„Ich habe nach all der Zeit endlich verstanden, was Vater damit erreichen wollte. Warum er so versessen darauf war, dass dieser Deal so ablief, wie er es geplant hatte. Warum er dich nach diesen ganzen Vorfällen unbedingt zurückholen wollte, obwohl er genau wusste, was mir dir passieren würde. Allein aus dem Grund, um Levia damit zu schaden. Aus Rache für ihren Verrat an unserer Familie. Vielleicht auch als Ersatz für Mutter, weil du ihr ähnlicher bist, als Levia es je hätte sein können. Es ist eben keine gute Idee, dem Teufel den Rücken zuzuwenden. Nicht nur sie musste darunter leiden, auch wir mussten das. Verstehst du jetzt, warum es so schwer war, diesen Deal zu umgehen?"
Ich nickte daraufhin, obwohl ich noch immer damit beschäftigt war, all die neuen Informationen mit weiteren neuen Gedankengängen zu verbinden. „Elodie." Lucifer blickte mich nun direkt an, was mich für einen Moment von meinen Gedanken ablenkte, da sich das Glühen in seinen Augen langsam wieder beruhigt hatte und nun nur noch einem leuchtenden Rubin glich. „Ich habe Levia um Hilfe gebeten, als ich wusste dass Vater nach dir suchen würde, wenn ich dich nicht bald zurück in die Hölle bringe." „Und was hat.." ich runzelte leicht die Stirn, da ich nicht ganz verstand, was dies mit ihrer Vorgeschichte zutun hatte. „.. Sie dachte sie würde mir helfen, indem sie mir die Entscheidung abnimmt und Vater dazu bringt, selbst auf die Erde zu kommen und dich zu holen. Sowohl sie, als auch mein Vater hatten Hintergedanken."
„Warum hat sie das getan? Das ist doch völlig absurd." Warf ich ein und die Erinnerungen an die erst kürzlich vergangenen Ereignisse, ließen die Trauer wieder über mir hereinbrechen. „Levia wollte unsere Familie wieder ins Gleichgewicht bringen, damit ich, genau wie Vater es wollte, den Thron übernehmen kann. Sie erhoffte sich dadurch wohl einen positiven Effekt auf die Beziehung zwischen ihr und Vater. Dass er endlich aufhören würde, ihr ständig in die Quere zu kommen.. ich kann nicht glauben, dass ich eine Zeit lang sogar noch dafür sorgen wollte, dass sie endgültig aus unserem Leben verschwand."
„Das war nicht deine Schuld, sondern die deines Vaters. Du hast nur das getan, was du in diesem Moment für das Beste gehalten hast." Ich zuckte leicht mit den Schultern, doch Lucifer durchschaute genau, was in diesem Augenblick in mir vorging. „Tu das nicht, Elodie.. Tu nicht so, als würde es dir nicht wehtun." Ich wusste allerdings genau, wovon die nächsten Worte, die er von sich gab, handeln würden. Ich wollte nicht wieder in Tränen ausbrechen und Lucifer einmal die Chance geben, all das zu erzählen, was ihm auf der Seele lag. So half er uns beiden zur selben Zeit. Denn nur so konnte ich wissen, ob ich ihm vertrauen konnte oder nicht.
„Vater hat ihren Plan durchschaut, bevor sie ihn überhaupt zu Ende denken konnte. Anstatt dass er herkam um dich mitzunehmen, so wie Levia es geplant hatte, hat er sich Raphael geholt. Keiner von uns hätte das vorhersehen können, auch nicht Levia." Allein seinen Namen zu hören, trieb mir wieder die Tränen in die Augen, doch ich hielt sie konsequent zurück. Ich sollte stark sein. Raphael hätte das gewollt, zumindest hatte Chamuel das gesagt. „Es tut mir wirklich leid, Elodie. Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich das tun. Sofort. Aber das geht nicht." Ich konnte noch immer diese Schuld in seinem Blick erkennen, vielleicht sogar Mitgefühl, was bei ihm eher unwahrscheinlich war. Dennoch musste ich den Blick von ihm abwenden, damit ich nicht zu sehr in diesem Blick ertrank. Der Blick der mit bewusst machte, dass all dies wirklich geschehen war. „Ich hasse deinen Vater." murmelte ich leise und ich konnte im Augenwinkel erkennen, wie sich sogar ein leichtes Lächeln auf Lucifers Lippen schlich. „Das kann ich dir nicht verübeln."
„Und was machen wir jetzt?" fragte ich ihn nach einem kurzen Augenblick des Schweigens. Wenn Lucifer mich nicht mehr in die Hölle bringen wollte, Zane den Thron allerdings ebenfalls nicht einnehmen sollte, brauchten wir eine andere Lösung. Doch dafür reichte mein Wissen über diese neuen Welten nicht aus. „Darüber wollte ich mit dir sprechen, Elodie. Deshalb habe ich darauf bestanden, dass Chamuel uns alleine lässt. Ich wollte das erst mit dir besprechen." So ganz konnte man sich da aber sicher sein. Weder ich noch Lucifer würden Cham sehen können, wenn er einfach nur unsichtbar war. Möglicherweise war er immer noch hier, wir merkten es nur nicht.
„Du hast einen Plan?" fragte ich vorsichtig und als ich zu ihm sah, traf sein glühend roter Blick den meinen. Doch er wirkte nun deutlich ruhiger als noch wenigen Minuten zuvor. „Ich habe lange darüber nachgedacht und es könnte funktionieren. Doch dafür brauche ich dein Vertrauen, Elodie." Ich blieb skeptisch. Wenn er schon so anfing, konnte es nur etwas sein, von dem ich nicht gerade begeistert sein würde. „Was hast du vor?" fragte ich nun etwas leiser nach und wenn ich ehrlich war, wollte ich die Antwort darauf gar nicht wissen. Ich wollte nur, dass All das hier endlich wieder in Ordnung kam und ich nicht nochmal so einen Verlust ertragen musste. „Wir gehen zurück in die Hölle."
Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis diese Aussage in meinem Kopf richtig verarbeitet wurde und ich erhob mich schlagartig von meinem Platz auf dem Sofa. „Nein!" ich schüttelte entschlossen und zugleich auch ein wenig enttäuscht den Kopf. „Du hast gesagt, dass du mir das nicht mehr antust, Lucifer. Wie kannst du so etwas sagen und vergessen, was hier vorhin passiert ist?!" Lucifer gab ein Seufzen von sich und erhob sich nun selbst von seinem Platz, um wieder mit mir auf Augenhöhe zu kommen, obwohl er dennoch deutlich größer war als ich. „Wenn ich den Thron übernehme, so wie der Deal mit meinem Vater es besagt, musst du es mit mir zusammen tun. Erst dann wird er uns in Ruhe lassen."
Ich wollte seine Erklärung gar nicht hören. Noch immer hatte ich seine Worte im Kopf, als er sagte, dass er mich nie wieder an diesen grauenhaften Ort bringen würde. Und jetzt schlug er genau das vor, was er noch vor Kurzem verhindern wollte. „Du bist verrückt, Lucifer. Absolut verrückt. Ich komme nicht mit, das kannst du vergessen!" warf ich ihm direkt entgegen und wie automatisch trat ich ein paar Schritte von ihm zurück. „Es ist der einzige Weg. Du wirst nur so lange in der Hölle bleiben wie nötig, danach bringe ich dich höchstpersönlich hierher zurück." Erneut schüttelte ich den Kopf. Ich war nun mehr geschockt als wütend darüber, welche Worte er hier von sich gab. Wie konnte er so etwas von mir verlangen, nach allem was geschehen war?
„Das kann ich nicht tun, Lucifer. Wer versichert mir, dass ich überhaupt jemals wieder zurückkomme? Was wird dann aus mir? Die Königin der Hölle? Schwachsinn." Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu, nur um kurz darauf an ihm vorbei zu laufen. Das wurde mir einfach zu viel. Erst Raphael, dann Levia und jetzt wollte Lucifer seinen ehemaligen Plan doch weiterführen. Ich brauchte einen kurzen Moment für mich. Doch weit kam ich nicht, da Lucifer nach meinem Arm griff und mich so vom Gehen abhielt. „Elodie, bitte." Ich schüttelte jedoch nur wieder den Kopf, entriss ihm meinen Arm und lief weiter Richtung Schlafzimmer. Er konnte von mir aus hier im Haus bleiben, solange er mir einen Augenblick Ruhe gestattete.
Es war wie eine Art Trance die sich über mein Blickfeld legte und mich nur wie aus Reflex die Tür hinter mir schließen ließ. Im ersten Moment war es still und ich genoss diesen kurzen Moment Schweigen, indem ich einmal über nichts nachdenken musste. Doch dann klopfte es bereits an der Tür und ich zuckte leicht zusammen. „Ich habe das vermutlich etwas falsch formuliert. Bitte lass es mich dir erklären, Elodie. Es gibt keine andere Möglichkeit ihn aufzuhalten, als auf diese Weise." Ich schüttelte den Kopf, obwohl ich genau wusste, dass er es nicht sehen konnte. „Lass mich in Ruhe, Lucifer. Wenigstens 5 Minuten." Ich befand mich vielleicht einen Meter von der Tür entfernt, weshalb er mich eigentlich ohne Probleme verstehen konnte.
Daraufhin folgte Schweigen, was ich als Akzeptanz meiner Forderung wahrnahm und ich setzte meinen Weg entschlossen fort in Richtung Schrank, wo ich mir eine etwas lockeres zum Joggen heraussuchte. Dies würde deutlich länger als 5 Minuten dauern, doch ich brauchte etwas frische Luft um meinen Kopf wieder klar zu bekommen. Die Trauer um Raphael und nun Lucifers veränderte Haltung gegenüber der Hölle benebelten meine Sinne. So schnell es mir möglich war, zog ich mich um und trat schließlich zu dem bodentiefen Fenster, welches ich ohne große Kraftaufwand zur Seite hin öffnen konnte. Auch mein Handy ließ ich hier. Es gab schließlich niemanden, der mich im Augenblick erreichen wollte.
So leise wie möglich trat ich auf die Terrasse und schloss die Tür zu meinem Zimmer wiederhinter mir. Viel Zeit blieb mir nicht, um unbemerkt von hier verschwinden zukönnen. Lucifer besaß nicht die Möglichkeit, mich an jedem Punkt auf diesemPlaneten zu finden. Dies hatte nur Raphael gekonnt. Ich hatte also deutlichmehr Zeit zur Verfügung, als es normalerweise der Fall war. Nur ein kurzerBlick zurück zum Haus genügte, ehe ich mich in Bewegung setzte und um das Hausherum lief, Richtung Feldweg. Eine Strecke die ich kannte und doch schon solange nicht mehr gelaufen war. Dass es dunkel wurde, ignorierte ichwissentlich. Trotz des Schnees konnte ich noch genug sehen und aufgrund des Adrenalins in meinen, war mir auch nicht ansatzweise Auch daran, dass der Teufel hier draußen ein leichtes Spielhaben konnte, dachte ich nicht. Diesmal wollte ich an gar nichts denken.
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Des Teufels Königin
RomanceDer erste Teil der Reihe „In den Fängen des Teufels". - Elodie lebt das Leben, was sich wohl jedes Mädchen wünscht. Sie reist als weltbekanntes Model in unzählige Orte der Welt, besitzt eine große Villa und das Auto ihrer Träume. Doch gequält von sc...