Ein Ort der Stille

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Nicht mal ein einziger kleiner Lichtschein war in dieser Dunkelheit zu erkennen. Langsam fragte ich mich, warum Lucifer mich genau hierher geführt hatte. „Wenn du mir etwas zeigen willst, sollte ich vielleicht etwas sehen können." Gab ich schließlich von mir und Lucifer gab ein Geräusch von sich, welches ich schon lange nicht mehr von ihm gehört hatte. War das etwa ein Lachen?

„Hab etwas Geduld, ich bin etwas aus der Übung." Kam es schließlich als Antwort von ihm und ich runzelte die Stirn. Das verstand ich nicht. Doch all zu lange musste ich nicht warten, als plötzlich direkt neben mir wortwörtlich etwas Feuer fing, das ich bei dem hellen Licht erst nicht ganz erkennen konnte. Es sah aus, als wären es Bälle. Einige Meter weiter flammten bereits weitere auf, bis sich durch das Licht ein ganzer Weg vor uns offenbarte. Abseits des gepflasterten Weges befand sich Wald. Nichts als Bäume, Büsche und Dunkelheit. Mehr war in diesem nun dämmrigen Licht nicht zu erkennen.

Erst jetzt erkannte ich, dass diese Bälle so etwas wie Feuerschalen waren. Jedoch in der Form von Kugeln, die aussahen, als würden Wesen mit Flügeln über dieses Feuer wachen. Im ersten Moment dachte ich natürlich an Engel, doch das wäre an solch einem Ort mehr als paradox. Doch die typischen Hörner des Teufels fehlten, was es noch suspekter machte. „Ein Weg." Meinte ich nur, nicht ganz verstehend, was genau das hier sein sollte. Lucifer schien ja nichts erklären zu wollen.

„Hier war schon seit Ewigkeiten keiner mehr." Gab dieser nun doch von sich und nickte in Richtung des Weges, dessen Ende im Nebel nicht zu erkennen war. „Komm einfach mit, dann wirst du es vielleicht verstehen." Da sich mein Arm noch immer eingehakt in seinem befand, war ich regelrecht dazu gezwungen, ihm zu folgen. Obwohl dieser Ort so mysteriös wirkte und mein altes Ich nun bestimmt tausend Fragen darüber stellen würde, schwieg ich und nahm dies alles gedankenlos hin.

Schon bald endete der Wald um uns herum und der Weg wurde nun von völliger Dunkelheit umhüllt. Nur die brennenden Feuerbälle, die regelmäßig am Wegesrand standen, erleuchteten minimal den Weg. Anstelle des Waldes wurde der Weg nun durch eine fast hüfthohe Mauer ersetzt. „Lucifer, was soll das werden? Ich bin nicht in der Stimmung für einen Spaziergang." Brummte ich fast schon gelangweilt. „Das ist kein Spaziergang, Elodie.." kam es mit einem kaum wahrnehmbaren Seufzen von Lucifer zurück.

„Was denn dann? Meine Hinrichtung?" fragte ich weiter nach, wobei sich Lucifers Arm an meiner Hand etwas anspannte. Allerdings gab er mir darauf keine klare Antwort sondern murmelte lediglich „Eine Planänderung. Jetzt beeil dich... und denk nicht mal daran über diesen Rand zu sehen." Es folgte ein Nicken in die Richtung der Mauern an den Seiten des Weges, nach denen unaufhaltsam die Dunkelheit folgte. Da ich nicht erwartete, eine ausführlichere Antwort als diese zu erhalten, ließ ich mich kommentarlos weiter von ihm führen.

Der Nebel gab langsam den Weg in einen weiteren Wald frei, an dem die Mauern am Rande des Weges wieder verschwanden. Auch hier spendete uns nur das gelegentliche Feuer etwas Licht in diesem dichten Nebel. Immerhin hatte Lucifer daran gedacht, bevor wir losgegangen waren. Im Dunkeln konnte ich schließlich deutlich schlechter sehen als er. „Sind wir bald da?" fragte ich, da mir dieses lange Laufen mit der Zeit auf die Nerven ging. Ich hatte wirklich besseres zu tun. Tatenlos an die Decke starren zum Beispiel.

„Nur noch ein paar Meter, versprochen." Ein Versprechen vom Sohn des Teufels. Sollte man diesem trauen? Wohl eher nicht. Aber es machte sowieso keinen Unterschied, ich musste ihm schließlich folgen. Wieder trat Schweigen ein und das einzige was zu hören war, war das leise Knistern des Feuers am Rande des Weges. Hier kein Rot zu sehen, irritierte mich etwas. Normalerweise waren die Farben Rot und Schwarz überall in den Räumen und Gängen zu finden. Doch hier? Hier war alles nur trist, grau und nebelig.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, die wir nun schon unterwegs waren, lichtete sich langsam der Nebel und der Wald gab einen abgerundeten Bereich inmitten seiner Dunkelheit preis. Auch hier, wurde der Weg von diesen Feuerkugeln erleuchtet und ermöglichte so den Blick auf einen kleinen Brunnen, der inmitten dieser Lichtung stand. Vor kurzem hätte ich diesen Ort noch als gruselig wahrgenommen. Doch jetzt verstand ich nicht, was genau hier so besonders sein sollte und warum Lucifer mich hierher gebracht hatte.

Des Teufels KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt