Kapitel 12

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Kapitel 12 : 

Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht, und hätte normalerweise schon längst zurücktreten sollen. Aber das tat ich komischerweise nicht! Er sah mich ein paar Sekunden lang ernst an und ich ertappte mich dabei, wie ich mich in seinen Augen verlor .. 

„Stell dir das mal vor ..“, flüsterte er. „Du bist tatsächlich nicht der einzige Mensch, der Zug fährt.“

Zu erst grinste er vorsichtig und dann fing er lauthals an zu Lachen. So ein Dummkopf! Der Typ hatte definitiv eine Schraube locker. Ich stieß ihn von mir weg und zog wieder an meiner Zigarette. 

„Wenn man ein Auto hat, dann geht man davon aus, dass der auch benutzt wird.“, sagte ich kalt. 

„Und wenn man weiter denkt, dann weiss man, dass ein Auto auch mal eine Panne haben kann. Aber hey, du bist ein Mädchen, von daher ..“, konterte er zwinkernd. 

„Immer diese Vorurteile.“, verdrehte ich genervt die Augen. 

„Willst du mir sagen, du hast du Ahnung von Autos? Als Jura Studentin, hast du sicher nur Gesetzte im Kopf.“ 

„Ich hab mehr im Kopf, als du es jemals haben wirst! Idiot.“

„Lust auf einen IQ Test?“, fragte er herausfordernd, und verschränkte die Arme vor der Brust. 

„Wann immer du willst.“, antwortete ich selbstbewusst. 

„Wir können uns ein Taxi teilen und unterwegs sehen wir dann, wer der klügere von uns beiden ist.“

„Pah! Das hättest du wohl gerne, was?“ 

„Was denn?“

„Mit mir ein Taxi zu teilen.“

„Also wenn ich ehrlich sein soll, ja.“, lächelte er verschmitzt. 

„Träum weiter.“

„Träume werden Realität.“ 

Die Diskussion zog sich in die Länge, aber irgendwie gefiel mir der Schlagabtausch. 

„Nicht bei jedem.“, meinte ich. 

„Hast Recht. Nimm mich als Beispiel, ich wollte gerade die halben Taxikosten sparen, aber mein Traum wurde zerplatzt. Peng! Wie eine Seifenblase.“, antwortete er traurig und tippte mit einem Finger in die Luft. 

„Du bist ziemlich kindisch, aber das weisst du sicher schon.“

„Manche Menschen nennen sowas Humor, aber okay, kindisch geht auch in Ordnung.“, grinste er. 

„Wie auch immer .. schöne Taxifahrt Kaan.“

„Ebenso Fräulein Unbekannt.“

Ich drehte mich um und ging zu einem Taxi, als ich mir plötzlich ein Gedanke kam. Irgendwas stimmte nicht .. aber mir fiel gerade einfach nicht ein, was es war. Während der Fahrt musste ich die ganze Zeit an Kaan denken, und das gefiel mir ganz und gar nicht .. 

Als ich in der Wohnung war, rief ich zu Hause an, um Bescheid zu geben. Anschließend schrieb ich Mergim noch eine Nachricht, dass ich wieder da war. Bei Arjeta hatte ich vorhin kurz vorbei geschaut. Wenig später lag ich müde im Bett und schloss meine Augen. Etwas das jeder kennt, man will schlafen, aber das Gehirn hält einfach nicht die Fresse. So war es bei mir gerade. Ständig wälzte ich mich hin und her. Doch plötzlich machte es klick, in meinem Kopf. Ich sprang auf und zog mich wieder an. Endlich war mir eingefallen, was am Gespräch mit Kaan vorhin so merkwürdig war! Kurz nach 22 Uhr, zeigte mein Handy mir an. Eigentlich schon ziemlich spät, aber um die Uhrzeit schlief er bestimmt noch nicht. Ich verließ die Wohnung und klopfte dann ziemlich laut an Kaans Tür. Nichts passierte. Erneut klopfte ich, diesmal konnte man das fast schon hämmern nennen. Immer noch nichts! Wütend legte ich meinen Finger auf die Klingel. Endlich regte sich etwas in der Wohnung und kurz darauf, riss Kaan die Tür auf. Und stand plötzlich nur in Boxershorts vor mir! Ach du scheisse! Seinem zuvor genervten Gesichtsausdruck, wich nun ein breites Grinsen. Meine Augen wanderten zu seiner breiten, glatten Brust, dann weiter zu seinen durchtrainierten Oberarmen und blieben auf seinem Sixpack kleben. Dabei wollte ich das gar nicht! Es passierte automatisch! 

Lautlose SchreieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt