Kapitel 55 :
Bum, Bum, Bum. Immer wieder der gleiche Ton. Bum, Bum, Bum. Immer wieder im gleichen Rhythmus. Wieso konnte das nicht aufhören? Ich wollte doch nur weiter schlafen. Einfach weiterschlafen, denn ich war so müde. Wieso war ich eigentlich so müde? Bum, Bum, Bum. Flatternd gingen meine Augenlider auf. Ich lag gemütlich auf dem Bauch, meiner Lieblingsposition. Ich rührte mich nicht, stattdessen lauschte ich noch einer ganzen Weile diesem Geräusch, das mich aus meinem Schlaf gerissen hatte. Mein Blick war auf die weiße Wand gerichtet, und da ich irgendwie das Gefühl hatte, dass sie sich drehte, schloss ich meine Augen wieder. Bum, Bum, Bum. Verschwinde doch einfach, brüllte ich in Gedanken, aber war wohl zu müde, um meinen Mund aufzukriegen. Und es hörte nicht auf, sondern wurde immer lauter, das Klopfen an der Tür. Ich stützte meinen Oberkörper an meinen Armen ab und versuchte mich aufzurichten, ließ mich aber direkt wieder fallen, da ich das Gefühl hatte, ich würde mich gleich übergeben. Gott, war mir übel. Wahrscheinlich hatte ich gestern etwas falsches gegessen .. wo wir bei der Frage waren, was ich überhaupt gegessen hatte. Ich .. ich erinnerte mich nämlich nicht daran.
„Mach die Gottverdammte Tür auf Dafina!“
Der laute Schrei und das folgende .. nennen wir es, gegen die Tür hämmern, kam von Arjeta. Eindeutig. Sie war so laut, dass ich dachte, mein Kopf würde gleich explodieren. Ich schlug die Decke weg und wollte aufstehen, als mich ein stechender Schmerz, im Unterleib durchzuckte. Ich hielt die Luft an, denn es tat verdammt weh. Bekam ich meine Periode? Nein, das war zu früh. Aber wieso .. wieso tat es plötzlich so weh? Ich stand auf, stützte mich erst mal an der Wand und nahm tief Luft. Mir war übel, vor mir drehte sich alles. Mit kleinen Schritten bewegte ich mich vorwärts, während es ununterbrochen an der Tür klopfte. Als ich diese schließlich öffnete, stand eine total aufgewühlte Arjeta vor mir. Vielleicht war das gerade nicht der richtige Zeitpunkt, aber ich fragte mich, wie ein Mensch sich in so kurzer Zeit, so stark verändern konnte. Was war nur aus dem blonden Engel geworden? Wo war ihr strahlendes Lächeln und die Lebensfreude, die ihr früher immer aus dem wunderschönen blauen Augen sprühte? Ich erkannte sie kaum wieder. Sie ließ sich gehen. Schwarze Augenränder, eingefallene Wangen, ihre Haare wurden immer kürzer. Atemlos trat sie an mir vorbei, murmelte dabei unverständliche Worte vor sich hin und kaute gleichzeitig an ihren Nägeln. Ich folgte ihr ins Wohnzimmer, nicht ohne bei jedem Schritt schmerzhaft das Gesicht zu verziehen. Verdammt, tat das weh ..
„Was machst du so früh hier?“, fragte ich stöhnend.
„Früh?!“, stieß sie ungläubig hervor. „Mädchen, es ist 16 Uhr!“Was zur Hölle?! 16 Uhr schon? Aber das konnte doch nicht sein? Wieso hatte ich so lange geschlafen? Oder .. andere Frage .. wann war ich überhaupt schlafen gegangen? Ich schloss meine Augen und dachte nach. Weinen, Rauchen, Weinen. Koffer packen .. ja .. aber danach? Weg.
„Wo warst du gestern Dafina, hab versucht dich zu erreichen.“
Gute Frage. Verdammt .. wo war ich gestern? Ich hatte meine Koffer gepackt, oder zumindest war ich dabei gewesen, wie mich der halbvolle Koffer im Schlafzimmer wissen ließ. Streng dein Gehirn an Dafina, streng dein Gehirn an! Mein ganzer Körper war plötzlich wie gelähmt, mein Kopf pochte, als ob jemand mit einem Hammer darauf hauen würde und zwischen meinen Beinen tat es höllisch weh. Wisst ihr was noch schlimmer war? Dieser .. Gedanke, der sich ganz langsam in meinen Kopf einnistete. Es war weg, alles war weg. Da war nichts. Schwarz! Blackout! Ich wusste nicht einmal, wie ich ins Bett gekommen war!
„Dafina?“
„Ich .. ehm ..“
„Hab das mit Kaan gehört, Kujtim hat es mir erzählt. Es tut mir so leid.“Sie nahm mich in den Arm und sprach tröstend auf mich ein. Kaan .. ja. Irgendwie hatte ich im Moment viel schlimmere Sorgen, als Kaan. Ich ahnte was gestern passiert war. Oder anders gesagt, ich ahnte, was mir angetan wurde, denn diese Schmerzen in meinem Unterleib waren nicht normal! Um Gottes Willen! Ich fing an zu zittern, löste mich vorsichtig von Arjeta und versuchte die Fassung zu bewahren.
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Lautlose Schreie
General FictionDafina ist angehende Jura Studentin. Sie zieht von Mannheim nach Köln, wo sie an der Seite ihres besten Freundes studieren wird. Sie ist ein ganz normales Mädchen, doch der Schein trügt. Eine Kindheit voller schlimmer Erinnerungen, ein Schwager, der...