Kapitel 54 :
Als ich wieder bei Bewusstsein war, sah ich nur schwarz. Es dauerte eine Weile, bis ich realisierte, dass meine Augen verbunden waren. Ich lag seitlich auf einem Bett und trug obenrum nur noch meinen BH, das spürte ich. Panik machte sich in mir breit, mein Puls schoss von null auf 100. Meine Hände waren hinter meinem Rücken gefesselt und eine eisige Kälte durchfuhr meinen Körper. Dann folgte ein stechender Schmerz, als ich meinen Kopf bewegen wollte.
„Ahh!“, stöhnte ich auf und schnappte nach Luft.
Trotz der Schmerzen, die von meinem Hinterkopf über den ganzen Nacken schossen, versuchte ich mich umzudrehen. Hinter mir vernahm ich plötzlich Schritte, die mich augenblicklich inne hielten ließen. Ich zitterte wie Espenlaub und lauschte. Stille. Ein komischer, aber intensiver Geruch hing in der Luft. Parfüm, Benzin oder sogar Blut konnte es gewesen sein. Ich vermag nicht zu sagen, was genau es war, denn meine Sinne schienen nicht richtig zu funktionieren. Eine Hand, legte sich auf meine Wange und ich zog scharf die Luft ein. Ich wollte schreien, aber kein Ton kam aus meinen Lippen! Die Hand fuhr weiter zu meinem Hals und ich schwöre euch, ich hatte so eine Todesangst! Jemand legte mir Klebeband auf den Mund und ich verfluchte mich selbst, dass ich die Chance zum Schreien nicht genutzt hatte. Obwohl mich wahrscheinlich sowieso niemand gehört hätte. Rüde wurde ich nun an den Armen gepackt und aus dem Bett gezerrt. Kurz herrschte Stille, bis ich das Quietschen eines Stuhles vernahm. Ich wurde drauf gesetzt. Meine Hände wurden nun von Neuem gefesselt, diesmal an den Stuhl. Dann spürte ich, wie sich jemand an meinen Fußknöcheln zu schaffen machte und diese ebenfalls an das Stuhl fesselten, sodass ich bewegungsfähig da saß. Um Gottes Willen, was passierte hier? Was sollte das ganze? Was hatten sie mit mir vor? Ein weiterer Stuhl wurde heran gezogen. Jemand saß direkt hinter mir. Ich spürte einen warmen Atem, direkt an meinem Nacken und jedes Härchen auf meinem Körper stellte sich auf. Kerzengerade saß ich da und wagte es nicht einmal zu atmen. Behandschuhte Finger legten sich auf meine Schultern, fuhren meine Arme entlang und kurz darauf wurde mir die Augenbinde entfernt. Ein paar Sekunden lang sah ich alles verschwommen, mehrmals blinzelte ich benommen. Als sich meine Augen endlich an das gedämpfte Licht des Zimmer gewohnt hatten, wich mir beim Anblick dessen, was ich da sah, jegliche Luft aus der Lunge. Wie ein Schlag in die Magengrube, der so unerwartet und mit voller Wucht kommt, dass dir Hören und Sehen vergeht. Kaan kniete zirka zwei Meter von mir entfernt auf den Boden. Rechts und Links von ihm, standen zwei Männer, die eine schwarze Maske trugen, welche ihre Gesichter um die Augen herum verdeckten. Die Hände an den Rücken gefesselt und mit irgendwas im Mund, ich glaube es war ein Tuch, sah Kaan mich an. Während meine Augen vor Panik, Angst und Entsetzten, weit aufgerissen waren, wirkten seine .. traurig. Ja, auf irgendeine Art und Weise, lag da eine tiefe Traurigkeit in seinem Blick. Kaum merklich schüttelte er seinen Kopf und sah dann zu Boden. Ich war nicht in der Lage klar zu denken, aber ich glaube, dass dieses Kopfschütteln so viel wie, 'Es tut mir leid.' heißen sollte. Aber was genau tat ihm leid? Dass er mich verlassen hatte? Dass er mich verarscht hatte? Oder aber, dass er mich hier reingezogen hatte? Wobei ich noch nicht einmal wusste, was das alles hier überhaupt bedeutete! Einer der beiden Männern, packte Kaan plötzlich am Kragen seines Shirts und richteten ihn zu seiner vollen Größe auf. Ein Schlag in Kaans Bauch folgte. Und dann fingen die beiden an wie wild auf ihn einzuprügeln! Ein Schrei lag in meiner Kehle, doch er fand den Weg nach draußen nicht. Er blieb lautlos, wie immer. Blut strömte aus Kaans Nase. Jedes mal, wenn er zu Boden fiel, zogen die Männer ihn wieder auf die Beine und schlugen erneut auf ihn ein. Mein Brustkorb zog sich zusammen, als würde jemand seine Faust um mein Herz spannen und zudrücken. Tränen schossen mir aus den Augen, die ich mit aller Macht weg blinzelte. Als ich anfing herum zu zappeln und versuchte mich von den Fesseln zu befreien, hörte ich ein leises Lachen hinter meinem Rücken. Wer war das? Und was zur Hölle wollte er von mir? Zwei Hände legten sich auf meine Schultern und drückten zu. Kaan lag nun zusammengekrümmt auf den Boden und stöhnte vor Schmerz. Sein Gesicht war blutüberströmt und dieser Anblick lähmte mich. Nicht einmal weinen konnte ich mehr. Es tat so unglaublich weh ihn da so liegen zu sehen, obwohl er mir erst vor ein paar Tagen gestanden hatte, dass es alles nur ein Spiel war. Dass er mich nie wirklich geliebt hatte und dass ich nur eine von vielen war. Was diese Männer da taten war krank und skrupellos, wie konnte man jemanden so übel zurichten? Zu meiner Erleichterung schien das ganze nun ein Ende zu haben, denn einer von ihnen zog Kaan aus dem Zimmer. Dann wollten sie mir wieder die Augenbinde dran machen. Ich wehrte mich. Drückte die Augen zusammen und schüttelte meinen Kopf. Doch als Antwort darauf, kassierte ich einen Faustschlag ins Gesicht. Der Schlag war so kräftig, dass ich befürchtete, mein Kopf würde gleich zerspringen. Vor meinen Augen drehte sich alles, ich sah Sterne aufblitzen und dann war durch die Augenbinde wieder alles schwarz. Ich wurde vom Stuhl los gemacht und sackte kraftlos in mich zusammen. Anschließend wurde ich auf das Bett geworfen.
„Wir sind draußen, wenn du was brauchst.“, hörte ich eine fremde Männerstimme sagen.
Kurz darauf fiel eine Tür lautstark ins Schloss...
Ich glaube, dass ich für ein paar Minuten das Bewusstsein verloren hatte, denn als ich wieder zu mir kam, lag ich ausgestreckt auf dem Bett. Mein Schädel brummte. Meine Hände waren direkt über meinem Kopf, an den Bettpfosten gebunden. Plötzlich wurde ich an den Hüften gepackt und ein Stück nach unten gezogen. Ich ignorierte den Schmerz, der sich in meine nun ausgestreckten Armen breit machte, denn meine Jeans wurde mir vom Leib gerissen. Die Unterwäsche folgte. Splitterfasernackt lag ich da. Sowohl mein Inneres, als auch mein Äußeres bebte. Ich bekam kaum mehr Luft. Mein gesamter Körper verkrampfte sich. Es war so klar, was nun passieren würde. Es war so klar, und doch betete ich, dass das alles nur einer meiner üblen Albträume war, aus dem ich gleich schweißgebadet aufschrecken würde. Total unerwartet tröpfelte mir ein Bild ins Gedächtnis. Ich, als kleines Kind. Mit meiner großen Schultüte in der Hand, während der Einschulung. Mama hält meine Hand und Papa schaut stolz an mir herab. Ich lächle und dieses Lächeln kommt vom ganzen Herzen, es kommt mit der Unschuld eines Kindes, das nicht ahnt, was für ein grauenvolles Leben es erwartet. So viel Leid und so viele Schmerzen musste ich in den letzten Jahren ertragen. War das nun der Gipfel meiner Qualen? Würde es mit diesem Grauen, der mir gerade bevorstand, ein Ende haben? Oder fängt es damit erst richtig an? Sollte es so sein, so würde ich dem ganzen selbst ein Ende geben. Ein schwerer Körper legte sich auf mich und holte mich wieder in die Gegenwart zurück. In die Realität, aus der ich entfliehen wollte und es nicht schaffte. Der Geruch von vorhin stieg mir erneut in die Nase. Intensiver, stärker und nun wusste ich, dass es Parfüm war. Lippen legten sich auf meinen Hals und fuhren zu meinen Brüsten hinunter. Ein Laut drang in meine Ohren. Ein erregtes Stöhnen dieses Monsters, das auf mir lag, und ich betete zu Gott, dass er mich für diesen Moment Taub machen würde, wo ich doch schon Blind und Stumm war. Meine Oberschenkel wurden auseinander gedrückt. Mein Magen zog sich zusammen, Adrenalin strömte durch meine Venen und mein Herz drohte mir vor Angst, aus der Brust zu springen. Ich wehrte und wand mich unter seinen schweren Körper. Mit letzter Kraft schlug ich wie ein wild gewordenes Tier, mit meinen Beinen um mich. Ich wollte ihm nicht die Genugtuung verschaffen, indem ich kampflos aufgab. Ich wollte kämpfen, und doch war das ganze zwecklos, denn es dauerte nur einen Augenblick und da hatte er mich schon wieder unter Kontrolle. Ich war völlig außer Atem, mein Körper machte schlapp. Er nutzte die Gelegenheit und löste sich ganz kurz von mir. Dann hörte ich etwas Aufreißen. Ich glaube es war ein Kondompäckchen. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Aber nicht nur das, mich überkam ein großer Schmerz, der meinen gesamten Körper erfasste, ein Schmerz, den ich so nicht kannte. Außerdem war da Angst, Panik und die Gewissheit, dass ich verloren hatte. Wer auch immer da auf mir lag. Er hat gewonnen. Brutal drang er in mich ein, und es fühlte sich an, als sei ich entzwei gerissen worden. Er nahm mir das Klebeband vom Mund und sofort fing ich an zu schreien. Als ich merkte, dass ihn das ganze noch mehr erregte, versuchte ich die Klappe zu halten. Es würde mir ohnehin niemand zur Hilfe kommen. Ich presste meine Lippen aufeinander, hielt die Luft an und weinte still vor mich hin. Und doch hielt das bei dieser Brutalität nicht lange. Ich stöhnte vor Schmerzen, er stöhnte vor Lust und das direkt an meinem Ohr. Angewidert verzog ich das Gesicht und drehte meinen Kopf zur Seite. Lass es vorbei sein. Bitte, lass es schnell vorbei sein, betete ich stumm. Es tat so weh! Verdammt, es tat so unbeschreiblich weh, wieso hörte er nicht auf? Eine ganze Weile ging das noch so. Ich hatte aufgeben, lag quasi leblos da und hoffte einfach nur, dass es ein Ende haben würde. Als er fertig war, sackte er schließlich auf mich zusammen. Sein keuchender Atem und sein anschließender Lacher, widerten mich an. Er ging von mir runter und den Geräuschen nach zu urteilen, zog er sich wieder an. Meine Arme schmerzten, nein, mein ganzer Körper schmerzte und ich schaffte es nicht, mich zur Seite zu drehen. War es vorbei? Nein, noch nicht ganz. Eine Hand legte sich um meinen Hals, eine andere drückte mein Gesicht zur Seite. Mit Zeigefinger und Daumen wurde plötzlich mein Kinn nach unten gedrückt, und keine Sekunde später spürte ich eine Flüssigkeit auf meiner Zunge. Dann presste dieses Schwein, seine ekelerregenden Lippen auf meinen Mund. Wie ein Stempel, nach seinem vollendeten Akt. Stille folgte. Er stand noch immer im Zimmer, das wusste ich. Nach ein paar Minuten wurde mir übel, mein Atem ging immer schwerer .. ein erneutes Lachen folgte, das mich wissen ließ, dass seine Tropfen wirkten. Kurz darauf fiel die Tür ins Schloss. Er war weg. Noch immer waren meine Hände an das Bett gebunden und ich fror. Verzweifelt versuchte ich mich zu befreien, während ich gegen die Müdigkeit ankämpfte, die mich wie ein plötzlicher Regen überfiel ..
___________
Schaut doch mal bei meiner neuen Geschichte "Seelensplitter" vorbei :)
DU LIEST GERADE
Lautlose Schreie
General FictionDafina ist angehende Jura Studentin. Sie zieht von Mannheim nach Köln, wo sie an der Seite ihres besten Freundes studieren wird. Sie ist ein ganz normales Mädchen, doch der Schein trügt. Eine Kindheit voller schlimmer Erinnerungen, ein Schwager, der...