Ich liebte die Strecke meiner morgendlichen Lauf-Tour. Der Weg führte fast direkt am Meer entlang, weshalb ich selbst während dem Joggen noch den Ausblick auf das Meer genießen konnte. Tiago lief in einem gleichmäßigen Tempo neben mir her und schien diesen erfrischenden Wind, der vom Meer kam, ebenso sehr zu genießen, wie ich. Seitdem ich wieder voll und ganz in mein Modelleben eingestiegen war, gab es nur wenig freie Zeit während meines Tagesablaufes, die ich frei nach meinen Wünschen gestalten konnte. Deshalb blieb mir meistens nur diese morgendliche Runde Joggen, um mir ein wenig Zeit für mich nehmen zu können.
Selbst nach diesen zwei Wochen hatte ich mich kaum von Lucifers plötzlichem Auftauchen erholt. Er schwirrte seitdem immer wieder in meinem Kopf herum und ich wurde ihn einfach nicht mehr los. Monatelang hatte ich ihn nicht gesehen und trotz meiner ausdrücklichen Aussage, dass ich ihn nie wieder sehen wollte, war er einfach aufgetaucht. Ich hatte mich bereits an mein neues Leben gewöhnt und war mehr als zufrieden damit, so wie es jetzt war. Lucifer hatte innerhalb dieser wenigen Minuten jedoch alles wieder durcheinander gebracht.
Ich bremste zum Schritttempo ab, als ich das Klingeln meines Handys wahrnahm. Ich behielt es seit Lucifers Auftauchen stetig in greifbarer Nähe. Für den Fall der Fälle, dass er wieder auf eine dieser dämlichen Ideen kam. Ich griff also nach meinem Handy und nahm den Anruf an, der sich durch das Klingeln angekündigt hatte. Ich hatte nicht einmal genug Zeit um mich zu melden, da hörte ich bereits eine bekannte Stimme zu mir sprechen. „Elodie, gut dass ich dich erreiche. Ich muss unser Essen heute Abend leider absagen. Es sind intern ein paar Probleme aufgetreten, dessen Klärung ich nicht verschieben kann." Ein leichtes Lächeln legte sich fast automatisch auf meine Lippen. Ich hätte mir fast schon denken können, dass es Anthony sein musste.
„Das macht doch nichts, dann verschieben wir das." Antwortete ich ihm, während ich bereits wieder den Weg zurück nach Hause einschlug. Durch diese Absage ergab sich sogar ein relativ freier Nachmittag für mich. So gesehen, war das gar nicht so schlimm. „Es tut mir wirklich leid. Ich hätte dich gerne gesehen. Gäbe es im Laufe der nächsten Wochen einen Nachmittag, den du für mich opfern könntest? Dienstag vielleicht?" Ich konnte mir ein leises Lachen nicht verkneifen. „Tony, das liegt doch nicht an mir. Wenn du zu dieser Zeit keine Termine für mich geplant hast, bin ich für die Nachmittage völlig freigestellt."
Selbst ich vergaß des Öfteren mal, dass ich in dieser Hinsicht eigentlich für ihn arbeitete. Das störte mich allerdings nicht. Wir verstanden uns recht gut, da spielten unsere Arbeitsverhältnisse kaum eine Rolle. „Stimmt, ich werde sehen was sich machen lässt." Ich schüttelte nur den Kopf und nahm Tiago an die Leine, sobald wir uns den Wohnhäusern näherten. Manche dieser Nachbarn waren keine Freunde davon, wenn man Hunde einfach hier herumirren ließ. Selbst wenn Tiago gut erzogen war und sofort aufs Wort hörte, wenn es ein Problem geben sollte.
„Könnte Amanda mir im Laufe der nächsten Tage eine Auflistung deiner aktuellen Termine zusenden? Dann wird die Planung vermutlich.." meine Konzentration auf seine Stimme brach ab, als ich einen blonden jungen Mann vor meinem Haus entdeckte, wodurch mein Lächeln augenblicklich verschwand. Denn dieser jemand, wirkte nicht gerade guter Stimmung zu sein. „.. Ich denke das lässt sich machen.. ich muss leider auflegen, Tony. Melde dich, sobald du alle Daten hast." Unterbrach ich fast schon automatisch das Telefonat und legte schließlich auf.
„Warum hast du mir nichts erzählt?" fragte mich Raphael direkt, noch bevor ich endgültig bei ihm angekommen war. „Lucifer hat dir einen Besuch abgestattet und ich musste das ausgerechnet von Levia erfahren." Er verzog ein wenig das Gesicht. „Du warst nicht hier, schon vergessen?" Ich blickte mich einmal kurz um und deutete dann Richtung Haustür. „Wie wäre es wenn wir reingehen? Meine Nachbarn sind normalerweise ziemlich neugierig." Diesem Vorschlag schien er nur zu gerne nachgehen zu wollen, denn er folgte mir direkt nach drinnen ins Haus.
„Du weißt schon, dass er rechtlich gesehen dein Chef ist, oder?" fragte mich Raphael, sobald wir uns im Wohnzimmer befanden und ich Tiago von der Leine gelassen hatte. Dieser sprach direkt auf eines der Sofas und machte es sich dort gemütlich. Meine Mutter hätte bei solch einem Anblick vermutlich jedes Mal einen halben Herzinfarkt bekommen. „Lucifer?" fragte ich irritiert nach und Raphael gab ein verwundertes Schnauben von sich „Das wäre ja grauenvoll. Ich meine Anthony, du Genie."
Darauf gab ich jedoch nur ein Augenrollen als Antwort und hängte Tiago's Leine an einen der Kleiderhaken in der Nähe der Tür. „Also? Du bist wegen Lucifer hier?" wechselte ich das Thema, ehe ich zurück zu ihm ins Wohnzimmer trat, wo wir aus nebeneinander auf dem Sofa niederließen. Ich brach mit ihm nur ungerne über meine menschlichen Kontakte. Selbst, wenn er sich als einer der dafür zuständigen Engel vermutlich gut damit auskennen musste. „Lucifer, genau. Warum war er hier?"
Ich zuckte einmal mit den Schultern. „Er ist einfach so, wie aus dem Nichts, aufgetaucht und meinte, dass er mit mir reden wolle." „Reden? Worüber?" hakte Raphael nach, der wohl ziemlich daran interessiert war, jedes Detail von diesem Aufeinandertreffen zu erfahren. „Bist du jetzt Spion oder warum willst du das alles wissen? Ich dachte, Levia hat dir bereits davon erzählt." Raph räusperte sich kurz. „Sie hat mir von seinem Besuch erzählt, ja. Aber wer kann diesem Teufelsblut schon Glauben schenken. Da frage ich lieber direkt die Quelle."
War es seltsam, dass ich diesen Ausdruck als Beleidigung empfand? Schließlich war ich nun selbst ein Teil der Hölle, auch wenn ich mich nur ungerne daran zurück erinnerte. „Ich muss das wissen, Elli. Das ist wirklich wichtig." Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. „Lass mich raten, es hängen Leben davon ab?" Er stieß mir daraufhin nicht gerade zaghaft mit seinem Ellbogen in die Seite. „So gesehen, ja. DEIN Leben hängt davon ab. Wollte er dich wieder zurück in die Hölle bringen?" Er fragte dies mit einem amüsierten Schmunzeln auf den Lippen, doch seine Stimme enthielt einen ernsten Tonfall.
Ich schüttelte allerdings den Kopf. „Nein, das hat er nicht. Er hat wirklich nur mit mir geredet und.." ich brach ab, als die Erinnerungen an diesen seltsamen Moment wieder auftraten. „Und was..?" frage Raphael nach und sein Blick wurde ein wenig skeptisch. „Nichts, es ist rein gar nichts passiert. Ich habe ich klar gemacht, dass er verschwinden soll und das hat er dann auch getan." Wieder zuckte ich mit den Schultern. Das war nicht gelogen. Ich verschwieg ihm lediglich ein paar Einzelheiten. Wie hätte ich ihm auch erklären sollen, was dort eigentlich vorgefallen war?
„Ihr habt also nur geredet und dann ist er wieder verschwunden." Schlussfolgerte er und ich nickte daraufhin bestätigend. Genau so war es abgelaufen. Im Großen und Ganzen betrachtet. „Du musst dir wirklich keine Sorgen machen, Raph. Es geht mir gut. Er hat verstanden, dass er keine weitere Chance mehr bekommt." „Das hoffe ich doch. Ich war ganz froh darüber, ihn nicht mehr ständig sehen zu müssen." Meinte er ein wenig abschätzig, warf mir dann jedoch wieder ein leichtes Lächeln zu.
„Du und Anthony Maroli also. Ich hätte wirklich mit allem gerechnet aber nicht damit." Ich wollte bereits zu Beginn dieses Satzes mit einem Augenrollen aufstehen, da griff er einfach nach meinem Arm und zog mich wieder zurück. „Hiergeblieben, junge Dame. Was ist da passiert?" fragte er mich mit einem immer breiter werdenden Grinsen auf seinem Gesicht, woraufhin ich fast im selben Moment den Blick von ihm abwandte. „Warum ist das so sonderbar? So etwas passiert täglich überall auf dieser Welt."
Nur langsam schüttelte Raphael den Kopf. „Du bist aber nicht die Welt. Wochenlang hast du mit Lucifer zusammengelebt, dem Teufel höchstpersönlich. Und jetzt Anthony?" er hob fast schon ein wenig irritiert eine Augenbraue. „Selbst im lebenden Zustand ist dieser Typ ein Engel. Nicht ganz so toll wie ich aber du weißt, was ich meine." Nun konnte ich mir ein Schmunzeln doch nicht mehr verkneifen. „Er und Lucifer sind von Grund auf so verschieden, wie Tag und Nacht. Dazwischen liegen Welten. Im wahrsten Sinne des Wortes."
Wennich so darüber nachdachte, konnte das sogar stimmen. Vielleicht hatte ich michdeshalb schon von Beginn an so gut mit Tony verstanden. Er war einfach dasdirekte Gegenteil von Lucifer. „Er ist aber kein richtiger Engel, oder?" fragteich dennoch sicherheitshalber nach. Raphael schüttelte nur lachend den Kopf.
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Des Teufels Königin
RomanceDer erste Teil der Reihe „In den Fängen des Teufels". - Elodie lebt das Leben, was sich wohl jedes Mädchen wünscht. Sie reist als weltbekanntes Model in unzählige Orte der Welt, besitzt eine große Villa und das Auto ihrer Träume. Doch gequält von sc...