich hatte sie damit beabsichtigt, mich von meinem angeblichen Gejammere abzuhalten, doch damit schoss sie sich wohl ein Eigentor. Denn das was schließlich auf dem Fernseher erschien, war nicht einfach irgendeine Doku über Pinguine und ihre Reise über irgendwelche Eisberge. Ganz im Gegenteil. Es waren die typischen Promi-Nachrichten, die Levia sich so gerne ansah.
Verwunderlich war es also nicht, dass genau in diesem Moment eine Person zur Sprache kam, die uns allen nicht gerade unbekannt war. „Trotz ihres noch immer unerklärlichen Verschwindens im vergangenen Jahr, scheint Elodie Theron wieder zu ihrem alten Glanz emporgestiegen zu sein. Doch nicht nur das! Vor kurzem wurde sie bei einer Gala entdeckt, mit einem nicht gerade unbekannten Mann an ihrer Seite. Anthony Maroli, Unternehmer und Inhaber einer der bekanntesten Modelagenturen weltweit. Genauere Informationen sind uns zum jetzigen Augenblick leider noch nicht bekannt. Doch wir dürfen vermuten, dass es sich hierbei nicht nur um eine rein geschäftliche Beziehung handelt. Wir bleiben also weiterhin gesp.."
Ich hatte Levia die Fernbedienung entrissen und diese grausame Reportage augenblicklich wieder ausgeschaltet. „Ich wollte das sehen!" beschwerte sich Levia natürlich, wobei sich jedoch ein leichtes Grinsen auf ihre Lippen schlich. „Ich hasse euch beide." Grummelte ich nur und war die Fernbedienung einmal quer durch den Raum. Levia sollte bloß nicht daran denken, diesen Kram innerhalb der nächsten Minuten noch einmal anzuschalten. „Ey! Was soll das? Woher hätte ich denn wissen sollen, dass das kommt?"
Meine Schwester verschränkte beleidigt die Arme, während Zane uns nur mit einem Kopfschütteln beobachtete. „Du siehst es doch selbst, Luc. Sie hat mit alldem abgeschlossen. Hör endlich auf ihr nachzutrauern und bekomm dein Leben wieder in den Griff. Du bist der verdammte Teufel, hast du das etwa vergessen?" Das hatte ich ganz sicher nicht. Es kam mir in diesem Moment allerdings nicht so wichtig vor. Seltsam, in welch einer kurzen Zeit sich meine Prioritäten verändert hatten. Das hätte ich noch vor einem Jahr niemals für möglich gehalten.
Ich konnte dennoch nicht ganz fassen, dass sich Elodie bereits nach dieser kurzen Zeit in die Hände eines ihr womöglich völlig fremden Mannes begab. Seit zwei Wochen hatte sie sich regelmäßiger mit ihm getroffen und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mit diesen Treffen einverstanden wäre. Deshalb war ich seitdem auch nicht mehr in die Hölle zurückgekehrt. Es fühlte sich an, als würde ich mich damit nur selbst belügen. Wenn ich wieder zurückkehren und so tun würde, als hätte es unser Gespräch nicht gegeben. Ich wusste nun, dass ich ihr womöglich ebenso viel bedeutete, wie sie mir. Deshalb irritierte es mich, dass sie sich nun mit diesem Mann traf.
„Erde an Lucifer!" Ich zuckte leicht zusammen, als Zanes durchdringende Stimme in meine Ohren trat und mich aus meinen Gedanken zurückholte. „Hör endlich auf damit, sie zu beobachten. Das ist ekelhaft." Bei dem Gedanken daran, verzog selbst Levia ein wenig das Gesicht. „Ich will wirklich nicht wissen, was du da ständig siehst aber ich gehe nicht davon aus, dass Elli sich darüber freuen würde. Also auch, wenn ihr euch nie wieder seht. Hör auf mit dem Scheiß." Ich rollte wieder nur genervt mit den Augen. Das meiste was ich sah, war nicht einmal schlimm. Sie hatten völlig falsche Vorstellungen von dem, was ich sah. Doch stören würde es mich eigentlich auch nicht, wenn sie mit ihren insgeheimen Vermutungen Recht hatten.
„Wir werden jetzt nach Hause gehen, Lucifer." Ich wollte natürlich sofort widersprechen, doch das unterstreichende Aufglühen von Zanes Augen, hielt mich davon ab. Weshalb ich mich also doch von meinem Platz auf dem Sofa erhob. Wenn auch etwas widerwillig. „Könntest du mir wenigstens Bericht erstatten, wenn sie.." fing ich an, doch Levia schüttelte ausdrücklich den Kopf. „Ich kann dir sehr gerne mitteilen, wenn sie stirbt. Ansonsten schweige ich wie ein Grab." Vermutlich hatte sie mir deshalb nichts von Elodies Umzug erzählt. Auch hier hatte ich etwas anderes erwartet, aber damit musste ich mich wohl nun zufriedengeben.
So kam es, dass ich nur wenige Minuten später wieder im Inneren der Mauern meines Zuhauses stand und diese Stille mich wieder zu erdrücken schien. Hatte sich Vater damals genauso gefühlt? Nachdem Mutter gestorben war, hatte auch er sich verändert. Jedoch in eine grauenvolle Richtung. Ich wusste zwar, dass mein Charakter nicht vollends dem meines Vaters entsprach, doch es bereitete mir dennoch ein wenig Angst, dass ich letztendlich vielleicht sogar so werden könnte wie er. Und das nur, weil dieser eine Teil fehlte, der eigentlich an meiner Seite hätte sein sollen.
„Du solltest dich endlich wieder um deine Pflichten kümmern, Luc. Vielleicht klärt das deinen Kopf ein wenig." Ich spürte einen kurzen Stoß durch Zane's Ellenbogen in meiner Seite und verzog leicht das Gesicht. Anfangs hatten sie mich dafür gehasst, dass ich Elodie an meiner Seite haben wollte. Doch jetzt machten sie sich sogar darüber lustig. Manchmal konnte ich diese Familie selbst nicht verstehen. Doch auf irgendeine Weise hatte sie Recht. Vermutlich sollte ich mich wirklich wieder an meine eigentliche Arbeit setzen und Elodie, wenn auch nur für einen kurzen Moment, versuchen zu vergessen.
Dochich wusste auch, dass es mir diese Stille an diesem Ort nicht angenehmer machenwürde, wenn ich sie vergaß. Es würde mich jeden Tag daran erinnern, dass etwasfehlte. Ich war der Teufel. Das grausamste Wesen, welches existierte und so sehrich meinen jetzigen Seelenzustand auch verabscheute, konnte ich dennoch nichtsdagegen tun. Sie hatte mich mit jedem weiteren Tag, die wir im vergangenen Jahrzusammen verbracht hatten, immer näher zu sich geführt. Ich befürchtete sogar,dass ich sie so schnell nicht wieder aus meinem Kopf bekommen konnte. Wie einFluch, der mich für meine damaligen Taten bestrafen sollte.
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Des Teufels Königin
RomanceDer erste Teil der Reihe „In den Fängen des Teufels". - Elodie lebt das Leben, was sich wohl jedes Mädchen wünscht. Sie reist als weltbekanntes Model in unzählige Orte der Welt, besitzt eine große Villa und das Auto ihrer Träume. Doch gequält von sc...