Erzwungene Taten

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Wir beendeten das Abendessen und ich stand direkt auf, um die Teller weg zu räumen. „Warte Elodie .. ich mach das." Meinte Luc plötzlich, stand auf und nahm mir die Teller aus den Händen. Dabei berührten sich unsere Finger für einen Moment und ein Kribbeln durchzog mich. Doch ehe ich länger darüber nachdenken konnte, verschwand das Kribbeln wieder und Luc drehte sich von mir weg. Noch immer verstand ich nicht, was er hier wollte und warum er mich nicht einfach in Ruhe lassen konnte.

„Es wird schon dunkel, du solltest dich fertig machen." Dann machte er sich daran, das Geschirr in die Spülmaschine zu räumen. Ich selbst machte mich nun gezwungener Maßen auf den Weg in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Den Rest des Tages würde ich zwar zuhause bleiben, doch ich hatte noch eine Menge zu tun. Ich musste E-Mails beantworten, Projekte überdenken und das Shooting in Bali planen. Ich würde bestimmt wieder die ganze Nacht daran sitzen.

In meinem Zimmer zog ich mir schließlich einen einfachen Pyjama über. Er war rot und vielleicht etwas zu kurz für die herbstlichen Temperaturen draußen, doch im Haus war es angenehm warm, also war das okay. Danach lief ich weiter ins Bad und schloss sicherheitshalber die Tür ab. Wenn Luc wirklich die Nacht hier verbringen wollte, würde ich keine Möglichkeit haben, Zeit für mich alleine zu finden.

Mein Blick blieb an meinem Spiegelbild hängen und ich seufzte leise, als ich mich daran erinnerte, welche Massen an Gemüse in eben in mich hinein schaufeln musste. Spätestens am nächsten Tag würde ich die Auswirkungen davon sehen können. Mein Blick wanderte etwas und blieb am Raum neben dem Waschbecken hängen, wo sich die Toilette befand. Ich wusste, dass ich das nicht sollte. Ich wusste, dass es ungesund war. Ich wusste auch, dass es meinen Körper auf Dauer von innen heraus zerstören würde. Doch ich nahm das alles in Kauf. Weshalb ich nach einem Haargummi griff, meine Haare zu einem Dutt zusammen band und zur Toilette trat.

Was ich dort tat, könnte sich bestimmt jeder denken. Es endete allerdings damit, dass ich tränenüberströmt an der Wand neben der Toilette lehnte und versuchte zu akzeptieren, was ich da eben getan hatte. Mein Hals brannte, mein Magen tat weh und ich weinte, aus Verzweiflung. Mein dünner Körper wurde von leisem Schluchzen erschüttert. Ich übergab mich nicht oft. Nur bei Ausnahmefällen wie diesem. Doch ich hatte es tun müssen. Meine Karriere hing daran. An meinem Aussehen.

Sobald ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, erhob ich mich langsam und trat heraus, wieder ans Waschbecken. Ich sah furchtbar aus. „Elodie? Alles okay?" hörte ich plötzlich Luc's Stimme vor der Tür und ich zuckte leicht zusammen. Fast hätte ich vergessen, dass er auch noch da war. Also atmete ich kurz durch, sammelte mich für diesen Moment und antwortete schließlich mit einer fast schon wieder gefassten Stimme „Ja, ich komme gleich."

Das schien Luc wohl zu akzeptieren, denn ich hörte, wie seine Schritte leise verklangen. Mein Blick lag nun wieder auf meinem Spiegelbild und ich musterte mich etwas genauer. Tiefe, dunkle Ringe lagen unter meinen Augen, die mir nun rot und angeschwollen entgegenblickten. Fast automatisch griff ich nach meinem Make-Up. Wenn Luc mich so sah, würde er Fragen stellen und das wollte ich nicht. Er wusste schon zu viel.

Nach ein paar weiteren Minuten, war ich zufrieden mit meinem Aussehen und verließ endlich das Badezimmer. Auf dem Weg zurück in den Hauptbereich des Hauses, konnte ich schon Luc hören, der leise vor sich hin fluchte. „Verdammter Köter. Verschwinde." Weshalb ich mit gerunzelter Stirn näher trat. Genau in dem Moment sah ich, wie er Tiago ohne sich groß zu bewegen, vom Sofa scheuchte. Dieser lief mit zügigen Schritten an mir vorbei und verschwand daraufhin in meinem Zimmer.

„Luc? Was sollte das?" Ich sah wie er zusammenzuckte, so als hätte er meine Anwesenheit nicht erwartet. Dann drehte er sich in meine Richtung „Das .. ist jetzt egal. Warum hast du so lange gebraucht?" fragte er mich stattdessen und ließ sich auf dem Platz nieder, wo Tiago zuvor noch gelegen hatte. „Ich weiß ja, dass ihr lange im Bad braucht aber doch nicht abends." Darauf konnte ich nur mit einem Augenrollen antworten und ich setzte mich auf eines der anderen Sofas, ehe ich nach meinem Laptop griff.

Luc wollte gerade wieder zu sprechen beginnen, als ich das Geräusch der sich öffnenden Haustür vernehmen konnte. Das musste Amanda sein. Ich reagierte jedoch nicht weiter darauf, sondern machte mich daran, die E-Mails zu beantworten, die Amanda an mich weitergeleitet hatte. „Ms. Theron, warum steht da ein -.." Hörte ich Amandas so sanfte Stimme sagen, doch sie verstummte, als sie das Wohnzimmer betrat. In den Händen hielt sie zwei volle Einkaufstüten. Doch bei einem kurzen Aufsehen stellte ich fest, dass sie Luc mit einem verwirrten Blick musterte. „Sie haben Besuch?"

Mit einem Seufzen blickte ich zwischen den beiden hin und her. „Leider, ja. Er hat sich selbst eingeladen und er wird auf dem Sofa schlafen." Erklärte ich ihr direkt, woraufhin ich Luc leise auf schnauben hören konnte. Er hatte sich das wohl anders vorgestellt. Da hatte er eben Pech gehabt. „Okay, dann .. räume ich das Mal weg." Mit diesen Worten lief die junge Frau weiter, bis in die Küche und räumte dort die Einkäufe in die Schränke.

Während ich mich allerdings wieder dem Laptop und den ganzen E-Mails widmete, musste ich im Augenwinkel feststellen, wie Luc mich unentwegt beobachtete. Anfangs konnte ich das noch ignorieren, doch umso länger wir dort saßen, desto unangenehmer wurde es. Ich hob also irgendwann den Kopf und blickte in seine so unendlich tiefschwarz wirkenden Augen. Sofort durchfuhr mich ein Schauer, da auch sein Blick direkt auf meinen Augen lag. „Könntest du bitte aufhören, mich zu beobachten?" Fragte ich ihn und direkt trat dieses Grinsen auf seine Lippen. „Nein. Es ist interessant dir zuzusehen." Antwortete er und ich seufzte leise. Das konnte doch nicht wahr sein.

„Ich muss arbeiten okay? Das dauert noch eine Weile. Ich sagte ja, ich habe keine Zeit für Besuch." Damit widmete ich mich wieder dem Laptop. Luc hingegen schien das Ganze gar nicht zu stören. Er lag, fast schon tiefen entspannt, mit dem Rücken auf dem Sofa, hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und beobachtete mich so weiterhin. Erst als Amanda das Wohnzimmer wieder betrat, drehte er den Kopf von mir weg, um zu meiner Assistentin zu sehen.

„Sie sollten schlafen Mr. Priestley. Ich weiß aus Erfahrung, dass das hier noch eine Weile dauern wird." Mehr sagte sie nicht, sondern verabschiedete sich noch kurz von mir, ehe sie wieder zur Haustür lief. Nachts durfte sie natürlich nach Hause. Was jedoch auch bedeutete, dass Luc und ich nun bis zum Morgengrauen ganz allein in diesem Haus waren.

Des Teufels KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt