Kapitel 37

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Kapitel 37 : 

Aber wenn es nicht Kaan war, wer war es dann? Ich zögerte einen Moment. Vielleicht war Agron gekommen. Ich hatte ihm gestern ins Gesicht gespuckt, vielleicht ist er jetzt gekommen um mir eine Lektion zu erteilen? Erneut klopfte es. Vorsichtig stellte ich meine Tasse auf den Tisch und schlich in den Flur. Ich sah durch den Spion und stieß einmal erleichtert die Luft aus. Mergim. Ich machte die Tür auf und einen Augenblick sahen wir uns schweigend an. Seine Hände waren in den Hosentaschen, unruhig trat von einem Fuß aufs andere. 

„Dafina, ich..“ 

Seine Stimme stockte und dann trat er einfach ein und umarmte mich. Meine Arme legten sich um seinen Hals, mein Kopf fand auf seiner Schulter Platz und ich merkte gar nicht, wie ich angefangen hatte zu weinen. Lautlos kullerten meine Tränen auf seine Jacke. Ohne mich von ihm zu lösen, fing ich an ihm von gestern Abend zu erzählen. Wie ich das Bild in der Gruppe gesehen hatte, Wie Elvana meine Nummer weitergegeben hatte, wie ich Hass Anrufe und Nachrichten bekam. Meine Stimme war nur mehr ein leises Flüstern, als ich bei Papa angelangte. Wie er mich verstoßen hatte und sagte, er wolle mich nie mehr sehen. Er sagte nicht, dass alles gut wird. Er wusste, dass ich das hasste. Stattdessen machte er sich von meinem klammernden Griff los und schob mich in die Wohnung. Er schloss die Tür, während ich ins Wohnzimmer ging. Eine Weile stand er schweigend da. Ich hatte mich auf die Couch gesetzt, hatte meine Hände zwischen meine Schenkel geklemmt und starrte auf meinen Schoß. Dann setzte sich Mergim zu mir und legte einen Arm um mich. Seine Nähe war mir stets bewusst, auch ohne seine Berührungen, aber seine Hand auf meiner Schulter wirkte beruhigend auf mich. 

„Du kennst unsere Mentalität. Du kennst auch viele solcher Fälle Dafin. Manche akzeptieren es, manche nicht. Das war dir bewusst Dafin und jetzt musst du mit den Konsequenzen leben.“

Er sprach ruhig auf mich ein, als ich etwas erwidern wollte, fiel er mir ins Wort. 

„Ich weiß, dass es nicht einfach werden wird. Vor allem, wenn deine Beziehung mit Kaan .. scheitert. Das soll jetzt hier auch kein Vortrag werden, ich bin nur gekommen, um dir zu sagen, dass du auf mich zählen kannst. Dass ich da bin für dich .. wenn du mich brauchst.“

Ich ließ die Worte auf mich einwirken. Noch jemand, der auf meiner Seite war. Es war mir so wichtig .. dass er zu mir stand, obwohl wir in letzter Zeit kaum Kontakt hatte. Er kam vorbei und sagte das, was ich hören wollte. Er sagte das, was ich gerade brauchte, um die Hoffnung nicht ganz zu verlieren. Er saß neben mir und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe, als sei nie was gewesen. 

„Ich muss los.“, sagte er nach ein paar Minuten, in denen wir schweigend da gesessen hatten. 

Er stand auf und ich folgte ihm zur Tür. Als ich mich bedanken wollte, sah ich plötzlich Kaan, der gerade aus dem Aufzug kam. Ehe ich mich versah, stand er vor uns und verpasste Mergim eine Faust, die ihm zu Boden warf. 

„Oh mein Gott! Was soll das? Bist du verrückt geworden?“, schrie ich hysterisch. 

Mergim sprang auf. Ich weiß, es klingt absurd, aber Kaan tat mir kein bisschen leid, als Mergim ihm ebenfalls eine runterhaute. Er hatte es nämlich verdient! Bevor die beiden weiter prügeln konnten, ging ich dazwischen. Ich hob meine Arme und nahm tief Luft. 

„Es reicht! Was soll dieses Theater?! Ich hab gerade andere Probleme!“, sagte ich laut. 

Ein Nachbar hatte seine Tür aufgemacht, um zu schauen, welche Idioten ihn um die Uhrzeit weckten. Als er sah, dass Kaan in Uniform da stand, verschwand er ziemlich schnell wieder. Langsam ließ ich meine Arme sinken und fing leise an zu weinen. Ich kam nicht drauf klar. Ich war dieser ganzen Situation nicht gewachsen! Die beiden schienen Vernunft angenommen zu haben, Mergim zumindest. Er murmelte eine Entschuldigung und ging dann. 

Lautlose SchreieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt