Kapitel 23 :
„Hallo Kaan.“, sagte ich leise.
„Hallo Dafina.“, erwiderte er kalt. „Bin ich denn zu deiner kleinen Party eingeladen?“
„Party? Ich .. ehm .. bin erst gerade gekommen und ..“
„Lass. Du bist mir schließlich keine Rechenschaft schuldig.“
„Was soll das denn heissen? Ich ..“
„Geh lieber rein, bevor dein kleiner Freund sauer wird.“, fiel er mir ins Wort.Seine distanzierte Stimme schmerzte überraschenderweise sehr .. ich hatte so ein Verhalten nicht von ihm erwartet. Diese Gefühlslosigkeit kannte ich nicht von ihm. Wieso war er plötzlich so sauer? Dazu hatte er doch keinen Grund? Zwar stimmte es, dass ich ihm keine Rechenschaft schuldig war, aber ich verspürte das Bedürfnis, ihm klar zu machen, dass zwischen Mergim und mir nichts lief. Er sollte nichts falsches denken. Das wollte ich nicht.
„Kaan hör mal. Mergim ist nicht die Art von Freund, für die du ihn hältst! Er ist wie mein Bruder.“
Meine Stimme war nur ein leises Flüstern. Eigentlich war es ja verdammt dumm von mir, was ich gerade tat. Ich rechtfertigte mich für meinen besten Freund, was irgendwie absurd war. Es hatte ihn nichts zu interessieren, mit wem ich abhing. Schließlich hatte ich nichts mit Kaan!? Zumindest noch nicht .. oh Gott! Wohin meine Gedanken mal wieder schweiften. Ich erwartete eine Antwort, bekam sie jedoch nicht. Stattdessen drehte mir Kaan den Rücken zu und verschwand wortlos in seiner Wohnung. Natürlich nicht ohne die Tür zugeknallt zu haben! Männer!
Meine Stimmung war nach der Aktion mit Kaan nur kurz im Keller, denn Mergim und Arjeta brachten mich auf andere Gedanken. Mit den beiden konnte man gar nicht mehr aufhören zu Lachen! Nach einem ordentlichen Kaffee, hatten wir alle Hunger. Arjeta half mir beim Essen machen, während Mergim im Wohnzimmer am Laptop surfte. Die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, dass sie mir etwas sagen wollte. Wie es aussah, traute sie sich nicht. Schließlich legte ich das Messer weg, mit dem ich das Gemüse schnitt und wandte mich zu ihr.
„Jetzt sag schon.“, verlangte ich.
„Was? Wie? Was meinst du?“, stotterte sie und tat auf unwissend.
„Du willst mir was sagen, ich spüre das.“, grinste ich.
„Na ja .. also .. ich ..“
„Spuck's aus Arjet!“
„Ich hatte ein Date mit Mergim, als du weg warst.“Mein Mund formte sich zu einen großen O, wie in Zeitlupe. Ich brauchte ein paar Sekunden um ihren Satz zu verarbeiten. Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit. Irgendwie .. ich weiss nicht, wie ich das erklären konnte. Wie auch immer, Arjeta stand da und grinste mich an. Was dazu führte, das ich dieses Gefühl beiseite schob und ebenfalls breit grinste. Ich freute mich für sie!
„Und?“, fragte ich nach.
„Nichts und. Wir sind noch in der kennenlern Phase.“
„He? Ihr kennt euch seit über 3 Monaten!“
„Ja ich weiss .. mal schauen. Ich mag ihn wirklich sehr, aber ..“Sie hielt inne, starrte kurz in die Luft und widmete sich dann wieder ihrer Arbeit.
„Aber?“, hackte ich nach.
„Ich hab das Gefühl, dass er nichts von mir will. Er wirkte die ganze Zeit so desinteressiert .. verstehst was ich meine Fina? Eine Frau merkt sowas, an den Blicken. Er will mich nicht.“
„Das ist Quatsch Arjet! Er ist sehr schüchtern, hatte bislang noch keine Freundin.“
„Nein, Mergim ist alles andere als schüchtern, das weisst du selbst am besten. Er war mit den Gedanken die ganze Zeit woanders, als ob er an jemanden denkt. Ich glaub der hat schon eine.“
„Wenn das der Fall wäre, dann würde er nicht mit dir ausgehen!“
„Vielleicht hat er aus Nettigkeit zugesagt, weil wir Freundinnen sind.“
„Warte mal ..“
„Ja, ich hab ihn gefragt.“, ließ sie mich nicht aussprechen. „Wie auch immer .. lass uns das Essen fertig machen, hab einen Bärenhunger!“Mit ihrem letzten Satz schien das Thema für sie beendet. Ich ließ es für den Moment dabei bleiben. Jedoch nahm ich wir fest vor einmal mit Mergim darüber zu reden. Arjeta war ein tolles Mädchen und ich fand, dass die beiden super zueinander passen würden. Während ich die letzte Paprika klein schnitt, überkam mich wieder dieses komische Gefühl, das ich nicht einordnen konnte...
DU LIEST GERADE
Lautlose Schreie
General FictionDafina ist angehende Jura Studentin. Sie zieht von Mannheim nach Köln, wo sie an der Seite ihres besten Freundes studieren wird. Sie ist ein ganz normales Mädchen, doch der Schein trügt. Eine Kindheit voller schlimmer Erinnerungen, ein Schwager, der...