Kapitel 34

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Kapitel 34 : 

Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, was meine Augen da gerade gesehen hatten. Zitternd ging ich ins Wohnzimmer und klappte meinen Laptop auf. Während er hochfuhr, betete ich stumm, dass das gerade nur ein Albtraum gewesen war. Einatmen. Einloggen. Ausatmen. Luft anhalten! Kein Traum, das war kein Traum! Scheiße! Ich wusste, was das bedeuten würde. In dieser Gruppe waren so viele, die mich kannten .. früher oder später, würde einer von ihnen Papa Bescheid geben. Ich war noch nicht bereit für diese Konfrontation. Ich ging die knapp 50 Kommentare durch und von Sekunde zu Sekunde wurde meine Wut größer! Meiner Angst, wich Hass und pure Fassungslosigkeit! Wer zum Teufel, gab ihnen das Recht mich, 'Nutte, Hure oder Miststück' zu nennen?! Wer gab ihnen das Recht, mich zum Gespött einer Gruppe zu machen, in denen hunderte von Menschen waren?! Hatten die nichts besseres zu tun, als mich zu beleidigen?! Hobbylose Menschen! Es wurden immer mehr Kommentare, die den vorherigen in seiner Dummheit, ständig übertrafen. Ich war so sehr auf diesen Beitrag fixiert, dass ich gar nicht merkte, wie es an der Tür hämmerte. Erst Arjetas laute Stimme, ließ mich aufschrecken. Ich ging an die Tür und sprach sofort drauf los. 

„Hast du .. hast du das gesehen? In dieser Gruppe, die sind doch krank ..“, stotterte ich. 

„Deshalb bin ich hier. Scheiß drauf Dafin, das legt sich mit der Zeit wieder.“,antwortete sie. 

Sie trat ein und folgte mir ins Wohnzimmer. Ich war drauf und dran, auch zu kommentieren, aber Arjeta riet mir davon ab. Die würden so nur ihr Ziel erreichen. Was die gerade taten, war Cyber Mobbing. Vor ein paar Monaten hatte es so einen ähnlichen Fall gegeben, aber dass ich mal selbst an so einer Stelle stehen würde, hätte ich in meinen schlimmsten Albträumen nicht gedacht. Vielleicht war es besser, die Gruppe zu verlassen, oder meinen Account ganz zu deaktivieren. Während ich gerade ernsthaft darüber nachdachte, klingelte es an der Tür. Es war Kaan, der schon auf mich gewartet hatte. Er schien entsetzt, als ich ihm davon erzählte. 

„Welcher Hund macht sowas? Wer hat das Foto geschossen?“, schrie er herum. 

Ich hatte keine Zeit um zu antworten, denn mein Handy klingelte. Ein Blick auf das Display, ließ mich zusammenzucken. Papa .. hatte er etwas schon davon gehört? Hatte ihm jemand davon erzählt? Dieses Gefühl, das sich gerade in meinem Inneren ausbreitete, ließ sich nur schwer beschreiben. Mir war flau im Magen und mein Atem ging flach. Als habe mir jemand den Sauerstoff zugedreht. Ich bat Arjeta und Kaan still zu sein und nahm dann ab. 

„Hallo?“, sagte ich leise. 

„Dafin, wo bist du?“, wollte er wissen. 

„In der Wohnung.“ 

„Mich hat gerade jemand angerufen und meinte, dass du mit einem Türken zusammen bist.“ 

„Babi, ich ..“ 

„Was soll der Unsinn? Sag mir, dass das nicht stimmt.“

„Babi, ich kann das erklären.“ 

Meine Stimme bebte, ich war den Tränen nahe. Sollte ich etwa lügen? Wahrscheinlich hatte er das Bild nicht gesehen. Zumindest noch nicht. Ich wollte das gerade nicht wahr haben. Papas anschließender Wutausbruch, machte alles nur noch schlimmer.

„Was gibt es da zu erklären?!“, schrie er in den Hörer. „Sag mir, dass das nicht stimmt!“ 

Lautlose SchreieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt