Kapitel 11 :
Die drei blieben direkt vor mir stehen und umzingelten mich quasi. So ein lächerliches Pack.„Da scheint jemand das Studium sehr ernst zu nehmen.“, meinte einer.
„Das sowas ausgerechnet von Typen mit Stehkragen kommt .. ich lach mich schlapp.“, sagte ich.
„Auch mit Stehkragen kann ich es dir besorgen.“, zwinkerte er mir zu.Die anderen beiden johlten wie irre. Wieso sind die meisten Männer solche Idioten? Diese Typen waren locker 3 bis 4 Semester vor mir, aber verhielten sich wie klein Kinder. Ich hatte jetzt keine Lust auf weitere Diskussionen, deshalb ignorierte ich ihre Sprüche und lief kopfschüttelnd an ihnen vorbei. Aber sie ließen nicht locker und blieben dicht an mir dran. Ich stand kurz davor auszurasten, als mir Mergim plötzlich entgegen kam. Die Schritte hinter mir verebbten augenblicklich.
„Was wollt ihr von ihr?“, brüllte Mergim.
Er wollte an mir vorbei, aber ich hielt ihn am Arm fest. Müde schüttelte ich mit dem Kopf. Ich wollte nicht, dass er wegen mir jetzt streitet. Vor allem nicht in der Uni und noch schlimmer, am Anfang des Semesters. Im Endeffekt hatten sie mir ja auch nichts getan.
„Was wollten die?“, fragte er mit zusammen gebissenen Zähnen.
„Sen hiq. (Gar nichts.) Paar Sprücheklopfer.“, antwortete ich.Ich sah ihn so flehend an, dass er letztendlich nachgab. Wortlos begleitete er mich aus der Uni und führte mich zu seinem Wagen. Er hielt mir die Tür auf und als wäre es eine Selbstverständlichkeit, fuhr er mich zur Wohnung. Die ganze Fahrt über sagte keiner von uns beiden auch nur ein Wort. Kurze Zeit später hielt er vor dem Gebäude und schaltete den Motor aus. Ich machte keine Anstalten auszusteigen, sondern genoss erst noch die Stille, die im Wagen herrschte.
„Ich mach mir Sorgen um dich.“, sagte Mergim schließlich.
„Wieso?“, fragte ich ruhig.
„Du bist so leise ..“
„Es geht mir gut Gimi. Muss mich nur an den Uni Alltag gewöhnen.“
„Wieso hab ich dann das Gefühl, dass du mir etwas verheimlichst?“, ließ er nicht locker.Die Frage brachte meine innere Ruhe aus dem Gleichgewicht. Mein Herz fing an schneller zu schlagen und auch meine Hände, die auf meinem Schoß lagen, begannen zu zittern. Äußerlich versuchte ich mir jedoch nichts anmerken zu lassen, und spielte seine Besorgnis herunter.
„Das bildest du dir nur ein.“, lächelte ich ihn an. „Danke für die Fahrt.“
Ohne auf eine Antwort zu warten, stieg ich aus. Ich winkte ihm noch kurz zu und verschwand dann nach drinnen. Mit schnellen Schritten ging ich zum Aufzug. Oben angekommen, zog ich mich um und ließ mich anschließend direkt in mein Bett fallen, und das obwohl ich ausgehungert war. Mein Magen knurrte, aber ich ignorierte es und zog meine Knie ein. Jetzt zu essen, würde später sowieso wieder mit dem Finger im Hals enden...
Die darauffolgenden Tage verliefen ziemlich ruhig. Uni, Bibliothek, Bett. So hielt ich meinen Tagesablauf. Ich schaffte es Kaan aus dem Weg zu gehen, indem ich einfach wartete, bis er zur Arbeit fuhr. Irgendwas in meinem Inneren sagte mir, dass ich mich von ihm fernhalten sollte. Wieso genau das so war, konnte ich mir nicht erklären.
Freitag Abend beschloss ich nach Hause zu fahren. Ich verzichtete darauf anzurufen und Bescheid zu sagen, einfach weil ich nicht wollte, dass am Ende noch das ganze Haus voll ist. Vielleicht würde er sonst auch kommen. Was heisst vielleicht .. er würde kommen, dass wusste ich ganz genau! Von Kaans Wohnung drang ein lautes Kichern in den Flur. Das war bestimmt die Blondine. Gott, was ging mich das an?! Ich schlug mir auf die Stirn und setzte meinen Weg fort...
Ein paar Stunden später saß ich im Wohnzimmer unseres Hauses und trank Tee mit Oma und meinen Eltern. Papa hatte noch einmal auf mich eingesprochen, dass ich keine Arbeit suchen solle. Das Studium würde stressig werden, und wenn ich gut abschneiden wollte, dann musste ich mich ganz darauf konzentrieren. Ich hatte in der Tat schon gehört, dass die meisten, die nebenbei arbeiteten, sehr schlecht abschnitten und das wollte ich auf keinen Fall. Ich würde einfach weiterhin die Unterstützung von Papa annehmen. Es fühlte sich gut an zu Hause zu sein und das Wochenende verlief überraschend ruhig. Bis zum Sonntag zumindest ..
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Lautlose Schreie
General FictionDafina ist angehende Jura Studentin. Sie zieht von Mannheim nach Köln, wo sie an der Seite ihres besten Freundes studieren wird. Sie ist ein ganz normales Mädchen, doch der Schein trügt. Eine Kindheit voller schlimmer Erinnerungen, ein Schwager, der...