Rot

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Am nächsten Morgen wurde ich wieder von dem elendig klingenden Geräusch meines Weckers geweckt. Mit einem lautstarken Murren schaltete ich ihn aus und setzte mich langsam auf. Das war der letzte richtige Tag vor dem Wochenende. Diese und die nächste Nacht, würden pure Erlösung bedeuten. „Tiago?" fragte ich leise mit meiner noch so verschlafenen Stimme und blickte mich kurz im Zimmer um. Der Husky lag in einer Ecke des Zimmers und schien selbst noch zu schlafen. Manchmal beneidete ich ihn wirklich für sein entspanntes Hundeleben. 

Langsam stand ich auf und lief zur Tür. Doch gerade, als ich die Tür zum Badezimmer öffnen wollte, wurde diese bereits von innen geöffnet und ich blickte direkt in ein paar dunkelbraune Augen. Vor Schreck fielen mir erst keine Worte ein, doch das übernahm Luc schon für mich. Ich hatte völlig vergessen, dass er auch noch hier war. „Wollten sie mich etwa beim Duschen beobachten Ms. Theron? Als Rache für gestern?" Ein breites Grinsen trat auf seine Lippen und ich trat direkt mit einem Kopfschütteln ein paar Schritte zurück.

Erst dann bemerkte ich, dass er lediglich ein Handtuch um seine Hüften gebunden hatte. So bildete sich ein leicht roter Schimmer auf meinen Wangen und ich wandte den Blick ab. „Nein ich, .." „Schon klar, ich verstehe schon." Meinte er schmunzelnd und trat an mir vorbei, sodass ich das Badezimmer betreten konnte. „Hast du einen bestimmten Wunsch für das Frühstück?" hörte ihn fragen, als ich die Tür bereits geschlossen hatte. „Tee. Also ..könntest du mir nur eine Tasse Tee machen?" Einen Moment blieb es still vor der Tür und ich vermutete, dass er bereits gegangen war, doch dann ertönte seine Stimme erneut. „Wird erledigt."

Dann hörte ich, wie seine Schritte verklangen und ich hatte endlich Zeit, mein verwischtes Make-Up von letzter Nacht wieder zu erneuern. Erst als ich einigermaßen zufrieden war, verließ ich das Bad wieder und lief in die Küche, wo ich den Wasserkocher bereits hören konnte. Zu allem Überfluss stand Luc noch immer nur mit dem Handtuch um seine Hüften, in der Küche und machte sich selbst einen Kaffee. Ohne diesen Anzug hatte ich natürlich einen perfekten Blick auf seinen detaillierten Oberkörper und ich brauchte einen Moment, um mich wieder zu fassen.

„Kannst du dir bitte etwas anziehen? Wenn Amanda hier rein kommt, will ich nicht, dass sie irgendwas falsches denkt." Brummte ich schließlich und setzte mich an die Theke. Sobald der Kaffee und auch mein Tee fertig war, drehte Luc sich zu mir um und stellte den Tee vor mir ab. Er selbst lehnte sich einfach mir gegenüber an die Theke und blickte mich aus seinen so unheimlich wirkenden Augen an. Seine Vorderansicht war noch ausgesprochen anziehender, als anfangs vermutet. An seinem Blick erkannte ich, dass er sich nicht ohne Grund noch nicht angezogen hatte.

„Wenn du Angst vor Gerüchten hast, ist es dafür wohl zu spät, meine Liebe. Die Presse ist schon ziemlich heiß darauf, herauszufinden, wer dieser äußerst attraktive Mann an deiner Seite ist. Anscheinend hat uns jemand in der Stadt erkannt." Ich wollte gerade einen Schluck von meinem Tee trinken, stoppte dann jedoch. Die Presse wusste, dass hier jemand war? „Oh scheiße." Brummte ich und stellte die Tasse frustriert wieder ab. Das Grinsen aus Luc's Gesicht verschwand fast sofort und hinterließ einen etwas verwirrten Ausdruck.

„Ich dachte solche Gerüchte sind gut fürs Geschäft? Du solltest dich darüber freuen, jetzt kannst du dich vor Interviews bestimmt nicht mehr retten." Mir war klar, dass er das nicht verstand. Ich hatte schon zu viel zu tun. Noch mehr Interview-Anfragen würde ich gar nicht unterbringen können. Besonders wenn es dabei um meine nicht vorhandene Beziehung mit diesem Mann vor mir ging. „Nein, ... Nein, das ist überhaupt nicht gut."

„Elodie, was ist los?" fragte er so plötzlich, dass ich wie automatisch den Blickkontakt zu ihm aufnahm. Hatte er doch etwas gemerkt? Gestern Abend? Oder hatte er heute Morgen an meinem Gesicht die Augenringe entdeckt. „Nichts, mir geht's gut." Log ich daher und lenkte mich damit ab, einen Schluck des Tees zu trinken. „Das glaube ich dir nicht und du weißt das. Amanda hat selbst gesagt, dass du es gewohnt bist die Nächte durch zu arbeiten. Das ist nicht gut."

Ich schloss für einen Moment die Augen. Merkte er denn nicht, dass ich nicht darüber sprechen wollte? Noch ehe er weiter sprechen konnte, stand ich auf und lief mit dem Tee in den Händen ins Wohnzimmer. Luc ließ ich einfach kommentarlos in der Küche zurück. Natürlich wich ich Themen aus, über die ich nicht sprechen wollte. Vor allem dann, wenn jemand wie Luc mich danach fragte. Warum machte er sich überhaupt die Mühe und hielt sich ständig in meiner Nähe auf? Zwischen uns würde nichts passieren und er war ein Mann wie jeder andere, der es letztendlich nicht ernst meinte.

„Ich möchte nicht, dass du noch eine Nacht hier schläfst, Luc." Sagte ich schließlich, ohne überhaupt zu ihm zu sehen. Meine Aufmerksamkeit lag lediglich auf der Terrasse und dem von Regenwolken behangenen Himmel. Ich wusste aber, dass er mich hören konnte. Kurz darauf hörte ich ihn auch schon näherkommen. „Du musst mit mir reden Elodie, sonst.." Ruckartig drehte ich mich zu ihm um und starrte ihn finster an „Sonst was? Gehst du mir aus dem Weg? Lässt mich endlich in Ruhe mein Leben weiterleben?" Für einen Augenblick herrschte Schweigen zwischen uns, dann ergriff ich aber wieder das Wort „Du wirst nicht nochmal hier übernachten und du wirst mir nicht nochmal so nah kommen, verstanden?"

Im Moment hatte ich wirklich keine Lust, weiter mit ihm zu diskutieren. Das hier war mein Haus, also konnte ich selbst entscheiden, wer sich hier aufhielt und wer nicht. Auch wenn Luc diese Regel anfangs nicht beachtet hatte. „Versteh doch, ich muss hierbleiben." Versuchte er mir zu erklären, doch ich nahm das natürlich nicht einfach so hin. „Achja genau, weil dieser Chamuel dann hier auftauchen würde und dann? Ja, was dann?" Ich konnte nicht verhindern, dass ich leicht zu lachen begann. „Er ist auch nur ein Mensch Luc, genau wie du. Ich habe genug Menschenkenntnisse und mich nicht von jemandem wie euch beeinflussen zu lassen!"

Das war der Moment, in dem Luc plötzlich nach meinen Armen griff und mir direkt in die Augen blickte. Mein Blick fuhr vor Schreck in seine Augen und was ich dort sah, war nicht das unheimlich dunkle braun, sondern ein feuriges Rot, welches sich förmlich in meine Seele brannte. „Vielleicht sind deine Menschenkenntnisse nicht ganz so gut, wie du denkst." Kam es nun mit einem tiefen Knurren aus seiner Kehle. Mein Körper schien mir nicht mehr zu gehorchen, weshalb ich jegliches Gefühl darin verlor. Das einzige was ich spürte war diese eisige Kälte, die sich in mir ausbreitete und das nächste was ich hörte, war das Scheppern meiner Tasse, als diese zu Boden fiel und zerbrach.

Des Teufels KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt