Ein blöder Zufall?

1.9K 90 8
                                    

Die ersten Tage vergingen wie im Flug. Täglich fanden Shootings statt, bei denen meine Freundinnen, die anderen Models und ich erscheinen mussten. An manchen Tagen fanden die Shootings auch nur mit mir alleine statt. Meistens zogen sie sich über den ganzen Tag, doch Abends hatten wir Zeit für uns alleine und konnten diesen kurzen Raum von Freizeit nutzen, um dieses kleinen Urlaub zu genießen.

„Hier hast du noch einen, Elodie." Meinte Chloe und stellte den mittlerweile dritten Tequila Sunrise vor mir ab. Ich liebte diesen Cocktail. Mit einem dankbaren Lächeln nickte ich ihr zu, ehe sie sich wieder zu Haley und mir setzte. Wir saßen in einer kleiner Nische einer Bar irgendwo am Wasser, weshalb leise das Rauschen des Meeres zu hören war. „Also was ist jetzt mit diesem Luc? Du willst ihn nicht sehen, schon klar aber er scheint dich anscheinend zu mögen." Haley wackelte anzüglich mit den Augenbrauen und ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. „Das ist mir.. egal. Er geht mir einfach auf die Nerven."

„Ja natürlich.. deshalb wirst du jetzt auch so rot." Konterte Chloe mit einem wissenden Grinsen und begann dann selbst zu lachen. Ich hob meine Hände an meine wortwörtlich glühenden Wangen. „Nein, das liegt am Alkohol Chloe!" widersprach ich ihr. „Er sieht gut aus, ja. Aber er nervt und irgendwie .. ist er seltsam. Ich weiß auch nicht. Dafür habe ich einfach keine Zeit." Haley lehnte sich etwas über den Tisch und schien mich aufmerksam zu mustern. „Was meinst du mit seltsam?" Ich rollte leicht mit den Augen und lehnte mich auf der Sitzbank zurück. „Er hat ziemlich komische Freunde. Vielleicht sind sie auch gar nicht seine Freunde, ach keine Ahnung."

Ich trank einen Schluck von meinem Cocktail und merkte direkt, wie die leicht brennende Flüssigkeit meinen Hals hinunter floss. Der Alkohol hatte meine Sinne schon mehr als deutlich benebelt, weshalb ich schon gar nicht mehr klar denken konnte. Warum dachte ich überhaupt darüber nach, ob ich Luc mochte oder nicht? Nie im Leben würde ich ihm näherkommen als bei diesen Shootings damals. Ich hatte diesen Fehler schon einmal gemacht und gelernt, dass ich nur alleine in diese Leben weiterkommen würde.

„Hey Haley, kneif mich mal!" meinte Chloe plötzlich und Haley ging dieser Bitte natürlich sofort nach und kniff der Jüngsten aus unserer Gruppe in den Arm. „Au! Doch nicht so fest!" beschwerte sie sich aber direkt und rieb sich dann kurz über die Stelle, blickte uns dann aber mit einem verwirrten Gesichtsausdruck entgegen „Also wenn ich nicht träume, dann .. halluziniere ich vielleicht .. aber .. ist das nicht dein so heiß geliebter Blondie, Haley?" fragte Chloe nun etwas leiser und deutete mit einem Kopfnicken zum anderen Ende der Bar. Ich blickte in diese Richtung und das blonde Haar des Mannes stach mir fast direkt ins Auge. Warum war er mir nicht schon vorher aufgefallen?

Er saß mit dem Rücken zu uns, so wie er es in dem Club zuhause immer getan hatte. Es war unverkennbar, derselbe Mann. Da gab es keine Zweifel. „Also entweder werden wir verfolgt oder das ist einfach nur ein absolut blöder Zufall." Brummte Haley zu uns und blickte ebenfalls in die Richtung dieses Mannes. Wenn er sich jetzt umdrehte, würde er uns sicher beim Stalken erwischen aber das war uns in dem Moment egal. In meinem Kopf tauchte allerdings noch ein anderer Gedanke auf. Hatte Luc diesen Mann etwa darauf angesetzt, uns im Auge zu behalten? Warum?

Ich erhob ich langsam von meinem Platz und merkte erst jetzt, was für Auswirkungen der Alkohol bereits hatte. Für einen Moment schien sich alles in meinem Kopf zu drehen und ich musste mich an dem Tisch festhalten um das Gleichgewicht zu halten. „Elodie, was machst du denn?" fragte mich Haley verwundert und ich nickte in die Richtung des uns eigentlich so bekannten Mannes „Wenn wir wirklich verfolgt werden, müssen wir das doch wissen." Chloe wollte mich wohl am Arm zurück halten, doch da war ich schon ein paar Schritte von dem Tisch weggetreten und aus ihrer Reichweite. „Du spinnst doch, Elodie. Vielleicht bringt er dich um." Fauchte Chloe mir noch leise zu.

Hätte er uns umbringen wollen, hätte er das schon längst tun können. Wir waren schließlich nicht den ersten Tag hier. Außerdem hatte Haley sich ihm damals im Club auch genähert und da wirkte er alles andere als gefährlich. Mit selbstbewussten Schritten trat ich also zu diesem Mann und tippte ihm schließlich auf die Schulter. Er saß alleine hier auf einem der Barhocker, also gab es kein Gespräch, dass ich dadurch unterbrach. Der Mann zuckte nicht mal zusammen, sondern drehte sich lediglich etwas in meine Richtung, so dass ich Ansätze seiner Gesichtszüge erkennen konnte. „Kann ich dir helfen, junge Dame?"

Seine Stimme war sanft und hatte dennoch einen rauen Unterton dabei. Genau so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Für einen Moment schwieg ich nur, setzte mich dann aber auf den Barhocker neben ihm. Er quittierte das lediglich mit einem Seufzen und blickte wieder auf das leere Glas vor sich. Ich lehnte mich etwas nach vorne und versuchte sein Gesicht zu mustern, doch mehr als ein markantes Kinn und recht lange Wimpern konnte ich nicht erkennen. Es musste einfach der selbe Mann aus dem Club sein. Anders konnte ich mir nicht erklären, dass er ihm so ähnlich sah.

„Wenn du uns verfolgst, könntest du das bitte lassen? Wir haben eine Allergie gegen Stalker." Brummte ich schließlich und hoffte, dass er sich mir endlich zuwenden würde. Ich musste einfach sein Gesicht sehen. Was er schließlich auch tat. Er richtete sich etwas auf und drehte sich auf seinem Barhocker so in meine Richtung, dass nun sein ganzes Gesicht in mein Blickfeld fiel. Sofort stachen mir diese eisblauen Augen entgegen und verschlugen mir für einen Augenblick die Sprache. Ich kannte diese Augen, doch der Mann vor mir hatte abgesehen von den Augen und den blonden Haaren keine Ähnlichkeit zu Chamuel. Er war es nicht.

„Wie kommst du darauf, dass ich euch verfolge? Ich würde es einfach Zufall nennen, dass wir immer am selben Ort sind." Meinte der Fremde vor mir und ein amüsiertes Schmunzeln trat auf seine Lippen. Noch immer war ich verblüfft von diesen Augen. Dass ich sie so umwerfend fand, konnte allerdings auch am Alkohol liegen. „Wenn ich mich vorstellen darf, ich bin Raphael." Er streckte mir seine Hand entgegen, die ich mit einem leicht verwirrten Blick ergriff. Raphael. Warum kam mir dieser Name so bekannt vor? „Und du bist Elodie, richtig?" fragte er nach, was meine Verwirrung nur noch verstärkte. „Ähm, ja aber .. woher weißt du das?"

„Ich könnte jetzt sagen, ich hätte geraten aber ich habe deinen Namen zufällig mitbekommen, während ihr euch da drüben unterhalten habt." Er deutete mit einem Kopfnicken in die Richtung von Haley und Chloe. Ich reagierte lediglich mit einem langsamen Nicken darauf. Leider hatte ich mein Getränk am Platz zurück gelassen, weshalb ich mich nun nicht mit einem Schluck davon ablenken konnte. Genau wie Chamuel hatte dieser Mann etwas an sich, das mich ihm vertrauen ließ. Ich wollte gerade die Hand heben um dem Kellner nach einem Getränk zu fragen, doch da hatte Raphael bereits nach meinen Arm gegriffen und mich so daran gehindert.

Sofort durchströmte mich eine Wärme, die von seiner Hand ausging und sich in meinem ganzen Körper verteilte. Es war eine angenehme Wärme, weshalb ich meinen Arm nicht mal aus seinem Griff zurück zog. „Ich kann verstehen, dass du dich mit Alkohol retten willst aber für heute hast du genug." Sagte er etwas leiser und blickte mich dabei durchdringend an. Was mich dazu brachte, nun doch meinen Arm aus seiner Hand zu befreien und den Kopf zu schütteln. „Du hast mir nicht zu sagen, was ich darf und was nicht. Ich hasse Vorschriften." Fauchte ich leise und sprang schon regelrecht von dem Barhocker, noch ehe Raphael noch etwas dazu sagen konnte.

Mit stolzen Schritten kehrte ich zu den anderen beiden zurück und setzte mich dort wieder auf meinen Platz. Raphael hatte seine vorherige Haltung wieder eingenommen, allerdings waren es nun Haley und Chloe, die mich abwartend ansahen. „Jetzt sag schon .. sind wir auf der Flucht?" brach Chloe das Schweigen und ich schüttelte mit einem unzufriedenen Blick den Kopf. „Nein, es war wohl doch nur ein blöder Zufall." Die beiden brummten enttäuscht auf und widmeten sich wieder ihren Getränken. Sie hatten wohl wirklich gehofft, dass sie in einem dieser Dramen-Action-Filme gelandet waren.

Doch mirließ dieser Name keine Ruhe. Raphael. Wo hatte ich diesen Namen schon einmalgehört? In der Kirche vielleicht .. aber das war ziemlich unwahrscheinlich. Genaudann fiel es mir wieder ein. Bei der Nacht im Club, als das mit Luc's Bruderpassiert ist, hatte Chamuel etwas von einem Raphael erzählt, der sich noch imClub befunden hatte um auf Haley und Chloe zu achten. Also von wegen Zufall.Chamuel und dieser Raphael kannten sich. Dass Luc ebenfalls involviert war,konnte ich mir denken. Immerhin kannten sich Chamuel und er ja auch. Was alsowar hier los? 

Des Teufels KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt