Kapitel 31 :
Unzählige Stunden und wunderschöne Tage, verstrichen seit meinem Geburtstag, der für mich der schönste überhaupt gewesen war. Die Zeit verflog, leider schneller als mir lieb war, aber ich genoss jede Sekunde mit Kaan. Er gab mir das Gefühl der Vollkommenheit. Mir ging es gut, richtig gut! Und das hatte ich nur ihm zu verdanken. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Dieses glücklich sein. Wirklich glücklich zu sein. Vom ganzen Herzen! Mit dem Lernen ging es auch voran, ich war gut auf die Klausuren des ersten Semesters vorbereitet. In einer Woche würde es soweit sein, aber davor wollte ich mir noch eine kleine Auszeit zu Hause gönnen. Abfahrbereit schloss ich meine Wohnungstür, klingelte bei Kaan und küsste ihn zum Abschied.
„Zwei Tage ohne dich .. wie soll ich das aushalten?!“, jammerte er und klammerte sich fest an mich. „So wie ich es aushalten muss.“
Ich erwiderte die feste Umarmung und sog seinen Duft ein. Dieser Geruch war mir mittlerweile so vertraut geworden, dass ich ohne ihn gar nicht mehr konnte. Viel zu lange standen wir im Flur herum. Kaan wollte mich nicht loslassen. Nur mit Mühe schaffte ich es, mich von ihm zu lösen.
„Sonntag Abend bin ich wieder da. Dann gehen wir was essen, okay?“, sagte ich.
„Draußen?“
„Ja, draußen.“, grinste ich.
Auf Dauer in den Wohnungen zu gammeln würde auch langweilig werden. Wir hatten uns erst zwei mal zusammen in der Öffentlichkeit blicken lassen. Einmal beim Döner essen, und dann beim Kart fahren. Vielleicht übertrieb ich einfach nur, schließlich war Köln so groß. Aber da war halt diese Angst im Hinterkopf, dass mich doch jemand sehen würde. Der Gedanke daran, dass meine Eltern davon erfahren, quälte mich förmlich. Natürlich war es scheiße von mir, dass ich es verheimlichte. Aber ich war noch nicht bereit dafür. Es war zu früh. Definitiv! Kaan stand mit trauriger Miene da und winkte mir zu. Ein letzter Blick und dann schlossen sich die Aufzugtüren. Nur vier Etagen später machte ich halt. Ich hatte das Gefühl, dass Arjeta mir in letzter Zeit aus dem Weg ging. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie mir die Tür öffnete und ihr Anblick versetzte mir einen schmerzhaften Stich ins Herz. Ihre Augen waren geschwollen und rot. Auch wenn sie mich anlächelte, wusste ich, dass sie geweint hatte.
„Arjeta? Was ist denn los?“, fragte ich sie und trat in die Wohnung.
„Nichts, was soll schon los sein.“, blockte sie ab.
„Du hast geweint?! Und lässt dich kaum blicken.“
„Will dich und Kaan nicht stören. Bin nur im Lernstress, bereite mich auf die Klausuren vor.“
Sie wollte uns nicht stören!? Oh man, diese Worte machten mir ein schlechtes Gewissen. Vielleicht hatte ich sie vernachlässigt? Einer der größten Fehler, den man machen kann ist, seine Freunde zu vergessen, wenn man in einer Beziehung ist. Und genau das, hatte ich wohl getan.
„Tut mir leid Liebes, hab dich vernachlässigt.“, entschuldigte ich mich.
„Quatsch. Verliebte brauchen nun mal Zeit für sich. So wie Mergim mit seiner Freundin.“
Ach du scheiße! Sie wusste also schon davon. Ihr Lippe fing an zu beben. Keine zwei Sekunden später vergrub sie das Gesicht in ihre Hände und fing an zu weinen. Ich legte meinen Arm um sie und versuchte sie zu trösten. Es tat weh sie so weinen zu sehen, aber ich fand keine Worte um ihren Schmerz zu lindern. Diese Art von Schmerz, kannte ich nämlich selbst noch nicht.
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Lautlose Schreie
General FictionDafina ist angehende Jura Studentin. Sie zieht von Mannheim nach Köln, wo sie an der Seite ihres besten Freundes studieren wird. Sie ist ein ganz normales Mädchen, doch der Schein trügt. Eine Kindheit voller schlimmer Erinnerungen, ein Schwager, der...