Das andere Ich

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Ein Klopfen. Ganz leise konnte ich es hören. So leise, dass ich es kaum wahrnahm. Doch es war da. Und es schien mit jedem Mal lauter zu werden. Ein Klopfen, welches sich so tief in mein Bewusstsein bohrte, dass mir gar nichts anderes blieb, als aus meiner so angenehm ruhigen Blase herauszutreten. Wieder ertönte es und ich verzog unzufrieden das Gesicht. Warum konnte man mich denn nicht wenigstens hier in Ruhe schlafen lassen?

„Elodie, wenn du nicht aufstehst, muss ich reinkommen und ich denke nicht, dass du das willst." Drang eine tiefe Stimme durch die Tür. Dann wieder das Klopfen. Genervt von dieser Action erhob ich mich dann doch und trat meinen Weg Richtung Tür an. In diesem Moment war es mir sogar egal, wie ich aussah. Er sollte einfach nur aufhören zu klopfen und endlich verschwinden.

Meine Hand legte sich auf den Griff und ich öffnete langsam die Tür. „Was willst du, Luc?" fragte ich fast schon gleichgültig und völlig unbeeindruckt davon, dass er mir mit seinen rot-glühenden Augen entgegenblickte. Allerdings konnte ich ein leichtes Flackern darin erkennen. Nur für einen kurzen Moment. Vermutlich hatte er eine andere Reaktion von mir erwartet.

Es entstand ein kurzes Schweigen zwischen uns, was ich nicht ganz deuten konnte. Dann hielt Luc mir etwas entgegen, das sehr nach Kleidung aussah. „Zieh dich um, du bist eh schon zu spät dran." Ich nahm ihm das kleine Bündel ab, was er dennoch nicht als Grund nahm, sich von mir abzuwenden. Ein seltsames Gefühl entstand in meiner Magengegend, während er einfach nur da stand und mich anstarrte. Was war heute nur mit ihm los?

„Gibt es noch etwas?" fragte ich deshalb nach, um diese Stille zu unterbrechen und da mir diese Situation langsam etwas unangenehm wurde. Daraufhin schüttelte Lucifer nur mit dem Kopf und trat einen regelrechten Rückzug an. „Beeil dich." Waren die letzten Worte die ich von ihm hörte, bevor er aus meiner Sichtweite verschwand. Ich betrachtete das Bündel, welches er mir gegeben hatte, etwas genauer. Schwarz, was hatte ich auch anderes erwartet. Doch es störte mich nicht. Nicht mehr. Die Zeit, in der ich mich wegen so etwas Belanglosem aufgeregt hatte, war vorbei.

Ich schloss die Tür und faltete das schwarze Bündel schließlich auseinander. Ein schlichtes schwarzes Kleid kam zum Vorschein. Bodenlang und mit einfachen Spaghetti-Trägern. Ohne viel Bling-Bling und Spitze. Ich war zufrieden. Dieses Kleid beschrieb absolut mein momentanes Selbst. Was für ein Zufall, dass Luc genau dieses herausgesucht hatte. Ich erinnerte mich an seine Worte von eben und daran, dass mir nicht mehr viel Zeit blieb. Wofür auch immer. Also zog ich mich um, ordnete meine braunen Haare und verließ schließlich das Zimmer. Einen Blick in den Spiegel werfen konnte ich nicht mehr.

Wohin ich eigentlich gehen sollte, wusste ich nicht, doch mein Weg führte mich fast wie automatisch in Richtung der großen Halle. Der einzige Weg, der mir mittlerweile einigermaßen bekannt vorkam. Und obwohl ich etwas länger brauchte, als alle die sich hier auskannten, öffnete ich schließlich mit einem leisen Knarren die große Flügeltür. Selbst ohne zu wissen was mich erwartete, fühlte ich nicht das Geringste. Keine Nervosität, keine Angst, keinen Respekt. Nichts. Ich war einfach nur da.

Langsam schritt ich in den großen Saal hinein, der mit seinen vielen Fenstern noch immer sehr mysteriös wirkte. Die Neugier, zu wissen was dahinter zu sehen war, hatte mich noch nicht ganz verlassen. Doch ich richtete meinen Blick auf die Personen, die sich in der Mitte des Raumes befanden und, mal wieder, nicht der selben Meinung zu sein schienen. Das erkannte ich daran, dass ein ständiger Wortwechsel zwischen ihnen ausging. Allerdings versucht leise, weshalb ich kaum etwas alles davon verstand. Fast wie ein gegenseitiges Anfauchen unter Katzen. Ein seltsamer Gedanke für solch einen Vergleich.

Zane schien mich wohl mittlerweile wahrgenommen zu haben, weshalb er sich mir zuwandte und plötzlich verstummte. Warum reagierten sie heute alle so? Es konnte mir egal sein aber seltsam war es dennoch. „Ich schwöre dir Luc, ich bringe dich um." Kam es leise von ihm, während sein Blick weiter auf mich geheftet war. Ich ließ mich davon jedoch nicht beirren, sondern wandte mich an Lucifer, der nach kurzem Mustern meinerseits, ein wenig niedergeschmettert wirkte. Warum, interessierte mich jedoch nicht mehr.

Des Teufels KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt