P.o.V Lucifer
Ich hatte sie schon lange nicht mehr so lachen gesehen. Man konnte ihr mehr als deutlich ansehen, wie glücklich sie war. Mit einem leisen Räuspern wandte ich mich von den beiden ab und griff stattdessen nach meinem Handy. Elodie war wieder wie früher, vielleicht sogar eine bessere Version von ihrem damaligen Ich. Ich hatte ihr alles genommen, was ihr wichtig war.. ich konnte jetzt verstehen, dass ein Vertrauen, welches sie in Raphael hatte, niemals zwischen uns existieren konnte. Wir waren von Grund auf zu verschieden.
Die Sache mit Elodie hatte sich nun zwar erledigt und mit ihr war alles wieder in Ordnung, hoffte ich jedenfalls, doch das nächste Problem stand bereits vor der Tür. Ich wusste keinen Weg, wie ich Vater erklären sollte, dass ich Elodie nicht zurückbringen würde. Ohne Elodie stand mir der Thron nicht zu und ohne Thron.. war ich nichts. Ich hatte schon immer weit unter Zane gestanden. Satan, der vorbildliche Bilderbuch-Sohn, wurde genau so ausgebildet, dass er irgendwann den Platz meines Vaters übernehmen könnte. Er hatte immer alles bekommen und ich war das dritte Rad am Wagen. Ohne Elodie hatte ich nichts und Zane würde bald vor dem selben Problem stehen, wie ich. Nur wusste er es noch nicht.
„Lucifer? Könntest du uns einen Augenblick alleine lassen? Ich muss mit Elodie unter vier Augen sprechen." Durch Raphaels Worte wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und ließ das Handy zurück in meine Hosentasche gleiten, welches ich nur als Tarnung in meinen Händen hielt, damit sie nicht mitbekamen, dass ich mir über etwas ganz anderes den Kopf zerbrach. „Warum sollte ich das, Raphael? Du bist hier, der Deal ist hinfällig." Knurrte ich schon regelrecht als Antwort zurück und sah, wie Elodie mir einen bösen und zugleich verwirrten Blick zuwarf.
Nur weil ich einverstanden gewesen war, dass er herkam, bedeutete noch immer nicht, dass ich ihn ab sofort auch mögen musste. „Wenn du auf die Idee kommst, sie wieder mitzunehmen, bringe ich dich eigenhändig um." Entgegnete Raphael, da ihm nun wohl bewusst wurde, was das Ende dieses Deals bedeutete. „Du weißt, dass du das nicht kannst." Ich rollte leicht die Augen und erhob mich schließlich von meinem Platz auf dem Sofa. „Weißt du wo Levia ist? Ich würde gerne mit ihr sprechen, solange ihr hier miteinander plaudert." Mein Gesichtsausdruck musste deutlich zeigen, dass mit mir in diesem Moment absolut nicht zu scherzen war.
„Achja? Der Sohn des Höllenmeisters will also seine kleine Schwester wieder sehen." Ich sah das provozierende Schmunzeln auf Raphaels Lippen und hätte ihm dieses gerne höchstpersönlich aus dem Gesicht geschnitten. Er hatte im letzten Moment Elodies Leben gerettet aber er war die einzige Person, die all meine Pläne, egal worum es ging, sofort zunichte machen konnte. Nur dadurch, dass er Elodie nicht aus den Augen ließ. „Vielleicht ist sie ja bei dir Zuhause? Du weißt schon.. irgendwo mitten im Wald." ergänzte er seine Aussage, da ich kein weiteres Wort dazu gesagt hatte. Nur ein kurzer Blick zu Elodie genügte, um zu verstehen, dass ich einfach gehen sollte. Obwohl ich sie noch weiterhin sehen konnte, verschwand ich wortlos im Nichts.
Dass ich Levia sehen wollte, war allerdings vollkommen ernst gemeint, weshalb ich nur wenige Augenblicke später bereits vor der großen Eingangstür meinen zweiten Zuhauses stand. Ich war nicht oft hier aber seitdem ich wusste, dass Levia sich auf der Erde aufhielt, hatte ich mir dieses Heim hier zugelegt. Für den Fall, dass sie selbst einen Rückzugsort brauchte. Nur hatte sie es wohl noch nie so wahrgenommen. Im Himmel gab es für sie keinen Platz, obwohl sich Azrael des Öfteren dort aufhielt. Ich brauchte gar nicht zu klopfen oder auf sonst irgendeine Art auf mich aufmerksam zu machen, da öffnete sich die Haustür bereits und Levia verließ das Haus. Als sie mich allerdings vor ihr entdeckte, blieb sie wie erstarrt stehen und traute sich gar nicht erst, etwas zu sagen.
„Guten Morgen Schwesterherz, hast du mich vermisst?" fragte ich, warf ihr ein kurzes Lächeln zu und trat dann ein wenig näher, fast automatisch wich sie ein Stück zurück. „Was willst du hier?" sie versuchte es nicht zu zeigen, doch ich hörte die Nervosität in ihrer Stimme. Genau so kannte ich sie. Sie war ein Wesen aus der Hölle, nun dazu verdammt auf der Erde zu wandeln und in der Nähe der anderen Engel, verhielt sie sich unglaublich stark und selbstbewusst. Doch traf man sie einmal alleine an, besonders wenn ich diese Person war, war sie plötzlich nicht mehr diese starke Person sondern floh lieber vor allem und jedem, wovor sie auch nur im Geringsten Angst hatte.
„Ich wollte mit dir reden, Levia." Meinte ich lediglich und trat so lange näher, bis ich selbst das Haus betrat und die Tür hinter mir schließen konnte. Levia, die wohl gerade auf dem Weg zu irgendetwas war, hatte die Distanz zwischen uns nicht verringert. Im Gegenteil, sie hatte sich nur noch weiter von mir entfernt. „Du willst nie 'nur reden', Lucifer." Ihr Blick war skeptisch. Verständlich. Es gab keinen Grund für mich, hier zu sein. „Wo ist Elodie? Hast du sie..?" Ich gab ein leises Lachen von mir und schüttelte den Kopf. „Genau darüber wollte ich mit dir sprechen. Vielleicht solltest du dich erstmal setzen."
In dem weitläufigen Gebäude gab es genug Plätze, um sich auch im Sitzen in weiter Entfernung zu mir aufzuhalten. Erst als sie saß, ließ auch ich mich auf dem großen Sofa nieder. Ein ganzes Stück von ihr entfernt, damit sie nicht wieder vor mir floh wie ein Elefant vor einer Maus. „Also hast du sie nicht zurück in die Hölle gebracht?" fragte sie unnötigerweise noch einmal nach, woraufhin ich erneut den Kopf schüttelte. „Hätte ich das getan, gäbe es laut Vater keinen Grund für mich, mich weiterhin auf der Erde aufzuhalten, Levia. Das weißt du." Sie schien sich ein wenig zu entspannen, als sie hörte, dass Elodie noch immer hier war.
„Warum bist du dann hier?" fragte sie weiter und blickte mir zugleich fragend als auch aufmerksam entgegen. Erst wusste ich keine Worte dafür, doch mit Levia würde es einfacher werden, dies zu besprechen, als mit Zane. Sie hatte so etwas bereits durchmachen müssen. Zane hingegen nicht. „Ich bin hier, weil ich nicht weiß was ich tun soll. Ich dachte, du könntest mir vielleicht helfen." Gab ich als Antwort, die auch vollkommen der Wahrheit entsprach. Ich wusste nicht was ich noch tun sollte. „Ich soll dir helfen?" Levias verunsicherter Gesichtsausdruck wechselte zu einem abschätzigen Lachen. „Nach allem was du getan hast? Vergiss es!"
Ich hatte bereits geahnt, dass sie so auf diese Antwort reagieren würde. „Ich meine es wirklich ernst, Levia. Vergiss einfach was damals passiert ist und hilf mir nur dieses eine Mal. Für Elodie." Meine kleine Schwester schüttelte demonstrativ den Kopf. „Das alles vergessen? Das kannst du nicht von mir verlangen, Lucifer." Ich merkte, wie sie ihr Bild an Selbstvertrauen wieder aufbaute, was es mir deutlich schwieriger machen würde, auf ihre Hilfe zu hoffen. „Schwesterherz, bitte.." fing ich wieder an, doch sie schüttelte nur wieder den Kopf. „Wage es noch einmal mich so zu nennen und du siehst mich nie wieder!"
Es waren Worte die mich innerlich wirklich trafen. Auch wenn man es mir nicht ansah und ich es mir auch selbst kaum eingestehen wollte. „Schon gut, aber hör mir bitte zu, okay? Du willst doch auch, dass es Levia nicht genauso ergeht, wie.. du weißt schon." Versuchte ich mit einem ruhigen Ton zu sagen, obwohl die Nerven in mir langsam blank lagen. Früher konnte ich mich immer auf sie verlassen. Seitdem sie die Hölle verlassen hatte, war diese Zeit jedoch vorbei. Ich war nicht mehr ihr Bruder. Ich war nur noch die Person, die dafür verantwortlich war, dass sie gehen musste.
„Okay." Gab Levia nur zur Antwort und verschränkte daraufhin die Arme. Sie wirkte nun zwar etwas entspannter, doch in ihren glühenden Augen konnte ich erkennen, wie kurz sie vor der Entscheidung stand, mich rauszuwerfen. „Ich kann Elli nicht zurückbringen, das würde sie nicht noch einmal überleben und das weißt du genauso gut wie ich." Levias Augen verengten sich ein wenig. „Für dich heißt sie immer noch Elodie, Luc. Du hast nicht das Recht, sie so zu nennen. Sie ist nicht deine Freundin." Das ich mir dies allerdings erhoffte, konnte ich ihr jedoch schlecht sagen. „Wie auch immer.. Ich kann aber auch nicht zu Vater zurückkehren, mit.. nichts. Er würde mich höchstpersönlich ins Höllenfeuer schicken, wenn ich nicht das tue, was er will."
Levianickte verstehend und ihr Blick wirkte mittlerweile nachdenklich. „Da gebe ichdir einmal in diesem Leben sogar Recht. Es tut mir wirklich leid, aber beidieser Entscheidung kann ich dir nicht helfen, Luc. Entweder hilfst du Elodieoder dir selbst. Und sobald du Elodie hilfst, leidet auch Zane darunter, dasist dir vermutlich bewusst. Das hier ist nicht meine Entscheidung. Es ist einzig und allein deine. Du entscheidest über Leben und Tod, so wie du es schon immer getanhast." Traurigerweise traf sie damit absolut ins Schwarze. Es lag wirklich nuran mir.
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Des Teufels Königin
RomanceDer erste Teil der Reihe „In den Fängen des Teufels". - Elodie lebt das Leben, was sich wohl jedes Mädchen wünscht. Sie reist als weltbekanntes Model in unzählige Orte der Welt, besitzt eine große Villa und das Auto ihrer Träume. Doch gequält von sc...